Botschafter des Heils in Christo 1874
König David und sein neuer Wagen (1.Chr 13–16) (Schluss)
Die Ordnung im Haus Gottes ist jetzt, dass Christus die Gläubigen „zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater gemacht hat“ (Off 1,6); und auch der Apostel Petrus erklärt, dass sie ein geistliches und königliches Priestertum seien (1. Pet 2,5–9). Gewisse Personen, von denen viele nicht einmal bekehrt sind, einzuführen, sie als Priester oder als Diener zu berufen und ihnen, mit Ausschluss anderer, ein bestimmtes Amt mit festem Gehalt zu verleihen, ist eine grobe Verleugnung dieser und anderer Stellen des Wortes Gottes und eine Beiseitesetzung des unumschränkten Vorrechts des Heiligen Geistes, welcher, wie wir in 1. Korinther 12,11 gesehen, anstatt den Dienst eines Menschen einzurichten, „jeglichem insbesondere austeilt, wie Er will.“ Und in keiner Stelle des Neuen Testaments beauftragt Er die Kirche oder die einzelnen Versammlungen, eine oder mehrere Personen über sich als Prediger, Pastoren oder Älteste zu ernennen. Und dennoch, was geschieht um uns herum? Entweder die Gemeinden wählen sich ihre Diener, oder der Staat setzt solche ein. Wo finden sie in dem Wort Gottes einen Grund für ein solches Verfahren? Nirgends. In den kleineren, von den Landeskirchen ausgeschiedenen Parteien mag sich in dieser Frage hie und da eine kleine Abweichung kundgeben; aber im Allgemeinen herrschen auch hier dieselben Grundsätze. Aber, ich wiederhole es, wo findet sich von dergleichen etwas in der Schrift? Wie wir in den Briefen sehen, setzten nur die Apostel und ihre Abgesandten, wie Timotheus und Titus, und sonst niemand Diakonen und Älteste ein, und zwar in jeder Versammlung eine Mehrzahl derselben und nicht eine einzelne Person; und keiner dieser wirklich ordinierten Diakonen und Ältesten empfing ein festes, regelmäßiges Gehalt. Alles, was diesem Grundsatz entgegen ist, ist der „neue Wagen“ Davids und bewirkt in unseren Tagen Spaltung, Unglück und moralischen Tod zur Rechten und zur Linken. Als menschliches Machwerk ist die Einrichtung der verschiedenen großen und kleinen religiösen Parteien so vollständig, dass, wenn es möglich wäre, jedes nähre Kind Gottes aus diesen Systemen zu entfernen, das Triebwerk ebenso gut und in manchen Fällen noch besser im Gang bleiben würde; denn dann würden keine Störer vorhanden sein, um die Irrtümer zu bezeichnen. Doch auch der Plan Davids schien anfangs durchaus vollständig und harmonisch zu sein; aber was bewirkte derselbe? Gott hatte von Anfang bis zu Ende nichts mit dieser menschlichen Erfindung Davids zu schaffen, und darum waren die Mitte und das Ende gleich beklagenswert. O möchten wir doch stets bedenken, dass ein Abwenden von dem Wort Gottes zu den „Überlieferungen der Menschen“ nichts anders ist, wie der Herr sagt, als ein Ungültigmachen der Gebote Gottes und als ein Erblinden und Erlahmen unserer eigenen Seelen.
David hatte dieses erfahren. Aber, wie gesagt, alles ist jetzt verändert. Die bitteren Erfahrungen haben ihn, „den so hoch geehrten Diener Gottes, weise gemacht, so dass er jetzt für den Dienst der Bundeslade seines Gottes völlig zubereitet ist. Er hat auf dem Weg der Trübsal erkannt und gefühlt, dass der Dienst Jehovas nicht „nach der Verordnung Gottes“ gewesen ist, und darum hat er nun jedes einzelne Teilchen des Wagen Werkes nicht nur aufgegeben, sondern schmerzliche Reue darüber getragen. Die geheiligten Priester und Leviten und nur sie allem verrichten den Dienst, welchen David noch kurz zuvor mittelst einer mechanischen Einrichtung zu erfüllen gehofft hatte. „Und die Söhne der Leviten trugen die Lade Gottes, wie Mose geboten hatte nach dem Wort Jehovas, auf ihren Schultern, mit den Stangen auf ihnen“ (V 15). Alles ist völlig verändert. In Kapitel 13 waren David und Israel so voll ihres eigenen Tuns, dass sie nach Kräften singen und spielen mussten; aber schon der nächste Vers stellt die ganze Szene als eine entweihte dar; und die Hand Gottes offenbart sich im Gericht des Todes unter ihnen gerade in dem Augenblick, als sie alle sich über sich selbst, über ihre Musik und über ihr schriftwidriges Werk so sehr ergötzten (Siehe Kap 13,8–14). Und findet man unter den kirchlichen Parteien unserer Tage nicht dieselbe Sache? Man singt, man spielt, man hält feierliche Ansprachen, man ist mit Stolz und Freude erfüllt über die Form und Einrichtung der so genannten Gotteshäuser; und die kleineren Gemeinschaften ahmen diese Weise des Ergötzens soweit als möglich nach. Ach! das ist kein Singen und Spielen dem Herrn in den Herzen, wovon die Schrift spricht; und der „Bruch“ wird sicher einmal unerwartet stattfinden.
