Betrachtungen über den Epheserbrief

Kapitel 6

Kinder

Vers 1: „Ihr Kinder, gehorchet euren Eltern im Herrn, denn das ist recht“

Die ersten neun Verse dieses Kapitels bilden zusammen mit den Versen 22–33 des  vorhergehenden Kapitels  einen  zusammenhängenden Abschnitt. Der  Apostel fährt nun fort, die Pflichten der einzelnen Glieder der christlichen Familie vorzustellen.

Durch die Eheschließung wird das Haus gegründet, und die Kinder sind die Frucht dieser Verbindung. Wie es nun die Pflicht des Mannes ist, seine Frau zu lieben, und die der Frau, sich ihrem Mann zu unterwerfen, so ist es die Pflicht der Kinder, ihren Eltern unterwürfig zu sein und ihnen zu gehorchen. Kinder, die in einem christlichen Hause auferzogen wurden, sollten durch Gehorsam ihren Eltern gegenüber gekennzeichnet sein. Sowohl in dem Brief an die Römer als auch im 2.Timotheusbrief finden wir je eine Liste schrecklicher Sünden. Die erste Liste in Römer 1 beschäftigt sich mit jenen Sünden, welche die Heiden charakterisieren, die den wahren Gott nicht kennen. Unter diesen Sünden findet sich „den Eltern ungehorsam“ (Röm 1,29-31). Die zweite Liste in 2. Timotheus 3 beschreibt uns die Menschen, die in den gefahrvollen Zeiten der letzten Tage leben; auch hier wieder diese erschreckende Sünde „den Eltern ungehorsam“.

Dies also ist eines der Zeichen der letzten Tage. Das Herz des von Gott entfremdeten Menschen ist stets dasselbe, ob es sich um die Heiden vor alters oder um Götzenanbeter handelt, oder ob der sogenannte moderne Mensch der heutigen Christenheit in Frage kommt. Der Apostel spricht hier zu solchen, die den Herrn Jesus kennen. Das geht klar aus dem hervor, was er sagt „Gehorcht euren Eltern im Herrn“. Wir erwarten nicht Gehorsam „im Herrn“ von solchen, die von Ihm keine Kenntnis haben, oder die nicht in einem gekannten Verhältnis zum Herrn stehen.

Zwei Gründe nennt das Wort Gottes, warum Kinder ihren Eltern gehorchen sollen. Zuerst hören wir: „Denn das ist recht“. Zweitens wird uns in Kolosser 3,20 mitgeteilt: „Denn dies ist wohlgefällig im Herrn“. Der Herr Jesus Selbst war in diesem wie auch in allem das vollkommene Vorbild. Denn Er war Seiner Mutter und Joseph, ihrem Mann, gehorsam, wie geschrieben steht: „Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth, und er war ihnen untertan.“ (Lk 2,51).

Möchten doch alle Kinder dem Herrn Jesus in diesem nachfolgen, wissend, dass dies „recht“ ist. Wenn Gehorsam recht ist, dann ist Ungehorsam Sünde.

Vers 2+3: „Ehre deinen Vater und deine Mutter“, welches das erste Gebot mit Verheißung ist, „damit es dir wohl ergehe und du lange lebest auf der Erde“

Der Apostel Paulus legt hier besonderen Nachdruck auf die bedeutende Wahrheit, dass Gott den Gehorsam der Kinder ihren Eltern gegenüber hoch einschätzt. Gott hatte vor alters das Gesetz der Zehn Gebote gegeben, und obwohl auch die vier ersten Gebote von äußerster Wichtigkeit sind, so ist doch mit ihnen keine Verheißung verbunden. Erst das fünfte Gebot: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass deine Tage verlängert werden in dem Land, das Jehova, dein Gott, dir gibt“ (2. Mose 20,12), ist „das erste Gebot mit Verheißung“.

Wenn es nun der Wille Gottes im Alten Testament war, dass die Kinder ihren Eltern gehorchen in allem, sollte dies nun im Neuen Testament nicht mehr gelten? Gehorsam wird vom Herrn belohnt, aber auch der Ungehorsam bleibt nicht ohne Antwort: „Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, dessen Leuchte wird erlöschen in tiefster Finsternis.“ (Spr 20,20). „Ein Auge, das den Vater verspottet und den Gehorsam gegen die Mutter verachtet, das werden die Raben des Baches aushacken und die Jungen des Adlers fressen“ (Spr 30,17).

Dass doch alle Kinder und jungen Leute ihren Eltern gehorchten und sie ehrten und so sich des Wohlgefallens Gottes erfreuten, um dann auch die Wahrheit der kostbaren Verheißung zu erfahren, „damit es dir wohl ergehe und du lange lebest auf der Erde“.

Väter

Vers 4: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn“

Wie nötig haben es die Väter und Mütter, sich nahe beim Herrn aufzuhalten und in Seiner Gemeinschaft voranzugehen, damit Er ihnen die nötige Weisheit zur Auferziehung ihrer Kinder gewähre. Es ist eine äußerst ernste Angelegenheit, wenn Eltern sorglos und leichtfertig in bezug auf die Erziehung ihrer Kinder sind. Unzählige Sorgen, ja auch das Gericht Gottes werden die Folgen sein, wie wir es auch bei Eli, dem Priester, und seinem Haus sehen (vgl. 1. Sam 2,27-36).

Auf der anderen Seite sollten Eltern mit ihren Kindern nicht hart verfahren, und wenn Korrektur und Züchtigung nötig ist, sollte dies nie in Gereiztheit oder übler Laune, sondern vielmehr in Liebe geschehen, welche allein das Beste für sie sucht. Viele sind ihren Kindern gegenüber hart, haben keine Geduld und strafen ihre Kinder in Zorn und Wut. Handelt unser Gott und Vater mit uns in dieser Weise? Solche Eltern werden ihren Kindern Anlass zum Ärgernis geben und sie von Gott entfremden. „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden“ (Kol 3,21).

So mögen denn die Eltern bewahrt bleiben, in gereizter Stimmung mit ihren Kindern zu sprechen und zu handeln; mögen sie auch nicht zuviel von ihren Kindern verlangen, als wären sie schon Erwachsene wie sie selbst.

Die Eltern sollen die Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufziehen, wobei es gut ist daran zu denken, dass auch sie selbst einst Kinder waren, ehe sie Eltern wurden; und dass es auch der Geduld und des Ausharrens ihrer Eltern bedurfte, um sie selbst aufzuziehen. So mögen sie nun ihren eigenen Kindern dieselbe Geduld angedeihen lassen.

Die Väter und Mütter sollten viel mit ihren Kindern beten und auch für sie beten. Sie sollten sorgsam das leibliche wie auch das geistliche Wohl ihrer Kinder im Auge haben. Die Eltern sollten sich viel Zeit nehmen, mit ihren Kindern zusammenzusitzen und sie in dem guten Wege zu unterweisen; sie sollten sie ermutigen, die rechte Art von Büchern zu lesen und sie vor aller schlechten Literatur warnen, die einen so üblen Einfluss auf ihr geistliches Wohl ausüben kann.

Sie sollten die Liebhabereien ihrer Kinder kennen und überwachen und ihnen in der Auswahl ihrer Freunde behilflich sein. Sie sollten sie mit einer christlichen Erziehung erziehen, welche durch gar nichts anderes ersetzt werden kann. Die Eltern sollten das geistliche Wohl ihrer Kinder nicht der Verantwortlichkeit der Sonntagschule allein überlassen. Sie sollten die Ersten sein, die den göttlichen Samen in ihre zarten Herzen säen und sie dahin führen den Herrn Jesus als ihren persönlichen Heiland anzunehmen. Jedes irdische Erbteil, das Eltern ihren Kindern überlassen könnten, ist wertlos im Vergleich zu dem so äußerst wertvollem Gut, das sie ihnen geben können, indem sie sie in der „Furcht und Ermahnung des Herrn“ aufziehen; und das nicht nur mit Worten, sondern durch ein gutes Vorbild. Die Kinder sollten in ihren Eltern ein treffliches Vorbild eines heiligen und gottseligen Wandels sehen.

