Betrachtung über das dritte Buch Mose (Synopsis)
Kapitel 4-5
Nun kommen wir zu den Opfern, die nicht Opfer zum lieblichen Geruch waren - das sind das Sündopfer und das Schuldopfer, im großen Grundsatz sind sie sich gleich, obwohl verschieden im Wesen und in den Einzelheiten; diesen Unterschied werden wir beachten. Zuerst muß aber ein sehr wichtiger Grundsatz bemerkt werden. Die Opfer, von denen wir geredet haben, die Opfergaben zum lieblichen Wohlgeruch, stellten die Übereinstimmung des Opfernden mit dem Opfer dar: es wurde durch das Auflegen der Hände der Anbeter zum Ausdruck gebracht. Bei jenen Opfern kam der Anbeter als ein Opfernder, sei es Christus oder einer, der durch den Geist Christi geleitet wird, und war so mit Ihm einsgemacht, indem er sich Gott darstellte - er kam freiwillig, und als Anbeter war er mit der Wohlannehmlichkeit und Wohlgefälligkeit seines Opfers einsgemacht.
In dem Falle des Sündopfers haben wir denselben Grundsatz des sich Einsmachens mit dem Opfer durch Hände auflegen; der aber, welcher kam, kam nicht als Anbeter, sondern als ein Sünder; nicht als rein für Gemeinschaft mit dem Herrn, sondern als mit Schuld belastet, und anstatt daß er mit der Wohlannehmlichkeit des Opfers einsgemacht wurde (obwohl auch das nachher wahr wurde), wurde das Opfer mit seiner Schuld und Nichtannehmlichkeit einsgemacht, es trug seine Sünde und es wurde dementsprechend mit ihm verfahren. Dies war vollständig der Fall, wo das Sündopfer ganz und gar ein solches war. Ich habe die Worte: „Obwohl das nachher wahr wurde“ hinzugefügt, weil sie in vielen der Sündopfer in einem gewissen Teil mit der Wohlannehmlichkeit Christi einsgemacht wurden, die in Ihm, der in Seiner Person die Tugend aller Opfer vereinigte, niemals aus den Augen verloren werden durften. Die Unterschiedlichkeit zwischen dem Einsmachen des Opfers mit der Sünde des Schuldigen und dem Einsmachen des Anbeters mit der Annahme des Opfers kennzeichnete sehr deutlich den Unterschied zwischen diesen Opfern und den zwei Seiten des Werkes Christi.
Jetzt komme ich zu den Einzelheiten. Es gab vier gewöhnliche Klassen der Sünd- und Schuldopfer, außer zwei sehr wichtigen besonderen Opfern, über die wir späterhin reden können. Sünden, bei denen das natürliche Gewissen verletzt wurde; das, was durch die Satzung des Herrn böse wurde, und zwar als Unreinigkeit, die den Anbeter unannehmbar machte, und andere Dinge (dies trug den gemischten Charakter der Sünde und des Verschuldens und wird mit beiden Namen benannt), Verschulden wider den Herrn in Seinen heiligen Dingen, dem Nächsten zugefügtes Böse durch Vertrauensbruch und dergleichen. Die erste Klasse ist in 3. Mose 4; die zweite, zu ihr hinzugefügte, reicht bis Kapitel 5, 13; die dritte von Vers 14 bis zum Ende des Kapitels; die vierte ist in den ersten sieben Versen von Kapitel 3.Mo 6 zu finden.
Die zwei anderen bemerkenswerten Beispiele des Sündopfers waren der Versöhnungstag und die rote junge Kuh, welche eine getrennte Betrachtung erfordern. Die Umstände des Darbringens waren einfach. In dem Falle, wenn der Hohepriester und das Volk gesündigt hatten, ist es augenscheinlich, daß alle Gemeinschaft unterbrochen war. Es war nicht nur die Wiederherstellung des einzelnen zur Gemeinschaft erforderlich, sondern die Wiederherstellung der Gemeinschaft zwischen Gott und dem ganzen Volke; nicht die Gestaltung einer Beziehung war nötig (das bewirkte der Versöhnungstag), sondern die Wiederherstellung der unterbrochenen Gemeinschaft. Deshalb wurde das Blut zur vollkommenen Wiederherstellung dieser Gemeinschaft siebenmal vor den Vorhang gesprengt, und das Blut wurde auch an die Hörner des Altars des wohlriechenden Räucherwerks getan.
