Er lehrte sie vieles in Gleichnissen (Band 2)
Der ungerechte Verwalter
Auf die drei Gleichnisse von Lukas 15 folgt direkt in Kapitel 16 das Gleichnis vom ungerechten Verwalter. Das, was wir in diesem Gleichnis lernen sollen, wird anschließend in der Geschichte von dem »reichen Mann und dem armen Lazarus« bestätigt. Dort zieht der Herr auch ein wenig den Schleier beiseite und gestattet uns einen Blick in die unsichtbare Welt – die Welt der abgeschiedenen Geister.
Anders als in den drei vorhergehenden Gleichnissen zeichnet der Herr in Lukas 16 ein Bild von typisch weltlicher Atmosphäre. Hier wird nicht nach dem Verlorenen gesucht, sei es im Bereich eines Hirten oder im häuslichen oder familiären Bereich, sondern es wird gezeigt, wie das Leben der Gefundenen in dieser Welt aussehen soll. Genauer gesagt: wie die Jünger des Herrn mit irdischem Besitz umgehen sollen.
Wie Vers 14 unseres Kapitels und die Verse 1 und 2 von Kapitel 15 deutlich machen, wurden alle Gleichnisse dieser beiden Kapitel vor einer recht „gemischten“ Zuhörerschaft gesprochen. Außer einer gewissen Anzahl von Jüngern hörten auch die Schriftgelehrten und Pharisäer die Worte des Herrn Jesus; ebenso viele Zöllner und Sünder.
Der Verwaltung enthoben
„Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein gewisser reicher Mann, der einen Verwalter hatte; und dieser wurde bei ihm angeklagt, dass er seine Habe verschwende. Und er rief ihn und sprach zu ihm: Was ist dies, das ich von dir höre? Lege Rechenschaft ab von deiner Verwaltung, denn du kannst nicht mehr Verwalter seina (Lk 16,1.2).
Dass der Mensch von seinem Schöpfer mit einem »Vermögen« betraut worden ist, haben wir schon im Gleichnis vom »verlore-nen Sohn« gesehen. Gott hat ihn nach Geist, Seele und Leib mit Fähigkeiten ausgestattet, die er zur Verherrlichung seines Schöpfers benutzen soll. Insofern ist er ein Verwalter Gottes. Aber er hat dieser Aufgabe nicht entsprochen. Der verlorene Sohn vergeudete (oder: verschwendete) sein Vermögen ebenso, wie der ungerechte Verwalter die Habe seines Herrn verschwendete. Der eine tat es im fernen Land, der andere im Haus seines Herrn.
Der letzte Hinweis legt den Gedanken nahe, dass außer der allgemeinen Sichtweise der ungerechte Verwalter im Besonderen auch ein Bild von Israel ist. Gott hatte diesem Volk in einem von Ihm festgesetzten Bereich das Gesetz gegeben und die Verheißungen und den Gottesdienst (Röm 9,4.5). Aber auch dieses Volk hat die ihm anvertrauten einzigartigen Güter veruntreut.
Anstatt die ihm geschenkte Kenntnis von dem einen und wahren Gott zu den Völkern der Erde zu tragen, brachen sie das Gesetz Gottes, verfielen selbst dem Götzendienst und ermordeten schließlich ihren eigenen Messias, als Er – ein Licht zur Offenbarung für die Nationen und zur Herrlichkeit des Volkes Israel – zu ihnen gekommen war (Lk 2,32).
Als Folge davon sind sie der Verwaltung enthoben worden. Gott betrachtet sie nicht mehr als Seine Verwalter. Schon der Prophet Hosea hatte dem Volk zurufen müssen: „Ihr seid nicht mein Volk, und ich, ich will nicht euer sein“ (Kap. 1,9). Aber nicht nur Israel im Besonderen, sondern auch der Mensch im Allgemeinen wird nicht mehr als Verwalter Gottes angesehen. Er hat diese Stellung durch eigene Untreue verloren. Trotzdem bleibt seine Verantwortlichkeit vor seinem Schöpfer bestehen, denn Gott hat ihn noch im Besitz der irdischen Güter gelassen.
