Prophetische Übersicht über die Psalmen
Einführung in das erste Buch der Psalmen
Das erste Buch (Ps 1–41) beschreibt die Gefühle des gottesfürchtigen Überrests unter den Juden (die zwei Stämme: Juda und Benjamin), die zu Beginn der Drangsal wieder ins Land Israel versammelt werden. Dieses Buch konzentriert sich in erster Linie auf die Umstände der ersten 3,5 Jahre1 der siebzigsten Jahrwoche Daniels, führt aber auch noch in die große Drangsal (die zweiten 3,5 Jahre) hinein und reicht bis zur Befreiung des Überrests durch das Kommen ihres lang erwarteten Messias.
Eine Illustration mag uns helfen, den Zustand der Juden, wenn sie in das Land zurückgekehrt sein werden, zu verstehen: Stell dir ein Kind vor, das von seinem Vater für irgendein Fehlverhalten bestraft wird und aus dem Wohnzimmer (wo die Familie ist) auf sein Zimmer geschickt wird. Das Kind bleibt dort unter der Strafe des Vaters für einige Zeit und darf schließlich zurückkehren. Doch zur Sorge der Eltern zeigt es weder Einsicht noch Reue für sein Fehlverhalten. Stattdessen fährt es einfach fort mit seinen Spielsachen zu spielen, als ob nichts passiert wäre und versucht, die Gemeinschaft der Familie zu genießen wie zuvor. Die Juden sind in etwa wie dieses Kind. Wegen ihrer Ablehnung und Kreuzigung Christi hat Gott sie während des gegenwärtigen Heilszeitalters für eine Zeit als Nation beiseitegesetzt. In seinen Regierungswegen wurden sie unter die Nationen der Erde zerstreut, sodass sie ihr verheißenes Land (zumindest bis vor Kurzem) nicht mehr genießen konnten. Wenn sie zu Beginn der Drangsal wieder in Massen in ihr Land zurückkehren werden (Jes 18,1–4), werden sie versuchen, weiterhin wie in früheren Zeiten Schlachtopfer und Speisopfer darzubringen, als ob nichts gewesen wäre; ohne Einsicht und Reue über die Blutschuld, die sie durch die Verwerfung und Kreuzigung Christi auf sich geladen hatten. Gott wird mit seinem irdischen Volk eine Auseinandersetzung über ihre Schuld an dem Tod seines Sohnes führen, indem Er die Schmerzen der Trübsal und das Auftreten des Antichristen benutzen wird, um eine umfassende Gewissensprüfung in den Herzen des Überrestes auszulösen. Und wenn Christus letztlich erscheint, wird das Licht hervorbrechen.2 Sie werden buchstäblich auf Jesus blicken, ihren Messias, den sie durchbohrt haben. Zu dieser Zeit werden sie über ihn wehklagen in Buße und sie werden vor Ihm Wiederherstellung erfahren (Sach 12,10–14; Ps 51,14). Über den Prozess der Drangsalszeit hinweg bis sie zur Buße hingeführt sein werden, wird der Überrest weder Christus als Retter kennen noch sein vollbrachtes Werk am Kreuz verstehen. Sie werden jedoch Glauben an den HERRN haben und gemäß ihrem Maße an Licht leben.
Der gottesfürchtige Überrest wird im ersten Buch als an den HERRN glaubend gesehen und folglich als moralisch in ihrem Wandel und Wegen abgesondert (Ps 1; Ps 26) von der abtrünnigen Masse der Juden im Land. Nachdem der Tempel errichtet und der jüdische Opfer- und Gottesdienst wieder eingeführt wurde, wird der Überrest Freiheit im Land genießen und mit der Masse in das Haus Gottes hineingehen (Ps 1,5; 3,5; 4,6; 5,8; 16,11; 18,7; 22,23.26; 23,6; 26,5–8.12; 27,4–6.13; 28,2; 29,2.9; 35,16–20; 36,9; 37,3; 40,10.11).
Der Schlüssel zum ersten Buch ist Jesaja 66,1–4: Der gottesfürchtige Überrest, der vor Gottes Wort zittert, befindet sich unter der großen Menge, die im Tempel anbetet. Die Masse der abtrünnigen Juden wird ebenfalls dort sein, aber nur, um die Opferungen in einer äußerlichen, traditionellen Weise durchzuführen; jedoch werden ihre Herzen weit weg von Gott sein. Trotz der Tatsache, dass der Überrest sich in dem Land in Freiheit befinden wird, wird er unter dem Spott über seinen Glauben und seine Hingabe an den HERRN leiden. Diese Verfolgung wird von den eigenen abtrünnigen Brüdern des Überrestes ausgehen, welche von diesem „die Gottlosen“ genannt werden.
Der Antichrist taucht eigentlich nur in den ersten beiden Büchern der Psalmen auf; und vor allem in dem zweiten Buch (Ps 42–72), in welchem er die Kontrolle über das Land übernimmt. In den letzten drei Psalmbüchern (Ps 73–150) wird der Antichrist, abgesehen von einigen beiläufigen Erwähnungen, als gerichtet und aus dem Weg geschaffen betrachtet.
Alle Psalmen in diesem Buch richten sich an den HERRN (Jehova), ausgenommen Psalm 16. Der Name des HERRN wird 272-mal gebraucht. Dies setzt voraus, dass ihre Beziehung zu dem HERRN existiert – doch sie wird sich in den ersten 3,5 Jahren nur auf eine äußerliche Form beschränken.
Die fünf Bücher der Psalmen wurden in Verbindung gebracht mit den fünf Büchern Moses (dem Pentateuch). Es gibt eine grundsätzliche Analogie zwischen beiden. Das erste Buch Mose, „das Buch der Anfänge“, schildert die Anfänge des Handelns Gottes mit dem Menschen. Das erste Buch der Psalmen schildert ebenfalls die Anfänge des neuen Handelns mit seinem irdischen Volk Israel (und mit den Juden im Besonderen), die sich wieder in ihrem Land befinden.
Die einzelnen Serien von Psalmen in diesem Buch sind diese: Psalm 1–8, Psalm 9–15, Psalm 16–18, Psalm 19–24, Psalm 25–34, Psalm 35–41. Diese einzelnen Gruppen beginnen mit der Not des Überrests und enden mit ihrer Befreiung durch das Kommen des Herrn zur Aufrichtung seines Reiches.
Fußnoten