Wenn ein einzelner gesündigt hatte, so war die Gemeinschaft des Volkes allgemein nicht unterbrochen, sondern der einzelne hatte seinen Genuß an der Segnung verloren. Deshalb wurde das Blut nicht dort gesprengt, wo der Priester hinzunaht - am Altar des wohlriechenden Räucherwerks, sondern dort, wo der einzelne herzutrat - beim Brandopferaltar. Die Wirksamkeit des Sündopfers Christi ist erforderlich, es ist aber ein für allemal für jede Verfehlung vollbracht worden; die Gemeinschaft der anbetenden Körperschaft der Kirche aber, obwohl gelähmt und behindert, wird durch die Sünde des einzelnen nicht abgebrochen; wenn diese aber bekannt wird, ist Wiederherstellung nötig, und die Opfergabe wird verlangt 1. Daß der Herr die ganze Gemeinde bestrafen kann, wenn die Sünde unentdeckt bleibt, wissen wir, denn Er tat das bei Achan. Das bedeutet, daß der Zustand, in dem Gott nicht betrübt wird, geschwächt und verloren ist, und dort, wo das Gewissen wach und das Herz am Segen des Volkes Gottes interessiert ist, führt es dazu, die Ursache herauszufinden. Dies ist aber mit der Regierung Gottes verbunden; die Zurechnung der Sünde als Schuld ist etwas anderes; aber die Sünde an sich trägt immer ihren eigenen Charakter vor Gott. Er sagte: „Israel hat gesündigt“; Achan allein aber mußte erst dann leiden, als die Sünde bekannt und bereinigt war, und die Segnung kehrt wieder, jedoch viel schwieriger. Die Wahrheit ist nämlich so, daß Der, welcher es versteht, die allgemeine Regierung mit dem besonderen Gericht zu vereinigen, selbst dort, wo es allgemeine Treue gibt, die Bosheit des einzelnen offenbar macht, oder Er läßt sie nicht zu (ein noch höherer und glücklicherer Fall); andererseits kann Er aber die Sünde des einzelnen dazu gebrauchen, um das Ganze zu züchtigen.
In dem erwähnten Falle scheint es mir sehr klar zu sein, daß Israel, obwohl die Gelegenheit der Züchtigung augenscheinlich in der Sünde Achans ist, ein Vertrauen auf menschliche Kraft gezeigt hatte, was bestraft und im Ergebnis als ebenso eitel entlarvt wurde, wie sich Gottes Kraft bei Jericho als allgenügend erwies. Wie das auch sein mag, ist es aus den Einzelheiten dieser Sündopfer ersichtlich, daß Gott nichts durchgehen läßt; Er kann alles vergeben und von allem reinigen, aber Er läßt nichts durchgehen. Eine vor dem eigenen Ich des Menschen verborgene Sünde ist nicht vor Gott verborgen; und warum ist sie denn vor ihm verborgen, wenn nicht Nachlässigkeit, die Frucht der Sünde, seine geistliche Einsicht und Aufmerksamkeit abgestumpft hätte?
Gott beurteilt die Sünde nach der Verantwortlichkeit derer, die beurteilt werden. Aber in dem unumschränkten Werke der Gnade beurteilt Gott die Sünde in denen, die Ihm nahen, nicht gemäß dem, was dem Menschen gebührt, sondern dem, was Ihm gebührt. Er wohnte inmitten Israels und Israel mußte demgemäß gerichtet werden, was der Anwesenheit Gottes gebührt: unsere Vorrechte sind das Maß unserer Verantwortlichkeit. Menschen lassen in ihre Gesellschaft das zu, was ihr entspricht, sie geben das Niedrige und Verderbte nicht zu, indem sie ihre Bosheit zulassen, weil es ihrem Zustande entspricht, so zu handeln. Sollte Gott allein Seine Anwesenheit entweihen, indem Er anders handelt? Sollte all das Böse, in das die Verderbtheit des Menschen ihn führt, nur vor dem Angesicht Gottes seine Billigung finden? Nein; um uns durch Seine Gegenwart zu beglücken, muß Gott das Böse richten, alles Böse, und zwar Seiner Anwesenheit gemäß, um es aus ihr auszuschließen. Hat uns die sittliche Abstumpfung, die die Wirkung der Sünde ist, dazu gebracht, daß wir dies in uns selbst nicht erkennen? Sollte Gott blind werden, weil die Sünde uns blind gemacht hat - um Sich Selbst zu verunehren und andere elend zu machen, und um alle heilige Freude, selbst in Seiner Gegenwart, unmöglich zu machen, um alles Böse durchgehen zu lassen? Unmöglich. Nein; alles wird gerichtet, es wird in dem Gläubigen der Stellung gemäß, in die die Gnade ihn gebracht hat, gerichtet.
