Betrachtung über 1.Petrus (Synopsis)
Kapitel 1
Zunächst finden wir die Beschreibung, die der Geist von den Gläubigen gibt, an die der Brief gerichtet ist: sie sind auserwählt, und zwar nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters. Israel war ein von dem HERRN auf der Erde auserwähltes Volk; hier handelt es sich um solche, die von dem Vater zuvorerkannt sind. Das Mittel, durch das ihre Erwählung zur Ausführung gebracht wird, ist die Heiligung seitens des Heiligen Geistes. Sie sind wirklich abgesondert durch die Kraft des Geistes: Israel war es durch Verordnungen, sie dagegen sind geheiligt zum Gehorsam und zur Blutbesprengung Jesu Christi, d. h. um einerseits zu gehorchen, wie Er gehorcht hat, und um andererseits mit seinem Blut besprengt und also vollkommen rein zu sein vor Gott. Israel war abgesondert zum Gesetzesgehorsam und für das Blut, das wohl den Tod verkündigte als Anerkennung der Autorität dieses Gesetzes, aber niemals die Seele von der Sünde reinigen konnte.
Das war die Stellung der Christen. Petrus wünscht ihnen Gnade und Frieden, das wohlbekannte Teil der Gläubigen. Er erinnert sie an die Segnungen, mit denen Gott sie gesegnet hatte, indem er Gott preist, der sie ihnen gegeben. Die gläubig gewordenen Israeliten kannten Gott jetzt, aber nicht in dem Charakter des Bundesgottes Jehova, sondern als den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.
Das, was der Apostel als die Frucht der Gnade Gottes vorstellt, ist eine Hoffnung jenseits dieser Welt, nicht das Erbteil Kanaans; dieses war dem auf der Erde lebenden Menschen angepasst und bildete die Hoffnung Israels in früheren Tagen, wie auch heute noch das ungläubige Volk darauf hofft. Die Barmherzigkeit Gottes hatte jene gläubigen Juden wiedergezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten. Diese Auferstehung richtete ihren Blick auf ein Teil in einer anderen Welt und zeigte zugleich die Kraft, die den Menschen in den Besitz dieses himmlischen Erbteils einführte, obwohl er dem Tod unterworfen gewesen war. Er wird in diesen Besitz eintreten durch die Auferstehung, durch diesen herrlichen Triumph des Heilandes, und zwar um teilzuhaben an einem unverweslichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbteil. Der Apostel spricht hier nicht von unserer Auferweckung mit Christus; er betrachtet den Christen als einen Pilger auf Erden, der durch den Triumph Christi in der Auferstehung ermuntert wird. Dieser Triumph belebt ihn, weil er jetzt weiß, dass es eine Welt des Lichts und des Glücks vor ihm gibt und eine Macht, die ihn in diese Welt einführen will. Daher wird auch von dem Erbteil gesprochen als „aufbewahrt in den Himmeln“ (V. 4). In dem Brief an die Epheser sind wir mit Christus in die himmlischen Örter versetzt, und das Erbteil besteht in alledem, wovon Christus selbst Erbe ist. Doch der Christ ist auch tatsächlich ein Pilger und Fremdling auf der Erde; und es ist ein mächtiger Trost für uns in unserer Pilgerschaft, dieses himmlische Erbteil vor uns zu sehen und so eine sichere Bürgschaft dafür zu haben, dass wir in den Besitz derselben eintreten werden.
Indes fügt der Apostel noch einen anderen, unschätzbaren Trost hinzu: während das Erbteil für uns im Himmel aufbewahrt wird, werden auch wir durch die Macht Gottes während unserer ganzen Pilgerschaft auf dieser Erde bewahrt, um am Ende jenes Erbteil zu genießen (V. 5). Welch köstlicher Gedanke! Einerseits werden wir hier auf Erden bewahrt durch alle Gefahren und Schwierigkeiten hindurch, und andererseits wird das Erbteil für uns da aufbewahrt, wo es weder eine Befleckung gibt, noch irgendwelchen Verfall möglich ist.
