Das Buch der Offenbarung
Kapitel 4
Mit diesem Kapitel beginnen wir einen bestimmten Abschnitt dieses Buches. In Kapitel 1, 19 war Johannes befohlen worden: „Schreibe nun, was du gesehen hast, und was ist, und was nach diesem geschehen wird“. Die Dinge, die er sah, sind im ersten Kapitel aufgezeichnet, die Dinge, welche sind, umfassen die ganze Geschichte der Kirche, wie sie in den sieben Versammlungen dargestellt ist, von welchen wir im zweiten und dritten Kapitel lesen. Das, was nach diesem geschehen wird, beginnt mit dem vierten Kapitel.
Eine andere Tatsache ist ganz augenfällig, nämlich, dass die Entrückung der Heiligen am Ende des dritten Kapitels stattfindet, bevor das vierte Kapitel beginnt. Die Versammlung, bestehend aus allen Gläubigen, wird nicht länger mehr auf der Erde gesehen, sondern im Himmel, zweifellos vereint mit anderen Heiligen, denn die, welche bei dem Kommen Christi entrückt werden, umfassen nicht nur die Versammlung Gottes, sondern alle Heiligen auch aus alttestamentlichen Zeiten. Wie schon früher bemerkt, wird dann noch eine bekennende Kirche auf der Erde sein, aber mit dieser hat der Herr nichts zu tun als nur, sie zu richten. Das Gericht wurde schon in Sardes und Thyatira angedroht, wie wir gesehen haben, aber kein Gericht traf sie, solange die wahre Kirche auf Erden ist. Diese Gerichte sind verbunden mit dem Handeln Gottes mit dieser Erde nach dem Handeln Christi mit der wahren Kirche. Der Herr Jesus wird nicht länger als in der Mitte der sieben goldenen Leuchter auf Erden wandelnd gesehen, sondern als das Lamm Gottes inmitten des Thrones. Die Könige und Priester von Kapitel 1 werden nun im Himmel gesehen. Sie sind in himmlischen Örtern, auf Thronen sitzend und als Anbeter gesehen.
Das vierte und fünfte Kapitel sind eine Art Einleitung zu dem, was folgt. In die Weissagung treten wir erst wirklich ein, wenn wir zu Kapitel 6 kommen. In Kapitel 4 haben wir die Schöpfung und die Rechte des Herrn Jesus an alle Dinge als Schöpfer. In Kapitel 5 haben wir die Ansprüche des Lammes als Erlöser, Seine Rechte auf Grund des Erlösungswerkes. Mit Kapitel 4 wird der Schauplatz von der Erde in den Himmel verlegt. „Nach diesem sah ich: und siehe, eine Tür war aufgetan in dem Himmel, und die erste Stimme, die ich gehört hatte, wie die einer Posaune mit mir reden, sprach:“ Die erste Stimme war dieselbe wie in Kap. 1, 10, aber sie wurde nicht länger auf der Erde gehört, sondern im Himmel. Johannes wurde gesagt: „Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss“.
In Vers 2 sehen wir die Kraft, durch die er dies zu tun vermochte: „Alsbald war ich im Geiste; und siehe, ein Thron stand in dem Himmel, und auf dem Throne saß einer.“ So sieht sich Johannes völlig unter die Macht des Geistes Gottes gebracht. Was er sieht, sind nicht Einbildungen des menschlichen Gemüts und was er hört, sind nicht künstlich erdichtete Fabeln, sondern sowohl Auge als Ohr sind der Wirkung des Heiligen Geistes Gottes unterworfen, und was er schreibt, ist völlig von Gott eingegeben. Das erste, was er sieht, ist ein Thron in dem Himmel. Es gab eine Zeit, wo der Thron Gottes in Jerusalem errichtet war, aber als die Stadt durch Nebukadnezar eingenommen war, hörte sie auf, Gottes Thron zu sein. Die irdische Regierung wurde der Herrschaft der Nationen anvertraut. Jeremia 3, 17 zeigt uns, dass er wieder in Jerusalem errichtet werden wird. In der Stelle, die uns hier beschäftigt, ist der Thron Gottes im Himmel. Tatsächlich hat Gott Seine Rechte, das Weltall zu regieren, niemals aufgegeben. Nebukadnezar wurde gezwungen anzuerkennen, dass Gott über das Königtum der Menschen herrscht, aber Gott regiert nicht in einer sichtbaren, direkten Weise, wie Er es dereinst in und durch Christum tun wird. In bezug auf den Thron im Himmel sehen wir alles in Übereinstimmung mit dem Muster in dem Tempel, aber der Gegenstand hier ist Regierung. Hier haben wir die Beständigkeit des Thrones Gottes im Gegensatz zu der Unbeständigkeit aller irdischen Throne. Es ist nicht ein Thron der Gnade, denn die Zeichen, die aus ihm hervorgehen, reden von Macht und Gericht.