Es gibt nichts, was Gott nicht wüßte, und das Böse, wie verborgen es vor uns immer sein mag, ist böse vor Ihm. „Alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben.“ Er mag Sich erbarmen, durch Seinen Geist erleuchten, einen Weg des Hinzunahens bereiten, so daß der größte Sünder kommen darf, die verirrte Seele wiederherzustellen, das Maß geistlichen Lichts dort in Betracht ziehen, wo Licht aufrichtig gesucht wird; das ändert aber nicht Sein Urteil über das Böse. „Der Priester soll Sühnung für ihn tun wegen seines Versehens, das er begangen hat, ohne es zu wissen; und es wird ihm vergeben werden. Es ist ein Schuldopfer; er hat sich gewißlich an Jehova verschuldet.“
Nun habe ich gewisse Unterschiede in diesen Sündopfern zu vermerken, die im einzelnen voller Interesse für uns sind.
Die Leiber derer, in denen das ganze Volk oder der Hohepriester (was auf dasselbe hinausläuft, denn die Gemeinschaft der ganzen Körperschaft war unterbrochen) betrachtet werden, wurden außerhalb des Lagers verbrannt; nicht aber die, die für einzelne Personen dargebracht wurden, noch solche, die ein Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs waren, obwohl sie alle verbrannt wurden. Die aber, die für den Hohenpriester oder für das ganze Volk dargebracht wurden: sie waren zur Sünde gemacht worden, und als solche wurden sie zum Lager hinausgebracht. Das Opfer selbst war ohne Fehl, und das Fett wurde auf dem Altar geräuchert; da aber der Schuldige seine Sünden auf seinen Kopf bekannt hatte, wurde es so betrachtet, daß es diese Sünden trug und von Gott zur Sünde gemacht war, und es wurde zum Lager hinausgebracht, so wie Jesus (wie der Hebräerbrief das anwendet) außerhalb des Tores litt, auf daß Er durch Sein eigenes Blut das Volk heiligte. Das war stets der Fall, wenn das Blut für die Sünde in das Heiligtum gebracht wurde.
Eines der Opfer, auf dessen Einzelheiten ich hier nicht eingehen werde, wurde abstrakt und gänzlich in diesem Lichte der Sünde betrachtet, es wurde geschlachtet und verbrannt, Fett und Blut (indem ein Teil, des Blutes zuerst an den Eingang des Zeltes gesprengt wurde) und alle seine Teile - außerhalb des Lagers wurden sie verbrannt. Dies war die rote junge Kuh.
Bei den drei anderen Opfern, die das ganze Volk betrafen, wurden zwar die Leiber außerhalb des Lagers verbrannt, aber die Verbindung mit der vollkommenen Annahme Christi in Seinem Werke, in dem Er Sich Selbst geopfert hat, wurde im Räuchern des Fettes auf dem Brandopferaltar bewahrt, und auf diese Weise wird uns das volle Bewußtsein davon übermittelt, wie Er wahrhaftig zur Sünde gemacht wurde, daß Er aber Derjenige war, der Sünde nicht kannte und dessen Opfer sich in Seinen innersten Gedanken und in Seiner Natur, bei der Prüfung des Gerichtes Gottes, als vollkommen angenehm erwies. Obwohl aber das Fett auf dem Altar geräuchert wurde, um diese Verbindung und die Einheit des Opfers Christi aufrechtzuerhalten, auch den allgemeinen Charakter und den Zweck dieser Unterschiedlichkeit, so wird es doch gewöhnlich nicht ein lieblicher Wohlgeruch dem Jehova genannt 2.