Der Herr Jesus sagte: „Ebenso ist es nicht der Wille eures Vaters, der in den Himmeln ist, dass eins dieser Kleinen verloren gehe“ (Mt 18,14). Auch gab Er die klare Anweisung: „Lasst die Kinder, und wehrt ihnen nicht, zu mir zu kommen, denn solcher ist das Reich der Himmel“ (Mt 19,14).

Wir haben ein sehr schönes Beispiel für die Auferziehung von Kindern in christlichem Haus und für die sich daraus ergebenden Früchte in Timotheus. Der Apostel Paulus schrieb ihm: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist“ (2. Tim 3,14+15).

Ohne Zweifel hatte Timotheus den Gehorsam und die Ehrerbietung seinen Eltern gegenüber von frühester Kindheit an aus den Heiligen Schriften gelernt (2. Tim 1,5). Hier sehen wir, dass seine Mutter und seine Großmutter schon von den Tagen seiner frühesten Kindheit an ihn in der Ermahnung des Herrn auferzogen. Timotheus lernte also die Schriften zuerst zuhause kennen, und gewisslich werden seine Mutter und Großmutter vor dem Richterstuhl des Christus reichen Lohn empfangen.

Knechte

Vers 5: „Ihr Knechte, gehorcht euren Herren nach dem Fleische mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus“

Der Apostel fährt fort, über Unterwürfigkeit und Gehorsam zu reden. Wie es die Pflicht der Kinder ist, ihren Eltern zu gehorchen, so ist es die Pflicht der Knechte, ihren Herren zu gehorchen.

Zweifellos bezieht sich dies nicht nur auf Knechte und Herren im Haus, sondern auch allgemein auf Beschäftigte und deren Vorgesetzte. Das geht klar aus dem Ausdruck in Vers 8 hervor „er sei Sklave oder Freier“. Würde jedermann diesen göttlichen Grundsatz beachten, es wären der Probleme zwischen Arbeitern und deren Arbeitgebern weit weniger. Viele Schwierigkeiten, die zu Aufstand und Empörung führen, würden vermieden werden.

Paulus schreibt auch in seinem 1. Briefe an die Korinther: „Ein jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen worden ist. Bist du als Sklave berufen worden, so lass es dich nicht kümmern; wenn du aber auch frei werden kannst, so benutze es vielmehr. Denn der als Sklave im Herrn Berufene ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist der als Freier Berufene ein Sklave Christi“ (1. Kor 7,20-22). Der Sachverhalt also ist klar, Knechte sollen ihren Herren gehorchen „mit Furcht und Zittern“, sorgsam darauf bedacht, ihre Pflichten gewissenhaft und treu „als dem Christus“ zu erfüllen. Dies würde auch ihre Herzen mit Befriedigung und Freude erfüllen.

Vers 6+7: „... nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut, und mit Gutwilligkeit dient, als dem Herrn und nicht den Menschen“

Tatsächlich müssen wir Augendienerei als Unredlichkeit betrachten. Wenn der Arbeiter nur in Gegenwart seines Arbeitgebers oder Vorgesetzten arbeitet, um ihm zu gefallen, und sogleich zu arbeiten aufhört, wenn dieser nicht mehr zugegen ist, so ist dies Unredlichkeit.

Der Gläubige hingegen, welcher weiß, dass er ein Knecht Christi ist, wird seine Arbeit in ehrlicher Weise ausführen, nicht, um Menschen zu gefallen, sondern um den Willen Gottes von Henzen zu tun. Er wird sein äußerstes tun, um in Treue und mit Gutwilligkeit zu dienen, „als dem Herrn und nicht den Menschen“. Er wird seine Arbeit – wie schwierig sie auch sein mag – im Blick auf den Herrn Jesus Christus tun, indem er seine Augen auf Ihn und nicht auf die Menschen richtet. Das ist es, was dem Dienst des Arbeiters einen so großen Wert in den Augen Gottes gibt, obgleich er in den Augen der Menschen gering geachtet werden mag.

Die Belohnung des Herrn

Vers 8: „... da ihr wisst, dass, was irgend ein jeder Gutes tut, er dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier“

Jeder, der die Arbeit, die der Herr für ihn ausgewählt hat, in Treue ausübt, wird durch den Herrn Selbst belohnt werden. Dabei ist es gleichgültig, ob sein irdischer Vorgesetzter den in Treue und Aufrichtigkeit ausgeübten Dienst würdigt oder nicht.

Auch in bezug auf diesen Gegenstand gilt das Wort in Galater 6,7: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten“. Wie niedrig deine Stellung in dieser Welt auch sein mag, sei versichert, dass die Treue ihre gute Belohnung in diesem Leben und in dem zukünftigen haben wird. Einige Menschen dieser Welt sind reich, andere arm. Einige sind Herren, andere Knechte, einige sind Vorgesetzte, andere Untergebene. Einige sind treu, andere untreu. Doch all diese Unterschiede werden einmal ohne Bedeutung sein, wenn ein jeder von uns vor Gott wird Rechenschaft geben müssen über das Leben, das er hier in dieser Welt gelebt hat. Nur das, was von Herzen als dem Herrn getan wurde, wird eine Belohnung finden. Viele treue Gläubige, die in dieser Welt arm und unbekannt waren, werden dann diese glückseligen Worte ihres Herrn hören: „Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,23).

So lasst uns denn einander ermuntern, in Treue die wenigen Schritte noch zu gehen, da wir wissen, „dass, was irgend ein jeder Gutes tun wird, er dies vom Herrn empfangen wird“. Missachtet dein Chef deine Treue? Sei sicher, dass Gott deine Treue nicht vergisst noch geringachtet, sondern dass Er sie belohnen wird. Verfährt dein Vorgesetzter hart und ungerecht mit dir? Vollführe deinen Dienst in Treue wie einst Joseph vor alters (1. Mo 39) und vertraue auf den Herrn, dass Er dir den gebührenden Lohn geben wird. „Befiehl Jehova deinen Weg und vertraue auf ihn! Und er wird handeln; und er wird deine Gerechtigkeit hervorkommen lassen wie das Licht, und dein Recht wie den Mittag. Vertraue still dem Jehova und harre auf ihn! Erzürne dich nicht über den, dessen Weg gelingt, über den Mann, der böse Anschläge ausführt!“ (Ps 37,5-7).

