Betrachtung über das vierte Buch Mose (Synopsis)
Kapitel 11
Jetzt werden wir dazu gebracht, unsere Gedanken einer anderen Richtung zuzuwenden - um das Verhalten des Volkes in der Wüste zu sehen, und leider! was ist es anders als die Geschichte der Treulosigkeit und der Empörung? Laßt uns aber auch hinzufügen, daß es auch die Geschichte der Langmut und der Gnade Gottes ist. Es ist ein äußerst demütigendes und lehrreiches Bild. Wir werden kurz die verschiedenen Formen des uns hier dargestellten Unglaubens betrachten.
Das erste, was wir nach der holdseligen Kundmachung der Liebe Gottes finden, ist das Murren des Volkes. Sie beschweren sich über Ermüdung, wo Gott einen Ruheort für sie erkundet. Gott züchtigt sie. Gedemütigt schreien sie zu Mose, und auf seine Fürbitte hin wird die Züchtigung beseitigt; ihr Herz aber bleibt dem Herrn fremd, und durch das sie begleitende Mischvolk verführt, für das Kanaan nicht das Land der Verheißung war, werden sie des Mans überdrüssig. Wie oft genügt Christus, das Brot des Lebens, einem Herzen nicht, das nicht mit Gott in Gemeinschaft steht! Das Herz sucht seine Nahrung anderswo, es sucht etwas anderes, es entsinnt sich der Dinge, die das Fleisch in der Welt zu genießen pflegte, und vergißt die Knechtschaft, unter der es stand. Es erkennt die Kraft des Wortes nicht mehr: „Wer zu mir kommt, wird nicht mehr hungern.“
Gott gewährt dem Volk den Gegenstand ihres Begehrs; anstatt sich zu schämen, wenn sie sehen, daß Gott ebenso imstande ist, sie in der Wüste zu befriedigen, sammeln sie gierig die Wachteln, und der Zorn Gottes fällt auf dieses böse Volk.
Mose, ihrer als einer schweren Last überdrüssig, beschwert sich seinerseits über seine herrliche Stellung. Gott erleichtert seine Bürde, aber nicht ohne ihm Vorwürfe zu machen, doch Er fügt ihm siebenzig Männer hinzu, die ihm helfen, sie zu tragen. Der Geist Gottes wirkt in zweien von ihnen, obwohl sie nicht erscheinen, um dies dort zu empfangen, wo Mose war; sie weissagen im Lager. Josua, der für den Ruhm seines Herrn eifert, möchte, daß sie schweigen. Während Mose 1 aber nicht imstande war, das Gewicht seiner Herrlichkeit zu tragen und sie mit anderen teilen mußte und bis zu einem gewissen Grade einen Teil davon verlor, zeigt wenigstens in diesen Umständen die Tiefe der in ihm wohnenden Gnade. Er beneidet nicht die, die im Lager weissagen. Er sagt: „Möchte doch das ganze Volk Jehovas Propheten sein!“
Es ist etwas recht Schönes in der Gesinnung, die diesen Knecht Gottes beseelte. Schließlich ist ja Gott unumschränkt beim Austeilen Seines Geistes, wie Er die Dinge auch fügen mag.
Fußnoten
- 1 Man beachte hier den Unterschied im Glauben des gesegneten Apostels, indem wir Kapitel 11, 12 mit Galater 4,19 vergleichen; siehe auch 2. Korinther 11,28. Es ist möglich, daß dieses Versagen des Mose unter dem Druck der Bürde des Volkes, das das Weissagen im Lager verursachte, auch die Veranlassung dazu war, daß Aaron und Mirjam sich gegen ihn erhoben. Jedenfalls hielt Gott die Autorität Seines Knechtes aufrecht, der, was ihn selbst betraf, den Boden in aufrichtiger Sanftmut hielt und alles, was sich auf ihn selbst bezog, Gott überließ.