Immerhin bestand ein Unterschied zwischen dem einen der drei zuletzt genannten Opfer, dem Opfer am großen Versöhnungstag, und den zwei anderen, die am Anfang von 3. Mose 4 erwähnt werden. Beim Opfer am großen Versöhnungstage wurde das Blut innerhalb des Vorhangs gebracht, denn dies war die Grundlage für alle anderen Opfer, für alle Beziehungen zwischen Gott und Israel, und es gab Gott die Möglichkeit, so unter ihnen zu wohnen, um die anderen zu empfangen. Seine Wirksamkeit dauerte ein Jahr lang, für uns besteht sie ewig, wie der Apostel im Hebräerbrief ausführt; und auf ihm fußte die ganze Gemeinschaft zwischen Gott und dem Volke. Deshalb wurde sein Blut auf den Gnadenstuhl gesprengt, um beständig vor den Augen Dessen zu sein, dessen Thron der Gnade und Gerechtigkeit ein solcher Gnadenstuhl sein mußte. Kraft dessen wohnte Gott unter dem Volke, wie sorglos und widerspenstig sie auch waren.
Solcherart ist auch die Wirksamkeit des Blutes Jesu. Es ist auf ewig auf dem Gnadenstuhl, wirksam als die Grundlage der Beziehung zwischen uns und Gott. Die anderen erwähnten Sündopfer sollten die Gemeinschaft derer wiederherstellen, die in diesen Beziehungen standen. Deshalb wurde in 3. Mose 4, 1-21 das Blut auf den Räucheraltar gesprengt, was das Symbol der Ausübung dieser Gemeinschaft war; der Rest wurde, wie üblich bei den Opfern, beim Brandopferaltar - am Platze des angenommenen Opfers - ausgegossen; der Leib wurde, wie wir gesehen haben, verbrannt. Im Falle der Opfergaben für die Sünde und Übertretung eines einzelnen wurde die Gemeinschaft der Körperschaft nicht direkt in Frage gestellt oder unterbrochen, sondern die betreffende Person wurde des Genusses daran beraubt. Deshalb wurde der Räucheraltar nicht verunreinigt, noch wurde sein Gebrauch vereitelt; im Gegenteil, er wurde beständig benutzt. Deshalb wurde das Blut dieser Opfer auf die Hörner des Brandopferaltars getan, der immer der Ort des Hinzutretens des einzelnen war. Hier naht durch Christum und durch die Wirksamkeit des ein für allemal dargebrachten Opfers Christi jede einzelne Seele, und indem sie auf diese Weise angenommen wird, genießt sie all die Segnungen und Vorrechte, die die Kirche allgemein fortwährend besitzt. Für uns aber ist der Vorhang zerrissen, und was das Bewußtsein von der Schuld anbelangt, so sind wir auf immerdar vollkommen gemacht. Wenn unser Wandel verunreinigt wird, stellt das Wasser durch das Wort die Gemeinschaft unserer Seele wieder her, und zwar mit dem Vater und mit Seinem Sohne.
Demzufolge von der Wiederbesprengung des Blutes zu reden, bringt die wirkliche Stellung des Christen in Unordnung, und in bezug auf die Annahme und Gerechtigkeit wirft es ihn auf seinen eigenen unvollkommenen Zustand zurück. Es mag ein wiederholtes Heilmittel geben, einer aber, der auf diesem Boden steht, läßt die Frage der Heiligkeit fallen und macht die fortwährende Gerechtigkeit in Christo ungewiß. In solchen Fällen ist: „Glückselig der Mensch, dem Jehova die Ungerechtigkeit nicht zurechnet“ unbekannt, wie auch, daß der einmal gereinigte Anbeter kein Gewissen der Sünden mehr haben sollte. Wäre es so, müßte Christus, wie der Apostel erörtert, oftmals leiden. Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung.