Wenn nun auch dem ungerechten Verwalter unseres Gleichnisses die Enthebung von seinem Posten als Verwalter unmittelbar bevorsteht, wie verfährt er inzwischen mit den Gütern, die nicht ihm, sondern seinem Herrn gehören? Wie setzt er die ihm verbliebenen Möglichkeiten und Fähigkeiten ein? Hier nimmt das Gleichnis eine Wendung, die wir so nicht erwartet hätten.
Die Klugheit des Verwalters
„Der Verwalter aber sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Denn mein Herr nimmt mir die Verwaltung ab. Zu graben vermag ich nicht, zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich tun werde, damit sie mich, wenn ich der Verwaltung enthoben bin, in ihre Häuser aufnehmen. Und er rief jeden einzelnen der Schuldner seines Herrn herzu und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Der aber sprach: Hundert Bat Öl. Er sprach aber zu ihm: Nimm deinen Schuldbrief, setze dich schnell hin und schreibe fünfzig. Danach sprach er zu einem anderen: Du aber, wie viel bist du schuldig? Der aber sprach: Hundert Kor Weizen. Und er spricht zu ihm: Nimm deinen Schuldbrief und schreibe achtzig“ (Lk 16,3–7).
Während die einleitenden Worte des Gleichnisses recht knapp gehalten sind, wird uns die Klugheit des Verwalters breit geschildert. Wir hören von seinen Überlegungen, von seiner augenblicklichen Entscheidung, und wie er die Entscheidung sogleich in die Tat umsetzt. Er hat auch nicht viel Zeit zu verlieren, wenn er den bitteren Folgen der Amtsenthebung entrinnen will. Zwei Möglichkeiten schließt er allerdings von vornherein strikt aus. Seinen Lebensunterhalt durch Graben zu verdienen kommt nicht in Betracht, weil er für diese schwere Arbeit nicht die Kraft besitzt. Aber auch sein Dasein durch Betteln zu fristen, schämt er sich. Schließlich hatte er bis jetzt eine einflussreiche Stellung inne. Und nun sollte er zugeben, dass er so tief gesunken war? Nein, das kam ebenfalls nicht in Frage!
Haben wir hier nicht ein Bild des Menschen von Natur? Einerseits ist er völlig ohne Kraft, den Anforderungen Gottes zu entsprechen – „da wir noch kraftlos waren“ (Röm 5,6). Es ist eine der demütigendsten Feststellungen, dass der Mensch – ob Jude oder Heide – keine Kraft besitzt, das Gute zu tun und das Böse zu lassen. Andererseits schämt er sich, seinen wahren Zustand einzugestehen. Sein Stolz verbietet es ihm, eine bittende Haltung einzunehmen. Das sind die beiden Hauptgründe, warum der Mensch das Evangelium abweist, warum er die Gnade Gottes hasst. Denn Gnade setzt voraus, dass wir ohne Kraft sind; und man kann sie nur als Bittender und unverdient empfangen.
Aber dann kommt der ungerechte Verwalter zu einem Entschluss, der nicht typisch für alle Menschen ist. Deswegen sprach ich von einer unerwarteten Wendung. In ihrer Mehrzahl stellen sie nämlich nicht die Überlegungen an, über die der Verwalter in seiner Klugheit nachdachte. Sie leben vielmehr unbekümmert in den Tag hinein und machen sich keine
Gedanken darüber, dass einmal der Zeitpunkt kommt, da der Mammon „zu Ende geht“ (Vers 9).
Der Verwalter jedoch – so ungerecht er war – dachte an die Zeit „danach“. Was war zu tun, so überlegte er, damit die Leute, wenn er der Verwaltung enthoben sein würde, ihn „in ihre Häuser aufnehmen“ würden? Das machte seine Klugheit aus: Er war nicht mit der Gegenwart beschäftigt, sondern richtete seinen Sinn auf die Zukunft. Zweifellos hätte er sich, solange er noch die Macht dazu besaß, an den Gütern seines Herrn bereichern können. Aber er tat es nicht. Vielmehr suchte er, die Schuldner seines Herrn – und deren muss es viele gegeben haben – zu seinen Schuldnern zu machen, um so seine eigene Zukunft zu sichern. So machte er von den Gütern seines Herrn einen Gebrauch, den man sicher nicht als gerecht, wohl aber als klug bezeichnen kann.
