Betrachtung über das zweite Buch Mose (Synopsis)
Kapitel 29
Zu ihrer Einweihung wurden sie alle gewaschen. Aaron und seine Söhne stellen zusammen stets die Kirche dar, nicht als in einem Leibe zusammengetan (das war im Alten Testament verborgen), sondern in mannigfaltigen Stellungen als einzelne vor Gott aufrechterhalten. Es gibt für alle nur eine Heiligung – göttliches Leben. Christus ist dessen Quelle und Ursprung. Wir werden zu Teilhabern daran gemacht, es ist aber eines1. Sowohl der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle von einem. Aaron ist aber der erste, der als einzelner ohne Schlachtopfer, ohne Blut gesalbt wird. Dann werden aber seine Söhne gebracht, und mit ihm werden sie am Ohr, am Daumen der rechten Hand, und am großen Zeh des rechten Fußes besprengt2, der Gehorsam, das Tun, der Wandel werden bemessen und bewahrt, beide durch den Preis und gemäß der Vollkommenheit des Blutes Christi. Dann wurden sie mit dem Blute und mit dem Öl der Einweihung besprengt, d. h. sie werden durch das Blut und durch die Salbung des Heiligen Geistes abgesondert. Die Waschung ist das Werk des Geistes durch die heiligende Macht des Wortes; die Salbung bedeutet Seine persönliche Anwesenheit und Lebenskraft in Einsicht und Kraft – Gott wirkt in uns.
Es ist auch wichtig, hier zu bemerken, daß das Siegel des Heiligen Geistes auf die Besprengung mit dem Blute folgt, nicht auf die Waschung mit Wasser. Die war notwendig. Wir müssen von neuem geboren werden, dies ist aber nicht die Reinigung, welche uns an sich in einen Zustand versetzt, den Gott besiegeln kann; das Blut Christi tut das. Durch das Blut werden wir vollkommen gereinigt, weiß wie Schnee, und der Geist kommt als der Zeuge von Gottes Wertschätzung für den Wert jenes Blutvergießens. Deshalb wurden auch alle mit Aaron besprengt. Das Blut Christi und der Heilige Geist haben uns in Gemeinschaft mit Christo gebracht, dorthin, wo Er Sich gemäß der Wohlannehmlichkeit jenes vollkommenen Opfers (es war der Einweihungswidder) befindet, wie auch gemäß der Gegenwart, der Freiheit und der Kraft des Heiligen Geistes.
Alle Opfer wurden dargebracht. Das Sündopfer, das Brandopfer von duftendem Wohlgeruch, der Einweihungswidder (was den Charakter eines Friedensopfers trug), vom Speisopfer begleitet. Diese Opfer sind anderswo erläutert worden, und ich erinnere nur an ihre Bedeutung. Christus, für uns zur Sünde gemacht, trägt unsere Sünden an Seinem Leibe auf dem Holze; die erste Not der Seele ist das Sündopfer; Christus ist gehorsam bis zum Tode und widmet Sich der Herrlichkeit des Vaters – aber gemäß der Natur Gottes und des Vorhandenseins der Sünde, und zwar in uns – und uns als dem Vater gehörend: das Brandopfer; die Gemeinschaft Gottes, des Heilands, der Anbeter und der ganzen Kirche: das Friedensopfer; und Christus in Heiligkeit des Lebens auf Erden geweiht, doch bis zum Tode geprüft: das Speisopfer.
Es soll bemerkt werden, daß, als Aaron und seine Söhne besprengt und gesalbt wurden, die Söhne und auch ihre Kleidung mit ihm gesalbt wurden, und nicht er mit ihnen. Alles ist mit dem Haupte verbunden. Aaron und seine Söhne aßen die Dinge, mit welchen die Sühnung vollzogen wurde. Solcherart ist unser Teil in Christo, die Speise Gottes, durch die wir in Christo wohnen, und Christus in uns.
