Gottes Rettung
Die Rechtfertigung des Sünders und die Befreiung des Gläubigen
Abschluss des Themas
Unterabschnitt (j), (Kapitel 8,28–39)
Die Berufung der Heiligen
Aber obwohl wir nicht wissen, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, wissen wir doch dies1, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind. Denn in der Ewigkeit, bevor die Welt bestand oder Adam gefallen war, bestimmte Gott diejenigen zuvor, von denen Er im Voraus erkannt hatte, dass sie dem Bild seines Sohnes gleichgestaltet würden[V1], damit Er der Erstgeborene dieser herrlichen Familie sei. Dies – lasst es uns mit tiefempfundener Bewunderung sagen – fand in der Ewigkeit statt. Und als die Welt gemacht wurde und wir in sie hineingebracht wurden, berief Er, der uns in der Ewigkeit zuvor erkannt hatte, uns in der Zeit und rechtfertigte uns. Nein, nicht nur das, sondern indem Er aus der Ewigkeit heraus spricht, von wo aus nur Gott sprechen kann, der keine Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft kennt, kann Gott sagen, dass Er uns auch verherrlicht hat. Es ist jetzt schon seine festgelegte Absicht, für den Glauben so wahr, als ob wir schon in der Herrlichkeit wären.
Ihr gegenwärtiger Besitz
Was sollen wir mit Blick darauf sagen? Wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein? Er, der seinen eigenen Sohn nicht geschont hat, und uns seine Liebe darin erkennen ließ, dass Er ihn für uns alle hingab wird Er uns mit ihm nicht auch alle Dinge kostenlos geben; ja, alle Dinge?
Wer wird irgendeine Anklage gegen Gottes Auserwählte erheben?2 Wenn Gott rechtfertigt, wer kann dann verdammen? Nutzlos ist es auch für Satan, seine Anklage gegen die versagenden Gläubigen vorzubringen; Gottes Auge wird keine Ungerechtigkeit in Jakob finden, kein Unrecht in Israel, und der Herr, sein Gott, ist mit ihm (4. Mo 23,21).
Wer ist es, der verdamme? Wenn Christus, der gestorben ist – der Eine, der das Gericht unsertwegen getragen hat und wieder auferstanden zur Rechten Gottes ist; und sich dort auch für seine armen versagenden Heiligen, die noch auf der Erde sind, verwendet, wer sollte uns dann verdammen? Denn weil Er die Seinen geliebt hat, die in der Welt waren, liebt Er, der zu Gott gegangen ist, sie bis ans Ende, wofür sein gegenwärtiges priesterliches Eintreten für die, die Er schon gerettet hat, die aber noch inmitten von Versuchungen und Erprobungen gelassen worden sind, der Beweis ist (Joh 13,1–10). Er starb, um zu retten; Er lebt, um sich zu verwenden. Wird Er verdammen?
Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus? Etwa all die Prüfungen auf dem Weg – Prüfungen, die, wie die Schriften verkündigen, gleichermaßen den Heiligen früherer Tage widerfahren sind? Nein, in all diesen Dingen, sind wir mehr als Überwinder durch das Eintreten und die unterstützende Gnade dessen, der uns geliebt hat. Denn weder Tod, wenn der Tod uns fordern sollte, noch Leben, wenn das Leben noch verlängert würde, noch Engel, noch Dämonen, weder gegenwärtige Dinge, noch zukünftige Dinge, weder Himmel, noch Hölle, noch irgendein anderes Geschöpf (denn diese alle sind nur geschaffene Dinge) werden uns zu scheiden vermögen von dem, was, ohne selbst etwas Geschaffenes zu sein, der absoluten Essenz Gottes selbst entspricht – Gottes Liebe, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Die Liebe Christi und Gottes
Die Liebe des Christus und Gottes! Zu Recht sollten wir unsere Herzen in der Gegenwart solcher Gnade beugen.
„O vergib uns, Herr, dass unsere Liebe zu deinem Namen
so schwach ist, mit so vielem, was unsere Gefühle bewegt!
Unsere Kälte mag uns mit Trauer und mit Schande erfüllen –
so sehr geliebt zu sein und so wenig zu lieben.“3
Zusammenfassung der Ergebnisse
Gesegneter Abschluss eines gesegneten Themas, wo es ja auch nichts anderes als Gottes Rettung ist, die die Rechtfertigung des Sünders und die Befreiung des Gläubigen umfasst. Rechtfertigung begegnet uns, wie wir gesehen haben, als Sündern in unserer Schuld, und gibt uns einen klaren Freispruch davon durch das Blut Christi; Befreiung fließt, wie wir gesehen haben, aus der Tatsache, dass wir nicht länger unter dem Haupt Adam sind, sondern dem Haupt Christus, und uns daher von Gott alles zugerechnet wird, was Christus durchgemacht hat; so dass wir, weil wir mit ihm selbst im Tod einsgemacht sind, durch den Tod eine sofortige Entlassung von dem alten Tyrannen Sünde und dem Gesetz erhalten; und so, gerettet in Hoffnung, aber immer noch mit einer seufzenden Schöpfung verbunden, erwarten wir die Zeit, wenn auch diese Körper, (für die Christus den Kaufpreis bezahlt hat), erlöst sein werden, und wir eine vollständige und völlige Befreiung von der bösen Natur haben werden, die immer noch in uns ist. So ist die Rettung unseres Gottes!
Es bleibt uns nun nur noch, einen kurzen Überblick über die zwei verbleibenden Abschnitte zu geben, in die der Brief unterteilt ist – nämlich von Kapitel 9–11 und 12 bis zum Schluss.
Fußnoten
- 1 Beachte die Antithese, die in unserer deutschen Version etwas verloren gegangen ist, zwischen „wir wissen nicht“ in Vers 26 und „wir wissen“ in Vers 28, τὸ γὰρ οὐκ οἴδαμεν, ... οἴδαμεν δὲ.
- 2 Hier und in Vers 34 scheint in Übereinstimmung mit Vers 35 das Frage-Antwort-Prinzip am besten zu sein. Damit wird jede der drei Herausforderungen mit einer Gegenfrage beantwortet.
- 3 „O pardon us, Lord, that our love to Thy name Is so faint, with so much our affections to move! Our coldness might fill us with grief and with shame – So much to be loved, and so little to love.“