Das Bild gesunder Worte
„Halte fest das Bild gesunder Worte.“ (2. Tim 1,13)
Kapitel 7: Blut und Wasser
Der Apostel Johannes war ein Augenzeuge der Tatsache, dass ein Soldat zu dem bereits gestorbenen und am Kreuz hängenden Christus ging und seine Seite mit einem Speer durchbohrte, und „sogleich kam Blut und Wasser heraus“ (Joh 19,34.35). In 1. Johannes 5,6 ergänzt Johannes seinen vorherigen historischen Bericht um die geistliche Bedeutung dieses Ereignisses. Er sagt: „Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut, Jesus Christus; nicht durch das Wasser allein, sondern durch das Wasser und durch das Blut.“ Dann spricht er in Vers 8 über den Heiligen Geist, das Wasser und das Blut als die Zeugen des Sohnes Gottes.
Somit sehen wir, dass beides, das Wasser und das Blut, mit dem Tod Christi in Verbindung stehen. Und, obwohl sie miteinander verbunden werden, unterscheiden sie sich doch ausreichend voneinander, um als separate Zeugen verwendet zu werden. Deshalb müssen wir sie in unseren Gedanken voneinander unterscheiden.
Die Reinigung wird in der Schrift mit beidem in Verbindung gebracht, mit dem Blut und dem Wasser: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“ (1. Joh 1,7), und: „... damit er sie [die wahre Kirche] heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“ (Eph 5,26).
Diese beiden Arten der Reinigung verbinden sich mit den zwei großen Wirkungen der Sünde, ihrer Schuld und ihrer verunreinigenden Kraft. Das Blut stellt uns den Tod Christi als Sühnung für unsere Sünden vor. Es löscht unsere Schuld und bringt uns Vergebung. Damit sind wir gerichtlich (rechtskräftig) gereinigt. Das Wasser spricht von demselben Tod, jedoch von dem Aspekt, wodurch unser sündiger Zustand gerichtet und beendet wurde, um uns von dem alten Zustand und den alten Verbindungen des Lebens, in denen wir einst lebten, zu befreien. Wir sind somit moralisch gereinigt und die Kraft der Sünde über uns ist gebrochen. Der Liederdichter Toplady hat dies in seinem Lied ‚Rock of Ages‘ (deutsch: Fels des Heils) so ausgedrückt:
„Lass das Wasser und das Blut
Deiner Seite heil'ge Flut
mir das Heil sein, das frei macht
von der Sünde Schuld und Macht!“
Hebräer 9 und 10 zeigen uns die Wirksamkeit, den Nutzen und die Kraft des Blutes Christi:
- es reinigt das Gewissen des Sünders von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen (9,14)
- es beseitigt die Übertretungen der alttestamentlichen Heiligen, deren Übertretungen sich unter dem Gesetz angesammelt haben (9,15)
- es weiht einen neuen Bund (Vertrag oder Testament) der Gnade ein (9,15–18)
- es beseitigt die Sünden der Gläubigen und legt die Grundlage zur vollständigen Hinwegnahme der Sünde (9,22.26)
- es hat die Sünden der Gläubigen durch den Glauben auf eine Weise beseitigt, dass ihr Gewissen, einmalig gereinigt, nun ein für alle Mal hinsichtlich der gesetzlichen Frage ihrer Sünden freigemacht ist (10,2)
- so gibt es dem Gläubigen Freimütigkeit zum Eintritt in die Gegenwart Gottes (10,19)
- es hat den Gläubigen für immer für Gott geheiligt (beiseite gestellt) (10,20.29)
Das große Thema von Hebräer 9 und 10 ist der Zugang des Gläubigen zu Gott als Ergebnis des Blutes Christi. Der Gläubige ist durch das einmalige Opfer Christi rechtskräftig freigesprochen, um Gott nahen zu können, und dieses Opfer muss nie mehr wiederholt werden. Der Ausdruck einmal oder ein für alle Mal wird siebenmal in diesen beiden Kapiteln wiederholt, damit wir die vollständige Allgenügsamkeit und große Herrlichkeit, die in Verbindung stehen mit dem einmal vergossenen kostbaren Blut Christi, nicht vergessen.
Obwohl das rechtskräftige Gereinigtsein durch das Blut das große Thema dieser Kapitel ist, wird doch die moralische Reinigung nicht vergessen. Wir nahen Gott, „die Herzen besprengt und so gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser“ (Heb 10,22) – offensichtlich eine Anspielung auf die Einweihung Aarons und seiner Söhne in das priesterliche Amt (2. Mo 29). Sie wurden mit Wasser gewaschen (V. 4) und ebenfalls mit Blut besprengt (V. 20), beides ein Vorbild auf den Tod Christi. Somit reinigt uns das Blut Christi rechtskräftig und versetzt uns in eine vollkommene Stellung vor Gott, während das Wasser uns moralisch reinigt: Es trennt uns von unserem alten, früheren Leben und führt uns in das neue Leben hinein.