Der Herr der Herren

Vers 9: „Und ihr Herren, tut dasselbe gegen sie und lasst das Drohen, da ihr wisst, dass sowohl ihr als euer Herr in den Himmeln ist, und dass bei ihm kein Ansehen der Person ist“

Der Apostel Paulus beendigt diesen besonderen Abschnitt, der sich mit den Beziehungen und den gegenseitigen Pflichten in dem christlichen Haus beschäftigt, indem er nun die Herren ermahnt. Wir sehen, dass er sich nicht nur an eine besondere Gruppe, sondern an jede Gruppe in dem christlichen Haus wendet. „Und ihr Herren, tut dasselbe gegen sie“. Der Herr Jesus ist der Herr der Herren und der Knechte zugleich. So wie Er Sich der Knechte annimmt und ihnen die ihnen gebührende Belohnung geben wird, so kümmert Er Sich auch um die Herren und wird auch sie entweder belohnen oder bestrafen. Der Herr steht über den Untergebenen sowohl als auch über deren Herren. Daher ist es nicht recht, dass gläubige Herren ihren Untergebenen drohen oder ihnen Dinge versprechen, welche sie ihnen nicht geben werden. All das geht aus den Worten des Apostels an die Herren hervor: „Tut dasselbe gegen sie“. Das heißt, tut ihnen jene Dinge, die ihr selbst von den Knechten erwartet und behandelt sie als „Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut, und mit Gutwilligkeit dient, als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass, was irgend ein jeder Gutes tut, er dies vom Herrn empfangen wird, er sei  Sklave  oder Freier“ (Verse 6–8). In demselben Maß wie Treue und Aufrichtigkeit von den Dienern erwartet wird, wird sie auch von den Herren gefordert. Und wie der Knecht in Treue dienen sollte, indem er das Gute seines Herrn im Auge hat, gleicherweise sollte auch der Herr das Beste seines Untergebenen im Auge haben. Er soll sie nicht hart behandeln noch ihnen drohen, sondern freundlich zu ihnen sein.

Unfreundlichkeit und Grausamkeit sind Merkmale der Gesetzlosen, die weder die Liebe Gottes noch Seine Barmherzigkeit erfahren haben. „Der Gerechte kümmert sich um das Leben seines Viehes, aber das Herz der Gesetzlosen ist grausam“ (Spr 12,10). Wenn sich nun der Gerechte um das Leben seines Viehes kümmert, wie vielmehr sollte er mit einem menschlichen Wesen wie er selbst es ist, Barmherzigkeit haben und für sein Wohl besorgt sein, auch wenn es sein Knecht ist. Es ist die Pflicht der Herren, mit denen, die ihnen dienen, Mitgefühl zu haben; sie dürfen sie keineswegs ihres Lohnes noch ihrer Rechte berauben. Sie sollten nicht mehr von ihnen fordern, als sie tun können. Sie sollten für deren Gesundheit ebenso besorgt sein, wie für deren geistliches Wohl.

Wie Ernst ist die Warnung, die Jakobus an die Adresse der Herren richtet: „Wohlan nun, ihr Reichen, weint und heult über euer Elend, das über euch kommt! Euer Reichtum ist verfault, und eure Kleider sind von Motten zerfressen worden. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird zum Zeugnis sein gegen euch und euer Fleisch fressen wie Feuer; ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen. Siehe, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der von euch vorenthalten ist, schreit, und das Geschrei der Schnitter  ist zu den Ohren des Herrn Zebaoth gekommen“ (Kap. 5, 1–4). „Seufzt nicht gegen einander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür“ (Kap. 5, 9).

So wie ein Herr seine Knechte herbeiruft, um von ihnen Rechenschaft zu verlangen, so werden auch wir und alle Menschen, gleichgültig welchen Standes, vor dem Richterstuhl des Christus Rechenschaft geben müssen. Der Herr Jesus wird den harten und ungerechten Herren ebenso richten wie den untreuen Knecht, denn „bei ihm ist kein Ansehen der Person“.

Es ist schön zu sehen, wie dieser Brief damit beginnt, uns unsere himmlische Stellung als Glieder des Leibes des auferstandenen Christus zu zeigen, Der zur Rechten des Vaters in den Himmeln verherrlicht ist; wie der Vater uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus; und dann zu finden, dass es unter den Gliedern des einen Leibes solche gibt, die arm und in der Stellung von Sklaven sind, von denen sich einige ungerechte und harte Behandlung gefallen lassen mussten. Aber Dank sei unserem Gott und Vater und dem Herrn Jesus Christus für die Gnade, die sie und uns alle erhoben hat und uns hat mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus! Dank sei Ihm auch für die gesegnete Hoffnung, die vor uns ist!

Der christliche Diener wird bei Christus und in der Herrlichkeit Ihm gleich sein, er wird einer von denen sein, die das neue Lied im Himmel singen: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation, und hast sie unserem Gott zu einem Königtum und Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!“ (Off 5,9+10). Mögen wir in Treue vor dem Herrn unseren Platz ausfüllen, in welchen Er uns gebracht hat, indem wir den glückseligen Augenblick der Wiederkunft unseres Herrn erwarten, der unsere Pilgerreise hier auf Erden beenden und uns zu Sich nehmen wird in die ewige Herrlichkeit.

Die geistliche Waffenrüstung: Kap. 6, 10–24

Stark in dem Herrn

Vers 10: „Im Übrigen, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“

Wir haben nun den letzten Teil dieses Briefes erreicht, welcher uns im Besonderen mit dem geistlichen Kampf beschäftigt, den wir mit den geistlichen Mächten der Bosheit in den himmlischen Örtern zu kämpfen haben, damit wir nicht der Freude an unseren geistlichen Segnungen in Christus beraubt werden.

Schon vor alters hatte Gott Seinem irdischen Volk das verheißene Land, ein Land, das von Milch und Honig floss, gegeben; sie hatten ihrerseits ihre grimmigen Feinde zu besiegen, um praktischerweise von dem Land Besitz zu ergreifen und sich dessen Früchte zu erfreuen. So ist es auch heute mit den wahren Gläubigen. Auch sie müssen, um sich praktischerweise all ihrer geistlichen Segnungen zu erfreuen, gegen die Mächte der Finsternis kämpfen und sie überwinden.

Viele Gläubige denken fälschlicherweise, dass das Land Kanaan den Himmel symbolisiert, in welchen der Gläubige, wenn er stirbt, eintritt, und dass der Jordan ein Symbol des physischen Todes ist. Wenn wir über diesen Gegenstand unter Gebet nachdenken, so gelangen wir zu dem gegenteiligen Ergebnis. Als das Volk Israel das Land Kanaan betrat, begann für sie ein beständiger Kampf gegen ihre Feinde, die ihnen bei der Besitzergreifung des Landes widerstanden und sie mit aller Kraft daran zu hindern suchten, die Segnungen des Landes zu genießen.

Wenn wir diese Erde verlassen, um bei Christus zu sein, wird es dann noch Feinde oder Kampf geben? Gewisslich nicht. Kanaan ist also ein Vorbild unserer geistlichen Segnungen, mit welchen wir gesegnet worden sind in dem auferstandenen Christus, während wir hier auf Erden sind. Um diese Segnungen zu genießen, müssen wir unsere geistlichen Feinde, den Teufel und seine Engel, überwinden, die uns beständig widerstehen und uns an dem Genuss dieser Segnungen zu hindern suchen.

„Im Übrigen, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“. Wie ermutigend sind diese Worte für uns Gläubige! In uns selbst sind wir schwach und unsere Feinde viel stärker als wir, aber unsere Allgenügsamkeit ist in dem Herrn und in Seiner Macht und Stärke.

Lasst uns wirklich und von Herzen davon überzeugt sein, dass wir nach wie vor in uns selbst nichts sind und in unserer eigenen Kraft unsere Feinde nicht zu überwinden vermögen, auch wenn wir schon viele Jahre mit dem Herrn Jesus wandeln und gesegnete Erfahrungen mit Ihm gemacht haben. Mögen wir uns alle auf den Herrn stützen und Seiner Macht und Stärke vertrauen.

Wir hatten bei unserer Betrachtung der Verse 19 und 20 des 1. Kapitels gesehen, dass die überragende Größe der Kraft Gottes gegen uns, die Gläubigen, der Wirksamkeit der Macht Seiner Stärke entspricht, mit welcher Er gewirkt hat in dem Christus, indem Er Ihn aus den Toten auferweckte. Wir haben also die gleiche Kraft zur Verfügung, die Christus aus den Toten auferweckte und Ihn zur Rechten Seines Vaters in den himmlischen Örtern versetzte.

