Betrachtung über das zweite Buch Mose (Synopsis)
Kapitel 34-40
Gott stellt dann zwei Grundsätze auf: Seine Unumschränktheit, die es Ihm erlaubt, mit den Bösen in Güte zu verfahren - Er geht darauf zurück, auf daß etliche errettet werden möchten -, denn gerechterweise hätte Er das ganze Volk verworfen. Und dann die Bedingungen Seiner Regierung, der Er das Volk unterstellt, Sein Charakter, wie er sich in Seinen Wegen mit ihnen äußert. Verborgen, während Er vorüberzieht, neigt sich Mose beim Klang der Stimme Gottes zur Erde, welcher Seinen Namen ausruft und das, was Er als JEHOVA ist, offenbart. Diese Worte geben die Grundsätze, die in dem Charakter Gottes Selbst in Verbindung mit dem jüdischen Volke liegen - Grundsätze, welche die Grundlage Seiner Regierung bilden. Es ist gar nicht der Name Seiner Beziehung zum Sünder, zu dessen Rechtfertigung, sondern mit Israel wegen Seiner Regierung. Barmherzigkeit, Heiligkeit und Langmut kennzeichnen Seine Wege mit ihnen, Er hält aber den Schuldigen nicht für schuldlos. Immer das Volk Gottes auf seinem Herzen tragend, fleht Mose zu Gott, und zwar gemäß der Gunst, in welcher er als Mittler steht, daß der also geoffenbarte Herr Selbst in ihrer Mitte hinaufziehen möchte, und dies, weil sie ein hartnäckiges Volk waren. Wie sollte er ohne Ihn solch ein Volk sicher hindurchbringen?
Die Beziehung zwischen Mose persönlich und Gott war völlig festgestellt, so daß er das Volk als solches, wie es war, darstellen konnte, und zwar wegen seiner (Moses) Stellung, demzufolge durfte er die Schwierigkeit und die Sünde des Volkes zum Anlaß für die Anwesenheit Gottes machen, und dies im Einklang mit dem Charakter, den Er geoffenbart hatte. Das ist die rechte Wirkung der Mittlerschaft; es ist aber überaus schön zu sehen, indem die Gnade also hereingekommen war, wie der Grund, den Gott für die Vernichtung des Volkes, oder wenigstens für Seine Abwesenheit, angegeben hatte, zum Beweggrund für Seine Anwesenheit wird 1. Zweifellos setzte das auch die Vergebung voraus. Darum bittet Mose, und im Bewußtsein der Glückseligkeit des Segens des Namens und des Wesens Gottes fügt er hinzu: „Nimm uns an zum Erbteil“. Als Antwort auf dieses Gebet errichtet Gott einen neuen Bund mit dem Volke. Dessen Grundlage ist die völlige Absonderung von den Nationen, die Gott vorhatte, vor dem Volke her auszutreiben. Das setzt voraus, daß das Volk aufgrund der Mittlerschaft Moses und der Gegenwart Gottes bei dem Volke als Folge seiner Fürsprache in das Land Kanaan einziehen würde. Es wird ihm geboten, ihre Beziehungen zu Ihm durch die feierlichen Feste unter dem Segen und dem Schutz Gottes zu bewahren.
Es ist gut, hier die Reihenfolge der Tatsachen betreffs der Stellung Moses zu klären. Er zerbrach die Tafeln; infolge seines Aufrufs töten die Leviten ihre Freunde und Verwandten, und dann schlägt er das Zelt fern vom Lager auf. Dort kommt die Wolke hernieder (Kap. 2.Mo 33, 9). Dort wurde die Grundlage von allem gelegt, erstens in absoluter unumschränkter Gnade, und dann im Wesen der persönlichen Beziehung Moses. Dies war am Eingang des Zeltes außerhalb des Lagers. Dann steigt er in Kapitel 34 wieder hinauf, und indem er in diesen Beziehungen steht, wird dort ein ganz neuer Regierungsbund errichtet, der auf den Charakter Gottes als Mittler gegründet ist, und das Gesetz wird in die Lade gelegt.