Doch diese Macht bewahrt uns durch sittliche Mittel (auf diese Weise redet Petrus immer), durch die Wirkung der Gnade in uns, die das Herz an Gegenstände fesselt, die es in Verbindung mit Gott und den Verheißungen Gottes erhalten (vgl. 2. Pet 1,4). Wir werden „bewahrt durch Gottes Macht durch Glauben“. Gott sei dafür gepriesen! Es ist die Macht Gottes selbst, die bewahrt, aber diese Macht wirkt, indem sie den Glauben im Herzen bewahrt und ihn trotz aller Hindernisse und Versuchungen über den Befleckungen der Welt erhält sowie die Gefühle und Zuneigungen mit himmlischen Dingen erfüllt. Doch da Petrus immer mit den Wegen Gottes hinsichtlich dieser Welt beschäftigt ist, sieht er die Gläubigen an dieser Errettung, an dieser himmlischen Herrlichkeit nicht eher teilnehmen, als bis sie offenbart ist und Gott durch diese Herrlichkeit seine Autorität in Segnung auf der Erde geltend macht. Wohl ist es die himmlische Herrlichkeit, aber offenbart als das Mittel zur Herstellung der unumschränkten Regierung Gottes auf der Erde, die zu seiner Verherrlichung und zum Segen für die ganze Welt gereichen wird.
Es ist eine Errettung, „die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden“. Dieses Wort „bereit“ ist wichtig. Der Apostel sagt auch, dass das Gericht „bereit“ sei, offenbart zu werden. Christus ist persönlich verherrlicht; Er hat alle seine Feinde besiegt, Er hat die Erlösung vollbracht. Er wartet nur noch auf das eine, dass der Vater seine Feinde zum Schemel seiner Füße lege. Er hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe, weil Er im Blick auf die Verherrlichung Gottes da, wo die Sünde war, alles vollbracht hat. Nur die tatsächliche Errettung der Seelen, die Sammlung der Seinigen, ist noch nicht vollendet (2. Pet 3,9+15); wenn aber einmal alle diejenigen, die an dieser Errettung teilnehmen sollen, gesammelt sind, gibt es nichts mehr, worauf noch zu warten wäre, weder im Blick auf die Errettung, d. h. auf die Offenbarung der Herrlichkeit, in der die Erlösten 1 erscheinen werden, noch auch im Blick auf das Gericht der Bösen auf der Erde, das bei der Offenbarung Christi ausgeführt werden wird (siehe 2. Thes 1,9+10). Alles ist bereit! Dieser Gedanke ist köstlich für uns in den Tagen unseres Ausharrens, aber zugleich sehr ernst, wenn wir an das Gericht denken.
Ja, wir frohlocken, wie der Apostel sagt, in dieser Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden. Wir warten darauf. Denn es ist eine Zeit der Ruhe, der Segnung der Erde und der völligen Offenbarung der Herrlichkeit dessen, der dieser Herrlichkeit würdig ist, der einst erniedrigt war und für uns gelitten hat – die Zeit, wo das Licht und die Herrlichkeit Gottes in Christus die Welt erleuchten und all ihr Böses erst binden und dann hinwegfegen wird.
Unser Teil ist eine überschwängliche Freude in dieser Errettung, die offenbart werden soll, und in der wir uns stets freuen dürfen, obwohl wir, wenn es zu unserem Besten nötig ist, durch mancherlei Versuchungen betrübt sein mögen. Aber diese Traurigkeit währt nur eine sehr kurze Zeit; es ist eine leichte Trübsal, die schnell vorübergeht und nur über uns kommt, wenn es nötig ist, damit die köstliche Bewährung unseres Glaubens erfunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi, auf die wir warten (V. 6+7). Diese Offenbarung ist das Ende all unserer Trübsale und Prüfungen, vorübergehend und leicht wie sie sind im Vergleich mit der unaussprechlichen und ewigen Herrlichkeit, zu der sie uns führen nach der Weisheit Gottes und dem Bedürfnis unserer Seelen. Das Herz klammert sich an Jesus: Er wird erscheinen! Wir lieben Ihn, obwohl wir Ihn niemals gesehen haben. In Ihm frohlocken wir, obgleich wir Ihn jetzt nicht sehen, mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude (V. 8). Das ist es, was das Herz bildet, befestigt und mit Freude erfüllt, wie auch unsere Lage in diesem Leben sein mag. Christus füllt für unsere Herzen jenen Schauplatz der Herrlichkeit aus. Durch die Gnade werde ich verherrlicht sein, ich werde die Herrlichkeit besitzen; aber ich liebe Jesus, mein Herz sehnt sich nach Seiner Gegenwart, es verlangt danach, Ihn zu sehen. Zudem werden wir Ihm gleich sein, und Er wird vollkommen verherrlicht sein. Der Apostel mag wohl sagen. „ihr frohlockt mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude.“ Das Herz kann nichts anderes mehr begehren; und wenn einige leichte Trübsale nötig für uns sind, so ertragen wir sie mit Freuden, da sie ja nur dazu dienen, uns für die Herrlichkeit zuzubereiten. Auch können wir frohlocken bei dem Gedanken an die Erscheinung Jesu; denn indem wir Ihn in unser Herz aufnehmen, ohne Ihn gesehen zu haben, tragen wir die Errettung der Seele davon. Diese Errettung ist der Gegenstand und das Ende des Glaubens, und sie ist unstreitig weit köstlicher als die zeitlichen Befreiungen, deren sich Israel erfreuen durfte, obwohl diese auch Zeichen der Gnade Gottes waren.
