Betrachtung über das dritte Buch Mose (Synopsis)
Kapitel 8-10
Indem die Opfer und die Anordnungen, wie sie gegessen werden sollten, festgelegt wurden, wurde das Priesterturn nach der Satzung eingerichtet (Kap. 8). Aaron und seine Söhne werden gewaschen, dann wird Aaron bekleidet, und die Wohnung und alles, was darin war, wurde gesalbt, und Aaron auch, aber dies ohne Blut.
Wie ich es verstehe, haben wir darin einen hellen Einblick in die Art und Weise, wie das Weltall mit Herrlichkeit erfüllt wird. Wie Aaron allein ohne Blut gesalbt wird, so geschieht es auch mit der Wohnung. Die Fülle der göttlichen Kraft und geistlichen Gnade und Herrlichkeit, die in Christo ist, erfüllt den ganzen Schauplatz des erschaffenen Zeugnisses der Herrlichkeit Gottes, d. h. daß die Energie des Heiligen Geistes es mit dem Anspruch und den Zeugnissen der Vorzüglichkeit Christi füllt. Wenn aber das Geschöpf es damit zu tun gehabt hat, dann, ja dann muß gewiß alles wie am großen Versöhnungstag mit Blut gereinigt und versöhnt werden. Das hebt aber den direkten Anspruch in der Gnade und in der göttlichen Vorzüglichkeit in Jesu nicht auf. Er gehört Ihm auch auf dieser Grundlage. Er ist Sein als dem Schöpfer von allem. Es mag auf Unreinheit beschränkt worden sein. Die Erlösung ist die Grundlage für die Wiederherstellung aller Dinge, und die Schöpfung wird von der Knechtschaft des Verderbnisses befreit. Aber als Seine Schöpfung gehörte alles Gott. Nach der normalen Ordnung war alles als erschaffen Gott geweiht (siehe Kol 1, 16. 21). Wenn die Söhne Aarons herzugebracht werden, dann wird der Altar mit Blut entsündigt, denn wir sind nicht mehr in dem Bereich der bloßen persönlichen Vorzüglichkeit Christi und Seiner Rechte.
Wenn die Söhne Aarons mit den priesterlichen Kleidern bekleidet sind, werden Opfer dargebracht, beginnend mit dem Farren des Sündopfers, und sein Blut wird Aaron und seinen Söhnen an das Ohr, den Daumen und den großen Zeh getan, und dann werden Aaron und seine Kleider, seine Söhne und ihre Kleider mit ihnen mit Öl und Blut nach den im 2. Buch Mose gegebenen Vorschriften besprengt. Das Blut Christi und der Geist sind die Grundlage, auf der wir, als Ihm zugesellt, unseren Platz bei Gott haben.
Am achten Tage sollte Jehova erscheinen und die Annahme der an diesem Tage gebrachten Opfer zum Ausdruck bringen, wie auch Seine Anwesenheit in Herrlichkeit inmitten des Volkes erweisen. Dementsprechend fand diese Kundmachung statt: zuerst segnet Aaron das Volk, indem er neben dem Opfer steht; dann gehen Mose und Aaron in das Zeit der Zusammenkunft und kommen heraus und segnen das Volk. Das bedeutet, daß erstens Christus sie als Priester, kraft des dargestellten Opfers segnet; dann ist es Christus als König und Priester, der hineingeht und Sich eine kleine Weile im Zelte der Zusammenkunft verbirgt, um dann hervorzukommen und das Volk in diesem doppelten Charakter zu segnen. Wenn dies stattfindet, wie es beim Kommen Jesu sein wird, wird die Annahme des Opfers öffentlich erwiesen werden, und die Herrlichkeit Jehovas wird dem Volke erscheinen, das dann mittels dieser Dinge zu wahren Anbetern wird.
Dieses ist ein Schauplatz tiefsten Interesses, es muß hier aber etwas bemerkt werden. An dieser Stelle wird die Kirche nicht gefunden (obwohl hier allgemeine Grundsätze vorhanden sind, die wir auf jeden Fall der Beziehungen mit Gott anwenden können), es sei denn in der Person Moses und Aarons. Die Segnung kommt und wird offenbar gemacht, d. h. die Annahme des Opfers wird offenbar, wenn Mose und Aaron beim Hervorkommen aus dem Zelte der Zusammenkunft erscheinen. So wird es mit Israel sein. Wenn der Herr Jesus erscheint und sie Den, welchen sie durchbohrt haben, anschauen werden, so wird die Wirksamkeit dieses Opfers zugunsten dieser Nation offenbar gemacht. Dies wird öffentlich durch das Offenbarwerden Christi geschehen. Unsere Erkenntnis jener Wirksamkeit ist während des Verweilens Christi innerhalb des Vorhangs, oder besser im Himmel selbst, denn der Vorhang ist jetzt zerrissen. Israel wird die Annahme jenes Opfers nicht erkennen, bis Christus als König hervorkommt; für uns ist es so, daß der Heilige Geist hervorgekommen ist, während Er noch innerhalb weilt, so daß wir die Vorwegnahme der Gewißheit jener Annahme haben und mit Ihm dort verbunden sind. Und dies ist es, was dem Christen seinen eigentlichen Charakter verleiht.