Wir sind in uns selbst ebenso schwach wie „die Klippendächse, ein nicht kräftiges Volk, und doch setzen sie ihr Haus auf den Felsen“ (Spr 30,26). Wie gewaltig auch die Kraft unserer geistlichen Feinde sein mag, unsere Kraft gründet sich auf den „Felsen“, den Felsen der Ewigkeiten. Damit wir stark in dem Herrn und in der Macht Seiner Stärke sein können, sollten wir jedes Mittel Seiner Gnade in Anspruch nehmen, sollten viel beten, das Wort Gottes lesen und darüber beständig sinnen, und sollten die Gemeinschaft mit anderen gottesfürchtigen Gläubigen suchen.

Vers 11: „Zieht an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermögt gegen die Listen des Teufels“

Der Heilige Geist führt uns nun von dem bisher betrachteten, lieblichen Bereich des christlichen Hauses zu einem ganz anderen Gegenstand, nämlich dem geistlichen Kampf wider den Teufel und seine Engel.

Daher ermahnt uns der Apostel mit dringendem Ernst, die ganze Waffenrüstung Gottes anzuziehen. Wir werden jeden Teil dieser Waffenrüstung besonders in den nächsten Versen erwähnt finden. In Kapitel 4 Vers 24 wurden wir ermahnt, das anzuziehen, was uns als  Heilige geziemt, aber hier wird uns gesagt, dass wir das anziehen sollen, was uns als  Kriegsleute des Herrn Jesu geziemt. Wir müssen die ganze Waffenrüstung Gottes anlegen, die Waffenrüstung, die Gott Selbst bereitet hat, „denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen“ (2. Kor 10,4). Nur mit der ganzen Waffenrüstung Gottes werden wir wider die Listen des Teufels zu bestehen vermögen. Gott erwartet von jedem Gläubigen, dass er den Listen des Teufels widersteht. Beachte, dass der Heilige Geist hier von dem Widerstehen wider die Listen des Teufels redet und nicht von der Macht des Teufels. Der Herr Jesus hat am Kreuz sowohl über die Macht als auch über die Listen des Teufels triumphiert „damit er durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel“ (Heb 2,14b). Wir dürfen daher und müssen ihn als einen besiegten Feind betrachten. An diese herrliche Tatsache erinnert auch der Apostel Jakobus, wenn er sagt: „Widersteht aber dem Teufel, und er wird von euch fliehen“ (Jak 4,7). Was wir aber zu fürchten haben, sind die Listen des Teufels. Wir haben es also mit einem listigen und betrügerischen Feind zu tun. „Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an“ (2. Kor 11,14).

Satan ist der Widersacher Gottes und Christi, und daher auch der der Gläubigen, die durch seine Listen und Betrügereien geübt werden. Der Teufel hat in der Ausübung seines heimtückischen Werkes eine fast 6000 – jährige Erfahrung. Er kam zuerst zu Eva als Schlange, die listiger war als alles Getier des Feldes, das Jehova gemacht hatte. Und auch heute noch ist er die „alte Schlange“. Aber Dank und Preis sei Gott, Der uns in dem Triumph des Christus umherführt! Lasst uns daher die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen, damit wir zu bestehen vermögen wider die Listen des Teufels.

Unsere Feinde

Vers 12: „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“

Die Kriege, die hier auf Erden unter den Menschen wüten, sind ohne alle Frage furchtbar und schrecklich. Hier aber lesen wir, dass unser Kampf nicht wider Fleisch und Blut, nicht ein Kampf von Mensch wider Menschen ist; es ist vielmehr ein geistlicher Kampf wider die unsichtbaren Mächte der Finsternis, wider den Teufel und seine Engel. Es ist ein Kampf gegen das Reich der tiefsten Finsternis, und es ist für uns unmöglich, diese Feinde zu überwinden, ohne die ganze Waffenrüstung Gottes angelegt zu haben.

Unser geistlicher Feind, mit dem wir es zu tun haben, ist unablässig wirksam und bemüht, uns daran zu hindern, in unserem Leben Gott zu verherrlichen und uns unserer geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern zu erfreuen. Diese beständige Feindschaft des Teufels gegen uns Gläubige ist weit gefährlicher und übender als ein Kampf wider Fleisch und Blut. Wie vielerlei sind die Gefahren für das geistliche Leben dessen, der in Unwissenheit über diese Dinge ist.

In dem 1. Petrusbrief, wo die Gläubigen als „Fremdlinge und als ohne Bürgerrecht“ gesehen werden (Kap. 2, 11), ermahnt uns der Apostel, „seid nüchtern, wacht; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (Kap. 5, 8). Aber hier im Epheserbrief wird uns gezeigt, dass wir unsere Feinde in den himmlischen Örtern suchen müssen, dort, wo die Gläubigen gesegnet sind mit jeder geistlichen Segnung, Kap. 1, 3.

Christus ist verherrlicht und zur Rechten Seines Vaters erhöht worden „in den himmlischen Örtern“ (Kap. 1, 20); auch dem Gläubigen ist es gegeben worden, mitzusitzen „in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Kap. 2, 6), „damit jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die gar mannigfaltige Weisheit Gottes“ (Kap. 3, 10).

Der geistliche Kampf also ist wider „den Fürsten der Gewalt der Luft“ und wider seine unsichtbaren Heerscharen (Kap. 2, 2).

Dank aber sei Gott für Seine reiche geistliche Vorsorge für uns, die wir in uns selbst unfähig sind, jenen geistlichen Mächten zu widerstehen! Doch unsere Allgenügsamkeit ist in unserem Herrn Jesus Christus und in der Macht Seiner Stärke, durch welche wir „mehr sind als Überwinder“.

Widerstehen und Stehen

Vers 13: „Deshalb nehmt die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermögt.“

Weil alle Feinde des Reiches der Finsternis gleichsam in Schlachtordnung gegen uns angetreten sind, wiederholt der Apostel die Ermahnung „nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes“, ohne die wir nichts zu tun vermögen, und die wir auch nicht durch natürliche Kraft oder eigene Weisheit ersetzen könnten. Jeder wahre Gläubige ist verantwortlich, diese ganze Waffenrüstung Gottes anzuziehen und sie beständig zu tragen.

Es mag nützlich sein, hier daran zu erinnern, dass ein großer Unterschied besteht zwischen unserem Anlegen der ganzen Waffenrüstung Gottes und dem Kleid, welches uns Gott in Seiner reichen Gnade bereitet hat. Jeder Einzelne von uns, der sein Vertrauen in den Herrn Jesus und in die Wirksamkeit Seines sühnenden Werkes am Kreuz gesetzt hat, ist mit dem Kleid der Gerechtigkeit Christi bekleidet worden – ja er ist „die Gerechtigkeit Gottes in ihm (in Christus)“. Gott hat ihm „das beste Kleid“ angezogen (Lk 15,22). Das ist unsere Stellung in Christus vor Gott. Dieses Kleid ziehen wir uns nicht selbst an, sondern Gott bekleidet uns damit.

Wenn es sich aber um den Kampf handelt, dann sind wir selbst verantwortlich, jedes Stück dieser Waffenrüstung Gottes anzuziehen.

Möge jeder wahre Gläubige den Worten des Apostels Paulus Beachtung schenken „nehmt die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag zu widerstehen vermögt“. Dieser geistliche Kampf ist nicht eine vorübergehende, sondern eine beständige Sache, solange wir in dieser Welt sind; denn der Teufel ist der Fürst dieser Welt. Diese Zeit also wird „der böse Tag“ genannt.