Bei diesen Sündopfern für den einzelnen gab es aber auch noch einen anderen Umstand. Der Priester, der das Blut darbrachte, aß das Opfer. Auf diese Weise gab es ein vollkommenes Einsmachen zwischen dem Priester und dem Opfer, das die Sünde des Darbringers darstellte. Da Christus beides ist, zeigt das Essen durch den Priester, wie Er handelte, um Sich dies also zu eigen zu machen. Nur in Christo wurde das also sinnbildlich Dargestellte zuerst bewirkt als das Opfer, und das Priestertum, wie es gegenwärtig für uns im Himmel ausgeübt wird, kommt nachher. Doch zeigt dieses Essen das Herz Christi, wie Er Sich der Sache annimmt, wenn wir versagen, und zwar nicht nur, wie sie Ihm stellvertretend auferlegt wurde, obwohl Sein Herz Sich damals unserer Sache annahm. Er sorgt für die Schafe.
Der Priester hatte die Sünde nicht begangen, im Gegenteil, er hatte Sühnung für sie getan durch das Blut, das er gesprengt hatte, er machte sich aber vollständig mit ihr eins. So auch Christus, indem Er uns den vollständigsten Trost gibt - Selbst ohne Fehl, hat Er Sühnung getan, und doch hat Er Sich mit allen unseren Fehlern und Sünden einsgemacht, so wie der Anbeter beim Friedensopfer mit der Annehmlichkeit des Opfers einsgemacht wurde, Nur ist es jetzt so, daß das eine Opfer ein für allemal dargebracht worden ist, und wenn es um die Sünde geht, nimmt Er die Sache mehr als Fürsprache drohen auf, und zwar in Verbindung mit der Gemeinschaft, nicht mit dem Zurechnen. Mit Opfern und Blutbesprengung gibt es nichts mehr zu tun. Sein Dienst ist darauf gegründet.
Das Fett wurde auf dem Altar verbrannt, da wo der Priester mit der Sünde einsgemacht wurde, die auf dem Darbringer des Opfers lag, aber auf das Opfer übertragen wurde. Im Opfer war sie sozusagen verloren, sie war weggetan. Der, welcher herzutrat, kam mit dem Bekenntnis und in Demütigung, was aber die Schuld und das Gericht betraf, wurde die Sache vom Priester durch das Opfer aufgenommen, und da die Sühnung geschehen war, erreichte sie nicht den Richterstuhl Gottes, um weiterhin die Beziehung zwischen Gott und dem Schuldigen zu beeinflussen. Hier gab es jedoch immerwährende Wiederholung. In der Annahme des Opfers wurde die Gemeinschaft wiederhergestellt, da die Sünde, welche die Gemeinschaft verhinderte, vollständig hinweggetan war; oder sie diente bloß dazu, die Gemeinschaft (in einem Herzen, das vor der Güte Gottes in den Staub gedemütigt und zerknirscht ist) zu erneuern, welche auf Güte gegründet ist, die dadurch unendlich kostbarer wird; sie wird auf einem erneuerten Bewußtsein von dem Reichtum und der Sicherheit jener dort bildlich dargestellten Mittlerschaft aufgerichtet, die Christus als Opfer ein für allemal vollbracht hat - für uns auf ewig -, und dadurch werden die von droben beständig fließenden Segnungen verwirklicht. Das sollte nicht den Sinn Gottes gegen uns verändern, sondern unsere gegenwärtige Gemeinschaft und unseren Genuß in der Gegenwart der Herrlichkeit trotz unseres Elends und unserer Fehler in der Liebe Dessen, der unveränderlich ist, sichern 3.
Es bleiben noch einige interessante Umstände zu bemerken. Es ist bemerkenswert, daß nichts so sehr das Gepräge der Heiligkeit der vollständigen Absonderung für Gott trug wie das Sündopfer. In den anderen Fällen werden vollkommene Annahme, ein lieblicher Wohlgeruch und in einigen Fällen damit zusammen unsere gesäuerten Brote in ihrem Gebrauch gefunden; alles ging aber sozusagen in das natürliche Wohlgefallen über, das Gott an dem hatte, was vollkommen und unendlich vorzüglich war, obwohl dabei vorausgesetzt wurde, daß Sünde und Gericht da waren; hier waren aber die bemerkenswertesten und genauesten Bestätigungen ihrer Heiligkeit eingeschlossen (3.Mo 6, 19-21). Es gab nichts in dem ganzen Werke Jesu, was Seine vollständige und vollkommene Absonderung für Gott, Seine positive Heiligkeit so kennzeichnete wie Sein Tragen der Sünde. Nur Der, der keine Sünde kannte, konnte allein zur Sünde gemacht werden, und die Handlung selbst war die weitestgehende Absonderung für Gott, ja, es war eine Handlung, die von keinem unserer Gedanken ergründet werden kann: alles zu tragen, und zwar zu Seiner Herrlichkeit. Es war eine totale, mit den höchsten Kosten verbundene völlige Hingabe Seiner Selbst für die Herrlichkeit Gottes, da Gott wahrhaftig nichts anderes annehmen konnte, und das Opfer mußte ebenso vollkommen gewesen sein, wie es die Selbstaufopferung war.
