Betrachtung über 1.Petrus (Synopsis)
Kapitel 3
Ebenso sollten die Frauen ihren Männern in aller Bescheidenheit und Keuschheit unterworfen sein, damit das Zeugnis, das sie so für die Wirkung des Wortes durch dessen Früchte ablegten, die Stelle des Wortes selbst einnehmen, wenn die Männer nicht auf dieses hören wollten. Sie sollten sich in Geduld und Sanftmut auf die Treue Gottes stützen und sich nicht durch den Anblick der Macht der Gegner erschrecken lassen (vgl. Phil 1, 28).
Genauso sollten die Männer bei ihren Frauen wohnen, „ihnen Ehre gebend“ – indem ihre Liebe und ihr Verkehr durch die christliche Erkenntnis und nicht durch irgendwelche menschliche Leidenschaft beherrscht wurde –, und ihren Wandel führen in Gemeinschaft mit ihnen, „als auch Miterben der Gnade des Lebens“. Endlich sollten alle in dem Geist des Friedens und der Sanftmut wandeln, in ihrem Verkehr mit anderen den Segen mitbringend, dessen Erben sie waren und dessen Geist sie folglich stets in sich tragen sollten. Wenn die Gläubigen so dem Guten folgen, ihre Zunge von der Furcht des Herrn regieren lassen, das Böse meiden und den Frieden suchen würden, so würden sie unter dem Auge Gottes in Ruhe das gegenwärtige Leben genießen. „Denn die Augen des Herrn sind gerichtet auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Flehen; das Angesicht des Herrn aber ist gegen die, die Böses tun.“ Wer sollte ihnen überdies Böses tun, wenn sie Nachahmer des Guten waren?
Das ist also die Regierung Gottes, der Grundsatz, nach dem Er den Gang dieser Welt beaufsichtigt. Dennoch ist diese Regierung jetzt keine direkte und unmittelbare, keine alles Böse verhindernde. Die Macht des Bösen wirkt noch auf der Erde, und die von dieser Macht beseelt sind, zeigen sich den Gerechten feindlich und wirken durch die Furcht, die Satan einzuflößen weiß. Doch wenn man dem Herrn den Ihm gebührenden Platz im Herzen gibt, findet diese Furcht, die der Feind hervorzubringen sucht, dort keinen Raum mehr. Kann ein Herz, das sich der Gegenwart Gottes bewusst ist, vor dem Feind zittern? Das Bewusstsein der Gegenwart Gottes ist das Geheimnis der Kühnheit und des Friedens beim Bekennen Christi. Die Werkzeuge des Feindes suchen uns vom Weg abzubringen und uns durch ihre Anmaßungen zu überwältigen; aber das Bewusstsein, dass Gott da ist, zerstreut diese Anmaßungen und zerstört ihre ganze Kraft. Gestützt auf die Kraft der Gegenwart Gottes sind wir bereit, mit Sanftmut und heiliger Ehrfurcht, aber ohne jede Leichtfertigkeit, denen zu antworten, die Rechenschaft fordern wegen der Hoffnung, die in uns ist. Doch um dies zu können, ist es nötig, ein gutes Gewissen zu haben. Wohl können wir Gott ein böses Gewissen bringen, damit Er uns vergebe und sich über uns erbarme; aber es ist unmöglich, dem Feind zu widerstehen, wenn wir ein böses Gewissen haben – wir fürchten uns dann vor ihm. Einerseits fürchten wir seine Bosheit, und andererseits haben wir das Bewusstsein der Gegenwart und der Kraft Gottes verloren. Wandeln wir jedoch, vor Gott, so fürchten wir nichts; das Herz ist frei; wir denken nicht an uns, sondern an Gott, und die Widersacher werden beschämt, weil sie diejenigen fälschlich angeklagt haben, deren Wandel untadelig ist und gegen die nichts vorgebracht werden kann, es seien denn die Verleumdungen ihrer Feinde; und diese Verleumdungen dienen nur zur Schande der Widersacher.
Vielleicht hält Gott es für gut, dass wir leiden. Wenn es der Fall ist, so ist es besser, „für Gutestun zu leiden als für Bösestun“ (V. 17). Der Apostel führt hierfür einen rührenden Beweggrund an. Christus hat ja ein für allemal für Sünden gelitten. Das sollte uns genügen, und wir sollten nur noch um der Gerechtigkeit willen leiden. Für die Sünde zu leiden war die Aufgabe Christi; Er hat diese Aufgabe gelöst, und zwar für immer und ewig. Er wurde getötet nach seinem Leben im Fleisch, aber lebendig gemacht nach der Kraft des göttlichen Geistes.