In Kapitel 5 ermahnt der Apostel die Gläubigen, sorgfältig, nicht als Unweise, sondern als Weise zu wandeln, die gelegene Zeit auskaufend, „denn die Tage sind böse“. Hier aber haben wir eine weit ernstere Warnung, denn wir sollen selbst die ganze Waffenrüstung Gottes nehmen, damit wir an dem bösen Tag zu widerstehen vermögen.

Es gibt besondere Zeiten in dem Leben eines Gläubigen, in welchen er die ganze Schwere des geistlichen Kampfes und die bittere Feindschaft des Widersachers in verschiedener Weise erfährt. Dann besteht die große Gefahr, dass wir nicht allezeit wachend gefunden werden, dass wir nicht die ganze Waffenrüstung tragen. Lasst uns daher überzeugt sein, dass es unsere ernste Pflicht ist, bereit und auf der Hut zu sein, wenn uns besondere, böse Umstände begegnen. Das heißt aber nicht, dass wir, wenn so ein böser Tag über uns kommt, schnell die ganze Waffenrüstung Gottes anlegen sollten; wir sollten sie vielmehr beständig tragen, damit uns der Feind nicht überraschen und ungeschützt vorfinden kann.

Beachte, was weiter gesagt wird: „... nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermögt“. Auch nach jedem errungenen Sieg müssen wir fortfahren die ganze Waffenrüstung Gottes zu tragen, damit wir für jeden weiteren Überraschungsangriff seitens des Feindes gewappnet sind. Wenn wir einen geistlichen Kampf gewonnen haben, sind wir geneigt, auf uns selbst zu vertrauen und uns auf unsere eigene Kraft zu verlassen; dies aber würde verhängnisvoll für unser geistliches Leben sein. Lasst uns nie vergessen, dass unsere geistlichen Siege nicht bedeuten, dass unser Kampf zu Ende ist. Es ist vielmehr ein fortwährender Kampf, der so lange andauert, wie wir in dieser Welt sind. Aber Gott sei gepriesen, dass über ein gar Kleines der Herr Jesus vom Himmel kommen wird, um uns in die Herrlichkeit des Vaterhauses zu nehmen, wo es keinen Streit oder Kampf mehr geben wird, wo alles Anbetung und Herrlichkeit sein wird, wo wir anstatt einer Waffenrüstung herrliche Kronen tragen werden, wo wir anstatt Kampf herrliche, ewige Ruhe mit Ihm finden werden!

Das erste Stück der Waffenrüstung Gottes: Wahrheit und Gerechtigkeit

Vers 14: „Steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit“

In den folgenden Versen richtet nun der Apostel Paulus die Aufmerksamkeit auf jedes einzelne Stück der Waffenrüstung und beginnt zuerst mit dem Gürtel der Wahrheit.

Mit Wahrheit ist das Wort Gottes gemeint (vgl. Joh 17,17). Der christliche Streiter kann nicht feststehen, wenn er nicht mit dem Wort Gottes umgürtet ist. Besonders in unseren Tagen ist es wichtig, dies zu verstehen, denn es gibt viele Gläubige, die der Beschäftigung mit dem Wort Gottes das Lesen weltlicher Bücher vorziehen. Wie schade und erschreckend zugleich, wenn Gläubige, anstatt über das Wort Gottes nachzusinnen, sich mit dem beschäftigen, was ihnen Fernsehapparate ins Haus bringen. Das ist der Grund, warum sie geistlich schwach, kraftlos und apathisch sind, warum sie Niederlage auf Niederlage erleben. Der Apostel Petrus ermahnt uns, die Lenden unserer Gesinnung zu umgürten (1. Pet 1,13). Das bedeutet, dass das Wort Gottes den Geist und die Gesinnung des Christen beherrschen soll, und dass er so vor sündigen Gedanken und falschen Lehren bewahrt bleiben soll, die seiner geistlichen Wohlfahrt ernstlich schaden müssten.

So wie der Gürtel dem menschlichen Körper Kraft, Stärke und Halt gewährt, so gibt uns die Beschäftigung mit dem Wort Gottes Kraft und Energie für den inneren Menschen. Mögen wir uns allezeit mit dem Gürtel der göttlichen Wahrheit umgürten, „damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin und her geworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum; sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns heranwachsen in allem, zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus“ (Eph 4,14+15).

Wann legt der Soldat seinen Gürtel ab? Ist es nicht, wenn er schläft? Und ist es richtig, wenn er auf dem Schlachtfelde schläft? Wie gefährlich!

Sisera, der Anführer des feindlichen Heeres, wurde durch eine Frau getötet, während er schlief (Richter 4). Geliebte, „denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages; wir sind nicht von der Nacht, noch von der Finsternis. Also, lasst uns nun nicht schlafen, wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein“  (1. Thes 5,5+6), denn das Kommen des Herrn ist nahe.

Lasst uns daher Acht haben auf die Worte unseres hochgelobten Herrn „eure Lenden seien umgürtet“ (Lk 12,35).

Das zweite Stück der Waffenrüstung

Vers 14b: „...angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit“

Hier handelt es sich nicht um die Gerechtigkeit Gottes, zu welcher wir in Christus Jesus gemacht worden sind (2. Kor 5,21), sondern um die praktische Gerechtigkeit in unserem täglichen Wandel, die wir allezeit offenbaren müssen, um in dem Kampf mit dem Teufel und seinen Heerscharen bestehen zu können.

Der Heilige Geist zeigt uns anhand des ersten Stücks der Waffenrüstung, des Gürtels der Wahrheit, dass wir das Wort Gottes praktischerweise auf unser tägliches Leben anwenden müssen; durch den Brustharnisch der Gerechtigkeit belehrt Er uns, dass dieses Wort unseren Weg beeinflussen und uns so zu einem Leben praktischer Gerechtigkeit führen muss.

Versäumen wir, den Brustharnisch der Gerechtigkeit anzulegen, so gestatten wir dem Feind den Zugang zu unserem Herzen und Gewissen. Wahre Gläubige also, die durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist, gerechtfertigt worden sind aus Gnaden, (Röm 3,24); sollten nun auch ein Leben praktischer Gerechtigkeit führen, „stellt auch nicht eure Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit, sondern stellet euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit“ (Röm 6,13).

Das dritte Stück der Waffenrüstung

Vers 15: „... und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens

Mit „Bereitschaft des Evangeliums des Friedens“ ist die Übereinstimmung unseres praktischen Wandels mit dem Evangelium Gottes gemeint, so wie wir es in Phil 1,27 finden: „Wandelt nur würdig des Evangeliums des Christus“.

Es reicht eben nicht aus, mit unserem Mund das Evangelium von Christus zu verkündigen – zu verkündigen, dass es die Kraft Gottes jedem Glaubenden ist, und dass wir durch dasselbe Frieden mit Gott erlangt haben; das alles ist wahr und wunderbar, aber wir sollten dies durch unseren praktischen Wandel unter Beweis stellen.

Die beiden Aspekte der Verkündigung des Evangeliums durch Wort und Wandel sind in dem Leben und Dienst des Apostels Paulus so schön zu erkennen. Was sein praktisches Leben betrifft, so war es ein sprechendes Zeugnis von der Kraft des Evangeliums; und was seinen Dienst im Evangelium angeht, so hatte er das sehnliche Verlangen, alle jene Fernen zu erreichen, „sowohl Griechen als Barbaren, sowohl Weisen als Unverständigen“ (Röm 1,14).

