Betrachtung über den Propheten Hosea (Synopsis)
Kapitel 6-7
Dies veranlasst den Propheten, dem Volk in rührender Weise Vorstellungen zu machen, um es zu bewegen, zu dem HERRN umzukehren. Das ist das Rettungsmittel, das dem Glauben allezeit bleibt, weil er in der Züchtigung die Hand Gottes, seines Gottes, sieht und die Gnade eines ihm wohlbekannten Gottes anrufen kann. In Vers 4 gibt der Geist der Güte Gottes gegen seine empörerischen Kinder Ausdruck sowie seiner Bereitwilligkeit, der geringsten Bewegung dem Guten zu, die sich in ihrem Herzen offenbaren würde, entgegenzukommen. Daher hatte Gott ihnen auch das Zeugnis der Propheten gesandt – was, wie wir bereits gesehen haben, ein außerordentliches Mittel war, um in Gnade die Beziehung des Volkes zu Gott aufrechtzuerhalten, und das nicht nur äußerlich und dem Schein nach, sondern in Wirklichkeit. Das Herz Gottes verlangte nicht nach äußeren Formen: die inneren Beziehungen zu Gott waren es, an denen es mangelte. Er hatte Propheten erweckt, die als Mittel dienen sollten, um die Herzen des Volkes wieder in Beziehung zu Ihm zu bringen. Doch wie Adam 1 im Garten Eden, so hatten auch sie den Bund gebrochen, von dem der Genuss der Segnungen, mit denen Gott sie überhäuft hatte, abhing. Sie hatten treulos gegen Ihn gehandelt. Der HERR, ihr Gott, war bereit, sie aus ihrem Verderben aufzurichten; sobald Er aber einschreiten wollte, wurde durch seine Gegenwart die Ungerechtigkeit ans Licht gebracht, die in ihren Herzen einer solchen Wiederherstellung im Weg stand. Darauf ergießt sich das Herz des Propheten aufs neue in Wehklage über ihre Ungerechtigkeit. Die Weissagung Hoseas ist in der Beziehung von besonderer Wichtigkeit, dass wir in ihr ein Bild von dem inneren Zustand des von Gott verurteilten Volkes finden, der Zustand das Gericht unvermeidlich machte. Es ist überaus ergreifend zu sehen, wie Gott hier abwechselnd tadelt, in Güte redet, ermahnt und an glücklichere Augenblicke erinnert. Doch alles war vergebens. Er musste notwendigerweise sein Gericht ausführen und endlich seine Zuflucht zu seiner unumschränkten Gnade nehmen, um Israel zur Buße und zu Sich selbst zurückzuführen.
Das Volk bestärkte noch den König und die Fürsten in ihrer Bosheit. Die Frucht von Israels Ungerechtigkeit zeigte sich bereits in der Schwäche des Volkes; auch verzehrten es Fremde; und doch kehrte es trotz allem nicht zu dem HERRN um. Wenn sie auch zu Zeiten im Gefühl ihres Elends auf ihren Lagern heulten, so schrien sie doch nicht zu Gott. Welch ein Gemälde von dem Menschen, der die Folgen seiner Sünde tragen muss und sich doch nicht zu dem Herrn wenden will!
Fußnoten
- 1 Auf diese Stelle bezieht sich Paulus in Römer 5,14.