Die Bergpredigt
Eine Verständnishilfe zu Matthäus 5 - 7
35. Der Schluss der Bergpredigt (Matthäus 7,28.29)
„Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte, da erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre“ (V. 28). Die Rede des Herrn ist zu Ende. Obwohl seine Worte in erster Linie an seine Jünger gerichtet waren (s. Kap. 5,1), war die Zuhörerschar doch viel größer. Viele hatten also die ernsten und klaren Belehrungen gehört, und sie waren darüber erstaunt. Von solchem Erstaunen der Hörer über die Lehre unseres Herrn lesen wir auch in Matthäus 13,54; 22,33 usw. Er redete anders, als die Menschen es von den jüdischen Schriftgelehrten gewohnt waren. Seine Worte waren erfüllt von Autorität, von Weisheit und Gnade (Mk 1,22; 6,2; Lk 4,22).
Ach, wie viele Menschen sind auch heute noch von den Worten der Bergpredigt beeindruckt und meinen, sie könne der Menschheit den Weg aus dem Elend und der Ungerechtigkeit unserer heutigen Welt weisen! Wie viele bewundern auch heute noch die menschliche Größe von Jesus von Nazareth, ohne Ihn, den Sohn Gottes, glaubend als Heiland und Herrn anzunehmen! Wie mancher staunt auch heute noch über die Einzigartigkeit, die Größe und den literarischen Wert der Bibel, ohne zu erkennen, dass es Gottes Wort ist, das den Weg aus der Finsternis der Gottesferne in sein wunderbares Licht zeigt!
„Er lehrte sie wie einer, der Gewalt hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.“ Der Herr Jesus sprach mit eigener, unanfechtbarer Autorität. Seine Worte waren Worte Gottes und deshalb schärfer als jedes zweischneidige Schwert (vgl. Heb 4,12). Als Sohn Gottes offenbarte Er Gottes Gedanken, aber Er kannte auch das menschliche Herz, in das seine Worte wie ein Schwert hineindrangen.
Die jüdischen Schriftgelehrten dagegen begründeten alles, was sie lehrten, mit der Autorität bekannter Rabbiner, die vor ihnen gelebt hatten. Ihre Erklärungen waren daher oft weitschweifig und trocken. In den vierhundert Jahren nach dem Auftreten der letzten Propheten des Alten Testaments hatten sich die verschiedenen Schulen von jüdischen Lehrmeinungen der Pharisäer, Sadduzäer und Essener entwickelt. Sie waren in grundsätzlichen Fragen zerstritten, aber oft auch über Kleinigkeiten uneinig. Es ist schwer, die dürren Auseinandersetzungen der Schriftgelehrten zu verstehen. Aber manche biblischen Ansprachen unserer Zeit sind nicht viel besser.
Gewiss gab es Zuhörer des Herrn, die zwar erstaunt waren, und dennoch ungläubig blieben, wie einst ihre Väter zur Zeit des Propheten Jesaja, der klagte: „Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn offenbar geworden?“ (Jes 53,1). Viele mögen nach dieser Rede jedoch auch mit ernsten Gedanken über ihr Leben nach Hause gegangen sein, weil sie sich von den Worten des Herrn Jesus im Innersten getroffen fühlten. Es sind ja Worte ewigen Lebens (Joh 6,68), deren Befolgung auch für uns nur Segen mit sich bringt!