Betrachtung über das fünfte Buch Mose (Synopsis)
Kapitel 16-17
Kapitel 16 und 17 verbindet das Volk mit der Wohnstätte Jehovas durch die Festlichkeiten, in denen Er Sich mit Seinem Volke umgibt, das gesegnet und glücklich ist in der Befreiung, die Er ihnen unter Seiner Herrschaft gewährt hat.
Es wurden uns drei feierliche Feste gegeben - das Passah, Pfingsten und das Laubhüttenfest. Die Bedeutung eines jeden dieser drei Feste bietet den Anlaß zu einigen Bemerkungen. Das Passah erinnerte an die Erlösung von der Knechtschaft Ägyptens - für uns ist es die Erlösung von der Sünde und von Satan (Ägypten bedeutet eigentlich das Fleisch, das schließt aber Sünde und Satan ein). Das ungesäuerte Brot, die Wahrheit im Inneren, war hier das Brot der Trübsal. Die Erkenntnis Christi oder die Anwendung Christi auf das Herz, obwohl dies mit Erlösung und Errettung verbunden ist, wenn es die Form der Buße annimmt (und das ist der Fall, wenn es darum geht, seiner Erlösung zu gedenken), enthält immer etwas Bitterkeit. Hier geht es nicht um Freude. Man ist in Eile unter dem mächtigen Arm Gottes herausgegangen; und wenn man auch glücklich ist, so doch nur als entronnen, und daß man sich dessen bewußt ist, daß es allein durch die Kraft Gottes geschah, und des Zustandes eingedenk, der das alles nötig machte. Sie aßen das Passah des Nachts, und am Morgen kehrte ein jeder zu seinem Zelt zurück. Sie gingen in dem Bewußtsein der Güte Gottes heim, dabei bedenkend, daß es eine Befreiung von dem Bösen war, unter dem sie sich durch ihre eigene Schuld und zu ihrem Verderben befunden hatten.
Heiligkeit wird in Buße und in der Befreiung von der Macht des Bösen dargestellt, unter der Gestalt des Gewissens und der Verurteilung der Sünde; das ist eine Verpflichtung. Man darf nicht mehr länger im Bösen verharren. Wenn Gesäuertes im Hause gefunden wurde, wurden sie ausgerottet, während diese Heiligkeit an sich die Freude der Erlösten ist. Sie waren daran gebunden, an dem Orte das Fest zu feiern, den Jehova erwählen würde, um Seinen Namen dort wohnen zu lassen. Gott versammelte das Volk um Seinen Wohnort und verband sie mit Seinem Namen und mit Sich. (Wie wir gesehen haben, bildete das einen Teil der Anbetung auf dem Boden des fünften Buches Mose.) Ihre Volkszugehörigkeit und alle ihre Erinnerungen waren mit der Anbetung Jehovas verbunden. Das war noch ein Schutzwall gegen den Götzendienst (V. 5 - 7).
Nach Verlauf von sieben Wochen mußte sich das Volk wieder um Jehova versammeln. Sie zählten sieben Wochen von der Zeit an, wo man beginnt, die Sichel an die Ernte zu legen, von dem Tag an, wo sie anfingen, das Erzeugnis des verheißenen Landes zu ernten. Sie warteten auf die vollkommene Zeit des Werkes Gottes.
Dieses Fest wurde zuerst dadurch gekennzeichnet, daß ein jeder eine freiwillige Opfergabe darbrachte, dem Segen gemäß, mit dem Jehova, sein Gott, ihn gesegnet hatte. Dieses Vorbild stellt uns den Heiligen Geist und die von Ihm kommende Segnung dar. Es ist nicht nur Befreiung, sondern die Macht der Dinge, die deren Ergebnis sind - jedoch nicht in ihrer Fülle; es waren nur die Erstlinge, die Gott dargebracht wurden. Die Darstellung dieser Erstlinge für Gott ist die Wirkung der Kraft des Heiligen Geistes. Es ist der Überrest Israels, geschichtlich am Anfang des Christentums, und zwar nach dem Grundsatz der Erlösung und des Neuen Bundes; tatsächlich aber werden Christen zu Erstlingen der Schöpfung Gottes. Die aber durch den Heiligen Geist hervorgebrachte Wirkung, die allgemeine Wirkung Seiner Gegenwart ist das, was dieses Fest kennzeichnet.
Beim Passah wurden freiwillige Opfergaben nicht erwähnt; sie aßen in Eile und kehrten heim. Der Heilige Geist hat aber das erneuerte Herz willig gemacht; dem Genuß der Früchte der Verheißung gemäß, und nach dem Maße der Segnung des Geistes Gottes kann es und wird es Gott die Erstlinge des Herzens und alles dessen, was Er uns gegeben hat, darbringen. Deshalb sollten sie sich vor Jehova, ihrem Gott, freuen, das begleitet stets dieses Freiwillige - die Frucht des Heiligen Geistes.
Die Früchte der Gnade und des Geistes erweisen sich in Freude und in Gnade. (Das kennzeichnet auch die Anbetung auf dem Boden des fünften Buches Mose). Segnung erweist sich im Geiste des Segnens, in der Freude und dem Wohlwollen der Gnade. Gesegnete und kostbare Ergebnisse! Freude und das Begehren, daß andere sich freuen, entfließen stets der Gnade, die nach der Macht des Geistes Gottes erkannt wird.
Somit sollten der Anbeter, sein Sohn und seine Tochter, sein Knecht und seine Magd, der Levit in seinen Toren, der Fremdling, die Waise und die Witwe sich zusammen freuen an dem Orte, den Jehova erwählen würde, um Seinen Namen daselbst wohnen zu lassen. Gott umgab Sich mit Freude, der Frucht der Gnade und Seines Segens.