David hatte mit diesem allem gebrochen. Der Dienst und die Verehrung Gottes waren jetzt bei ihm gründliche und gesegnete Wirklichkeiten. „Und David sprach zu den Obersten der Leviten, dass sie ihre Brüder, die Sänger, bestellen sollten ..., indem sie ihre Stimmen erhöben mit Freuden. Und es geschah, dass David und die Nettesten Israels und die Obersten über Tausend hingingen, die Lade des Bundes Jehovas hinauf zu holen aus dem Haus Obed–Edoms mit Freuden. ... Und David war angetan mit einem Oberkleid von Byssus, und auch alle Leviten, welche die Lade trugen, und die Sänger und Chenanja, der Oberste über den Gesang der Sänger; und David hatte ein leinenes Efod an. Und ganz Israel brachte die Lade des Bundes Jehovas hinauf mit Jauchzen und mit Posaunenschall und mit Trompeten und mit Zimbeln, klingend mit Harfen und Lauten“ (V 16.25.28). Die durch die Obersten der Leviten bestellten Sänger sind in der gegenwärtigen Haushaltung vorbildlich die Kinder Gottes, welche allein ermahnt sind, die Loblieder Gottes zu singen. Alle anderen spotten nur Gottes, wenn sie an diesem Lob Teil zu haben bekennen. Wie kann man jemanden preisen, den man weder kennt noch liebt? Das Lob ist ein höherer Charakter der Anbetung, als Bitte und Danksagung. Und ist es vor allem nicht höchst verwerflich, aus diesen heiligen Dingen ein Geschäft zu machen? Man setzt Männer ein, die, mögen sie bekehrt oder unbekehrt sein, für ein bestimmtes Gehalt predigen, beten, loben und danken; man verschreibt sich bei feierlichen Gelegenheiten für bedeutende Summen berühmte Organisten und ausgezeichnete Sänger; und dieses alles ist eine Nachahmung des Judentums in den Tagen unseres Herrn, als Er sagte: „Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus.“ Man denkt kaum daran, dass Sünder bekehrt oder Gläubige erbaut werden, sondern man hat es hauptsächlich nur darauf abgesehen, eine große Menge anzuziehen und vielleicht einträgliche Kollekten abzuhalten. Erinnert uns dieses alles nicht an die Worte: „Durch Habsucht werden sie euch verhandeln mit erkünstelten Worten?“ (2. Pet 2,3)
Der wahre und einfache Gottesdienst wird nimmer von der Gesinnung, des Fleisches wertgeschätzt werden; denn „die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft wider Gott“, Das musste auch David bei dieser Gelegenheit erfahren. Die Tochter Sauls konnte einen so sinnlosen, geringen und reizlosen Gottesdienst, dem sich David unterzog, nicht ertragen und behandelte das Werk und den Diener Jehovas mit Geringschätzung. „Und es geschah, als die Lade des Bundes Jehovas zur Stadt Davids kam, da schaute Michal, die Tochter Sauls, durchs Fenster und sah den König David springen und spielen, und sie verachtete ihn in ihrem Herzen“ (V 29). Ebenso ist es jetzt. Der wahre Anbeter und die wahre „Anbetung im Geist und in der Wahrheit“ sind verachtet, während das Auge die prachtvollen Gebäude, die imponierenden Gebräuche und Zeremonien und die papistischen Vermummungen mit Begierde betrachtet; aber der wahre Diener des Herrn sollte, anstatt sich stören zu lassen, in solchen Umständen einen umso größeren Mut für den Herrn zeigen. „Da sprach David zu Michal: Es war vor dem Angesicht Jehovas, der mich erwählt hat vor deinem Vater und seinem ganzen Haus, mich zum Fürsten zu verordnen über das Volk Jehovas, über Israel, ja, vor dem Angesicht Jehovas habe ich gespielt. Und ich will noch geringer werden denn also, und niedrig sein in meinen Augen“ (2. Sam 6,21–22). „Und sie brachten die Lade Gottes hinein und stellten sie innerhalb des Zeltes, das David für sie ausgespannt hatte, und opferten Brandopfer und Friedensopfer vor Gott (1. Chr 16,1). Welch einen herrlichen Gegensatz bildet dieses alles zu der Szene in Kapitel 13! Und warum? Einfach weil David und Israel in dem einen Fall den Weg Menschlicher Überlieferung, und im anderen den Weg der Wahrheit, den Weg des Wortes Gottes wandelten. Jede der Schrift entsprechende Sache muss gelingen, wenn wir den Weg des Herrn verfolgen und uns vom äußeren Schein und Gepränge lossagen, welches nur ein übertünchtes Grab, Spott und Trug ist. Die Lade Gottes war nicht nur in den ihr gebührenden Platz, in ein einfaches Zelt gebracht, sondern David segnete auch das Volk im Namen Jehovas. „Er verteilte an einer jeglichen in Israel, vom Mann bis zum Weib, einen Laib Brot und eine Fleischspende und einen Traubenkuchen. Und er stellte vor die Lade Jehovas Diener aus den Leviten, dass sie Jehova, den Gott Israels, priesen, lobten und rühmten“ (V 3–4). Wie lieblich sind diese Klänge, gegenüber der Sprache und den Handlungen Davids, als Jehova einen Bruch wegen seines Ungehorsams an ihm machte!