Grundsätzlich wurden sie wieder unter das Gesetz gestellt, natürlich konnte durch Mose keine wirkliche Sühnung getan werden (Kap. 34, 10-17). Israel stand aber niemals direkt und eigentlich unter dem Bunde des Gesetzes, sondern durch die Mittlerschaft unter Kapitel 34, 5-10, obwohl sie natürlich Gebote als ihre Vorschriften vor sich hatten. Dieser neue Bund von Kapitel 34 aber war das, dem sie wegen des Gesetzes unterstellt waren; deshalb waren sie, als unter dem Gesetz stehend, nie abtrünnig und verließen Gott, bevor sie das Gesetz bekamen, und Mose und die Wolke der Gegenwart Gottes waren außerhalb des Lagers. Etliche des Volkes suchten den Herrn und gingen dorthin. Völlige Absonderung von jeglicher Vermischung mit heidnischen Völkern und Heiligung kennzeichnen den neuen Bund von Kapitel 34. In Kapitel 2.Mo 23 wurde zu ihnen gesagt, sie sollten ihre Altäre vernichten und Jehova dienen, der diese Nationen vertreiben würde. Der Bund ist aber nicht also gekennzeichnet. Es ist wichtig einzusehen, daß Gott Sich auf Seine eigene unumschränkte Gnade zurückzieht, um sie zu verschonen. Dies aber war am Eingang des Zeltes und mit Mose allein: der Bund der gnadenreichen Regierung war darauf gegründet. Das war auf dem Berge. Das Volk stand nur auf diesem Boden. Es gab keine echte Grundlage der Beziehungen: das Gesetz, welches ein solches hätte sein können, war übertreten worden, und keine Sühnung wurde getan, noch konnte getan werden. Mose empfing eine besondere Offenbarung der Gnade. Dies scheint aber persönlich gewesen zu sein, und darüber wird nicht berichtet.
Ich habe mich so ziemlich über diese Gespräche Moses mit dem Volke verbreitet, weil (und es ist sehr wichtig, dies zu bemerken) Israel niemals das Land unter dem Bund vom Sinai betrat, d. h. unter dem einfachen Gesetz (denn alles dieses trug sich unter dem Berge Sinai zu); dieses Gesetz wurde sofort übertreten. Es geschah unter der Mittlerschaft Moses, daß sie wieder einen Weg finden konnten, in das Land einzugehen. Immerhin werden sie wieder unter das Gesetz gestellt, nur wurde die Regierung der Langmut und Gnade dem hinzugefügt. In 5.Mo 10, 1 sehen wir, daß es nicht mehr in Frage kommt, das Gesetz öffentlich ins Lager, wo Gott verunehrt wurde, einzuführen. Es sollte in die Lade gelegt werden, den zuvorbestimmten Plänen Gottes gemäß 2, die so eingerichtet wurden, um dem Volke, so elend sie waren, die Möglichkeiten zu geben, sich Ihm zu nahen, obwohl nur außerhalb bis zum ehernen Altar. Mose verweilt dort bei Jehova. In der Betrachtung Gottes, wie Er Sich offenbart hatte, gab es genug, um ihn zu beschäftigen. Er brauchte sich jetzt nicht mit den Anweisungen zu beschäftigen, die Gott ihm betreffs der Einzelheiten der Wohnung gab, sondern mit Gott nach der (Offenbarung Seiner Selbst 3). Mose aß nicht, noch trank er; er war in einem übernatürlichen Zustande, wo sich das Fleisch nicht einmischen konnte, irgendwie vom Menschlichen getrennt 4. Der Herr schreibt Sein Gesetz aufs neue auf die von Mose bereiteten Tafeln. Die Wirkung dieses Umgangs mit Gott war aber zu sehen: als er herabstieg, strahlte die Haut seines Angesichts. Doch war es hier sozusagen eine äußerliche und gesetzliche Herrlichkeit, nicht wie die Herrlichkeit Jehovas Selbst in der Person Jesu. Somit konnte Israel sie nicht anschauen. Wir sind in einer ganz anderen Lage: für uns gibt es keine Decke mehr, und wir schauen die Herrlichkeit des Herrn mit aufgedecktem Angesicht an. Denn die Herrlichkeit wird jetzt nicht darauf angewandt, das Gesetz dem Gewissen einzuprägen; die Herrlichkeit im Angesicht Moses tat das wohl, nur konnte das Volk sie infolgedessen nicht ertragen und folglich die Sinnbilder der Gnade nicht verstehen 5. Da das Gesetz (als die Regel der menschlichen Gerechtigkeit) gebrochen und als Grundlage der Beziehungen mit Gott verloren war und in der Lade niedergelegt wurde, kehrten sie die Vorbilder der Gnade in Gesetz um, wie es die Menschen tun. Die Herrlichkeit, die wir sehen, ist der Beweis für die Hinwegnahme der Sünden und für die göttliche Gerechtigkeit, denn sie wird in Dem gesehen, der unsere Sünden getragen hat, und der diese Gerechtigkeit für uns ist. Wir befinden uns eher in der Lage Moses, als er in das Allerheiligste hineinging.