Die Erinnerung daran, daß sie selbst Knechte gewesen waren, sollte das Herz Israels rühren und ihr Verhalten beeinflussen, und dadurch, daß sie die Gnade beachteten, die sie erlöst hatte, als sie in jener Lage waren, sollten sie dazu gebracht werden, mit denen gnädig umzugehen, die nun ihre Knechte waren. Gleichzeitig werden sie ermahnt, die Satzungen Jehovas zu beobachten, denn während die Anwesenheit des Heiligen Geistes Freude mit sich bringt, führt sie zu Wachsamkeit und Gehorsam. Wir genießen das Unterpfand und die Erstlinge vor Gott; es geschieht aber immer noch hienieden, wo Wachsamkeit und Zurückhaltung nötig sind.
Wenn das Einbringen der Ernte und die Weinlese beendet waren (d. h. wenn Gott die Seinigen eingesammelt und in Seiner Scheune verborgen und Seine Feinde in der Kelter getreten haben wird), dann kam das Laubhüttenfest - ein Fest, dessen Gegenbild wir sicherlich noch nicht gesehen haben.
Obwohl sich die ganzen Auswirkungen von Passah und Pfingsten noch nicht erfüllt haben, so sind sie doch in bezug auf die Ereignisse, die sie betreffen, erfüllt; es hat aber noch keine Erfüllung des Laubhüttenfestes gegeben. Das wird stattfinden, wenn Israel nach dem Ende der gegenwärtigen Zeitverwaltung in seinem Land wiederhergestellt sein wird und es in Fülle das Ergebnis der Verheißung Gottes genießt. Infolgedessen steht die Freude im Vordergrund, während in dem, was die Anwesenheit des Heiligen Geistes auf Erden sinnbildlich darstellt, die freiwillige Opfergabe zuerst kam.
Dieses Fest sollte während sieben aufeinanderfolgenden Tagen gefeiert werden. Es ist Freude, volle und vollständige Freude, nicht, wie zu Pfingsten, nach dem Maße der Segnung, sondern weil Gott sie in allen Werken ihrer Hände gesegnet hatte; deshalb sollten sie sich gewißlich freuen. Der Geist jenes Tages gehört uns, obwohl seine Erfüllung noch nicht stattgefunden hat1.
Es gibt eine Freude, die sich in Verbindung mit dem Maße der gegenwärtigen Wirkung der Gegenwart des Heiligen Geistes ausdrückt, eine Freude, die Wachsamkeit und ein Wandeln auf dem schmalen Pfade erfordert; in dieser Freude stärkt die Erinnerung an unseren früheren Zustand in uns den Geist der Gnade in bezug auf andere, und die Gegenwart des Herrn wird besonders hervorgehoben.
Es gibt eine Freude, die dem Herzen bekannt ist, obwohl die Dinge, die sie hervorrufen, ihre Erfüllung noch nicht gefunden haben, eine mit der Zeit der Ruhe verbundene Freude, wo die Mühe zu Ende sein wird, und wo keine Notwendigkeit zur Wachsamkeit noch der Erinnerung an unser Elend mehr bestehen wird, um uns dazu zu bewegen, unsere Segnungen mit anderen zu teilen. Das Fest an sich wird für die Freude aller genügen: „Du sollst dich an deinem Feste freuen.“ Der Herr erinnert an den großen Grundsatz der drei Feste, nämlich dreimal im Jahr vor Jehova zu erscheinen und Jehova Opfergaben darzubringen.
Vers 18 beginnt einen neuen Gegenstand: die Bemühungen und die Werkzeuge, die gebraucht werden, um die Segnung zu bewahren und die dazu nötigen Gerichte auszuüben. Es ist immer noch der Gedanke, das Volk in Beziehungen mit Gott allein zu bewahren. Sie sollten Richter und Vorsteher in allen ihren Toren einsetzen. Alles, was irgend zum Götzendienst führte, war verboten; jeder, der sie zum Götzendienst anreizte, sollte gesteinigt werden (Kap. 17). Wenn eine Sache zu schwierig war zum Urteil, sollten sie zu den Priestern und Richtern gehen, und das Volk sollte sich an ihr Urteil halten.
Der Fall, daß das Volk einen König zu haben begehrt, wird vorausgesetzt, und es wird ihnen gesagt, daß er aus dem Volke sein muß und nicht so handeln darf, um den Weg für den Umgang mit Ägypten zu bahnen, noch um das Volk zum Götzendienst zu leiten; er soll vielmehr eigenhändig eine Abschrift des Buches des Gesetzes anfertigen und alle Tage seines Lebens darin lesen und sich ihm unterwerfen, auf daß er seine Brüder nicht verachte.
Fußnoten
- 1 Es muß hier aber bemerkt werden, daß in dem Bericht über das Laubhüttenfest in diesem Kapitel, der achte Tag nicht wie anderswo erwähnt wird. Alles bezieht sich genau genommen auf Israel, wie es in gegenwärtiger Verantwortung in das Land gesetzt ist, jedoch mit der Verheißung besserer Dinge unter dem Neuen Bund. Für uns ist das die Vorausahnung des achten Tages, jenes großen Tages des Festes. Siehe Johannes 7, wo wir das finden, was für uns den Platz jenes Festes einnimmt, und zwar in Verbindung mit der Herrlichkeit eines verworfenen, aber erhöhten Christus - die ausströmende Fülle des Heiligen Geistes.