Jaspis und Sardis sind von Gott gewählte Sinnbilder der Herrlichkeit Gottes. Es ist nicht die Herrlichkeit, von welcher 1. Tim 6, 16 redet, welche von dem Geschöpf nicht gesehen werden kann, sondern hier ist das, was gesehen werden kann und woran wir selbst teilhaben können. In Off 21 sehen wir die Braut, und es heißt von ihr: „und sie hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz war gleich. einem sehr kostbaren Edelstein, wie ein kristallheller Jaspisstein“. Wir werden erinnert an das Wort des Herrn Jesus in Joh 17, 22: „Die Herrlichkeit, welche du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben“. Der Sardisstein von blutroter Farbe mag von dem Erlösungscharakter Gottes sprechen. Diese zwei Steine waren der erste und der letzte in dem Brustschild des Hohenpriesters, schlossen also alle anderen ein (siehe 2. Mose 28). Dann haben wir den Regenbogen rund um den Thron her. Er erinnert uns an den Bund Gottes mit der Erde. Nach der Ausführung des Gerichtes Gottes über die Erde setzte Gott Seinen Bogen in die Wolken als ein Zeichen, dass Er die Erde nicht wieder durch Wasser verderben würde. Im Zorn gedenkt Er des Erbarmens. So wird es auch in den zukünftigen Tagen sein. Er ist im Begriff, die lange Reihe der Gerichte über die Erde zu bringen, aber Er wollte Seinen Knecht an Seine unfehlbaren Verheißungen der Segnung erinnern. Dies mag auch in der Tatsache gesehen werden, dass der Regenbogen von Ansehen war gleich einem Smaragd. Wie es mit der erneuerten Erde war, nachdem das Gericht Gottes in der Flut über sie hinweggegangen war, so wird es auch sein, nachdem Gott Seine Gerichte über die Erde ausgegossen hat, die Welt wird wieder in der Frische und Schönheit gesehen werden, von welcher Johannes in Kap. 21 spricht. Wir lesen im 1. Buche Mose, dass der Regenbogen in Verbindung mit der erneuerten Erde gegeben wurde, aber dort wurde die Schönheit der Erde bald wieder durch die Ausbreitung des Bösen verdorben, besonders durch die Einführung des Götzendienstes. Das wird nicht so sein, wenn Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird. Dieser reine Anblick wird von ewiger Schönheit und Frische sein. Ich spreche hier nicht von der Erde des Tausendjährigen Reiches, welche durch Feuer zerstört werden wird.
„Und rings um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, bekleidet mit weißen Kleidern, und auf ihren Häuptern goldene Kronen“ (Vers 4). Es ist hervorgehoben worden, dass dies den 24 Priesterordnungen entspricht, jede in ihrem Haupte dargestellt (1. Chr 24). Diese Ältesten sind zweifellos die königlichen Priester, von denen wir in Kapitel 1 lesen, und mögen sowohl die Heiligen des Alten als auch des Neuen Testamentes umfassen. Sie sind eine königliche Schar mit priesterlichen Vorrechten. Sie sind in die weißen Kleider der Priester gekleidet, aber sie tragen auch goldene Kronen.
Vers 5 offenbart Gottes Macht im Gericht und in der Regierung wie auf Sinai und erinnert uns an die Gerichte, die so bald diese schuldige Welt treffen werden. Die sieben Feuerfackeln, die vor dem Throne brennen, werden deutlich als die sieben Geister Gottes bezeichnet. Dies drückt die Vollkommenheit der durch den Geist ausgeführten Regierung aus, wie sie in Verbindung mit dem Throne Gottes wirksam ist und mit allem handelt, was im Gegensatz steht zu der Heiligkeit Gottes. Und vor dem Throne wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall. Es entspricht dem ehernen Waschbecken, aber es enthält Glas anstatt Wasser.