Nur zwei Beispiele von Schuldnern werden genannt. Es scheint sich – was das Bild angeht – nicht um Pächter von Land gehandelt zu haben, sondern um Händler, die ihrem Herrn, einer Art Großhändler, Summen für erhebliche Mengen an Öl und Weizen schuldeten, die sie von ihm bezogen hatten. Anders ist es kaum zu erklären, dass der eine seinem Herrn nur Öl, der andere nur Weizen schuldete. Hundert Bat Öl entsprechen übrigens etwa 3.938 Liter und hundert Kor Weizen etwa 39.380 Liter. „Großzügig“ erließ nun der Verwalter diesen beiden Schuldnern beträchtliche Summen ihrer Schuld. Dasselbe tat er mit „jedem einzelnen der Schuldner seines Herrn“.
„Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts ihrem eigenen Geschlecht gegenüber“ (Lk 16,8).
Dass das Handeln des Verwalters ungerecht war, wird also keineswegs übersehen. Er wird ausdrücklich, so die wörtliche Übersetzung, Verwalter der Ungerechtigkeit genannt. Das bedeutet natürlich nichts anderes als »ungerechter Verwaltet, legt aber besonderen Nachdruck auf die Ungerechtigkeit dieses Mannes und seines Tuns.
Warum aber lobt ihn sein Herr, und wofür lobt er ihn, als er den wahren Sachverhalt von allem erfährt? Nun, er kann nicht umhin, die Klugheit seines ungerechten Verwalters anzuerkennen. Der hatte schließlich die Gegenwart der Zukunft geopfert, und das ist durchaus nicht alltäglich und ist deswegen des Lobes wert. Wohlgemerkt, der Verwalter wird nicht seiner Ungerechtigkeit wegen gelobt, sondern „weil er klug gehandelt hatte“. Er hatte es verstanden, sich mit dem, was ihm nicht gehörte, Freunde zu machen für die Zeit „danach“.
Handeln die Menschen im Allgemeinen nicht genau umgekehrt und opfern die Zukunft für die Gegenwart? Ihr Denken und Trachten ist vorwiegend auf gegenwärtige Vorgänge und Entwicklungen gerichtet. Und wenn sie doch um die Zukunft besorgt sind, dann sind sie es nur im Blick auf eine Zukunft in dieser Welt. Weiter reicht ihre Klugheit nicht. Sie leben für diese Welt, und was danach kommt, interessiert sie nicht. Deswegen werden sie auch »Söhne dieser Welt« genannt. Der reiche Mann im letzten Abschnitt des Kapitels war solch ein »Sohn dieser Welt«, wie der arme Lazarus ein wahrer »Sohn des Lichts« war. Aber dann starben beide, und was kam dann? Wir werden es noch sehen.
Normalerweise geht man davon aus, dass das Gleichnis mit dem Lob des Herrn über seinen ungerechten Verwalter endet. Doch erst ab Vers 9 wendet der Herr Jesus das Gleichnis auf Seine Jünger an. Die dazwischen liegende Bemerkung „Denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts ihrem eigenen Geschlecht gegenüber“ gehört somit noch zum Gleichnis.
Zwar werden dadurch keine weiteren erzählenden Elemente hinzugefügt, aber das Gleichnis wird als Ganzes für die Zuhörer ins rechte Licht gerückt. Es spricht von der Klugheit der Söhne dieser Welt ihren eigenen „Genossen“ gegenüber. Sie verstehen sich darauf, für sich selbst Vorteile zu erzielen, und sie werden daran nicht durch Gewissensbisse oder moralische Bedenken gehindert. Darin sind sie zweifellos den Söhnen des Lichts überlegen.
Die Hauptperson unseres Gleichnisses, der Verwalter, ist geradezu die Verkörperung von Ungerechtigkeit, von Anfang an bis zu Ende. Nicht zufällig hat seine Ungerechtigkeit dem Gleichnis seinen Titel verliehen: Gleichnis vom Hingerechten Verwalten. Und doch nimmt der Herr die Klugheit dieses Mannes zum Anlass, uns wichtige Belehrungen zu erteilen.
