Das Bild gesunder Worte
„Halte fest das Bild gesunder Worte.“ (2. Tim 1,13)
Kapitel 6: Die neue und die alte Natur
Der Gegenstand dieses Kapitels und der des vorherigen über Sünde und Sünden greifen unmittelbar ineinander, sodass beide gemeinsam studiert werden sollten.
Viele Christen sind sich bewusst, dass sie oft gegensätzliche Wünsche und Empfindungen haben. In Gedanken, Worten und Taten entdecken sie das seltsamste Durcheinander von Gut und Böse und finden das sehr verwirrend.
Das klärt sich jedoch, wenn uns bewusst wird, dass der Gläubige zwei verschiedene Naturen hat, die neue und die alte. Die neue Natur ist die Quelle aller guten Wünsche, wohingegen die alte Natur ausschließlich die Quelle von Bösem ist. Eine Henne wüsste nicht, was zu tun wäre, wenn sie zur Mutter sowohl von Hühner- als auch von Entenküken gemacht würde, weil ihr Wesen und somit ihr Verhalten sehr verschieden ist. Viele Christen gleichen einer solchen Henne.
Der Herr Jesus sagte zu Nikodemus, dass er von neuem geboren werden müsse – „aus Wasser und Geist geboren“. Dann fügte Er hinzu: „Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist“ (
Wir können somit von dem Fleisch als der alten Natur sprechen, da wir sie durch unsere Geburt in die Rasse Adams empfangen haben. Der Geist ist demnach die neue Natur, die wir durch die Neugeburt, als aus dem Heiligen Geist geboren, empfangen. Jedoch sollten wir den Geist, unsere neue Natur, nicht mit Gott, dem Heiligen Geist, verwechseln. Die neue Natur, der Geist, ist das direkte Resultat der Wunder wirkenden Kraft des Heiligen Geistes. Doch obwohl sie so eng miteinander verbunden sind, ist die jeweilige Verwendung des Wortes Geist verschieden.
Als du von neuem geboren wurdest, hat der Heilige Geist in dir diese neue Natur eingepflanzt. Eines der ersten daraus resultierenden Ergebnisse war ein Kampf zwischen der neuen und der alten Natur. Beide Naturen streben nach Herrschaft, eine jede zieht in die entgegengesetzte Richtung. Bis das Geheimnis der Befreiung von der Macht des Fleisches verstanden wird, setzt sich das schmerzhafte Durcheinander von Richtig und Falsch fort. Diese schmerzhafte Erfahrung wird in
Paulus kommt in
Vernachlässigtes und ungeschultes Fleisch wird heidnisch und wild, wohingegen gebildetes und kultiviertes Fleisch zurückhaltend, zivilisiert und sogar religiös wird – doch es ist weiterhin Fleisch. Das, was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch – unabhängig davon, was du damit machst. Absolut nichts Gutes findet sich, noch nicht einmal in erstklassigem Fleisch. Was kann getan werden mit so einer Natur, in der die Sünde wohnt und wirkt? Was hat Gott damit gemacht? Wie sieht sein Heilmittel aus?
Gott antwortet in
Auch wenn Gott unsere alte Natur durch das Kreuz Christi verurteilt hat, was können wir denn damit tun? Nun, wir können dankbar annehmen, was Gott getan hat, und unsere alte Natur als eine verurteilte Sache behandeln! Wir können absolut „nicht auf Fleisch vertrauen“ (
Verstehen wir wirklich den wahren Charakter des Fleisches, dass in ihm nichts Gutes wohnt und dass Gott es verurteilt hat? Haben wir den Punkt erreicht, wo wir kein Vertrauen mehr in es setzen, auch nicht in seiner besten Form? Diesen Punkt erreicht man nicht so leicht. Viele schmerzhafte Erfahrungen und herzzerreißendes Versagen müssen oft durchlebt werden, da immer und immer wieder das Fleisch dazwischentritt, um unsere frömmsten und unter Gebet gefassten guten Vorsätze zu verderben. Aber wenn dieser Punkt schließlich doch erreicht wird, ist der größte Kampf geschafft.