Hier kommt ein Waschen der Füße nicht mehr in Frage, denn wir sind in einem Zustand unwandelbarer Heiligkeit. Nichts ist da, was im Gegensatz zu Gottes Heiligkeit steht. Die vier lebendigen Wesen scheinen die Träger des Thrones zu sein. Es wird gesagt, dass sie inmitten des Thrones und rings um den Thron her waren. Sie haben einige der Kennzeichen sowohl von Cherubim als auch von Seraphim, sind aber in gewisser Hinsicht auch von beiden verschieden. Sie sind voller Augen vom und hinten. Sie sind vollkommen in bezug auf innere Wahrnehmung und sind auch befähigt, alles zu unterscheiden, was für diesen Thron ungeziemend sein würde. Wie die Seraphim haben sie sechs Flügel und rufen: „Heilig, heilig, heilig, Herr Gott, Allmächtiger, der da war, und der da ist, und der da kommt“. Sie sitzen auch nicht auf Thronen, wie es die Ältesten tun. Sie versinnbildlichen die verschiedenen Kräfte und Eigenschaften Gottes. Sie werden lebendige Wesen genannt, nicht Tiere, wie die Wesen.
Vers 7 beschreibt mehr die Kennzeichen von Cherubim, während Vers 8 mehr die Merkmale von Seraphim darstellt. Wir haben hier eine Vermischung von beiden, jedoch, wie schon gesagt, mit einigen Unterschieden gegenüber den Beschreibungen, die wir im Alten Testament finden. In Hesekiel 10 lesen wir, dass die lebendigen Wesen voller Augen waren, aber es steht dort nicht, dass sie auch inwendig Augen besaßen. Dort handelt es sich um das, was äußerlich Gott gemäss zu regieren war und daher wird nicht innerliche göttliche Weisheit ausgedrückt, wie wir es in diesem Kapitel sehen. Bei Hesekiel haben die lebendigen Wesen sowohl Räder als Flügel, hier in der Offenbarung ist von Rädern nicht die Rede. Räder sind der Erde angepasst, aber Flügel entsprechen mehr den Himmeln.
In Vers 7 versinnbildlichen die lebendigen Wesen Kräfte oder Eigenschaften Gottes. Sie gleichen den Geschöpfen der Schöpfung Gottes und umfassen die vier Arten der Geschöpfe: Menschen, Vieh, die Tiere des Feldes und das Gevögel des Himmels. Sie drücken Verstand, Festigkeit, Kraft und Schnelligkeit des Gerichtes aus. Das sind Kräfte, welche Gott gebühren und sie sind in den Werken Seiner Hände dargestellt. Der Löwe spricht von der erhabenen Majestät Gottes, das Kalb von Gottes Festigkeit und standhaftem Vorsatz. Das Angesicht des Menschen redet von Verstand, der fliegende Adler von Gottes allsehendem Auge und der Schnelligkeit in der Ausführung des Gerichts. Es ist richtig gesagt worden: Sie lassen sich vergleichen mit dem Wege des Herrn Jesus, wie er in den Evangelien dargestellt ist. Matthäus stellt Ihn vor uns als den Löwen aus dem Stamme Juda, Markus als den vollkommenen Diener, den großen Arbeiter, wie er in dem Stier zur Darstellung kommt, Lukas stellt Ihn in dem Charakter des Sohnes des Menschen vor, Johannes als den Sohn Gottes.
In Vers 8 unseres Kapitels finden wir, dass diese lebendigen Wesen die Heiligkeit Gottes preisen. Es ist bemerkenswert, dass hier die verschiedenen Namen Gottes erwähnt werden, welche vor dem Werke des Kreuzes geoffenbart waren, aber wir haben keine Erwähnung des Namens Vater, des Namens, mit welchem Er von den Christen gekannt ist. Jehova, Elohim, Schaddai waren Namen, unter welchen Gott sich Seinem irdischen Volke offenbarte. Gott wird durch diese lebendigen Wesen wahrhaft gepriesen, wenn sie Ihm Herrlichkeit und Ehre und Danksagung geben als Dem, Der auf dem Throne sitzt, aber es ist nicht gesagt, dass sie anbeten wie die Ältesten in Vers 10. Die Ältesten „fallen nieder vor dem, der auf dem Throne sitzt und beten den an, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit und sagen: Du bist würdig, o unser Herr und unser Gott, zu nehmen die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden“. Es ist nur der Erlöste, der wahrhaft den Schöpfer mit Verständnis anzubeten vermag, wie kein anderer es jemals tun kann. Wir finden keine Erwähnung des Lammes bis zum nächsten Kapitel. In diesem vierten Kapitel ist der Thron Gottes im Himmel. Seine Rechte als Schöpfer werden aufrecht gehalten und in diesen wird Er gepriesen in diesem Kapitel.