Lieber Leser, das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus ist das Evangelium des Friedens; hast du diesen Frieden mit Gott? – Frieden, gegründet auf den Tod unseres Herrn Jesus Christus am Kreuz und auf Seine Auferstehung aus den Toten? Dies ist die sichere Grundlage Gottes, auf welcher das beunruhigte Gewissen ruhen und die Seele wahren Frieden mit Gott finden kann. Bei dem Volke Gottes von alters her im Land Ägypten wurde das Blut des Passahlammes an die Türschwellen gestrichen. Dadurch wurden sie vor dem Schwert des Würgeengels errettet und genossen im Inneren des Hauses durch Glauben den vollkommenen Frieden. Zudem sollten sie sich von dem Passahlamm ernähren, „und also sollt ihr es essen:  Eure Lenden gegürtet, eure Schuhe an euren Füßen, und euren Stab in eurer Hand; und ihr sollt es essen in Eile“ (2. Mose 12,11), gleichsam bereit Ägypten zu verlassen und die Reise in das Land der Verheißung anzutreten.

Das vierte Stück der Waffenrüstung

Vers 16: „... indem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit dem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen“

Das Wort „Schild“ wird im ganzen Neuen Testament nirgends als nur hier an dieser Stelle verwendet. Dagegen findet es sich einige Male im Alten Testament. Das erste Mal gebraucht Gott Selbst das Wort Schild, als Er zu Abraham nach der Schlacht gegen Kedorlaomer in 1. Mose 15,1 sagt: „Ich bin dir ein Schild, dein sehr großer Lohn“. Das zweite Mal begegnen wir dem Wort „Schild“ in dem Liede, welches Moses, der Mann Gottes, das Volk vor seinem Tod lehrte: „Deine Wohnung ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme; und er vertreibt vor dir den Feind und spricht: Vertilge! Glückselig bist du, Israel! Wer ist wie du, ein Volk, gerettet durch Jehova, den Schild deiner Hilfe, und der das Schwert deiner Hoheit ist? Und es werden dir schmeicheln deine Feinde, und du, du wirst einherschreiten auf ihren Höhen“ (5. Mose 33,27+29).

Welch eine schöne Verheißung Gottes für Sein Volk! Gott Selbst ist der Schutzschild vor Seinen Kindern, um alle feurigen Pfeile des Feindes abzuwehren. Doch haben wir allezeit den Glauben und das Vertrauen, alles vom Herrn zu erwarten und auf Ihn allein zu warten? „Unsere Seele wartet auf Jehova; unsere Hilfe und unser Schild ist er“ (Ps 33,20). „Denn Jehova, Gott, ist Sonne und Schild; Gnade und Herrlichkeit wird Jehova geben, kein Gutes vorenthalten denen, die in Lauterkeit wandeln“ (Ps 84,12). „Gott – sein Weg ist vollkommen; Jehovas Wort ist geläutert; ein Schild ist er allen, die auf ihn trauen“ (2. Sam 22,31). Alle diese und viele andere Stellen aus dem Wort Gottes zeigen uns, dass Gott Selbst der Schild für Sein Volk ist. So lasst uns denn in allen Dingen auf Ihn vertrauen und uns in jedem Umstand unseres Lebens auf Ihn allein stützen.

Dies ist der Glaube, durch welchen wir imstande sein werden, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen. Es ist nicht unsere Kraft, sondern der Schild des Glaubens, welcher vermag, die feurigen Pfeile schon auszulöschen, ehe sie uns berühren oder nahe kommen. Ach, dass wir doch allezeit den „Schild des Glaubens“ ergriffen haben möchten! Dann würden wir mehr als Überwinder sein durch den, der uns geliebt hat.

Das fünfte Stück der Waffenrüstung

Vers 17a: „Nehmt auch den Helm des Heils“

Nimm diese Gabe, den „Helm des Heils“, aus der Hand Gottes. Das Haupt ist der Sitz des Verständnisses, der Gedanken und Intelligenz. Das Haupt bedarf des besonderen Schutzes, denn eine Verletzung desselben hat ernste Folgen für den ganzen Körper. Gott sei Dank, dass Er für den christlichen Streiter den „Helm des Heils“ bereitet hat, um ihn vor den Angriffen des Teufels und  seiner Engel zu schützen.

Der Helm des Heils ist für den Gläubigen die Sicherheit und Gewissheit seines Heils auf der Grundlage des Opfers unseres Herrn Jesus Christus. Das Heil oder die Errettung ist nicht irgendeine Einbildung, sondern eine definitive Tatsache. Der Mensch, der errettet wurde, weiß mit vollkommener Sicherheit, dass Gott es getan hat. Er mag nicht in der Lage sein, die vielen Fragen der Atheisten und Modernisten oder anderer, die die Inspiration der Heiligen Schrift leugnen, zu beantworten, aber es gibt für ihn keine menschliche noch satanische Macht, welche ihm die Sicherheit seiner Errettung und Sündenvergebung nehmen könnte, wenn er den Helm des Heils nimmt, welcher seinen Kopf und Geist schützt. Als der Herr die Augen des Blindgeborenen geöffnet hatte, versuchten ihn die Pharisäer durch ihre vielen Fragen von Christum wegzuziehen. Obwohl er nicht all ihre Fragen beantworten konnte und gerade noch zu ihnen gesagt hatte: „Ich weiß nicht...“, so gelang es ihnen doch nicht, seine feste Überzeugung über das Eine, was er wusste, zu erschüttern: „Eines weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehe“ (Joh 9,25).

Auch der Apostel Paulus sagt, dass er nicht alles weiß. „Denn wir erkennen  stückweise, und wir weissagen stückweise; .... Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin“ (1. Kor 13,9+12). Aber die Feinde des Evangeliums sind nicht in der Lage ihn zu erschüttern, und so lesen wir: „Aus diesem Grund leide ich dies auch; aber ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich geglaubt habe, und bin überzeugt, dass er mächtig ist, das ihm von mir anvertraute Gut auf jenen Tag zu bewahren“ (2. Tim 1,12).

Der Apostel Paulus hatte den Helm des Heils genommen. Aber wie steht es mit dir, mein lieber Leser? Wenn du Zweifel an deiner Errettung hast, so wirst du nicht imstande sein, mit völliger Sicherheit vor dem Feind zu stehen. Die Heilsgewissheit nimmt die Furcht vor den Gerichten weg und erfüllt dich mit Freude des Herrn.

Der Apostel Paulus erwähnt auch im 1.Brief an die Thessalonicher, Kapitel 5, Vers 8 diesen Helm. „Wir aber, die von dem Tag sind, lasst uns nüchtern sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Errettung“. Das Heil oder die Errettung bezieht sich nicht nur auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart und Zukunft. Es ist eine Errettung von dem Gericht über die Sünde und auch von der Macht der Sünde. Die Heilige Schrift lehrt uns, dass wir durch Gnade errettet sind (Eph 2,8) und dass wir jetzt durch Sein Leben gerettet werden (Röm 5,10). Sie lehrt uns auch, dass wir bald gerettet werden, wenn der Herr vom Himmel kommen wird, um uns zu Sich in die Herrlichkeit zu nehmen. „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leibe der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen“ (Phil 3,20+21).

