Einführung in das Buch Josua

3. Verfasser, Verfassungszeit und Stellung im Kanon der Bibel

Einführung in das Buch Josua

a) Verfasser und Verfassungszeit: Im Buch Josua selbst gibt es keine eindeutige Angabe zum Verfasser. Die Juden haben dennoch immer Josua als Schreiber genannt. Gemäß dem jüdischen Talmud hat Josua weite Teile des Buches geschrieben – ebenso wie das letzte Kapitel von 5. Mose. Die einzige Ausnahme bildet der Schluss, der – der jüdischen Tradition folgend – von dem Hohenpriester Eleaser oder seinem Sohn Pinehas hinzugefügt worden sein soll. Moderne Bibelkritiker lehnen diese traditionelle Auffassung ab. Sie gehen davon aus, dass es verschiedene Autoren waren, die das Buch geschrieben haben. Zugleich datieren sie das Buch auf eine deutlich spätere Zeit als die, die im Buch Josua selbst beschrieben wird.

Es ist müßig, auf diese Argumente im Einzelnen einzugehen, weil es keinen geistlichen Nutzen hat. Wichtig ist, dass wir daran festhalten, dass der Verfasser als „heiliger Mensch Gottes“ von Gott inspiriert war und vom Heiligen Geist getrieben geredet hat (2. Pet 1,21). Es gibt durchaus gute Gründe, der traditionellen Auffassung zu folgen. Das Buch selbst gibt zumindest den Hinweis darauf, dass Josua gewisse Dinge aufgeschrieben hat (Kap 8,32; 24,26). Die Aussagen dieser Verse kann man durchaus auf das ganze Buch beziehen. Darüber hinaus wird beim Lesen einiger Passagen deutlich, dass sie nur ein Augenzeuge geschrieben haben kann. Schließlich erkennen wir an einigen Stellen, dass das Buch unmittelbar nach den beschriebenen Ereignissen verfasst worden sein muss. Dazu zählen die Tatsachen, dass Rahab noch am Leben war (Kap 6,25), dass Jerusalem noch von den Jebusitern bewohnt wurde (Kap 15,63) und dass viele Städte in Kanaan noch mit ihrem ursprünglichen Namen benannt werden.

b) Stellung im Kanon der Bücher der Bibel: In deutschen Bibelausgaben ist Josua das erste der sogenannten historischen Bücher (Josua – Esther). Das entspricht der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, die die folgende Aufteilung vornimmt1:

  • Gesetz (die fünf Bücher Mose)
  • Geschichte (Josua – Esther)
  • Dichtung (Hiob – Hohelied)
  • Prophetie (Jesaja – Maleachi)

Im hebräischen Kanon ist die Einteilung eine andere. Dort wird in drei Teile aufgeteilt, nämlich in das Gesetz, die Propheten (frühe und späte) und die Schriften:

  • Das Gesetz (die 5 Bücher Mose)
  • Die frühen (vorderen) Propheten (Josua – 2. Könige ohne Ruth)
  • Die späten (hinteren) Propheten (Jesaja bis Maleachi ohne Klagelieder und Daniel)
  • Die Schriften (die übrigen Bücher, also Psalmen, Hiob, Sprüche, Hohelied, Ruth, Prediger, Klagelieder, Esther, Daniel, Esra, Nehemia, Chronika)

Man fragt sich heute, warum das Buch Josua zu den frühen Propheten zählt. Einige Forscher nehmen an, dass man Josua (ähnlich wie Mose) als Propheten ansah. Andere vermuten, dass die Bücher der „vorderen“ (frühen) Propheten die Prinzipien erklären, die von den Propheten gepredigt wurden und deshalb zu ihnen gezählt wurden. Letztlich sind diese Fragen ebenfalls nicht von entscheidender Bedeutung.

Fußnoten

  • 1 Die Inhalte der Bibelbücher sind göttlich inspiriert. Das gilt nicht für die Reihenfolge der Bibelbücher, für die Überschriften (Titel) und auch nicht für die Einteilung in Kapitel und Verse (die im Übrigen erst viel später erfolgte). Deshalb gibt es hier durchaus Unterschiede.
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