Betrachtung über das zweite Buch der Könige (Synopsis)
Kapitel 8-10
Kapitel 8
Die Geschichte des Weibes, dessen Sohn Elisa wieder zum Leben erweckt hatte, gibt uns ein kleines Bild von dem Handeln Gottes mit Israel 1. Nach dem Beschluss Jehovas wird Israel viele Jahre hindurch von allem beraubt; doch hat Gott alles für sie aufbewahrt, und am Tage der Segnung wird ihnen alles zurückerstattet, und sie werden den Ertrag ihrer Jahre der Bedrängnis doppelt empfangen. Es ist der ins Leben zurückgebrachte Sohn, der den Segen bringt.
Nichtsdestoweniger vollziehen sich die Gerichte Gottes. Elisa geht nach Damaskus, und Hasael, die Geißel Jehovas, um Sein Volk zu züchtigen, wird auf den Thron Syriens gesetzt. Andererseits wird Elisa durch die Nationen anerkannt. Der Geist Gottes vermerkt die Folgen des Bündnisses Judas mit Israel; mit dieser Ausnahme aber ist Juda zeitweilig außer Sicht.
Kapitel 9-10
In Kapitel 9 beginnt das Gericht über das Haus Ahabs. Der, welcher es vollzieht, beseitigt dabei nicht die Geißel, die Gott in der Person Hasaels über Israel aufgerichtet hatte. Durch Jehu richtet Gott das Haus Ahabs; Israel wurde aber von den Syrern bedrängt, und ihr Land wurde von ihnen während der ganzen Regierungszeit Jehus überrannt. Jehu ging weiter als Joram, indem er Baal und seine Anbetung zu derselben Zeit vernichtete wie das Haus Ahabs; er kehrte aber nicht zu Jehova zurück. Er sah die Torheit des Götzendienstes ein, energisch und ehrgeizig, wie er war, lagen seine Interessen auf der anderen Seite. Als der Prophet des Herrn ihm den nahen Besitz des Thrones verkündigt, hört er auf ihn. Vielleicht aufrichtig in seiner Überzeugung, daß Jehova Gott war, war er durchaus bereit, Ihm Ehre zu erweisen, wenn sein Vorteil mit dieser Überzeugung übereinstimmte. Er entfaltete seine ganze Energie beim Vollbringen des Werkes, dem er sich ergeben hatte. Die Religion Ahabs hatte für ihn keinen Reiz. Er hatte die Macht des Zeugnisses Elias in seinem Gewissen gespürt, und er verstand, daß es unsinnig war, wider Jehova zu streiten, für den er Partei ergriffen hatte. Das, was er für Jehova tat, tat er seiner gewohnten Energie gemäß gut. Nichtsdestoweniger entbehrt seine Rache der Furcht Jehovas, sie ist fleischlich (siehe Hos 1, 4). Gleichzeitig waren die goldenen Kälber, als das Heiligtum des Königreichs, mit dessen Entstehung sie verbunden waren, noch da, und dessen Volksreligion sie waren. Jehu mochte daran nicht rühren. Gott erkennt einen Eifer an, der das Böse aufrichtig gerichtet hatte, denn es handelte sich hier um Seine Regierung nach außen hin, und nicht um die Beurteilung der Geheimnisse des Herzens; tatsächlich handelte Jehu treu, indem er Baal mit Stumpf und Stiel ausrottete. Somit erschlägt er den König von Juda, der ein Bundesgenosse des Bösen war, wie auch die königliche Familie von Juda, die gekommen war, um die von Israel zu besuchen. Alles fällt vor seinem rächenden Schwert, und die Worte Elias, des Knechtes Jehovas, werden erfüllt. Somit ist es Elisa, der die Funktion Elias an dessen Statt erfüllt, indem er prophetisch Hasael und Jehu salbt, jedoch nicht eigenhändig 2.
Fußnoten
- 1 Mir scheint es, daß Gehasi hier in einer peinlichen Lage ist. Durch die Hand Gottes geschlagen, weil sein Herz selbst angesichts des mächtigen und langmütigen Zeugnisses Jehovas an der Erde hing, ist er nun ein Schmarotzer im Hofe des Königs in bezug auf die wunderbaren Dinge, an denen er jetzt keinen Anteil hat. Diese elende Welt wird sich selber so überdrüssig, daß sie gern über etwas Echtes und Kraftvolles reden hört. Wenn es bloß das Gewissen nicht berührt, werden sie zu ihrer Unterhaltung zuhören und es sich vielleicht hoch anrechnen, daß sie eine weite und liberale Gesinnung haben, die nicht durch das versklavt wird, was sie philosophisch an seinem Platze noch anerkennen können. Dies ist aber eine traurige Lage, die es augenscheinlich macht, daß wir früher mit einem Zeugnis verbunden waren, während wir jetzt nur seine Wunder bei Hof erzählen. Nichtsdestoweniger zieht Gott einen Nutzen daraus, und es ist nicht zu folgern, daß in Gehasi keine Wahrheit war. Doch die Welt mit den mächtigen Werken Gottes zu unterhalten, bedeutet recht tief zu fallen.
- 2 In dieser Hinsicht bilden Elia und Elisa nur einen Propheten, mit dem Unterschiede, auf den schon hingewiesen wurde. Elisa war ein Prophet „in seinem Hause“, ein Ausdruck, der allgemein von den Propheten nicht gebraucht wurde. Tatsächlich ist es der auferstandene Christus, der die Gerichte Gottes an dem abtrünnigen Israel vollziehen oder vollziehen lassen wird (siehe Psalmen Ps 20 und Ps 21).