Betrachtung über das fünfte Buch Mose (Synopsis)
Kapitel 18
Den Priestern und dem ganzen Stamme Levi wird ihr Teil zugeteilt. Dem Volke wird verboten, nach den Greueln zu tun, deretwegen die Nationen, die im Lande wohnten, vor Israel hinausgetrieben wurden, die auf Wahrsager hörten. Jehova würde einen Propheten gleich Mose erwecken, auf den sollten sie hören. Diese Satzungen sehen beim Volke jenen Mangel an Glauben voraus, der notwendig ist, um einfältig mit dem Herrn zu wandeln. Christus ist die wahre und einzige Antwort. Sie sollten einen Propheten nicht fürchten, dessen Wort nicht eintrifft, weil Jehova nicht durch ihn geredet hat.
Ein Wort hier betreffs des Teiles der Priester. Zuerst war es der normale Zustand des Volkes, daß sie von den Priestern geleitet wurden, und im Notfall von Richtern, die auf eine außerordentliche Art erweckt wurden; sie sollten unter der Bewahrung Gottes im Lande wohnen und Seine Segnung genießen. Genau gesagt war das Gottesherrschaft (Theokratie). Die Gesetze Gottes leiteten das Volk; sie genossen die Segnung Gottes, und die Priester erledigten alle Fragen, die aufkamen, und in Ausnahmefällen wurde ein Richter erweckt.
Hier werden die Priester in Verbindung mit dem eingeführt, was nötig war, um das Land zu genießen, nicht aber als ein Mittel, Gott zu nahen. Infolgedessen waren sie da, um ihren Dienst vor Gott zu erfüllen, und ein gewisses Teil gehörte ihnen.
An den König wurde nur in dem Falle gedacht, wenn das Volk einen würde haben wollen, um den Nationen gleich zu sein, und in diesem Falle sollte er nach Möglichkeit einfach inmitten des Volkes bleiben, damit das Gesetz Gottes seine volle Autorität haben möchte. Das Volk wird immer als selbst vor Gott verantwortlich betrachtet, und daß es unter dieser Verantwortung das Land genießt, obwohl sie deshalb den Entscheidungen der Priester unterworfen waren. Sie hatten das Land von Gott erhalten. Die Stellung, von der hier die Rede ist, bezieht sich nicht auf das Herzunahen zu Ihm, sondern darauf, daß Seine Befreiung und Güte anerkannt werden, wie es bei den von uns besprochenen Festen der Fall ist.
Also aß derjenige, der zu dem von Jehova erwähnten Orte hinaufzog, mit seiner Familie und zuweilen mit dem Leviten, dem Fremdling usw. die Zehnten 1 eines jeden Jahres (im dritten Jahre gab es sie für den Leviten und den Bedürftigen) die Erstlinge des Klein- und Rindviehs, die freiwilligen Opfergaben und die Hebopfer, alles vor Jehova. Gleichzeitig aber, wo sie sie dem Jehova darbrachten, nahm der Darbringer an ihrem Genuß teil (siehe Kap. 5.Mo 14, 23. 28. 29; 12, 7. 11. 12. 17), während in Kapitel 18 der Priester ein gewisses Teil des Schlachtopfer, die Erstlinge des Getreides, des Mostes, des Öls, und der Erstlinge von der Schur der Schafe hatte.
Der erste Teil dieser Satzungen ist um so bemerkenswerter, als in 4.Mo 18 die erstgeborenen Männlichen (siehe Fußnoten zu Kapitel 12 und 14), die Hebopfer, allerart Sündopfer und die Speisopfer den Priestern, die Zehnten aber den Leviten gegeben wurden. Diese werden hier nur vorausgesetzt, nicht nochmals vorgeschrieben, damit die wahre Wesensart der Anbetung dem fünften Buch Mose gemäß bewahrt wird, nämlich die Freude vor Jehova in dem Genuß dessen, was Er gibt, nicht das Herzunahen zu Ihm im Heiligtum.