Außer der Absonderung Israels von den Bewohnern des Landes, in dem sie wohnen sollten, was in Kapitel 34 gefunden wird, gibt es in Kapitel 35 einen anderen Teil der Unterweisungen Moses, als er vom Berge herunterkam. Es handelt sich jetzt nicht um die Gewißheit einzugehen, und um das Verhalten, welches denen geziemt, die Gnade gefunden haben, indem sie sich von allem zurückhalten, was dazu neigen könnte, die Sünde da wieder zurückzuführen, wo sie doch die Vorrechte der Gnade genossen. Mose redet zu ihnen über das Teil des Volkes unter dem Einfluß jener Mitteilungen, die der Mittler als Haupt der Gnade festgelegt hatte. Der Sabbat wurde verordnet 6; und mehr als das, Sein Volk wird dazu ermutigt (die Gnade wurde dadurch erwiesen), ihren guten Willen und ihre Freigiebigkeit in allem, was sich auf den Dienst Gottes bezog, zu zeigen. Infolgedessen finden wir die Entfaltung des Geistes der Weisheit und der Begabung im Dienst, indem Gott diejenigen besonders mit Namen berief, die Er für das Werk bestimmt hatte. Das wurde großzügig getan: sie brachten mehr als genug; und jeder Mann, der weisen Herzens war, wirkte die Dinge, für die er begabt war; und Mose segnete sie.
So wurde die Wohnung aufgerichtet, und alles wurde, wie Gott geboten hatte, an seinen Platz gesetzt. Daraufhin (was wir früher bemerkt haben sollen) wurde das ganze mit Öl gesalbt. So wurde Christus geweiht, mit dem Heiligen Geiste und mit Kraft gesalbt. Darüber hinaus - da Christus durch Sein Blut Frieden gestiftet und alle Dinge zu versöhnen hat (da Er Derjenige ist, der zuerst hinabstieg, und nachher hinaufstieg, um alle Dinge mit Seiner Gegenwart zu erfüllen, nach der Macht der Erlösung in Gerechtigkeit und göttlicher Liebe), muß die Salbung des Heiligen Geistes die Wirksamkeit dieser Macht der Erlösung überallhin tragen. Deshalb mußte die Wohnung mit Blut besprengt werden. Es ist die Rede von der Macht der Gegenwart des Heiligen Geistes, nicht von der Wiedergeburt. Gott nimmt die Wohnung durch Seine Herrlichkeit in Besitz, und die Wolke Seiner Anwesenheit und Seines Schutzes wird zum Führer des Volkes, dem jetzt vergeben ist - sie waren glücklich und sehr gesegnet unter der Regierung und der Führung Gottes; gleichzeitig waren sie Seine Behausung und Sein Erbteil, alles hing aber immer noch vom menschlichen Gehorsam ab, vom Gehorsam des Volkes, denn noch war die Sühnung tatsächlich nicht vollbracht, obwohl sie im Vorbilde geoffenbart war.
Fußnoten
- 1 Das wissen wir selbst: meine Sündhaftigkeit an sich wäre der Grund dafür, daß Gott mich aufgäbe. Jetzt aber, wo ich in der Gnade stehe, darf ich das, gepriesen sei Sein Name, als einen Grund vor Gott angeben, daß Er mit mir geht. Niemals würde ich überwinden und sicher die Wüste durchqueren, wenn Er nicht mit mir wäre. Sicherlich ist das Fleisch da. Es ist aber wunderbare Gnade. Nichts zeigt so den Unterschied zwischen rechtfertigender Vergebung und Regierungsbarmherzigkeit wie dieser Teil der Geschichte Israels. Gott vergibt, aber Er hält den Schuldigen nicht für schuldlos - die Sühnung war nicht vollbracht; zweifellos aber war alles, sogar betreffs der Möglichkeit der Regierung, darauf gegründet.
