Betrachtung über das erste Buch der Chronika (Synopsis)

Kapitel 18-21

Betrachtung über das erste Buch der Chronika (Synopsis)

In den Kapiteln 18, 19 und 20 ist David schon von allem inneren Kampf in Israel befreit, er triumphiert über die Heiden und verbreitet den Ruhm Israels und seiner Regierung nach allen Seiten hin. Dies sind die Ereignisse, die dem Psalm 18 zugrunde liegen, obwohl er eine noch weitere Bedeutung hat (vgl. V. 36-45).

Es mag auch bemerkt werden, daß alle Fehler Davids in Schweigen übergangen werden. Anderswo wird über sie treu berichtet, hier ist aber für sie kein Raum, weil hier die Erfüllung der Wege und Gedanken Gottes im Hause des auserwählten Königs geschildert wird.

Die Kinder des Riesen fallen mit den Philistern vor den Kindern Israel.

Die Wohlfahrt setzt aber David den Versuchungen des Feindes aus. Haupt über Israel und Sieger über alle seine Feinde, will er die Stärke Israels, die seine Herrlichkeit war, wissen, dabei vergißt er die Stärke Gottes, der ihm das alles gegeben und Israel gemehrt hatte. Diese Sünde, die stets eine große ist, und eine noch größere im Falle Davids, mußte Züchtigung von Gott bringen - doch war es eine Züchtigung, die ein Anlaß zu einer neuen Entfaltung Seiner Gnade, wie auch zum Vollbringen Seiner Vorsätze wurde. In seinem Herzen kannte David Gott, obwohl er Ihn für einen Augenblick vergessen hatte, und er übergibt sich Ihm, indem er wählte, lieber in die Hände Gottes zu fallen, als sich etwas vom Menschen zu erhoffen, und die Pest wird von Gott gesandt. Durch die Gnade Gottes wird dies zum Anlaß für noch einen Strahl der Herrlichkeit Davids - für die Ehre, die Gott ihm gewährte, das Werkzeug zu sein, um den Ort zu bestimmen, wo der Altar Gottes, das Mittel der täglichen Verbindung zwischen dem Volk und Ihm, sein sollte. Jerusalem wurde von Gott geliebt. Die Auserwählung Seinerseits wird jetzt offenbar. Der in Frage kommende Flecken Erde war die Tenne eines Fremdlings; der Augenblick war ein solcher, wo das Volk unter den Folgen der Sünde litt. Hier aber ist alles Gnade, und Gott befahl dem Engel, seine Hand abzuziehen, als sie ausgestreckt war, um Jerusalem zu schlagen. Die Gnade ahnt jede Regung des Herzens Davids voraus, denn sie wirkt und hat ihren Ursprung im Herzen Gottes 1. Durch dieselbe Gnade bewegt, tat David seinerseits Fürbitte für das Volk, indem er die Sünde auf sich nahm; und Gott erhört sein Gebet und sendet seinen Propheten, um ihn beim Darbringen des Sühnungsopfers zu belehren, das tatsächlich die Grundlage aller darauffolgenden Beziehungen zwischen dem Volke und Gott bildete. Man kann nicht umhin zu empfinden - obwohl das Vorbild im Vergleich zur Wirklichkeit mangelhaft ist -, wie dies so sehr an Den erinnert, der die Sünde, die nicht Sein war, auch um dieses Volkes willen auf Sich nahm 2.

Nachdem David das Opfer nach der Anordnung Gottes dargebracht hatte, tut Gott die Annahme des Opfers dadurch kund, daß Er Feuer vom Himmel sendet; und nach Befehl Gottes steckt der Engel sein Schwert in die Scheide.

Hier ist augenscheinlich alles Gnade. Es ist nicht die königliche Macht, die sich einschaltet, um Israel vor seinen Feinden zu retten, und die ihnen Ruhe gibt. Da die Bundeslade durch die Energie des Glaubens da war, außerhalb ihres ordentlichen Ortes, der jetzt infolge der Sünde des Volkes leer stand, geht es um die eigene Sünde Israels (denn alles hängt nun vom König ab) 3. Gott handelt in Gnade, Er ordnet das Sühnopfer an und nimmt es auch an; David mit seinen Ältesten, in Sacktuch gehüllt, stellt sich vor Ihn fürbittend dar.

Fußnoten

  • 1 Es ist interessant, die hier entfaltete Reihenfolge in dem Festsetzen der Beziehungen der unumschränkten Gnade zu sehen: zuallererst das Herz Gottes und Seine unumschränkte Gnade in der Auserwählung, indem Er die Vollstreckung des verdienten und ausgesprochenen Gerichts einstellte (V. 15); als nächstes die Offenbarung dieses Gerichts, die Demütigung vor Gott und ein volles Bekenntnis der Sünde vor Seinem Angesicht erzeugt. In Sacktuch gehüllt, fallen David und die Ältesten Israels auf ihr Angesicht, und David stellt sich als der Schuldige dar. Dann kommt die Unterweisung von Gott in bezug darauf, was getan werden muß, damit die Pest gerichtlich und endgültig aufhört, nämlich das Opfern auf der Tenne Ornans. Gott nimmt das Opfer an, indem Er Feuer sendet, um es zu verzehren, und dann befiehlt Er dem Engel, sein Schwert in die Scheide zu stecken. Die unumschränkte Gnade aber, die so in Gerechtigkeit durch Opfer ausgeführt ist, wird zum Mittel des Hinzunahens Israels zu ihrem Gott und gründet den Ort ihres Zugangs zu Ihm. Wie wir gesehen haben, bot die Stiftshütte, die ein Zeugnis von den Zuständen, unter denen das Volk versagt hatte, war, keine Hilfsquellen in solch einem Falle dar. Im Gegenteil, sie erzeugte Furcht. Er fürchtete sich, nach Gibeon zu gehen. Nichts galt, außer der entschiedenen Einschaltung Gottes Seiner eigenen Gnade gemäß (da der Umstand der Sünde seitens des Königs für keine anderen Mittel Raum ließ). Das ganze System der Stiftshütte, als eine gesetzliche Einrichtung, wird beiseite gesetzt und die Anbetung Israels wird dadurch auf Gnade gegründet, daß da, wo alles, sogar der König in Verantwortung, versagt hatte, das Opfer zustande kam. Für den, der es verstand, war das die Lage Israels.
  • 2 Sogar historisch ist es das Gegenteil, denn es ist die eigene Sünde des Königs, die Züchtigung über das Volk bringt. Christus machte aber die Sünde zu Seiner eigenen. Nichtsdestoweniger zeigt uns das, wie jetzt alles von dem Throne abhing. Er ist nicht der Priester, der das Heilmittel herbeischafft. David verwendet sich in Fürbitte, und David opfert. Die Tatsache, daß der König, dem die Verheißungen galten, gesündigt hatte, machte unumschränkte Gnade erforderlich.
  • 3 Dieser Unterschied zwischen der Befreiung Israels von seinen Feinden und dem Bewußtsein seiner eigenen Sünde vor Gott am letzten Tage wird in den Stufenliedern gefunden. Siehe Psalm 130.
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