Der Apostel beginnt jetzt, die drei aufeinander folgenden Stufen der Offenbarung dieser Gnade der Errettung zu entwickeln, dieser völligen und gänzlichen Befreiung von den Folgen, den Früchten und dem Elend der Sünde; diese Stufen sind 1. die Prophezeiungen, 2. das Zeugnis des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes und 3. die Offenbarung Jesu Christi selbst, bei der die schon zuvor verkündigte Befreiung ganz vollendet sein wird.
Es ist interessant, hier zu sehen, wie die Verwerfung des Messias, insofern es sich um die Erfüllung der jüdischen Hoffnungen nach dem Fleisch handelte (eine Verwerfung, die schon in den Propheten zuvor angekündigt war), notwendigerweise einer Errettung den Weg bahnte, die die Errettung der Seele mit sich brachte. Jesus wurde nicht mehr gesehen, die irdischen Verheißungen hatten sich durch sein erstes Kommen nicht erfüllt; die Errettung sollte in der letzten Zeit offenbart werden. Aber auf diese Weise entfaltete sich eine Errettung der Seele, deren ganze Tragweite erst in der Herrlichkeit, die bereit ist, offenbart zu werden, enthüllt werden soll. Was die Gläubigen jetzt in Ihm besitzen, ist die geistliche Freude der Seele in einem himmlischen Jesus, der nicht gesehen wird und der durch seinen Tod eine Sühnung für die Sünde vollbracht und uns durch seine Auferstehung nach der Macht des Lebens des Sohnes Gottes zu einer lebendigen Hoffnung wiedergezeugt hat.
Diese Errettung, diese wahre Befreiung, wird uns also durch den Glauben zuteil. Es ist noch nicht die Herrlichkeit und die äußere Ruhe. Die Errettung in diesem Sinn wird in der Tat erst dann stattfinden, wenn Jesus erscheint, aber inzwischen genießt die Seele schon durch den Glauben diese vollkommene Ruhe und in Hoffnung sogar die Herrlichkeit. Die Propheten hatten die Gnade Gottes angekündigt, die für die Gläubigen erfüllt werden sollte und die schon jetzt der Seele den Genuss dieser Errettung mitteilt. Auch hatten sie in ihre eigenen Prophezeiungen, die sie durch Eingebung von Gott empfangen hatten, einzudringen gesucht, um zu verstehen, auf welche oder welcherlei Zeit der Geist hindeutete, „als er von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach zuvor zeugte“. Denn der Geist sprach durch die Propheten von beiden Dingen und zeigte deshalb mehr als eine zeitliche Befreiung in Israel an, denn der Messias sollte leiden. Und die Propheten entdeckten, dass der Geist Christi nicht für sie selbst noch für ihre Zeit, sondern für die Christen diese Wahrheiten bezüglich des Messias ankündigte. Indessen haben die Christen – während ihnen die Errettung der Seele durch die Offenbarung eines Christus zuteil wird, der sich nach seinen Leiden in den Himmel gesetzt hat und von dort in Herrlichkeit wiederkommen wird – nicht jene Herrlichkeiten empfangen, die den Propheten offenbart worden waren. Diese Dinge sind mit großer göttlicher Klarheit durch den nach dem Tod Jesu vom Himmel gesandten Heiligen Geist bezeugt worden, aber der Geist schenkt nicht die Herrlichkeit selbst, in der Christus erscheinen wird: Er hat sie nur angekündigt. Die Christen haben deshalb die Lenden ihrer Gesinnung zu umgürten, nüchtern zu sein und bis ans Ende auf die Gnade zu hoffen, die ihnen (tatsächlich) gebracht werden wird bei der Offenbarung Jesu Christi. Die drei aufeinander folgenden Schritte in den Wegen Gottes sind also diese: 1. die auf Christus bezüglichen Ereignisse, die über die jüdischen Segnungen weit hinausgehen, werden vorher verkündigt; 2. die Dinge werden bezeugt durch den Heiligen Geist; 3. die Verheißungen werden bei der Offenbarung Jesu erfüllt.