Wir haben hier ferner einen äußerst herrlichen Gegenstand vor unseren Augen, nämlich das tausendjährige Reich in Herrlichkeit. Wir schauen die Züge der majestätischen Rückkehr des Menschensohnes in seine eigene Herrlichkeit, sowie in die Herrlichkeit des Vaters, der heiligen Engel und seiner Kirche. Nachdem die Zurückbringung der Lade Gottes mit den sie begleitenden Feierlichkeiten vollendet war, lesen wir: „Dazumal, an selbigem Tag, gab David diesen Psalm, als den ersten, Jehova zu lobsingen durch Asaf und seine Brüder“ (V 7). Sein erster Gedanke ist jedoch weder die Regierung, noch die Herrlichkeit, sondern Jehova selbst. Er sagt: „Lobsingt Jehova, ruft an seinen Namen ...! Singt Ihm, singt Ihm Psalmen ...! Rühmt euch in seinem heiligen Namen! Es freue sich das Herz derer, die Jehova suchen: Fragt nach Jehova und seiner Stärke, sucht sein Angesicht beständig! Gedenkt seiner Wunderwerke, die Er getan, seiner Wunderzeichen Und der Gerichte seines Mundes“ (V 8–12). Und von der zweiten, persönlichen Wiederkunft des Herrn sagt er: „Man spreche unter den Nationen: Jehova regiert! ... Denn Er kommt, zu richten die Erde“ (V 31.33). Wir haben hier also die „Erscheinung“ und die Herrlichkeiten des Reiches des wahren Sohnes Davids, des „Königs der Könige, des Herrn der Herren.“ Dann wird das niedergetretene Israel nicht länger vergessen, und auch die Nationen werden gesegnet sein. „Erzählt unter den Nationen seine Herrlichkeit, unter allen Völkern seine Wunderwerke! Denn groß ist Jehova und sehr zu preisen, und furchtbar ist Er über alle Götter; denn alle Götter der Völker sind Nichtigkeiten; Jehova aber hat die Himmel gemacht. Ehre und Majestät ist vor seinem Angesicht, Stärke und Freude in seiner Wohnstätte. Gebet Jehova, ihr Völkerstämme, gebt Jehova Herrlichkeit und Stärke!“ (V 24–28) Ja, dann wird die ganze Schöpfung „freigemacht sein von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ Der Himmel, die Erde, das Meer, das Gefilde und die Bäume des Waldes sind berufen, vor Ihm zu jauchzen und zu jubeln, weil „Er kommt, zu richten die Erde.“ – „Und wenn deine Gerichte auf der Erde sind, werden die Bewohner Gerechtigkeit lernen.“
Wir sehen also den anfangs so reichen Pfad Davids bei der Einführung der Arche Gottes in ihren einfachen und zeitweiligen Ruheplatz einen guten Verlauf nehmen. Möchte der Leser aus dieser Geschichte lernen, wie verwerflich es ist, ein gutes Werk auf eine verkehrte Weise zu verrichten. Alle Systeme der kirchlichen Parteien sind, gleich dem „neuen Wagen“ Davids, menschliche Erfindungen, die einmal unter der Hand Gottes zusammenbrechen werden. Eine Verbindung mit ihnen muss Elend und Verderben zur Folge haben. Nur wenn wir dem Worts Gottes gehorchen, wenn wir uns, getrennt von der gottlosen, wie von der religiösen Welt, im Namen Jesu versammeln und uns mit den Gaben begnügen, die der Geist Gottes uns darreicht, dann wird Friede, Freude und Segnung unser Teil sein.