Die moralische Reinigung durch das Wasser muss stets aufrechterhalten werden. Aaron und seine Söhne wurden bei ihrer Einweihung von Kopf bis Fuß mit Wasser gewaschen, und diese Waschung wurde nicht wiederholt. Jedoch wurde ein Waschbecken zur Verfügung gestellt (2. Mo 30,17–21), und die Priester waren aufgefordert, sich ihre Hände und Füße zu waschen. „Wenn sie in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen, sollen sie sich mit Wasser waschen, dass sie nicht sterben.“
Unmittelbar bevor Er sein Abendmahl einsetzte, gürtete sich der Herr Jesus, goss Wasser in ein Becken und fing an, die Füße der Jünger zu waschen (Johannes 13). Petrus' Widerstand gegen diese Handlung des Herrn Jesus benutzte der Herr, um die Wahrheit vorzustellen, dass diese Reinigung notwendig ist, wenn die Gemeinschaft mit dem Herrn in seiner himmlischen Stellung genossen werden will. Er sagte zu Petrus: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit mir“ (V. 8). Petrus' schneller Wechsel vom Widerstand zum Über-Enthusiasmus veranlasste den Herrn zu sagen: „Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein“ (V. 10).
Dieser Vers unterscheidet deutlich unsere zweifache Reinigung durch Wasser. Wir alle, die glauben, wurden ein für alle Mal durch den Tod Christi gebadet (ganz gewaschen): Das hat uns von dem alten Leben gereinigt. Jedoch benötigen wir die tägliche Anwendung dieses Todes auf unsere Seelen. Ohne dies können wir unser „Teil mit Christus“ nicht genießen.
So wurde das Kommen Jesu Christi, des Sohnes Gottes, durch beides charakterisiert, durch Wasser und Blut. Wie wir in 1. Johannes 5,6 gesehen haben, betont der Heilige Geist diesen Punkt ganz besonders, indem Er sagt: „... nicht durch das Wasser allein, sondern durch das Wasser und durch das Blut“. Warum? Vielleicht liegt ein Grund in unserer Neigung, das Blut zu vergessen – zu sagen, Christus sei einfach nur gekommen, um den Menschen moralisch zu reinigen, indem Er hohe Ideale vorgestellt und als Ansporn für andere ein gutes Leben gelebt habe. Solche Menschen behaupten, Er habe damit „Versöhnung“ geschaffen und den Menschen und Gott auf der Grundlage eines guten Lebens zusammengebracht. Um dieser falschen Lehre entgegenzuwirken, betont der Heilige Geist sowohl die moralische Reinigung als auch die Sühnung (Bezahlung) der Sünde!
Somit bleiben die drei Zeugen (der Geist, das Wasser und das Blut) für den Sohn Gottes bestehen. Der Heilige Geist ist der lebendige, handelnde und redende Zeuge, während das Wasser und das Blut zwei stille Zeugen sind – jedoch bezeugen alle drei, dass Er, der auf diese Weise kam, der Sohn Gottes ist, die Quelle des ewigen Lebens; und wir, die wir glauben, haben in Ihm nun das ewige Leben (1. Joh 5,5–13). Mögen wir wirklich Gott danken, dass sowohl das Blut als auch das Wasser aus dieser „Speer-Wunde“ geflossen sind!
Während seines Lebens floss kein Blut oder Wasser Christi. Folglich hatte das Leben Christi, so wunderbar es auch war – im Gegensatz zu der Überzeugung einiger –, keinen Anteil an seiner Bezahlung für unsere Sünden. Manchmal wird Römer 5,19 genutzt, um etwas anderes zu behaupten. Dort steht: „... so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden.“ Jedoch zeigt ein aufmerksames Lesen des Zusammenhangs (V. 12–21) das Gegenteil auf.
Die zwei Häupter ihrer Menschengruppe, Adam und Christus, werden hier einander gegenübergestellt, mit der Sünde des einen (Adam) und dem darauf folgenden Desaster, und der Gerechtigkeit und dem Gehorsam des anderen (Christus) mit dem darauf folgenden Segen. Es ist eine Frage der „einen Vergehung“ und der „einen Gerechtigkeit“ (V. 18). Christus' eine Gerechtigkeit war der Gehorsam „bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8).
Wenn das Blut uns von aller Sünde reinigt, warum brauchen wir dann das Wasser? Diese Frage wird am besten durch eine Gegenfrage beantwortet: „Bist du dir nicht bewusst, dass du ebenso gut von der Liebe zur Sünde wie von der Verdammnis der Sünde gereinigt werden musstest?“ Christen müssen die Sünde hassen. Das ist der Grund für das Wasser. Aber wir benötigen auch die tägliche Reinigung, von der das Waschbecken spricht. Da gibt es vieles in uns persönlich, aber auch so mancher subtile Einfluss dieser Welt, der entfernt werden muss.