Wenn der Mammon zu Ende geht
„Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, man euch aufnehme in die ewigen Hütten. Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht. Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen? Und wenn ihr in dem Fremden nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Eure geben?“ (Verse 9–12).
Es gibt kaum ein Gleichnis, das mehr widersprüchliche Kommentare ausgelöst hat als dieses. Als wenn man sich den Himmel mit dem ungerechten Mammon erkaufen könnte! Die fantasievollen und oft sich einander widersprechenden Auslegungen rühren zumeist daher, dass man vergisst, zu wem der Herr das Gleichnis sprach. Vers i sagt ausdrücklich: „Er sprach aber auch zu den Jüngern ...“ Das bedeutet, die Worte des Herrn beziehen sich nicht darauf, wie man ein Jünger wird, sondern sie richten sich an solche, die es bereits sind. Wir müssen also die Erklärungen des Herrn nicht in der Weise missdeuten, als spräche Er davon, wie man zum ewigen Leben kommt, wie man in den Himmel gelangt.
Sodann wird oft der Fehler gemacht, dass man die eine oder andere Einzelheit des Gleichnisses zur Grundlage seiner Deutung nimmt, anstatt das Gleichnis als Ganzes zu sehen. Betrachten wir noch einmal die Linie des Gleichnisses, und legen wir eine zweite Linie parallel daneben – die Linie der Anwendung im Blick auf uns Kinder Gottes! Die Übereinstimmung ist augenscheinlich.
Bildlich könnte sie so dargestellt werden: –––>
Der Mann ist ein Verwalter – das sind auch wir. Ihm sind Besitztümer anvertraut – so auch uns. Es handelt sich um den ungerechten Mammon – so ist es auch in unserem Fall. Er macht sich damit Freunde – das sollen auch wir tun. Er kommt zu einem Ende – wir auch. Aber dann wird ein Gegensatz sichtbar: Die Söhne dieser Welt trachten nach irdischen Häusern – die Söhne des Lichts nach den ewigen Hütten, den himmlischen Wohnungen. Das dreht die Linie um in die entgegengesetzte Richtung. Und tatsächlich motiviert Ungerechtigkeit die einen und Gerechtigkeit, ihr Gegenstück, die anderen. Das Symbol sieht nun so aus: <–––>
Ungerechter Mammon
Wir wollen nun auf die Worte des Herrn Jesus noch etwas näher eingehen. Er spricht vom »ungerechten Mammon«, und auch hier (in Vers 9) heißt es wieder »Mammon der Ungerechtigkeit, ähnlich wie bei »ungerechter Verwaltet. Das heißt, »Mammon« als (abwertende) Bezeichnung für irdischen Reichtum und Besitz ist durch Ungerechtigkeit gekennzeichnet. Die Erklärung dafür liegt nicht allein darin, dass irdischer Besitz leicht zur Ungerechtigkeit führen kann. Das wäre gewiss zu schwach. Haftet dem Geld und dem Reichtum nicht auch der Makel an, dass sie unter gefallenen, sündigen Menschen zirkulieren, dass sie auf sündige Art und Weise und zu sündigen Vorhaben benutzt werden? Ganz zu schweigen davon, dass sie oft auch auf ungerechte Weise erworben werden.
Diesen Charakter der Ungerechtigkeit verlieren sie auch dann nicht, wenn sie in die Hände der Kinder Gottes gelangen. Dennoch dürfen und sollen wir uns gerade damit Freunde machen. Wie geschieht das? Dadurch, dass wir das, was uns nicht selbst gehört, im Geist der Gnade zum Segen anderer verwenden. Sollte uns das nicht leicht fallen, wenn wir bedenken, dass wir nur Verwalter dessen sind, was Gott uns an Besitztümern und Fähigkeiten anvertraut hat? Wenn wir sie – anstatt an ihnen zu kleben und sie für uns zu behalten – zum Wohl anderer einsetzen, dann machen wir uns »Freundec Nicht jedoch in dem Sinn, dass „eine Hand die andere wäscht“, dass wir uns die Menschen der Welt dadurch gefügig oder wohlgeneigt machen. Nein, die »Freunde« sind für uns im Himmel. Das wird oft übersehen. Denn der Herr fährt fort: „... damit, wenn er zu Ende geht, man euch aufnehme in die ewigen Hütten.“ Nur Gott kann in den Himmel aufnehmen. Gewiss, die Ausdrucksweise »damit man euch aufnehme .. .« ist sehr unbestimmt, eben ganz einem Gleichnis angemessen; doch gemeint ist niemand anders als Gott selbst.
