Betrachtung über das erste Buch der Könige (Synopsis)
Kapitel 12-13
Kapitel 12
Der Klage des Königs gemäß (Pred 2, 19) war der, dem Salomo alle die Frucht seiner Mühe hinterließ, nicht weise. Seine Torheit brachte die Folgen über ihn, die nach den Ratschlüssen Gottes der Sünde seines Vaters anhafteten. Unter der Führung Jerobeams schüttelten zehn Stämme die Autorität des Hauses Davids ab. Im Blick auf seine Verantwortung betrachtet, hat das Haus Davids völlig und endgültig seine Herrlichkeit verloren.
Wir müssen die Geschichte der zwei Königreiche verfolgen, insbesondere aber die des Königreiches der zehn Stämme, das den Namen Israel behielt, obwohl Gott immer noch die Leuchte Davids zu Jerusalem scheinen ließ.
Der Fall des neuen Königs - Jerobeams - wurde nicht lange hinausgezögert. Nach menschlicher Weisheit urteilend und die Furcht Jehovas vergessend, machte er zwei goldene Kälber, damit die starken Bande einer gemeinsamen Anbetung zerbrochen würden und seine Untertanen nicht mehr mit Juda und Jerusalem in Verbindung seien. Ein neues Priestertum mußte aufgerichtet werden; alles in bezug auf Anbetung erdachte er in seinem eigenen Herzen. Die Sünde Israels war eine festgelegte Regelung, und der Ausspruch: „Jerobeam, der Sohn Nebats, der Israel sündigen machte“, wurde zur traurigen Bezeichnung ihres ersten Königs.
Kapitel 13
Aber das Zeugnis und das Gericht Gottes wurden nicht verzögert nach der Barmherzigkeit Gottes Seinem Volke gegenüber. Die Weissagung erscheint sofort wieder, denn die treue Liebe Gottes zu Seinem Volke ermüdet nimmer. Seine Güte währet ewiglich. Das Zeugnis Seines Wortes - die Weissagung - das heißt, das Dazwischentreten Gottes im Zeugnis, wo das Volk irre geht und die gewöhnlichen Verbindungen zwischen Gott und Seinem Volke abgebrochen sind - versagt nicht. Selbst Rehabeam wird durch die Weissagung verboten, sein Vorhaben, wider Israel zu streiten, um sie wieder unter seine Herrschaft zu bringen, auszuführen, im Falle Jerobeams aber rechtfertigt Jehova die Rechte Seiner Herrlichkeit gegen den König selbst und gegen seinen Altar. Der Altar reißt, die Fettasche wird verschüttet, der Arm des Königs - ausgestreckt wider den Propheten - verdorrt und wird nur durch, die Fürbitte des Propheten wiederhergestellt.
Auch hier gibt Jehova zu wissen, daß Er inmitten alles dieses Bösen das Haus Davids nicht vergessen hat. Aus seinem Hause wird der Vermaurer der Lücken kommen und der Richter der Ungerechtigkeit, die den Bruch verursachte, denn Juda wird noch immer als der Ort Seines Thrones anerkannt.
Dem Propheten, dem solch ein Zeugnis anvertraut wird, ist es sogar verboten, Wasser zu trinken unter einem Volke, das sich Israel nennt, das aber widerspenstig und unrein war. Keine Teilnahme an solch einer schuldbeladenen Verwirrung ist erlaubt, und der Prophet selbst erleidet die Folgen des gerechten Gerichts Gottes über seinen Ungehorsam. So streng war Gott in bezug auf eine Tat, die einen Zustand der Untreue unterstützte, den zu verurteilen das von Ihm gegebene Licht genügt hätte.
Die Einzelheiten dieses Falles verdienen einige Aufmerksamkeit.
Durch das Wort Gottes kannte der Prophet das Gericht Gottes. Sein Herz hätte moralisch wie auch prophetisch das schreckliche Böse der Lage Israels erkennen sollen; und das moralische Bewußtsein von diesem Bösen hätte dem prophetischen Zeugnis seine volle Macht über sein eigenes Herz verleihen sollen. Jedenfalls war das Wort Gottes ein dringender Befehl: er sollte dort weder essen noch trinken. Er wußte es, und er hielt es in Erinnerung; dem Anschein nach aber gab es ein anderes Zeugnis, einen Beweggrund, den Befehl des Herrn nicht zu beachten. Der alte Prophet (und er war ein Prophet) sagte ihm, Jehova hätte zu ihm gesagt: „Bringe ihn mit dir in dein Haus zurück, daß er Brot esse und Wasser trinke“, und so ging der Prophet aus Juda mit ihm zurück. Es war recht begehrenswert für den untreuen alten Propheten, daß ein Mann, den Gott für Sein Zeugnis gebrauchte (und dessen Zeugnis auch er glaubte), seine Untreue durch seine Verbindung mit ihm gutheißen sollte. Äußerlich schien er dem Zeugnis Gottes und dem Manne, der es brachte, Ehre zu erweisen. Dadurch, daß der Prophet aus Juda mit dem alten Propheten zurückkehrte, vernichtete er tatsächlich die Kraft seines eigenen Zeugnisses. Der alte Prophet - obwohl er wahrhaftig ein solcher war - duldete das Böse, das ihn umgab. Das Zeugnis Gottes erklärte im Gegensatz dazu, daß es nicht geduldet werden sollte. Es war dieses Zeugnis, das dem anderen Propheten aufgetragen wurde, und die Weigerung, an dem Orte zu essen und zu trinken, war das moralische und persönliche Zeugnis seiner eigenen Treue und Überzeugung und seines Gehorsams. Diese Weigerung war das Zeugnis dafür, daß er in dieser Sache auf Gottes Seite stand. Dadurch aber, daß er mit dem alten Propheten zurückkehrte, machte er sein Zeugnis ungültig und unterstützte den alten Propheten, in seiner Untreue. Gott machte Sein Wort nicht rückgängig, wenn der Prophet ihm auch ungehorsam war. Der alte Prophet wurde dadurch bestraft, daß Gott seinen Mund gebrauchte, um dem Propheten aus Juda die Folgen seiner Schuld kundzutun. Es ist auch eine Belehrung für uns, daß, wenn immer Gott uns Seinen Willen kundgetan hat, wir keinen danach kommenden Einfluß, ihn in Frage zu stellen, erlauben dürfen, selbst wenn der letztere die Form des Wortes Gottes annehmen sollte. Wenn wir moralisch dem Herrn näher wären, würden wir empfinden, daß die einzig wahre und rechte Stellung die ist, dem zu folgen, was Er uns zuerst gesagt hat.
In jedem Falle ist es unser Teil, dem, was Er gesagt hat, zu gehorchen. Sein Wort wird uns in eine wahre Lage stellen, in eine vom Bösen und von der Macht des Bösen abgesonderte Stellung, selbst wenn wir nicht die geistliche Einsicht besitzen, dies zu schätzen. Wenn wir in diesem Gehorsam versagen, verlieren wir das Bewußtsein von der Falschheit unserer Stellung, weil das moralische Empfinden geschwächt ist. Bestenfalls verspürt man Unbehagen, aber keine Freimütigkeit. Wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit. Untreue gegen das einfache und grundlegende Zeugnis des Wortes Gottes macht uns niemals frei, welcherlei Art die Gründe sein mögen die scheinbar sein Beiseitesetzen rechtfertigen.