Hier findet die Kundmachung in dem Hofe statt, wo das Opfer dargebracht wurde, als Mose und Aaron an den Ort gekommen waren, wo Gott mit dem Volke redete (nicht dorthin, wo Er nur mit dem Mittler Umgang pflegte, d. h. bei der Lade des Zeugnisses, wo der Vorhang sich nicht mehr auf dem Angesicht dessen befand, der auch mit dem Herrn Umgang pflegte), und diesem Vorbild entsprechend wird diese Kundgebung hier stattfinden. Damit ist ein ganz besonderer Umstand verbunden. Es hatte kein Opfer gegeben, dessen Blut in das Heiligtum gebracht wurde, obwohl der Leib des Farrens außerhalb des Lagers verbrannt wurde 1. Ein Sündopfer wurde tatsächlich dargebracht, es war aber ein solches, das vom Priester hätte gegessen worden sollen (Kap. 10, 17. 18). Die eingegangenen Beziehungen waren verhältnismäßig äußerlich. Die Sünde und die Verunreinigung wurden ganz und gar aus dem Lager hinausgetragen und hinweggetan; es gab aber kein Hineingehen innerhalb des Vorhangs noch eine Begegnung mit Gott daselbst.
Schließlich haben wir leider das, was beim Menschen immer der Fall ist. Am ersten Tage, wo das Priestertum eingerichtet wird, erreicht es nicht die Herrlichkeit Gottes. Nadab und Abihu bringen fremdes Feuer, indem sie in ihren Beziehungen zu Gott als natürliche Menschen handeln und ihren Dienst nicht auf den Altar der Opfer gründen, und sie sterben.
Die Priester dürfen in keinem Fall von ihrer Einweihung abweichen (V. 6. 7), deshalb müssen sie Nasiräer sein (V. 9): Getrennt von der bloßen Aufregung des Fleisches, abgesondert für Gott von allem, was die Natur in Seiner Gegenwart entfesseln könnte, von dem, was sie daran hindern könnte, ihre Kraft zu spüren - ein Zustand der Abgeschiedenheit, in dem das Fleisch keinen Raum hat. Die Gegenwart Gottes muß ihre ganze Macht frei entfalten können, und das Fleisch muß vor Ihm schweigen. Nur so wären sie dazu fähig, zwischen dem Unreinen und dem Reinen zu unterscheiden - zwischen dem Ungeweihten und dem Heiligen. Es gibt vom Gesetz erlaubte Dinge, wirkliche Freuden, die jedoch nicht zum Priestertum gehören - Freuden, die den Segnungen Gottes entfließen, die aber das Fleisch nicht so im Zaum halten, wie es Seine Anwesenheit tut; denn es wird immer eine gewisse Zurückhaltung auf das Herz, das Natürliche und sein Wirken ausgeübt, die durch die Anwesenheit Gottes erzeugt wird. Das Priestertum wird aber in Seiner Gegenwart ausgeübt.
Fußnoten
- 1 Es ist nicht ganz ersichtlich, ob der Bock für das Volk (Kap. 9, 3) außerhalb des Lagers verbrannt wurde. In Kapitel 10, 16 wird gesagt, daß er verbrannt wurde, daß aber sein Blut nicht für die Sünde in das Heiligtum gebracht wurde, also hätten sie ihn essen sollen. Wenn er also außerhalb des Lagers verbrannt wurde, so war das ein Irrtum; das geschah mit dem Farren für Aaron, obwohl sein Blut nicht innerhalb des Vorhangs gebracht wurde. Von dem Bock wird nur gesagt: „... und opferte ihn als Sündopfer, wie das vorige“ (Kap. 9, 15). Das Opfer Aarons scheint zu zeigen, daß dieser Charakter des Priestertums Christi Israel nicht in Gemeinschaft setzt mit dem, was innerhalb des Vorhangs ist, obwohl Christus für sie auf dem Kreuze gelitten haben mag. Das Blut wurde an den Altar im Hofe getan. Die Söhne hätten dies für das Volk essen sollen, für ein besonderes Verfehlen eines Volkes, das schon in Beziehungen zu Gott stand. Dies sind die Opfer nach der Einweihung Aarons, nicht die seiner Einweihung. Damals gab es natürlich kein Opfer für das Volk. Jetzt waren seine Hände gefüllt. Der Leser mag betreffs des Überrests Israels bemerken (betr. der 144 000 auf dem Berge Zion mit dem Lamme, dem Dulder in Israel, der nun dort König ist), daß sie sich auf Erden befinden; jedoch lernen sie das Lied, das im Himmel gesungen wird, obwohl sie nicht dort sind, um es zu singen.