Männer und Frauen nach Gottes Plan
Eine Bibelarbeit zu 1. Petrus 3,1-9
Vers 8
Vers 8: „Endlich aber seid alle gleich gesinnt, mitleidig, voll brüderlicher Liebe, barmherzig, demütig,...“
Endlich
Mit den jetzt folgenden Versen schließt Petrus die Reihe der praktischen Bemerkungen ab. Sie gelten nicht nur für Männer und Frauen in der Ehe, sondern für alle Gruppen von Gläubigen, über die Petrus bereits in Kapitel 2 ab Vers 11 geschrieben hatte. Das Wort „endlich“ deutet auf eine gewisse Vollendung oder Erfüllung, d. h. einen Abschluss an. Die Hinweise richten sich nicht länger an eine konkrete Zielgruppe, sondern an alle Gläubigen, die diesen Brief lesen. Es werden insgesamt sieben Tugenden genannt, die die Gläubigen im Miteinander kennzeichnen sollten und die der Stellung entsprechen, in die sie gebracht worden sind. Ganz sicher sind sie auch für das eheliche Miteinander gültig.
Gleich gesinnt
Das Wort kommt im Neuen Testament nur an dieser Stelle vor, ist jedoch mit dem Wort verwandt, das Paulus in Philipper 2,2 wählt, wenn er dort die Gläubigen auffordert, „gleich gesinnt“ zu sein. Das große Beispiel für unsere Gesinnung ist der Herr Jesus, der sich selbst zu nichts machte. Seine Gesinnung soll in und unter uns sein (Phil 2,5). Wir haben „Christi Sinn“ (1. Kor 2,16), und das soll sich nun in der Praxis des Lebens zeigen. Wenn hingegen der „Eigensinn“ die Oberhand gewinnt, können wir unmöglich „gleich gesinnt“ sein.
Zu sinnen bedeutet, den Geist (Sinn, Verstand) zu üben. Es bedeutet, dass wir einsichtig oder verständig sind, den Sinn auf etwas richten oder nach etwas trachten. Es ist also mehr, als einfach nachzudenken oder eine Meinung zu haben. Es geht um eine Art zu denken, eine bestimmte Denkweise, die ein konkretes Ziel hat, das wir mit unserem Denken verfolgen. Wie wichtig es ist, eine solche Gesinnung zu haben, ist völlig klar. Nichts bestimmt unser Handeln mehr als unsere Gedanken. Deshalb tun wir gut daran, unsere Gedanken zu bewahren und auf das richtige Ziel hin zu orientieren.
Gleich gesinnt zu sein meint nicht, dass wir über alle Details des täglichen Lebens die gleichen Gedanken haben. Gleich gesinnt zu sein führt nicht zur Uniformität. Es bedeutet vielmehr, die gleiche Art des Denkens mit den gleichen Zielen zu haben. Das ist nur dann möglich, wenn wir so denken, wie der Herr Jesus gedacht hat, nämlich nicht an uns selbst sondern an andere. Nur so können Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichem sozialem Stand, mit unterschiedlicher Kultur, in ganz verschiedenem Alter usw. gleich gesinnt sein. Es geht nur, wenn wir den Heiligen Geist wirken lassen, der die Blicke aller auf eine Person hin konzentriert, nämlich auf den Herrn Jesus. „Die Gesinnung des Geistes aber ist Leben und Frieden“ (Röm 8,6).