Was der Apostel vorstellt, ist also eine Teilnahme an der Herrlichkeit Jesu, wenn Er offenbart werden wird – jene Errettung, von der die Propheten geredet hatten und die in den letzten Tagen offenbart werden soll. Inzwischen aber hatte Gott die gläubigen Juden wiedergezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten und hatte durch die Leiden Jesu ihnen zu verstehen gegeben, dass sie sogar jetzt schon, während sie auf die Offenbarung der Herrlichkeit warteten und diese Herrlichkeit in der Person Jesu wirklich fanden, sich einer Errettung der Seele erfreuten, vor der die Befreiungen Israels verblassten und in Vergessenheit gerieten. Es war in der Tat die Errettung, die „bereit ist“, in ihrer ganzen Fülle offenbart zu werden; aber für den Augenblick besaßen sie dieselbe nur hinsichtlich der Seele. Doch da diese Errettung von der Offenbarung der irdischen Herrlichkeit getrennt war, hatte sie umso mehr einen geistlichen Charakter. Deshalb sollten die Gläubigen ihre Lenden umgürten, während sie auf die Offenbarung Jesu warteten, und mit Danksagung anerkennen, dass sie das Ende ihres Glaubens besaßen. Sie standen in Verbindung mit Gott.
Als Gott diese Dinge durch den Dienst der Propheten ankündigte, hatte Er die Christen im Auge und nicht die Propheten selbst. Diese Gnade, von der die Propheten zuvor geredet hatten, sollte den Gläubigen zur bestimmten Zeit mitgeteilt werden; inzwischen aber gab – für den Glauben und für die Seele – der vom Himmel gesandte Heilige Geist Zeugnis von ihr. Sie wird gebracht werden „bei der Offenbarung Jesu Christi“. Die Auferstehung Jesu Christi, in der die Bürgschaft für die Erfüllung aller Verheißungen sowie die Lebenskraft zum Genuss derselben lag, hatte die Gläubigen zu einer lebendigen Hoffnung wiedergezeugt; doch das Recht, an der Erfüllung der Verheißung teilzunehmen, war auf eine andere Wahrheit gegründet. Die Ermahnungen des Apostels führen uns dahin. Die Gläubigen sollten wandeln als gehorsame Kinder und nicht mehr nach den Lüsten, die sie in den Tagen ihrer Unwissenheit geleitet hatten. Berufen durch Den, der heilig ist, sollten sie heilig sein in allem Wandel. Wenn sie ferner Den als Vater anriefen, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk, so sollten sie die Zeit ihrer Fremdlingschaft in Furcht wandeln (V. 14–17).
Beachten wir, dass es sich hier nicht um das Endgericht der Seele handelt. In diesem Sinn „richtet der Vater niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben“ (Joh 5,22). Hier ist die Rede von dem täglichen Gericht der Regierung Gottes in dieser Welt, und zwar in dessen Ausübung hinsichtlich seiner Kinder. Dementsprechend wird auch gesagt: „Wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht.“ Das hier in Rede stehende Gericht findet seine Anwendung auf das christliche Leben. Die Furcht, von der gesprochen wird, ist nicht eine Ungewissheit bezüglich der Errettung und der Erlösung; sie gründet sich vielmehr auf die Gewissheit, dass man erlöst ist. Der unendliche Wert des zu unserer Erlösung bezahlten Preises, „das kostbare Blut Jesu Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken“, ist der Beweggrund, dass wir während der Zeit unserer Pilgerschaft hienieden Gott fürchten. Wir sind erlöst worden von unserem eitlen Wandel um den Preis des Blutes Jesu; können wir nun noch nach den Grundsätzen wandeln, von denen wir auf eine solche Weise befreit worden sind? Ein solcher, zu unserer Befreiung bezahlter Preis erfordert, dass wir mit Sorgfalt und Ernst vor dem Vater wandeln, mit dem wir Gemeinschaft zu haben wünschen, sowohl als Vorrecht als auch, weil wir in diese geistliche Beziehung zu Ihm gebracht sind.
Der Apostel wendet jetzt diese Wahrheit auf die Christen an, an die er schreibt. Das Lamm war im Ratschluss Gottes schon vor Grundlegung der Welt ausersehen, aber erst offenbart worden am Ende der Zeiten um der Gläubigen willen, die in ihrem wahren Charakter dargestellt werden: sie glauben an Gott durch Jesus, durch dieses Lamm. Sie glauben nicht an Ihn mittels der Schöpfung. Obwohl diese ein Zeugnis für seine Herrlichkeit ist, gibt sie doch dem Gewissen keine Ruhe und redet nicht von einem Platz im Himmel. Auch glauben sie nicht an Gott durch die Vorsehung, denn obwohl diese alles lenkt, lässt sie doch die Regierung Gottes noch in einem tiefen Dunkel. Sie glauben endlich auch nicht durch die Offenbarung Gottes auf dem Berg Sinai unter dem Namen Jehova, noch durch den Schrecken, der mit einem gebrochenen Gesetz in Verbindung steht.