Wir mögen hier den Unterschied bemerken, der zwischen dem, was in diesem Falle für die Priester war, und dem, was das Volk im fünften Buch Mose vor dem Herrn essen sollte, und dem, was in den anderen Büchern den Priestern gegeben wurde, besteht. Wir haben schon auf den Unterschied der Stellung hingewiesen.
In den drei vorhergehenden Büchern wird das Herzunahen zu Gott vor Augen gestellt, und allein die Priester werden als dazu fähig betrachtet; in den Beziehungen von Priestern also aßen sie an heiligem Orte alles, was dargebracht wurde. Sie allein waren Gott nahe, und das, was Gott dargebracht wurde (dem Sinn des Wortes gemäß das, was Gott nahe gebracht wurde) gehörte ihnen, da sie Ihm nahe waren 2. Sie waren alle als eine Schar im Lager, und das Ganze war im wesentlichen ein Vorbild.
Somit wurden alle Vorrichtungen des Zeltes der Zusammenkunft für ein Volk gemacht, das sich in der Wüste befand, wo sie Fremdlinge waren; und es muß beachtet werden, daß Paulus im Hebräerbrief niemals von etwas anderem als von jenem Zelte redet, niemals vom Tempel. Die Beziehung, von der er redet, ist die von Pilgern mit Gott.
Im fünften Buch Mose ist es nicht mehr so. Dort wird das Wohnen des Volkes im Lande der Verheißung betrachtet; demzufolge wird das Volk nicht als solches angesehen, das das Herzunahen zu Gott lernen muß, sondern das das Ergebnis Seiner Verheißung in Seiner Gegenwart und vor Ihm genießt, so daß das Volk direkt mit den Opfern verbunden ist 3. Sie genießen die Verheißungen vor dem Angesicht Gottes, und in der Gemeinschaft Jehovas sind sie sich aller Mittel bewußt, durch die dieses alles genossen wird, und gemeinsam haben sie an allem teil, was Ihm geweiht wird, und zwar als ein Zeichen der Erlösung, durch die dieser Genuß für sie erworben wurde.
Es ist anders in bezug auf die Erstlinge des Landes - auf das, was es erzeugt. Indem das Volk jene Früchte der Güte Gottes genoß, gab es Ihm die Erstlinge zurück als ein Zeugnis dafür, daß alles von Ihm kam, daß alles Sein war, und daß Seine Gnade ihnen dieses beschert hatte (siehe Kap. 26). Deshalb sollten die Erstlinge nicht vom Volke gegessen werden, sie brachten sie Gott dar und aßen von dem Übrigen. Es war die Anerkennung Gottes, während sie an Seinen Segnungen teilhatten. So wurden die Erstlinge Gott dargebracht und kamen somit in die Hände der Priester als ihr Teil.
Fußnoten
- 1 Siehe 5. Mose 12-15 die Anmerkungen; das waren die zweiten Zehnten, nicht die levitischen. Das Volk zollte den Priestern niemals den Zehnten, sondern daheim den Leviten, diese aber den Priestern. Die Zehnten des dritten Jahres (nicht die levitischen) wurden daheim gegessen. Im fünften Buch Mose haben wir nichts über die levitischen Zehnten.
- 2 Das Wort, welches mit „eine Opfergabe“ (d. h. corban) übersetzt wird, kommt von einem Wort, das „hinzunahen“: und in der Form Hiphil (kausale aktive Form) „nahebringen“ bedeutet.
- 3 Dieser sehr große Unterschied ist charakteristisch für dieses Buch. Es geht nicht darum, wie nahe wir dem Heiligtum, Gott Selbst, treten können, sondern um Gemeinschaft im Genuß der Früchte Seiner Verheißung in Seiner Gegenwart, und im Geiste der Gnade. Es ist nicht die Verbindung mit Gott in der Wüste, es ist ein noch tieferer Grundsatz der Verbindung mit Ihm.