Der wahre Gläubige kann sich also eines vollkommenen Friedens erfreuen, indem er weiß, dass Christus ihn durch Sein Sterben am Kreuz errettet hat. Durch Sein Leben erhält und bewahrt Er ihn, und bei Seinem Wiederkommen wird Er ihn verherrlichen, damit er allezeit bei Ihm sei, indem wir die Zuversicht haben, „dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi“ (Phil 1,6). Unser Überwinden und unser geistlicher Friede in den verschiedenen Umständen des Lebens wird davon abhängen, ob wir den Helm des Heils genommen, haben. Der Helm ist die Gabe Gottes, so lasst uns Acht haben auf die Ermahnung des Heiligen Geistes. „Nehmet (oder empfanget) auch den Helm des Heils“.

Das sechste Stück der Waffenrüstung

Vers 17b: „... und das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist“

Jedes einzelne der fünf Stücke der Waffenrüstung, die wir bisher betrachtet haben, ist eine Waffe zur Verteidigung gegen die Listen des Teufels. Die sechste Waffe jedoch, das „Schwert des Geistes“, ist nicht eine Verteidigungs- sondern eine Angriffswaffe, um damit den Sieg über den Feind zu erringen.

Das Schwert ist hier nicht der Heilige Geist, sondern das Wort Gottes, welches durch den Heiligen Geist wörtlich eingegeben d.h. inspiriert wurde, und welches in sich selbst lebendig und wirksam ist. In Hebräer 4,12 lesen wir: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens“.

Keine satanische List, keine höllische Macht, keine böse Wirksamkeit kann gegenüber dem Wort Gottes bestehen. Als der greise Apostel Johannes als Gefangener auf der Insel Patmos den Herrn als wandelnd zwischen den sieben goldenen Leuchtern schildert, sagt er von Ihm: „Und aus seinem Mund ging hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert“ (Off 1,16).

Dieses siegreiche Schwert des Herrn ist das Wort, welchem zu widerstehen gänzlich unmöglich ist. Er spricht, und es geschieht. Ein aus Seinem Mund hervorgehendes Wort wird Seine Feinde in den Staub werfen. Schon 700 Jahre vor Seiner Fleischwerdung sagte Er durch den Geist der Weissagung: „Und er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert“ (Jes 49,2).

Das Wort Gottes, die Heilige Schrift, ist das Schwert, welches nicht stumpf wird, und welches zu jeder Zeit einen mächtigen Einfluss ausgeübt hat. Welch ein Segen ging von diesem kostbaren Buch aus für die Menschen aller Zeitalter! Das Wort Gottes hat in jedem Jahrhundert unzählbare Millionen von Menschen gewonnen und seinem Einfluss unterworfen, und es wird damit fortfahren bis zum Ende.

Es war die Waffe der Knechte Gottes im Alten und Neuen Testament, welche herrliche und gesegnete Siege errangen, weil sie das Wort Gottes liebten. Es hatte in ihren Herzen und Gedanken einen festen Platz, sie waren treue Streiter Christi, und sie begegneten dem Feind mit derselben Waffe, wie sie der Herr Jesus benutzte. Der Herr Jesus trat dem Feind in der Wüste mit dieser göttlichen Waffe entgegen: „Es steht geschrieben...“; „Wiederum steht geschrieben...“; „Denn es steht geschrieben...“ (Mt 4,4.7.10).

Bald wird die Zeit kommen, wenn der Herr Jesus den letzten Sieg mittels des „Schwertes des Geistes“ erringen wird: „Und aus seinem Mund geht hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert, damit er die Nationen damit schlage; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen, und er trägt, auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren“ (Off 19,15-16).

Das siebente Stück der Waffenrüstung

Vers 18: „...zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geist, und hierzu wachend in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen“

Das Gebet ist somit das siebente Stück der ganzen Waffenrüstung Gottes. Obwohl jedes der vorhergehenden sechs Stücke der Waffenrüstung seinen Wert und seine Wichtigkeit hat, so ist doch das Gebet das allerwichtigste. Durch das Gebet ist der christliche Kämpfer in beständigem Kontakt mit dem großen Anführer, dem Herrn Jesus Christus. In unserer eigenen Kraft ist es unmöglich, den Feind zu überwinden; das ist der Grund weshalb wir nötig haben, allezeit im Gebet zum Herrn zu verharren, welcher stärker ist als der Feind, der allein auch  unsere Schlachten kämpfen und uns den Sieg geben kann. „Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe“ (Heb 4,16). „Zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen“. Wie zahlreich sind die Dinge, derentwegen wir zum Herrn rufen können und sollen. Die Worte „mit allem Gebet“ schließen sowohl persönliches wie auch gemeinsames Gebet in der Familie, wie auch das Gebet im Kämmerlein und auch das öffentliche Gebet, ein.

Beachten wir auch, dass wir zu „aller Zeit“ beten sollen. Der Herr hatte den Jüngern ein Gleichnis gesagt, dass sie „allezeit beten und nicht ermatten sollten“ (Lk 18,1). Viele machen den Fehler, dass sie nur beten, wenn sie in bitterer Not sind, in Übungen und in Prüfungen; aber wir müssen allezeit beten, um vor den verschiedensten Gefahren und mannigfaltigen Versuchungen bewahrt zu bleiben. Was wir so sehr benötigen, ist, in einer beständigen Haltung des Gebetes vor Gott zu sein. Wir brauchen Ihn so nötig wie die Luft, die wir einatmen.                            

In unserem natürlichen Leib können wir keinen einzigen Augenblick leben, ohne zu atmen, welches zudem völlig unbewusst geschieht. Dasselbe gilt für unser geistliches Leben, denn wir können nicht ein wahrhaft christliches Leben führen ohne Gebet. Natürlich können wir nicht die ganze Zeit auf unseren Knien liegen, aber es ist unser Vorrecht, dass wir beständig in der Haltung, in dem Geist des Gebets vor Gott sind – das Vorrecht einer ungetrübten Gemeinschaft mit unserem Gott genießen.

Das Gebet verleiht uns eine Kraft vom Himmel, eine Kraft, die größer ist als alle Mächte des Widersachers. Wir hören den Apostel Paulus sagen: „Betet unablässig“ (1. Thes 5,17). Lasst uns daher üben, die Gegenwart unseres Gottes und Vaters als Quelle der Kraft zu verwirklichen.

„In dem Geiste“. So wie das Wort Gottes das „Schwert des Geistes“ ist, so sollten unsere Gebete durch den Heiligen Geist hervorgerufen und gelenkt werden. Das Gebet „in dem Geist“ ist das Gebet gemäß den Gedanken und dem Willen des in uns wohnenden Geistes. Niemand kann „im Geist beten“, es sei denn, er ist durch den Heiligen Geist wiedergeboren und lässt sich in seinem praktischen Leben durch diesen leiten. Wenn wir nicht im Geist beten, so liegt die Gefahr nahe, dass wir solche Bitten vorbringen, von denen der Apostel Jakobus sagt: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet“ (Jak 4,3). „Betend im Heiligen Geist“ (Jud 20) – wie wichtig ist dies für unser geistliches Wachstum.

„Und hierzu wachend in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen“ Dies ist von äußerster Wichtigkeit, und wir haben nötig, beständig daran erinnert zu werden. Denn Trägheit und Apathie und Schlaffheit im Gebet verschafft dem Feind Zutritt. Die Jünger schliefen gerade zu der Zeit, als sie hätten wachen und beten sollen. Deshalb sagt der Herr Jesus: „Also, nicht eine Stunde vermochtet ihr mit mir zu wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt“ (Mt 26,40-41).