Wir kehren für die tägliche Reinigung nicht zum Blut zurück. Der Gläubige muss sozusagen nicht ständig den Reinigungs- und Rechtfertigungsprozess betreffs der ewigen Errettung von der Sünde durchlaufen, von dem das Blut spricht. „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden“ (Heb 10,14). Jedoch haben einige gemeint, dass 1. Johannes 1,7: „...und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“ uns auffordert, für die tägliche Reinigung zum Blut zu gehen. Das Wort „reinigt“ hebt in diesem Vers einfach die dem kostbaren Blut Christi innewohnende Eigenschaft hervor, dass es immer jeden Sünder reinigen wird, der im Glauben zu Christus kommt, um gerettet zu werden.
Auf diese Weise nutzen wir oft die Gegenwartsform. Wir sagen, dass „Feuer Holz verbrennt“. Dabei meinen wir nicht, dass das Feuer das Holz fast jeden Tag ein wenig verbrennen wird (denn Holz kann nur einmal verbrannt werden), sondern dass es eine dem Feuer innewohnende, wohlbekannte Eigenschaft ist, dass es Holz verbrennt. Somit unterstützt 1. Johannes 1,7 nicht eine tägliche Reinigung durch das Blut.
Da die Schrift von unserer täglichen Waschung oder Reinigung durch Wasser spricht – wie werden wir denn gewaschen? Das geschieht durch das Wort Gottes, unsere Bibeln. Das Wasser und das Wort Gottes werden in Epheser 5,26 eindeutig miteinander verbunden: „...damit er sie [die Versammlung] heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“. Nur das Wort zeigt uns den wunderbaren Tod Christi. Dabei wird auch die Sünde klar aufgedeckt. So werden unsere Zuneigungen gereinigt. In Psalm 119,9 wird die Frage gestellt, wie ein Jüngling seinen Weg in Reinheit gehen kann. Die Antwort lautet: „Indem er sich bewahrt nach deinem Wort.“
Wir übersehen diesen reinigenden Effekt des Wortes Gottes oft, selbst wenn wir bestrebt sind, unsere Bibeln eifrig zu studieren. Eine junge Gläubige erzählte einmal von ihrer Schwierigkeit, sich an eine Predigt zu erinnern. Ein älterer Gläubiger forderte sie auf, ihm ein Sieb voll Wasser zu bringen; doch jedes Mal, wenn sie es versuchte, lief das ganze Wasser aus dem Sieb heraus. Als sie ihm schließlich sagte, er habe sie gebeten, eine unmögliche Sache zu tun, machte er sie darauf aufmerksam, dass, wenn auch nicht ein Tropfen Wasser aufbewahrt wurde, das Sieb doch viel sauberer sei als zuvor. Lasst uns oft bei Gottes Wort verweilen! Auch wenn wir keine großartigen Bibelgelehrten werden, so wird doch unser Leben dadurch gereinigt.
In Johannes 3,5 lesen wir von dem Geborenwerden durch Wasser. Durch das Wasser des Wortes, angewandt durch die Kraft des Heiligen Geistes, werden wir von neuem geboren – um ein neues Leben und eine neue Natur zu besitzen, und das schließt die Verurteilung des alten Lebens und der alten Natur mit ein. Wie wir gesehen haben, wird dies in der Waschung der Priester vom Kopf bis zu den Füßen dargestellt (2. Mo 29,4; Joh13,10). Johannes 3,5 spricht nicht von der Taufe!
Der Herr spricht lediglich von einer Neugeburt, die durch das Wasser und den Heiligen Geist geschieht – das Wasser ist dabei das Mittel und der Heilige Geist die Kraft. Diese Neugeburt wird vom Herrn als undefinierbar und als nicht durch den Menschen kontrolliert bezeichnet (3,8). Die Wassertaufe dagegen ist sowohl definierbar als auch vollständig durch den Menschen kontrollierbar, so dass Johannes 3,5 eindeutig nicht davon spricht.
Zusammenfassend brauchen wir das Wasser sowohl, wenn wir sündigen, als auch (selbst wenn wir nicht sündigen) während wir in dieser verunreinigten Welt leben, wenn wir anbeten, Gemeinschaft haben oder Gott dienen wollen. In 4. Mose 19 wird das Wasser dargestellt als etwas, das von der Sünde reinigt. In 2. Mose 30,17–21 wird das Wasser dargestellt als etwas, das von irdischem Schmutz reinigt (ohne Bezug auf tatsächliche Sünden), damit wir Gott nahen können. Wir haben diesen letzten Aspekt auch in der Fußwaschung von Johannes 13 gesehen. Wir brauchen jedoch auch das ein für allemal gegebene Blut.