Einführung in das Buch Nehemia
Das Buch Nehemia - Inhalt und Zweck der Niederschrift
J.N. Darby schreibt: „Bei Esra haben wir den Wiederaufbau des Tempels gesehen und über die Wiederherstellung der Autorität des Gesetzes unter dem Volk gehört, das wieder von den Nationen getrennt und für Gott abgesondert ist. Bei Nehemia sehen wir den Wiederaufbau der Mauern Jerusalems, die Wiederherstellung dessen, was der zivile Zustand des Volkes genannt werden könnte, aber unter Umständen, die mit Bestimmtheit ihre Unterwerfung unter die Nationen beweisen“.1
Nehemia war – wie wir gesehen haben – Mundschenk des Königs Artasasta. Im Exil hörte er von dem traurigen und desolaten Zustand des Volkes im Land seiner Väter. Die Nachrichten ließen ihn nicht gleichgültig, obwohl er beruflich ohne Frage fest etabliert war und in der Fremde gut lebte. Als er von der Situation der Juden in Jerusalem hörte, setzte er sich nieder, weinte und betete. Dem König blieb die Sorge seines Mundschenken nicht verborgen, und Gott bewegte ihn, Nehemia eine Reise in das Land seiner Väter zu erlauben. Der König gab ihm jede Autorität, die nötig war, die Mauern der zerstörten Stadt wieder aufzubauen. Dieses Ereignis führt uns in das Jahr 445 v.Chr. Noch im gleichen Jahr kam Nehemia in Jerusalem an und blieb dort etwa 12 Jahre lang. Danach kehrte er nach Susan zurück, um einige Zeit später noch einmal nach Jerusalem zu reisen.
In der Stadt Davids angekommen, ging Nehemia sogleich engagiert an die Arbeit. In relativ kurzer Zeit wurde die Stadtmauer saniert bzw. neu aufgebaut, und das trotz erheblichen Widerstandes von außen. Feinde versuchten das Werk durch List und durch Androhung von Gewalt zu verhindern. Der Moabiter Sanballat und der Ammoniter Tobija erwiesen sich als die ärgsten Feinde, und das in Verbindung mit Arabern, Ammonitern und Astoditern. Hinzu kamen interne Streitigkeiten unter dem Volk, so dass sogar eine Spaltung drohte. Der Prophet Daniel hatte wenige Jahre vorher vorausgesagt, dass die Straßen und Gräben der Stadt in „Drangsal der Zeiten“ wiederhergestellt und gebaut werden würden (Dan 9,25). Genauso traf es ein. Am Ende wurde das Werk jedoch vollendet.
Doch damit hörte für Nehemia die Arbeit nicht auf. Auf den Bau der Mauer und der Tore folgten interne Reformen, die notwendig waren. Das Gesetz wurde gelesen und durch den Priester Esra ausgelegt. Das Laubhüttenfest wurde gefeiert, gefolgt von einem ernsten Fasten in Reue und Demütigung. Dann wurde ein Bund geschlossen. Etwa 432 v. Chr. kehrte Nehemia dann nach Persien zurück, bevor er wenig später noch einmal nach Jerusalem ging.
In seiner Abwesenheit hatten sich die Dinge in der Stadt nicht verbessert, sondern eher wieder verschlechtert. So forderte er engagiert die Absonderung von allem Mischvolk aus der Juden. Er vertrieb den Ammoniter Tobija, den der Hohepriester Eljaschib aufgenommen hatte. Danach verjagte er den Schwiegersohn Sanballats, einen Sohn des Hohenpriesters Jojada. Über die letzten Lebensjahre Nehemias berichtet die Bibel nichts. Dem jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus folgend, soll Nehemia im fortgeschrittenen Alter gestorben sein.
Fußnoten
- 1 J.N. Darby: Das Buch Esra (in: Synopsis der Bücher der Bibel)