Betrachtung über den Propheten Hosea (Synopsis)
Kapitel 1
Gleich von Anfang an wird Israel als ein Volk behandelt, das sich im Zustand der Empörung gegen Gott befindet. Der Prophet musste sich mit einem sittenlosen Weib verbinden (es ist dies ohne Zweifel ein prophetisches Vorbild), dessen Lebenswandel das Verhalten des Volkes darstellen sollte. Der Sohn, dem sie das Leben schenkt, dient vermittels des Namens, den der Prophet ihm geben muss, als ein Zeichen des Gerichts, das Gott an dem Haus Jehus und dem Königtum Israels, mit dem es zu Ende gehen sollte, vollziehen wollte.
Nach Austilgung des Geschlechts Jehus folgten zwar noch mehrere Könige, aber tatsächlich war von da an in dem Reich Israel alles in Verwirrung: das Königtum war verloren. Jehu hatte wohl bei der Ausrottung des Götzendienstes einen tatkräftigen Eifer bewiesen, zu dem Gott sich in seiner äußeren Regierung bekennen und den Er belohnen konnte (ja zum Zeugnis dies sogar notwendigerweise tun musste); andererseits aber ist es klar, dass die Beweggründe, von denen Jehu geleitet wurde, keineswegs rein waren. Gott zeigt deshalb, während Er in seiner Regierung Jehu öffentlich segnete, an dieser Stelle, wo Er seine Gedanken über jenes Werk und seine wirkliche Wertschätzung desselben offenbart, dass Er in gerechter und heiliger Weise urteilt, und dass das, was der Mensch in das Werk hineinträgt: der Ehrgeiz, die Grausamkeit und selbst der falsche Eifer, der nichts als Heuchelei ist, da er unter dem Namen des Eifers für den HERRN die Befriedigung seiner eigenen Wünsche verbirgt – mit einem Wort, dass alles das, was aus dem eigenen Ich stammt, nicht vor seinen Augen verborgen ist, sondern seinen gerechten Lohn zu gewärtigen hat, und dies um so mehr, weil es sich hinter dem großen Namen des HERRN versteckt.
Jisreel, das einst Zeuge der Vollstreckung des Urteils Gottes an dem Haus Ahabs gewesen war, sollte jetzt den Zusammenbruch von ganz Israel sehen.
Nachher wird von dem Weib, das der Prophet genommen hatte, eine Tochter geboren. Gott befiehlt ihm, dieselbe Lo-Ruchama (d. h. Nicht-Begnadigte) zu nennen. Es sollte also nicht nur das Gericht an Israel vollzogen werden, sondern dieses Gericht war auch, wenn man von der Wirksamkeit der unumschränkten Gnade, die erst in den letzten Tagen eintreten sollte, absieht, ein endgültiges. Dem Königreich Israel gegenüber war die Langmut Gottes jetzt in keiner Weise mehr am Platz. Juda indessen sollte durch die Macht Gottes noch bewahrt bleiben. Ein zweiter Sohn wird Lo-Ammi (d. h. Nicht-mein-Volk) genannt; denn Gott erkannte jetzt das Volk nicht länger als das Seinige an. Juda hielt zwar diese Stellung noch eine Zeitlang inne, obwohl die zehn Stämme bereits verloren waren, hat aber schließlich durch seine Untreue die ganze Nation unter den furchtbaren Urteilsspruch gebracht, dass sie nicht länger das Volk Gottes und der HERR nicht länger ihr Gott war.