Als ein Opfer für die Sünden, und als zur Sünde gemacht, ist Christus besonders heilig, so wie Er jetzt kraft dieses Opfers als Priester vor dem Angesicht Gottes fürbittend steht, Er ist „heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden.“ Doch war es so ein wahrhaftiges Tragen der Sünden, und es wurde so wahrhaftig als zur Sünde gemacht betrachtet, daß derjenige, der den Bock führte, ehe er losgelassen wurde, und derjenige, der die Asche der roten jungen Kuh sammelte und das Wasser der Absonderung sprengte, bis zum Abend unrein waren und sich waschen mußten, um in das Lager kommen zu dürfen. So werden uns diese zwei großen Wahrheiten in dem Sündopfer Christi in diesen Opfern klar dargestellt. Denn wie können wir uns wohl eine größere Absonderung für Gott in Christo vorstellen, als daß Er Sich Selbst als Opfer für die Sünde darbrachte? Andererseits aber, wenn Er unsere Sünden in ihrer Abscheulichkeit nicht wirklich getragen hätte, könnte Er sie im Gerichte Gottes nicht wirklich hinweggetan haben.
Ewig gepriesen sei Sein Name, der Name Dessen, der es getan hat, und mögen wir immer mehr Seine Vollkommenheit in diesem Tun erkennen lernen!
Fußnoten
- 1 Wir müssen aber immer im Sinn behalten, daß dies in Christo ein für allemal getan worden ist. Wir haben nur den Schatten der zukünftigen Güter, und in einigen Punkten, wie in diesem, einen Gegensatz - einen Gegensatz, der in Hebräer 10 völlig entfaltet wird. Im Hebräerbrief geht es jedoch nicht um Wiederherstellung nach einem Versagen, sondern um eine ewige Vervollkommnung, im Gewissen, was den Platz der wiederholten Opfer einnimmt. Die Wiederherstellung der Gemeinschaft nach einem Versagen wird in 1. Johannes 2,1.2 gefunden; sie ist darauf gegründet, daß der Gerechte für uns vor Gott steht, und daß Sühnung getan worden ist.
- 2 Es gibt nur einen Fall, wo es so genannt wird, 3. Mose 4,31.
- 3 Es sind gewisse Punkte im Neuen Testament, von denen es gut ist, sie sich hier zu merken. Der Hebräerbrief betrachtet den Christen als hienieden in Schwachheit und Prüfungen wandelnd; da er aber durch das Werk Christi auf immerdar vollkommen gemacht ist und kein Gewissen mehr von Sünden hat, so wird das Priestertum nicht um die Gemeinschaft wiederherzustellen ausgeübt, sondern um Gnade und Barmherzigkeit zur Hilfe zu finden. Der 1. Johannesbrief redet von Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne. Diese wird durch tägliche Sünde unterbrochen, und Christus ist unser Fürsprecher beim Vater, um sie wiederherzustellen. Der Hebräerbrief hat es mit dem Zugang zu Gott innerhalb des Vorhangs zu tun, da das Gewissen vollkommen ist, und wir gehen mit Freimütigkeit ein, da es nicht um Versagen und Wiederherstellung geht. Vom Vater ist nicht die Rede. Wie ich gesagt habe, geht es im 1. Johannesbrief um Gemeinschaft und um den tatsächlichen Zustand der Seele. Und so Ist es wahr, daß es im Hebräerbrief um die Stellung geht, und daß, wenn einer abfällt, Wiederherstellung unmöglich ist. In dem Zelt durfte man nicht innerhalb des Vorhangs gehen. Ein solcher Zustand wurde nicht geoffenbart, und Priestertum und Gemeinschaft waren, insofern sie genossen wurden, miteinander vermischt, der Vater war unbekannt.