Einmal kommt für uns alle die Zeit, dass der Mammon „zu Ende geht“. Das mag für uns die Stunde des Todes oder die der Entrückung sein. In jedem Fall wird es die Stunde der Wahrheit sein. Wenn wir im Blick auf die Heimat droben unseren Weg gegangen sind; wenn wir im Glauben das Zeitliche für das Ewige geopfert haben; wenn wir unsere Besitztümer nicht als unser Eigentum betrachtet haben, sondern damit als Gottes Eigentum in der Ihm eigenen Großzügigkeit verfahren sind -dann, ja dann wird Er uns in die ewigen Hütten aufnehmen.
Drücken wir es einmal anders aus: Solche, die auf dem Weg zum Himmel sind, die nimmt Er auch dorthin auf, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist. Zwar kann man sich den Himmel nicht erkaufen oder verdienen. Das ist nirgends die Lehre der Schrift.
Aber die Heilige Schrift lehrt, dass ein rechter Gebrauch unserer Güter zum Guten für uns in der zukünftigen Welt aus-schlagen wird. Es gibt so etwas wie ein Sammeln von Schätzen im Himmel und ein Sammeln einer guten Grundlage für die Zukunft (Mt 6,20; i.Tim 6,19). Wenn wir durch gute Werke auch nicht gerechtfertigt werden können, so sind sie, im Glauben vollbracht, doch ein Beweis der Gnade Gottes, die in uns wirkt. Und dadurch werden wir auf dem Weg des Glaubens befestigt.
Das Geringste – das Wahrhaftige – das Eure
So liegen in den Worten des Herrn auch ernste Ermahnungen für uns. Er weiß, wie leicht auch die Seinen ihre Interessen in dieser so flüchtigen Zeit suchen, anstatt an die ewigen Hütten zu denken. So fällt es auch auf, dass Er in Seiner Anwendung des Gleichnisses auf uns nicht mehr direkt von der Klugheit des ungerechten Verwalters spricht, sondern auf die Ungerechtigkeit des Handelns den Schwerpunkt legt. In den Versen 9–12 begegnet uns das Wort »ungerecht« immerhin viermal, zusätzlich zweimal der Ausdruck »nicht treu seine „Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht“ (Vers 10). In den Augen des Herrn ist der Mammon nur das »Geringste«, und wir müssen lernen, Seine Einschätzung zu teilen. Der ungerechte Verwalter war im Geringsten ungerecht und somit auch in allem, was folgte. Wir sollen dagegen im Geringsten treu sein, sollen unseren Besitz, unsere Fähigkeiten, unsere Zeit und Kraft und Gesundheit treu für Ihn verwalten. Es ist ja oft gerade die Treue im Kleinen, die uns auf die Probe stellt. Bestehen wir sie, wird es uns die Tür zu dem Vielem öffnen, wovon der Herr spricht. Es schließt alles das ein, dessen wir uns als Kinder Gottes im Herrn erfreuen können, den ganzen geistlichen Bereich unseres Lebens. Diese Verbindung zwischen dem zeitlichen Mammon und den ewigen Segnungen hätten wir in dieser Art sicherlich nicht erwartet.
Ein zweiter Vergleich folgt. Der ungerechte Mammon ist nicht nur das »Geringstes sondern er ist auch unecht, flüchtig, vorübergehend, betrügerisch. Deswegen stellt ihm der Herr als Nächstes das »Wahrhaftige« gegenüber: „Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen?“ (Vers n). Der Mammon geht einmal zu Ende (Vers 9). Wie töricht dann, das Herz darauf zu setzen! Unser wahrer Reichtum ist geistlich, ist im Himmel. Alles, was mit dem verherrlichten Christus in Verbindung steht, ist das »Wahrhaftige«.
