Prophetische Übersicht über die Psalmen
Psalm 35-41
Psalm 35
Mit diesem Psalm beginnt eine neue Serie. Erneut wird der gottesfürchtige Überrest in der Zeit tiefster Bedrängnis gesehen. Er leidet unter der Verfolgung durch die gottlosen Juden im Land. Der Psalm beginnt mit einem Ruf der Juden des Überrestes zum Herrn, aktiv gegen ihre Widersacher einzuschreiten. Sie erbitten seinen göttlichen Schutz („Tartsche und Schild“; V. 1–3) und flehen um das Verderben ihrer gottlosen Verfolger (Ps 35,4–10). Sie breiten ihre Notlage vor dem Herrn aus. Falsche Zeugen sind aufgestanden und beschuldigen sie solcher Dinge, die sie nicht getan haben (Ps 35,11–16). Die Juden des Überrestes, „die Stillen im Land“ (Ps 35,20), schauen auf zu dem Herrn und fragen, „wie lange“ Er sie noch in derart prüfenden Umständen ausharren lässt, wo sie doch versuchen, inmitten der gottlosen Juden im Land für Ihn zu leben (Ps 35,17–22). Sie fordern den Herrn erneut auf, sie vor ihren Verfolgern zu befreien, sodass ihr Mund geöffnet werden möge, um den Herrn dann für seine Befreiung zu preisen (Ps 35,23–28).
Psalm 36
Während die Drangsal voranschreitet, steht ein gesetzloser Mann unter der abtrünnigen Masse der Juden im Land auf. Es ist der Antichrist, der falsche Messias und König der Juden.1 Die Juden des Überrestes sehen auf ihn und beschreiben seine Bosheit ausführlich (Ps 36,2–5). Anschließend wenden sie sich um und schauen auf den Herrn, den wahren Messias und König Israels. Ihre Gedanken richten sich auf seine Größe und Herrlichkeit. Welch ein Kontrast! Der eine ist durch das Böse gekennzeichnet, der andere durch Güte, Treue und Gerechtigkeit. Der eine hat es unterlassen Gutes zu tun, der Andere sucht das Gute für „Mensch und Vieh“ (Ps 36,6–10). Der Blick auf den Herrn ermutigt die Juden des Überrestes und bringt sie dazu, Ihn zu bitten, sie vor ihren Verfolgern („die Frevel tun“) zu befreien und das Reich mit Macht aufzurichten (Ps 36,11–13).
Psalm 37
Da sich die Juden des Überrestes der Macht des Herrn, das Reich aufzurichten, bewusst geworden sind (Ps 36,6–10), raten sie einander, sich nicht wegen „der Übeltäter“ im Land zu sorgen. Wie auch der Herr die Übeltäter lange erträgt, so müssen es auch diejenigen tun, die auf seine Befreiung warten. Sie sind angehalten, dem Herrn zu vertrauen und auf Ihn zu warten, bis Er zu ihren Gunsten eingreift (Ps 37,1–6). Der Antichrist („der Gottlose“ in der Einzahl) erscheint für eine gewisse Zeit und hat Erfolg in seiner Gottlosigkeit. Doch die Juden des Überrestes bleiben voll Zuversicht, dass dies nicht sehr lange andauern wird (Ps 37,7–13). Und sie sind sich ebenso sicher, dass auch ihre Verfolgung seitens der abtrünnigen Juden („die Gottlosen“ in der Mehrzahl) unterbunden werden wird (Ps 37,14–22). Bis dahin ist es die Aufgabe des Überrestes, danach zu streben, aufrichtig vor dem Herrn zu leben und Ihn zu erwarten. Er wird sie in dieser Zeit der Erprobung bewahren (Ps 37,23–34). Dieser Psalm endet mit der Erwartung der Juden des Überrestes, dass der Antichrist und seine Anhänger ihre Macht durch Gericht verlieren und sie befreit werden (Ps 37,35–40).
Psalm 38
Die nächsten beiden Psalmen stellen die Leiden der Juden des Überrestes unter den Regierungswegen Gottes dar. Zusätzlich zu dem Leid, das sie bereits durchleben (die Verfolgung durch ihre eigenen Brüder), spüren sie, wie die züchtigende Hand des Herrn wegen ihrer Sünden auf ihnen liegt. Pfeile der Überführung durchstechen ihr Gewissen und rufen ihnen ihre Sünden in Erinnerung (vergleiche Ps 38,1). Sie erkennen, es mit einem heiligen Gott zu tun zu haben und dies lässt ihnen keine Ruhe (Ps 38,2–9). Überwältigt von der Trauer über ihre eigenen Sünden und der Verfolgung durch die gottlosen Juden (Ps 38,10–18) bekennen sie dem Herrn ihre Schuld 2 (Ps 38,19) und appellieren an Ihn, sich zu beeilen, sie zu befreien (Ps 38,18–23).