Im Zusammenhang mit diesem Priestertum kommt dann der liebliche Wohlgeruch des Brandopfers hervor, in dem sich das Volk Gott darstellt – der liebliche Wohlgeruch, der sozusagen inmitten des Volkes ist, und zwar nach der Wirksamkeit, in der sie Ihn in Seiner Gegenwart umstehen. Dort kam Gott mit dem Volke zusammen. Mit dem Mittler kam Er über der Lade ohne den Vorhang zusammen, und da gab Er ihm Gebote für das Volk Seiner Vollkommenheit gemäß. Hier stellt Er Sich auf dieselbe Standhöhe mit dem Volke, obwohl Er mit dem Mittler redet. Das Wohnen Gottes inmitten des Volkes wird durch Seine Herrlichkeit geheiligt. Die Wohnung, der Altar, die Priester werden geheiligt, und Er wohnt inmitten des Volkes, das Ihn umringt. Zu diesem Zweck hatte Er sie aus Ägypten heraufgeführt (Vers 46): ein gesegnetes Sinnbild davon, wie Gott auf eine weit erhabenere und bessere Weise mitten unter uns wohnt3. Übrigens können wir bemerken, daß Er niemals bei dem Menschen wohnte, bevor die Erlösung vollbracht wurde: nicht bei Adam in seiner Unschuld, noch bei Abraham oder anderen; sobald aber die Erlösung vollbracht ist, spricht Er: „Und sie werden wissen, daß ich Jehova bin, ihr Gott, der ich sie aus dem Lande Ägypten herausgeführt habe, um in ihrer Mitte zu wohnen, ich bin Jehova, ihr Gott“ (Kap. 29, 46).
Fußnoten
- 1 In solchen Vorbildern ist Aaron immer mit seinen Söhnen verbunden, denn Christus kann nicht von den Seinigen getrennt werden, sonst würden sie zunichte werden. Er wurde aber persönlich ohne Blut gesalbt, was sich in der Geschichte Christi bewahrheitet hat. Er wurde gesalbt, während Er auf Erden war; Seine Jünger nach Seinem Tod. Er empfing den Geist für die Kirche auf eine neue Weise (Apg 2,33), als Er in der Kraft des Blutes des ewigen Bundes aus den Toten auferstanden war; denn es ist gemäß der Wirksamkeit jenes Blutes für das Volk, daß Er als ihr Haupt auferweckt wurde. Bei der Salbung Christi auf Erden war der Heilige Geist der Zeuge der persönlichen Gerechtigkeit und der Sohnschaft Christi; bei der unsrigen bezeugt Er, daß wir durch Sein Blut rein, die Gerechtigkeit Gottes in Ihm und als Söhne angenommen sind.
- 2 Aaron wird zuerst einfach mit dem Salböl gesalbt, welches auf seinen Kopf gegossen wird (Kap. 29, 7). Dann werden die Söhne herzugebracht und auch der Widder der Einweihung, und etwas von seinem Blute wird auf das Ohr Aarons getan und dann auf das Ohrläppchen seiner Söhne, auf ihren rechten Daumen und auf den großen Zeh des rechten Fußes. Man könnte vermuten, daß es nur dem Ohr Aarons galt; wenn man aber mit 3. Mo 8,23 vergleicht, so scheint es, daß das Wort „ihre“ in Vers 18 hier Aaron einschließt. Der große Grundsatz ist unsere Verbundenheit mit dem gepriesenen Herrn; Er war aber gehorsam bis zum Tode, und keine Handlung, kein Wandel brauchten gereinigt zu werden. Der große Grundsatz für uns lautet, daß nichts in die Gedanken eindringe, keine Tat vollbracht werde und nichts in unserem Wandel vorkomme, was der Vollkommenheit der Heiligung im Opfer Christi nicht entspricht; in bezug auf die Frage des Zurechnens haben wir ihren Wert auf uns, hier geht es aber um die Heiligung (die Weihe), denn beide sind in Seinem Blut.
- 3 Er wohnt in uns einzeln und auch gemeinsam durch den Heiligen Geist, indem Christus als Mensch in die Höhe hinaufgefahren ist; also ist der Leib des versiegelten Heiligen ein Tempel, und wir werden zusammen zu einer Behausung Gottes durch den Geist auferbaut. Das letztere steht jetzt der ganzen Christenheit offen.