Wenn wir jedoch das uns durch die Gnade geschenkte Vorrecht, unsere irdischen Güter zum Segen für andere einzusetzen, nicht benutzen, ist keine Grundlage dafür gegeben, dass der Herr uns die wahren Reichtümer anvertrauen kann. Wir berauben uns dann nicht nur selbst der Freude daran, sondern wir sind auch nicht in der Lage, sie an andere weiterzugeben. Deswegen erwartet der Herr von uns als Erstes Treue im »Geringsten«, Treue in dem »ungerechten Mammon«.
Als Drittes kommt Treue in dem »Fremden« hinzu oder, wie man auch übersetzen kann, Treue in dem, »was einem anderen gehörte „Und wenn ihr in dem Fremden nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Eure geben?“ (Vers 12).
Wir sind Verwalter, und unser irdischer Besitz gehört einem Anderen. Wenn wir ihn im Sinn unseres Herrn und Meisters verwenden – und dazu werden sich tausend Gelegenheiten bieten –, wird Er uns auch das »Unsere« geben. Alles, was Christus gehört, gehört uns (1. Kor 3,21–23). Das ist das »Unsere«, und Er wird es uns geben zu unserer Freude – hier in dieser Zeit und droben in ewiger Herrlichkeit.
Das »Eure« von Vers 12 ist natürlich dasselbe wie das »Wahrhaftige« von Vers 11 und das »Viele« von Vers 10. Doch die dreimalige Wiederholung legt ein großes Gewicht auf das Gesagte – auf den wirklichen Charakter des Mammons; auf die Treue, ihn recht zu verwalten; auf den wahren Besitz der Gläubigen. Das sind die drei Punkte, die wir hier lernen sollen.
Zwei Herren dienen?
Der Herr schließt Seine Belehrungen mit den Worten ab:
„Kein Hausknecht kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Vers 13).
Nicht selten geben wir uns der Täuschung hin, wir könnten auf „beiden Schultern tragen“. Es ist eine der ganz großen Gefahren unserer Tage: zu meinen, wir könnten einerseits dem Herrn dienen und andererseits auch unseren weltlichen Interessen. Der Herr sagt, dass wir nicht zwei Herren dienen können, nicht Gott und dem Mammon.
Glauben wir wirklich, Gott habe uns ewiges Leben gegeben, damit wir möglichst viel Geld verdienen? Und vergessen wir nicht manchmal, dass wir um einen sehr hohen Preis, den Preis Seines Blutes, erkauft worden sind (1. Kor 6,20)? Wir gehören nicht mehr uns selbst. Deswegen kann nur einer unser Herr sein.
Wenn wir nicht auf der Hut sind, wird sich jedoch leicht der Mammon zum beherrschenden Element in unserem Leben aufschwingen, ohne dass wir uns dessen so recht bewusst sind. Dass wir unseren irdischen Verpflichtungen mit Treue und Sorgfalt nachkommen müssen, versteht sich von selbst. Aber das ist etwas anderes, als seinen Sinn auf die Vermehrung irdischen Besitzes zu richten. Nehmen wir die Worte unseres Herrn und Erlösers ernst! Wenn wir in der einen oder anderen Form dem Mammon dienen, können wir nicht Gott dienen.
>Dienen« bedeutet »als Sklave dienern. Wir können nicht Gottes Sklaven sein und zugleich Sklaven des Mammons. Der Herr erläutert das vom Standpunkt eines Sklaven aus. Denn zwei Herren könnten sich durchaus auf die gemeinsame Nutzung eines einzigen Sklaven verständigen. Aber ein Sklave oder Hausknecht kann unmöglich zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Mit anderen Worten, er wird in seinem Herzen und in seinen Gedanken nur einen der beiden zu seinem wirklichen Herrn machen. Ihm wird er seinen Dienst von Herzen widmen. Dem anderen wird er nur äußerlich dienen, es wird nur ein Scheindienst sein.
Tatsächlich kann auch in unserem Fall nur einer der Herr und Meister in unserem Herzen sein. Wir meinen zwar oft, wir würden dem anderen Herrn, dem Mammon, nur einen Scheindienst erweisen, während wir in Wirklichkeit Gott dienen. Doch die Gefahr geht genau in die umgekehrte Richtung: dass wir mit unserem Herzen dem Mammon dienen und dies durch einen Scheindienst Gott gegenüber zu verbergen suchen.