Psalm 39
In ihrer Verzweiflung fassen die Juden des Überrestes den Entschluss, nicht mit ihrer Zunge zu sündigen. Sie erhoffen sich dadurch, göttliche Gunst zu erlangen und ihre Befreiung zu beschleunigen. Sie müssen jedoch feststellen, dass sie diese selbst auferlegte Bedingung nicht lange erfüllen können und sie tun genau das, was sie sich vornahmen nicht zu tun (Ps 39,2–4). Auf diese Weise wird ihnen ihre eigene Hilflosigkeit viel stärker bewusst. So schauen sie auf den Herrn, dass Er sie lehren möge, ihr eigenes Herz kennenzulernen. Schließlich lernen sie die demütigende Lektion, dass nichts Gutes im Fleisch wohnt und dass der Mensch in seinem besten Zustand ganz und gar nichtig ist (Ps 39,5–7). Enttäuscht über ihr eigenes Versagen und ihre eigenen Schwachheiten werfen sich die Gläubigen des Überrestes auf den Herrn, um von ihren Übertretungen befreit zu werden.3 Sie spüren, unter dem Einfluss göttlichen Zornes zu stehen. Daher schreien sie zu dem Herrn, dass Er sie vor diesen Zuchtmaßnahmen verschonen möge (Ps 39,8–14).
Psalm 40
Dieser Psalm ist das Lied der Auferstehung Christi. Nachdem Er geduldig auf die Rettung des HERRN aus „der Grube des Verderbens“ gewartet hatte, in die Er nach dem Willen Gottes und zum Segen seines Volkes, geworfen wurde, ist Er erhört und durch Auferweckung vom Tod befreit worden. Zudem erzählt der Psalm von seinem vollkommenen Gehorsam als treuer Zeuge für Gott in dieser Welt. Er berichtet von seinem Verhalten und dem Bekennen der Sünden seines Volkes. In Anwendung auf den Überrest stellt dieser Psalm dessen Befreiung vor. Die gläubigen Juden dieses Überrestes berichten, wie der Herr eingegriffen, sie aus ihrer „Grube des Verderbens“ heraufgeführt und ihre Schritte befestigt hat. In der Folge ist ihnen ein Lied in den Mund gelegt, ein Lobgesang für ihren Gott (Ps 40,2–4). Voll Anerkennung für alles, was der Herr für sie getan hat, stellen sich die Juden des Überrestes Gott freiwillig zur Verfügung. Sie predigen Gerechtigkeit und verkünden allen seine Treue und seine Errettung (Ps 40,5–11). Auch weil nach wie vor Feinde auf der Erde existieren, drücken diese Juden aus, wie nötig sie den Schutz und die Fürsorge des Herrn haben. Sie schauen auf die Zeit, zu der der Herr sie von all ihren Angreifern völlig befreien wird (Ps 40,12–18).
Psalm 41
Dieser Psalm beschließt das erste Buch der Psalmen, indem er die Situation der Juden des Überrestes zusammenfasst. Er bildet eine Art Anhang, welcher die Grundzüge ihrer Position erneut formuliert. Sie werden hier leidend unter den Verfolgungen der Drangsalszeit gesehen („Zeit der Drangsal“: Dan 12,1). Doch es ist ihre Zuversicht, dass der Herr sie bewahren wird (Ps 41,2–4). Wir finden hier auch die Demütigung und das Sündenbekenntnis des Überrestes (Ps 41,5–9). Doch in erster Linie beschreibt der Psalm den Verrat des Antichristen („der Mann meines Friedens (d. h. mein Freund)“), der den Angriff auf den Überrest leiten wird (Ps 41,10.11). Der Psalm endet mit der Befreiung des Überrestes. Nun steht dieser mit Lobpreis erfüllt vor dem Herrn (Ps 41,12–14).
Fußnoten
- 1 Der „Gottlose“ (V. 2) steht in diesem Psalm in der Einzahl. Dann bezieht es sich immer auf den Antichristen. Später in Psalm 37,14-34 (Anm. d. Übers.: auch schon hier in V. 12) wird die Mehrzahl „die Gottlosen“ gebraucht, was sich immer auf die abtrünnige Volksmasse bezieht, die dem Antichristen folgt.
- 2 Hierbei handelt es sich noch nicht um das Bekenntnis ihrer Blutschuld am Tod des Herrn (Ps 51,16). Dahin werden sie erst bei seiner Erscheinung gelangen.
- 3 Zuvor schrie der Überrest um Befreiung vor den Gottlosen (Ps 37,40 usw.). Doch jetzt ruft er um Befreiung vor seinen eigenen Sünden.