Nein, wir glauben durch Jesus, das Lamm Gottes; und beachten wir, dass es nicht heißt. „die ihr an ihn glaubt“, sondern „die ihr durch ihn an Gott glaubt“. Wir kennen Gott als den, der uns, als wir Sünder und tot waren in unseren Vergehungen und Sünden, geliebt und diesen teuren Heiland gegeben hat, damit Er bis in den Tod, in dem wir lagen, herabsteige, unsere Stellung unter dem Gericht einnehme und als das Lamm Gottes sterbe; wir glauben an den Gott, der durch seine Macht den Herrn Jesus, als Er für uns, an unserer Statt, im Tod war, wieder auferweckt und Ihm Herrlichkeit gegeben hat. Es ist also ein Gott-Heiland, ein Gott, der seine Macht zu unseren Gunsten ausübt, an den wir durch Jesum glauben, so dass unser Glaube und unsere Hoffnung „auf Gott“ ist – nicht auf irgendetwas neben oder vor Gott, sondern auf Gott selbst. Wie könnte nun irgendein Grund zur Furcht oder zum Misstrauen im Blick auf Gott entstehen, wenn unser Glaube und unsere Hoffnung auf Ihn selbst sind? Das verändert alles. Gott selbst erscheint unseren Blicken in einer gänzlich veränderten Weise; und diese Veränderung gründet sich auf das, was die Gerechtigkeit Gottes darin erweist, dass Er uns, als von aller Sünde gereinigt, aufnimmt, – auf die Liebe Gottes, die sich darin zeigt, dass Er uns in Jesus vollkommen segnet, den seine Macht von den Toten auferweckt und verherrlicht hat. Und dieser Macht entsprechend segnet Er uns.
Unser Glaube und unsere Hoffnung gründen sich auf Gott selbst. Das versetzt uns in die innigste Beziehung zu den übrigen Erlösten. Da diese die Gegenstände derselben Liebe, in dem nämlichen kostbaren Blute gewaschen und durch dasselbe Lamm erlöst sind, werden sie für alle, deren Herzen durch die Annahme der Wahrheit mittels des Geistes gereinigt sind, zu Gegenständen einer zärtlichen, ungeheuchelten Bruderliebe. Sie sind unsere Brüder. Lasst uns deshalb einander „lieben mit Inbrunst aus reinem Herzen“!
Dieses Verhältnis und die daraus hervorgehenden Ermahnungen des Apostels gründen sich jedoch auf einen anderen wichtigen Grundsatz: eine neue Natur ist in dieser Liebe tätig. Sind wir durch das kostbare Blut des fleckenlosen Lammes erlöst, so sind wir auch aus dem unverweslichen Samen des lebendigen und bleibenden Wortes Gottes geboren. Denn das Fleisch ist nur Gras, und die Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blume; das Gras verdorrt, die Blume fällt ab, aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. Dies aber ist das Wort des Evangeliums, das uns verkündigt worden ist. Es ist ein ewiger Segensgrundsatz. Der Gläubige ist nicht nach dem Fleisch geboren, um zeitliche Rechte und Segnungen zu genießen, wie es bei einem Juden der Fall war, sondern aus einem unverweslichen Samen, aus einem Lebensgrundsatz, der ebenso unvergänglich ist wie das Wort Gottes selbst. Der Prophet Jesaja hatte dem Volk Gottes diese Worte zugerufen, um es zu trösten. Alles Fleisch, selbst die jüdische Nation, war nur verdorrtes Gras, Gott aber war unveränderlich, und das Wort, das durch seine unveränderliche Gewissheit den Gegenständen der Gunst Gottes göttliche Segnungen zusicherte, wirkte in den Herzen, um ein Leben zu erzeugen, das ebenso unsterblich und unverderblich ist wie seine Quelle, das Wort Gottes.
Fußnoten
- 1 Die Lehre von dem „Versammeltwerden der Heiligen zu Jesus“ in der Luft, wenn sie Ihm entgegengehen werden, bildet keinen Teil der Unterweisung Petrus, ebenso wenig die Lehre von der Kirche auf der Erde, mit der jene verbunden ist. Vielmehr redet er von der Offenbarung der Heiligen in Herrlichkeit, weil er sich mit den Wegen Gottes bezüglich der Erde beschäftigt, obwohl er dies tut in Verbindung mit dem Christentum.