Die folgende Stelle (V. 19+20) hat schon manchem Leser der Bibel Schwierigkeit gemacht; allein sie erscheint einfach, sobald man den Zweck des Geistes Gottes versteht. Die Juden erwarteten einen leiblich gegenwärtigen Messias, der das Volk befreien und es auf die höchste Stufe irdischer Herrlichkeit erheben sollte. Der Messias war jedoch, wie wir wissen, nicht in dieser Weise gegenwärtig, und die gläubigen Juden hatten deshalb von Seiten der ungläubigen wegen ihres Vertrauens auf einen Messias, der nicht leiblich gegenwärtig war und keine Befreiung für das Volk bewirkt hatte, Spott und Hass zu erdulden. Die Gläubigen besaßen die Errettung der Seele und kannten Jesus droben, aber die Ungläubigen kümmerten sich um diese Dinge nicht. Der Apostel erinnert deshalb an das, was sich einst zur Zeit des Zeugnisses Noahs zugetragen hat. Die gläubigen Juden waren gering an Zahl, und sie besaßen Christus nur nach dem Geist. Durch die Kraft dieses Geistes war Christus von den Toten auferweckt worden. In der Kraft desselben Geistes war Er hingegangen, ohne körperlich gegenwärtig zu sein, um in Noah zu predigen. Indes wie in den Tagen des Apostels die Juden, so war auch damals die Welt ungehorsam gewesen, und wie die Gläubigen jetzt nur eine kleine Herde ausmachten, so waren auch zu jener Zeit nur acht Personen gerettet worden. Die Geister der Ungehorsamen aber befanden sich jetzt im Gefängnis, weil sie Christus, der durch seinen Geist in Noah gegenwärtig war, nicht gehorcht hatten. Die Geduld Gottes harrte damals, wie sie es jetzt hinsichtlich des jüdischen Volkes tat. Das Ergebnis sollte in beiden Fällen dasselbe sein, und ist dasselbe gewesen.
Diese Erklärung (die den Vorzug hat vor der anderen, dass nämlich der Geist Christi im Hades den Seelen, die seit der Sintflut dort aufbewahrt gewesen, gepredigt habe) wird bestätigt durch 1. Mo 6,3, wo wir lesen: „Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, sondern seine Tage seien 120 Jahre.“ Das will sagen: der Geist des HERRN sollte in dem Zeugnis Noahs 120 Jahre lang rechten, und nicht länger. Wäre es nicht wunderbar, wenn der Herr allein mit diesen Menschen (denn nur von ihnen ist hier die Rede) nach ihrem Tod im Zeugnis gerechtet haben sollte? Zudem ist es beachtenswert, dass wir uns nur einer bekannten Redewendung Petrus bedienen, wenn wir den Ausdruck: „Er ist im Geist hingegangen“, auf den Geist Christi in Noah beziehen, denn schon im ersten Kapitel unseres Briefes spricht der Apostel „von dem Geist Christi, der in den Propheten war“.
Die Geister jener Ungehorsamen sind also im Gefängnis, weil sie auf den Geist Christi in Noah nicht hörten (vgl. 2. Pet 2,5–9). Hieran schließt der Apostel einen Vergleich der Taufe mit der Arche Noahs in der Sintflut. Noah war durch das Wasser hindurchgerettet worden; auch wir sind es, denn das Wasser der Taufe bedeutet den Tod, so wie die Sintflut sozusagen der Tod der damaligen Welt war. Christus ist durch den Tod gegangen und ist dann auferstanden. Wir treten in der Taufe in den Tod ein, aber es ist gleich der Arche; denn Christus hat im Tod für uns gelitten und ist in der Auferstehung aus diesem wieder hervorgegangen, wie Noah aus der Sintflut hervorging, um sozusagen ein neues Leben in einer Auferstehungswelt zu beginnen. Christus hat, indem Er durch den Tod gegangen ist, die Sünden gesühnt, und wir, indem wir geistlich hindurchgehen, lassen alle unsere Sünden in demselben zurück, wie Christus tatsächlich für uns getan hat; denn Er wurde ohne die Sünden, die Er am Kreuz sühnte, auferweckt. Und diese Sünden waren die unsrigen. So haben wir durch die Auferstehung Jesu Christi ein gutes Gewissen. Wir gehen in der Taufe im Geist und im Bild durch den Tod. Die Frieden gebende Kraft der Sache ist die Auferstehung Jesu Christi, nachdem Er die Sühnung vollbracht hatte: durch diese Auferstehung haben wir daher ein gutes Gewissen.
Das war es, was die Juden zu lernen hatten. Christus war hinaufgestiegen in den Himmel, und alle Mächte und Herrschaften waren Ihm unterworfen. Er ist zur Rechten Gottes. Wir haben also nicht einen Messias auf der Erde, sondern ein gutes Gewissen und einen himmlischen Christus.