Betrachtung über das zweite Buch Samuel (Synopsis)
Kapitel 24
Kapitel 24 führt uns in einen Gegenstand ein, der besondere Aufmerksamkeit erfordert. Der Zorn Jehovas ist erneut wider Israel entbrannt. Es liegt nicht im Sinne des Geistes, uns wissen zu lassen, bei welcher Gelegenheit dies geschah, sondern um Gottes Handeln sowohl in der Regierung als auch in Gnade offenbar zu machen. In dem vorhergehenden Kapitel „verzeichnet“ Gott die mächtigen Helden, die die Genossen des wahren David in Herrlichkeit im Bilde darstellen. Hier ist es Seine Gnade, indem Er Seinen Zorn zurückhält und Seinen Segen herbeiführt.
Gott bestraft die Hoffart und den Aufruhr Israels, indem Er sie den Folgen des Antriebs des natürlichen Herzens Davids überläßt. Die gewohnte Klugheit und Vernunft Joabs ließen ihn dessen Torheit erkennen. Das Fleisch, wenn es in einem anderen ist, wird leicht erkannt. Joab fühlte, daß es sich nicht lohnte, Gott zu verachten, wenn dadurch nichts zu gewinnen war; denn nur auf diese Weise findet das Fleisch Gott. Die Sache war aber von Jehova, und Satan findet seinen Vorteil.
Wann kann sich denn eigentlich der gesunde Menschenverstand in Opposition wider den Willen Gottes in Zucht und gegen die Bosheit Satans behaupten? Es ist etwas Schreckliches, seiner Macht anheimzufallen. Neun Monate der Sünde auf seiten Davids und der Geduld auf Gottes Seite zeigen uns den verhängnisvollen Einfluß des Feindes; aber die vollendete Sünde erweckt nur das Gewissen Davids. Der Genuß der Früchte unserer Sünde deckt den Betrug auf. Es ist das Bestreben der Sünde, unsere Herzen zu verführen. Wenn es Satan gelungen ist, die Kinder Gottes dazu zu verführen, daß sie die Sünde tun, mit der er sie versucht, dann kümmert er sich nicht mehr darum, ihre Hohlheit und Torheit zu verbergen. Da, wo aber Leben vorhanden ist, gewinnt das Gewissen glücklicherweise in einem solchen Falle seine Kraft zurück.
Nichtsdestoweniger muß Züchtigung auf die Sünde folgen, die trotz so vieler Langmut ausgeführt wurde. Gott aber, der das Gewissen Seines Knechtes erreicht, setzt die aufrichtigen Zuneigungen in Bewegung, und zwar um Seinen eigenen unumschränkten Vorsatz auszuführen. David bringt das niemals versagende Merkmal eines Herzens, das den Herrn kennt, zum Ausdruck - Vertrauen zu Gott über allem, was es auch kosten mag. „Mögen wir doch in die Hand Jehovas fallen.“ Süßer und kostbarer Gedanke, was der Herr Seinem Volke ist, und Er weiß das Herz so gut mit jener Gewißheit zu füllen, daß Er sein Vertrauen verdient. Selbst während Er züchtigt, liebt Gott mehr, ist Er treuer und des Vertrauens würdiger als jeder andere. Die Pest bricht aus; aber inmitten des Gerichts gedenkt Jehova des Erbarmens, und wo der zerstörende Engel Jerusalem erreicht, befiehlt Er ihm, seine Hand abzuziehen. Es ist Jerusalem, die Stadt Seiner Zuneigungen, die Seine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Gott erwählte es als den Ort, wo Sein Altar gebaut und Seine Gnade erzeigt werden soll - Sein festgesetzter Gnadenstuhl. Dort ist es, wo Sein wider Israel gerecht entbrannter Zorn aufhört, und die Sünde bietet die Gelegenheit, den Ort und das Werk aufzurichten, wo Er und Sein Volk zusammentreffen werden, und zwar jener Gnade gemäß, die die Sünde hinweggetan hat. Das kennzeichnet das Kreuz Christi; dies wird der Pest in Israel Einhalt gebieten und die Herrschaft des wahren Friedefürsten einführen. David stand in dem Riß, um das Volk zu befreien, und auf eigene Kosten (V.17) bringt er im Bilde das Schlachtopfer der Versöhnung nach den Ratschlüssen Gottes dar.
Die Gedanken über das 1. Buch der Chronika werden eine vollständigere Untersuchung dieses letzten Teils der Geschichte Davids enthalten. Es ist aber ein auffallender Abschluß dieses Buches, daß es nach all den Regierungswegen im Leben Davids mit dem Sühnungsopfer schließt, das den Zorn durch Gnade aufhält und den Grund für den Treffpunkt Gottes mit Israel und den Ort ihrer Anbetung legt.