- 2 So war Christus in Reserve, obwohl Er gleichzeitig schon von Ewigkeit her zuvorbestimmt war. Er wurde erst dann als die wahre Sühnung kundgetan, als das Gesetz vorgestellt wurde und der Mensch unter diesem versagt hatte. Sein einziges Dasein jetzt ist, die großen anerkannten Grundsätze der Gerechtigkeit, die vom Menschen gefordert werden, zu geben (wir dürfen hinzufügen - auch von der Kreatur in ihren höchsten Elementen); es ist aber verborgen und begraben in Dem, der dem Throne Gottes Seinen Charakter verleiht. Es war aber notwendig, jene (für den Menschen so schrecklichen) Tafeln des vollkommenen, aber unbeugsamen Gesetzes Gottes zu zerbrechen oder zu verbergen. An den späteren Tagen wird Gott sie auf das Herz des einst ungehorsamen Israels schreiben.
- 3 Das wenige, was von Mose im Bunde gesagt wurde, war das Verbot jeglicher Verbindung mit den Nationen, die Jehova fremd waren, ferner das Errichten von Beziehungen mit Ihm, die Heiligung für Ihn in allem, und zwar als erlöst, die Abwesenheit von Sauerteig, und ich glaube das Verbot dessen, was teuflisch wider die Natur war. Das Natürliche, das aus Gott ist, sollte nicht vergewaltigt werden. Als der Schlüssel zu allem, was mit dem Gericht des Bösen verbunden ist, war die Erlösung da, aber auch die Erstlinge des Natürlichen sollten Gott geweiht werden, und die natürlichen Beziehungen sollten nicht vergewaltigt werden.
- 4 Hier wird jedoch die Vorzüglichkeit des Herrn Jesu gesehen, der in allen Dingen den Vorrang haben muß. Der Natur nach weit entfernt, wird Mose von seinem natürlichen Zustande getrennt, um sich Gott zu nahen. Christus war der Natur nach nahe; Er trennt Sich vom Natürlichen, um dem Widersacher um des Menschen willen entgegenzutreten.
- 5 Sie trug den Charakter eines Anspruchs auf sie, der mit dem Gesetz von droben kam, und so konnten sie nicht das Vorbild Christi erkennen, auch wenn es hervorkam (siehe 2. Kor 3). Die ganze Lage ist äußerst wichtig. Da alles, was auf dem Gesetz, als auf der Verantwortung des Menschen, gegründet war, verloren war, griff Gott auf Seine Unumschränktheit zurück (indem Mose in bezug auf Israel die unbedingten Verheißungen Gottes vorbrachte), und Israel wurde dem Regierungsnamen und dem Verfahren Gottes unterstellt, wie es bis zu diesem Tage ist, nur haben sie seitdem Christum, die Verheißung und die Gnade verworfen.
- 6 Der Sabbat wird immer dann gefunden, wenn irgendein Grundsatz der Beziehung zwischen dem Volke und Gott festgelegt wird; bei jeder Beziehung zwischen Gott und Seinem Volke wird dieses Ergebnis beabsichtigt, daß sie in Seine Ruhe eingehen sollten. Es sollte beachtet werden, daß, während das Volk eindeutig unter das Gesetz gestellt wird, der Grundsatz der zweiten Tafeln war: Gesetz nach gegenwärtiger Vergebung und Barmherzigkeit. Dies ist genau die Grundlage, auf der Christen sein wollen - sie wollen das Gesetz einführen, nachdem Gnade und Barmherzigkeit erwiesen sind. Dies ist aber, was Paulus den Dienst des Todes und der Verdammnis nennt, denn als er zum erstenmal hinaufstieg, strahlte sein Antlitz nicht, und darauf bezieht sich der Apostel in 2. Korinther 3.