Mitleidig
Dieses Wort kommt ebenfalls nur in diesem Vers vor. Von diesem Wort ist das uns bekannte Wort „Sympathie“ abgeleitet. Es geht nicht direkt um Barmherzigkeit und Mitgefühl, sondern vielmehr darum, dass wir füreinander Verständnis haben und uns wohlwollend begegnen. Man könnte auch „mitfühlend“ übersetzen. Der Herr Jesus ist darin unser Vorbild, denn Er hat völliges Mitgefühl mit uns (Heb 4,15). Im ehelichen und geschwisterlichen Miteinander ist es unabdingbar, dass wir uns so begegnen. Jeder hat seinen eigenen Charakter, hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Jeder wird durch sein Umfeld (Elternhaus, Kultur, Beruf, soziale Kontakte etc.) geprägt. Deshalb ist es wichtig, dass wir füreinander Verständnis haben, einander Wohlwollen entgegenbringen und mit dem anderen empfinden. Es geht nicht darum, Sünden zu tolerieren oder gar zu negieren, sondern darum, die Eigenarten und Besonderheiten der Mitgeschwister zu akzeptieren. Es geht ebenfalls nicht darum, dass wir keine Bereitschaft zeigen, Dinge zu verändern, sondern einfach darum, den anderen so zu tragen (und zu ertragen) wie er ist.
Voll brüderlicher Liebe
Darüber hatte Petrus bereits in Kapitel 1,22 geschrieben. Dort ging es um die ungeheuchelte Bruderliebe, durch die eine ganz neue Beziehung unter Gläubigen geschaffen ist. Hier nun werden wir aufgefordert, diese brüderliche (geschwisterliche) Liebe tatsächlich zu praktizieren. Bruderliebe ist ein notwendiges Kennzeichen des neuen Lebens. Das Wort „Bruderliebe“ (Philadelphia) ist von dem Wort „Liebe“ (Agape) zu unterscheiden. Es geht um eine Liebe, die mit „Freundesliebe“ oder „Zuneigung“ beschrieben werden kann. Mit dieser gegenseitigen Zuneigung sollen wir erfüllt sein, d. h., sie soll uns nicht nur in einem gewissen Maß kennzeichnen, sondern völlig – und das im vollen Bewusstsein der vielen Unterschiede, die es unter Glaubensgeschwistern gibt. Dabei ist völlig klar, dass wahre Bruderliebe nie im Widerspruch zu dem offenbarten Willen Gottes stehen wird.
Barmherzig
Barmherzig zu sein bedeutet wörtlich „mildherzig“, d. h. mitleidig, mitfühlend und mildtägig zu sein. In Epheser 4,32 wird das Wort mit „mitleidig“ übersetzt. Paulus schreibt: „Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“. Dort geht es ebenfalls um das geschwisterliche Miteinander. Barmherzigkeit setzt eine Not bei dem anderen voraus. Es mag sein, dass unser Bruder oder unsere Schwester, der Ehepartner, die Eltern oder die Kinder sich in einer schwierigen Situation befinden. Dafür sollen wir ein Auge, ein Ohr und ein Herz haben. Wir sollen das Problem nicht einfach zur Kenntnis nehmen, sondern es sollte in unseren Herzen und Empfindungen etwas bewegen. Mildherzigkeit können wir durch Worte und durch Taten zeigen. Sie hilft demjenigen, dem sie gebracht wird.
Demütig
Demut bedeutet wörtlich übersetzt „klein denken“ oder „einen niedrigen Sinn haben“. Es ist das Gegenteil von Hochmut, und wir wissen nur zu gut, dass das letzte, was in uns Menschen stirbt, der Hochmut ist. Demut hingegen ist eine bescheidene Selbsteinschätzung und Einsicht in die eigene Unzulänglichkeit. Demut bedeutet nicht, dass man schlecht von sich denkt, sondern dass man gar nicht an sich denkt. Das vollkommene Vorbild ist der Herr Jesus. Er sagt von sich selbst, dass Er „von Herzen demütig“ war (Mt 11,29). Das macht sogleich klar, dass man Demut vorspielen oder heucheln kann. In Kolosser 2,18 und 23 finden wir dafür Beispiele. Petrus fordert uns im letzten Kapitel auf: „Alle aber seid gegeneinander mit Demut fest umhüllt; denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade“ (1. Pet 5,5). Vielleicht hat Petrus beim Schreiben dieses Verses an die Szene der Fußwaschung gedacht, als der Herr sich in seiner Demut mit einem Tuch gürtete, um die Füße der Jünger zu waschen. Diese Handlung ist jedenfalls ein zu Herzen gehender Beweis seiner Demut, die „von Herzen“ war.