Betrachtung über das fünfte Buch Mose (Synopsis)
Kapitel 27
Jetzt kommt die Maßnahme - das heißt das, was Seinem Gesetz Nachdruck verleiht - in den Folgen (Segen und Fluch), die dem Gehorsam oder dem Ungehorsam entsprechen sollten. Dies wird in Kapitel 27 und in den zwei folgenden Kapiteln zum Ausdruck gebracht.
Doch steht Kapitel 27 für sich und ist recht weitgreifend im Verständnis des Wortes Gottes. Wenn die Frömmigkeit des einzelnen auf eine solche Weise zum Ausdruck kommt, wie wir sie im vorigen Kapitel gesehen haben, so beruhten die öffentlichen Beziehungen des Volkes mit Gott auf den Drohungen des Gesetzes. Wenn das Volk über den Jordan gezogen sein würde, um das verheißene Land in Besitz zu nehmen (ein Gedanke, der immer wieder auftaucht), und wenn sie große Steine aufgerichtet und sie mit Kalk bestrichen haben würden, sollten sie die Worte des Gesetzes auf dieselben schreiben. Dieses Gesetz enthielt die Bedingungen, unter denen das Land genossen werden sollte.
Das Volk sollte sich in zwei Gruppen von Stämmen teilen; ein Teil sollte auf dem Berge Gerisim zum Segnen stehen, der andere Teil auf dem Berge Ebal zum Fluchen. Auf dem letzteren sollte Jehova ein Altar errichtet werden, nicht für Sündopfer, sondern für Brandopfer und Friedensopfer: eine Anbetung, die ein gerechtes Volk in Gemeinschaft mit Jehova voraussetze, das aber unter den Fluch gestellt war, wenn sie das Gesetz übertreten würden. Es folgt die Verkündigung der Flüche, und sie endigt mit dem Fluche, der auf einem jeden ruhen würde, der nicht bleibt in allem, was im Buche des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun. Die Segnungen des Berges Gerisim werden aber völlig ausgelassen.
Es besteht keine Notwendigkeit, die Wichtigkeit dieser Auslassung zu betonen. Der Apostel hebt sie als die Stellung aller unter dem Gesetz hervor. „So viele aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluche“, sagt der Apostel 1, „denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buche des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun“. Es gibt keine Möglichkeit, dem zu entrinnen. Keiner außer dem Herrn Jesus hat es erfüllt; und, wenn man das so sagen darf, Er errichtete nicht einen Brandopferaltar, einen Altar der Anbetung für einen gerechten Menschen, der das erfüllt hatte, sondern nur für Sich allein, Er opferte Sich Selbst für uns auf jenem Berge des Fluches als ein Opfer für die Sünde und hat dadurch für immer diese Drohungen und Flüche zum Schweigen gebracht. Infolgedessen genügt auch die Segnung vom Berge Gerisim nicht. Die einzige würdige Antwort und Belohnung für das, was Er vollbrachte, indem Er für unsere Sünden litt, ist der Himmel, und für Ihn der Thron des Vaters. Dies ist aber die Gerechtigkeit Gottes, daß Er Christo, und infolgedessen auch uns, das gibt, worauf Er völligen Anspruch hatte, da Er Gott verherrlicht hatte, uns aber, was Er für uns erworben hat.
Der Zusammenhang zwischen den Grundsätzen des Kapitels 26 und denen von Kapitel 27 ist höchst interessant. die Erfüllung der Verheißung im Genuß des Landes, die Grundlage der Danksagungen und der Anbetung, deren Quelle die Erlösung ist; nachher aber der Altar, der Dienst, der Gott dargebracht wurde, ein Dienst, der mit dem Gesetz verbunden ist, und wenn man dasselbe nur in einem einzigen Punkte übertrat, brachte es den Fluch. Dies war die Bedingung, unter der sie das Land genießen durften.
Von diesem Standpunkte aus, dem einzigen, der der Frage auf den Grund geht, betrachtet der Apostel diese Dinge. Es geschieht auf der Grundlage dieses Bundes des fünften Buches Mose, daß das Volk das Volk Jehovas wurde, nachdem sie in das Land eingezogen waren (vgl. V. 2. 10 und Kap.5.Mo 29, 1).
Fußnoten
- 1 Dieser Ausdruck bezieht sich nicht auf das Betragen, sondern auf den Grundsatz, auf dem wir vor Gott stehen. Die aus dem Glauben sind, sind mit dem gläubigen Abraham verbunden; die aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluche, denn das Gesetz lautet: „Verflucht ...“ usw.