Betrachtung über das zweite Buch Samuel (Synopsis)
Kapitel 1-4
David läßt den Mann töten, der, durch Selbstsucht geblendet, sich als ohne jede Furcht vor Jehova und jedes gute und großmütige Empfinden erwies. Denn David fürchtet Gott; und der Gesalbte Jehovas ist kostbar in seinen Augen. Darum gießt er sein Herz vor Gott in rührenden Worten der Trauer aus, in ernster und ergreifender Sprache ruft er alles ins Gedächtnis zurück, was Saul erhöhen könnte, und er bringt die zärtlichen und liebevollen Erinnerungen zum Ausdruck, die ihm sein Herz eingibt. Holdselige Entfaltung der Früchte des Geistes Gottes! David ist nicht im mindesten entmutigt, denn sein Glaube ist in Tätigkeit. Wenn dieses Unglück ihn betrübt, so gibt es ihm auch die Gelegenheit, sich vor einem ähnlichen Unheil zu schützen. Er befahl, daß man die Kinder Juda den Gebrauch des Bogens lehrte, mit welcher Waffe Saul getötet worden war. Immer noch demütig, geht David gut voran. Er befragt Jehova, ob er nach Juda hinaufziehen und an welchen Ort er gehen soll, und Jehova weist ihn an. David bezeugt auch den Männern von Jabes-Gilead seine Befriedigung wegen ihres Verhaltens in bezug auf Saul.
Nichtsdestoweniger hatte der Krieg noch nicht aufgehört; wenngleich nicht gegen äußere Feinde, wird er gegen innere Feinde geführt. Das, was mit Sauls fleischlicher Wichtigkeit zusammenhing, kann David nicht unterstützen. Alles aber hat sich jetzt verändert, denn Isboseth ist nicht Jehovas Gesalbter, und ihn zum König zu machen bedeutet tatsächliche Empörung gegen Gott. David bekriegt ihn mit seinem Heerobersten.
Wehe! die Geschichte dieses Zeitabschnitts führt uns in die Wege des Menschen. Es ist nicht mehr länger David, der auf dem Pfade des Glaubens wandelt. Es ist Joab, ein kluger, ehrgeiziger, nach Blut dürstender und herzloser Mann. Es ist Abner, ein dem Joab moralisch überlegener Mann, der aber nach fleischlichen Grundsätzen und parteiisch gegen den von Gott erwählten König kämpft. Abner ist ebenso verwandt mit Isboseth, wie Joab mit David. Als sein Stolz verletzt worden war, wendet er sich den Interessen Davids zu, und Joab tötet ihn sowohl aus Eifersucht, als auch um den Tod seines Bruders zu rächen. Worin sind nun die Tapferkeit und der Mut der Häupter von Benjamin und Juda auf diesem „Felde der starken Männer“ kundgeworden? Indem sie einander erschlugen. Die Philister waren vergessen. Die Familie Sauls war aber ganz im Unrecht. Es war bei ihnen das Natürliche, das sich mit seinen angeblichen Rechten Gott und Seinem Willen nicht beugen wollte.
So wie David jetzt zu tun beginnt, so wird Christus, der König von Juda, Sich alles ringsherum unterwerfen, nachdem Er den Thron eingenommen haben wird.
Doch ist es gut, sich zu merken, daß David in diesem allem nicht in Erscheinung tritt. Joab ist der Täter, und nach den angegebenen Einzelheiten scheint es mir, daß das Böse schon begonnen hatte. Ich sehe nicht, daß David den Rat Jehovas gesucht hätte, und Joab hatte das gewiß nicht getan, denn er war nichts mehr als ein gottloser Mann, der verstand, daß es klüger ist, Gott zu ehren und sich nicht zu weit von Ihm zu entfernen, bloß um seinen Gelüsten zu frönen; das bewahrte ihn aber nicht davor, schließlich seinen eigenen Berechnungen ins Netz zu gehen. Und schließlich ist es nicht die Energie Joabs, die das Königreich in die Hände Davids legt, sondern der verletzte Stolz Abners, des Hauptes der Partei Isboseths, der damit endet, daß er von der Hand der Menschen erntet, was er gesät hatte. Alles dieses ist aber sehr traurig.
Durch die Mittel Seiner Vorsehung erfüllt Gott Seine Vorsätze, und David hat Erfolg. In seinen Kämpfen und in seiner Erhöhung während dieser Zeitspanne stellt er im allgemeinen im Bilde den Herrn Jesum vor. Ich zweifle auch nicht daran, daß sich die Aufrichtung des Reiches des Christus in allen Einzelheiten nach Seiner Erscheinung vollziehen wird; das beweisen die Weissagungen des Sacharja und Micha 5; historisch sind wir aber, wie ich gesagt habe, inmitten von Menschen. In der Angelegenheit des Todes des Isboseth bewahrt David seine Rechtschaffenheit, und in bezug auf die Ermordung Abners offenbart er für einen Mann Gottes geziemende Gefühle.
Nichtsdestoweniger zeigt Kapitel 3, 39 die Schwachheit des Menschen als des Werkzeugs der Regierung Gottes. David beruft sich auf den Gott des Gerichts. Die Erwählung eines solchen, in dem sich die Ratschlüsse Gottes vollziehen, muß notwendigerweise stattfinden, bevor es an dem von Jehova bestimmten Orte eingesetzt wird. Es ist noch augenscheinlicher, daß diese Erwählung der Ruhe des Erwählten vorausgehen muß, und das ist in bezug auf Christum Selbst wahr; nur daß Er in Gnade hernieder kam.