Wenn unser Vertrauen auf das Fleisch in Trümmern liegt, dann ist die Macht des Fleisches über uns weitgehend gebrochen. Das geschieht, wenn wir von uns selbst und unseren ernstlichsten Anstrengungen wegblicken und einen Retter in dem Herrn Jesus Christus finden, der durch den Heiligen Geist von uns Besitz genommen hat. Der Heilige Geist ist die Kraft. Er macht die Wirksamkeit der alten Natur zunichte (
Dabei ist es wichtig zu bemerken, dass die neue Natur keine Kraft in sich selbst besitzt.
Alle Menschen, auch solche, die natürlicherweise liebenswert und sogar religiös sind, brauchen diese neue Natur. Tatsächlich war der Mann, zu dem der Herr Jesus sagte: „Ihr müsst von neuem geboren werden“ (
So erkennen wir, was Gott betrifft, dass niemand durch natürliche Geburt auch nur einen Funken Gutes in sich selbst besitzt. Beispielsweise haben wir in
In
Vergiss nicht, dass jeder Gläubige beides in sich hat, die alte und die neue Natur. Die alte Natur wird bei der Neugeburt nicht ausgerottet oder in die neue umgewandelt. Beide Naturen befinden sich in jedem Gläubigen. Der Veredelungsprozess illustriert dies auf treffende Weise. Ein erstklassiger, guter und kultivierter Apfeltrieb kann auf einen wilden, nutzlosen Baum gepropft werden und dann kann der Baum gute Früchte hervorbringen. Tatsächlich wird der Baum dann an der bestimmten Apfelsorte, die in ihn verpflanzt wurde, erkannt. Ebenso verhält es sich mit uns. Beide Naturen sind gegenwärtig, jedoch anerkennt Gott nur die neue, sodass wir „nicht im Fleisch, sondern im [Heiligen] Geist sind“ (
Des Weiteren bedenke, dass keine noch so große menschliche Anstrengung unsere alte Natur verbessern kann. Um über die alte Natur siegreich zu sein, müssen wir so über sie denken und sie so behandeln, wie Gott das tut. Gott berechtigt dich, die alte Natur zu verleugnen, weil die neue Natur deine wahre Persönlichkeit wurde, als du errettet worden bist – so wie die aufgepfropfte Apfelsorte kennzeichnend für den Baum ist, sobald die Veredelung wirksam wird. Deine Behandlung der alten Natur ist einfach. Beim Veredeln muss der Gärtner seinen Baum sorgfältig beobachten, wenn er gute Frucht von diesem ernten will. Wenn der alte wilde Stamm sich durchsetzen möchte und Schösslinge aus seinen Wurzeln treibt, muss der Gärtner diese rigoros abschneiden, sobald sie sich zeigen. Ebenso müssen wir rasch und rigoros das Kreuz Christi wie ein scharfes Messer gegen unsere alte Natur und all ihre sündigen Begierden anwenden.
Folglich erhalten wir die Kraft des Heiligen Geistes nur dann, wenn wir uns selbst „Gott darstellen als Lebende aus den Toten, und unsere Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit“ (
Die neue Natur wird auf dieser Erde niemals ein so vollkommenes Wachstum erreichen, dass ein Gläubiger niemals wieder sündigt. Ein Beispiel für diese Tatsache wird in
Abschließend lasst uns sehen, wie wir die Wünsche der alten von denen der neuen Natur unterscheiden können. Es gibt dafür keine allumfassende, einfache Regel. Wir müssen dafür das Wort Gottes nutzen, das „lebendig und wirksam ist und schärfer als jedes zweischneidige Schwert ... und ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens“ (
Nichtsdestotrotz können wir eine generelle Regel nennen. Die neue Natur ist immer Gott treu; die alte Natur ist immer sich selbst treu. Alles, was wirklich Christus zum Ziel hat, ist aus der neuen Natur. Wohingegen alles, was sich selbst zum Ziel hat, aus der alten Natur hervorkommt. So würden viele komplizierte Fragen und Probleme gelöst werden, wenn wir uns ernstlich fragten: Was ist mein tatsächliches (verstecktes) Motiv, warum ich dieses oder jenes tun oder nicht tun will? Dient es zur Verherrlichung Christi oder zu meiner eigenen Befriedigung?