Wie zahlreich sind die Ermahnungen in dem Wort Gottes, die die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Wachens und Betens hervorheben. Wie weit ist auch der Bereich des Gebetes; denn es beschränkt sich nicht nur auf unsere persönlichen Bedürfnisse, sondern wir sollten für „alle Heiligen“ beten. Jeder Gläubige ist ein Glied des einen Leibes, und sie alle sind zur gleichen Zeit die Zielscheibe des einen Feindes, „des Fürsten der Gewalt der Luft“. Deshalb sollten wir einander im Gebet vor den Thron der Gnade bringen. Welch ein gesegneter Dienst, füreinander priesterlich einzutreten! Wir dürfen für die Gläubigen im Einzelnen und für die Gläubigen gemeinsam beten, dürfen beten für die, die wir kennen und für solche, die wir nicht kennen, dürfen beten für die Heiligen in unserem Lande und in der ganzen Welt.

In dem Maß, wie der Kreis derer sich ausweitet, für die wir beten, in demselben Maß wächst unsere Freude am Herrn, vor welchem wir unsere Herzen ausschütten, nicht allein für uns selbst, sondern auch „für alle Heiligen“.

Fürbitte

Vers 19+20: „... und für mich, damit mir Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Geheimnis des Evangeliums (für das ich ein Gesandter bin in Ketten), damit ich in ihm freimütig rede, wie ich reden soll“

Hier wird uns die Wichtigkeit des Gebets für andere vorgestellt. Der Apostel wollte nicht nur, dass die Gläubigen in Ephesus für alle Heiligen beteten, sondern er wünschte, dass sie auch für ihn selbst beteten. Der Apostel selbst betete für alle Heiligen, für jeden Einzelnen, als auch für die Versammlungen, für diejenigen, die er kannte und unter denen er gearbeitet hatte als auch für diejenigen Heiligen, die er persönlich nie gesehen hatte.

Im Verlaufe unserer Betrachtung fanden wir, dass er für die Heiligen in Ephesus zweimal betete (Kap. 1 und 3), und dass beide Gebete von gleichem Wert sind. Und dennoch fühlte der Apostel, wie notwendig die Gebete jener Heiligen für ihn waren.

Es sind besonders die Verkündiger des Evangeliums, die mehr als andere den Wert und Segen der Gebete der Heiligen zu schätzen wissen. Die Ewigkeit wird einmal die gesegneten Ergebnisse der Gebete der Gläubigen füreinander und für die Diener des Evangeliums offenbaren. Der Schreiber dieser Zeilen verdankt viel den Gebeten der Heiligen für ihn. Wie oft musste er durch ernste Krankheiten gehen, aber der Herr erbarmte Sich über ihn und beantwortete das Flehen und die Fürbitten der Gläubigen an vielen Orten; er wird nie die göttliche Hilfe vergessen, die ihm in Beantwortung der Gebete der Heiligen für seinen geringen Dienst zuteil wurde.

So sagte ihm einst ein Bruder aus einem Land in Übersee, dass er seit der Zeit, da er ihn kennen gelernt hatte – und das war 15 Jahre her – nicht an einem Tag vergessen hätte, für ihn zu beten. Ein anderer sagte ihm: „Von dem Augenblick unseres Zusammentreffens an sage ich dem Herrn täglich, bitte Herr, bewahre und erhalte jenes schwache Gefäß, und schenke, dass dieser Bruder den ihm von Dir anvertrauten Dienst vollführen kann“. Derjenige, der für den Knecht des Herrn betet, wird als sein Mitarbeiter betrachtet, und er wird teilhaben an dem Lohn, welcher diesem an dem Richterstuhl des Christus verliehen werden wird.

Gott gebe, dass wir ohne Unterlass für alle Arbeiter in dem Weinberg des Herrn beten. Der Apostel Paulus bat nicht die Gläubigen, für ihn zu erbitten, dass er aus dem Gefängnis zu Rom und von seinen Ketten befreit würde, sondern vielmehr dafür, dass ihm Rede verliehen würde im Auftun seines Mundes; denn das ist etwas, was jeder Diener des Evangeliums benötigt. Das Evangelium ist die Gabe Gottes an den Menschen. Es ist die Aufgabe jedes Dieners des Evangeliums das Geheimnis des Evangeliums freimütig kundzutun. Dazu sind nicht Worte menschlicher Weisheit nötig, sondern es heißt „wie ich reden soll“.

Mit dem Ausdruck „Geheimnis des Evangeliums“, ist nicht irgendetwas Verborgenes gemeint; es enthält vielmehr die Ratschlüsse der reichen Gnade Gottes, die vor den Zeiten verborgen waren, die aber Gott jetzt in Seinem geliebten Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, offenbart hat.

„Für welches ich ein Gesandter bin in Ketten“. Obwohl der Apostel Paulus ein Gefangener in einem römischen Gefängnis und mit Ketten gebunden war, so hielt er sich doch für einen Gesandten betreffs des Evangeliums. Er betrachtete seine Ketten nicht von einem menschlichen Standpunkt aus, er sah in sich nicht einen Gefangenen des römischen Reiches, sondern er sah alles von dem göttlichen Standpunkt aus und erinnert uns zweimal in diesem Brief, dass er ein „Gefangener Christi Jesu“ (Kap. 3, 1) „der Gefangene im Herrn“ ist (Kap. 4, 1).

Irdische Gesandte repräsentieren ihr Land, und rühmen sich ihrer Titel und Auszeichnungen und Medaillen, die sie auf ihrer Weste tragen; aber die Medaillen und Auszeichnungen, die der Apostel Paulus trägt, sind himmlischer Art – es sind seine Ketten, mit denen er gebunden ist. Es hat einmal jemand richtig bemerkt: „Gott wird nicht darauf achten, was wir an weltlichen Ehren und irdischen Auszeichnungen empfangen haben, sondern darauf, ob wir an unserem Leib die Merkmale des Leidens um des Herrn Jesu willen getragen haben“.

Treue

Vers 21+22: „Damit aber auch ihr um meine Umstände wisst, wie es mir geht, so wird Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, euch alles kundtun, den ich ebendeshalb zu euch gesandt habe, damit ihr um unsere Umstände wisset, und er eure Herzen tröste“

Der Apostel Paulus bezeugt zwei liebliche Dinge von Tychikus; er nennt ihn „den geliebten Bruder“ und „einen treuen Diener im Herrn“.

Im Kolosserbrief, wo der Apostel die gleichen Dinge von Tychikus nennt, fügt er noch hinzu „Mitknecht in dem Herrn“ (Kap. 4, 7). Wie würde es den Herrn verherrlichen, wenn diese gesegneten Tugenden in allen Gläubigen, besonders aber in den Knechten des Herrn allezeit gesehen würden! Nun bedarf es der besonderen Gnade und Weisheit Gottes, gerade diese beiden Tugenden miteinander zu verwirklichen – die Liebe für die Heiligen und die Treue im Dienst des Herrn.

Es besteht die Gefahr für den Diener, dass er um der Aufrechterhaltung der brüderlichen Liebe willen bei manchen Gelegenheiten darin fehlen könnte, dem Herrn treu zu dienen, indem er von der Wahrheit abweicht, anstatt sie in Liebe festzuhalten.

Der Apostel wusste, wie sehr sich die Gläubigen in Ephesus danach sehnten, neuere Nachrichten über ihn zu erhalten und seine Umstände zu erfahren. Er sandte daher Tychikus zu ihnen, der auch der Überbringer dieses Briefes war. Der Apostel wünschte, dass sie dadurch in ihren Herzen getröstet würden.

Tychikus überlieferte diesen Brief treu den Heiligen in Ephesus, nicht aber allein ihnen, sondern auch uns und der Versammlung Christi für alle Zeiten. So war der Dienst des Tychikus in der Tat eine Bestätigung dafür, dass er „der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn“ war.

Segenswünsche

Vers 23: „Friede den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“

Es ist beachtenswert, dass der Apostel am Schluss dieses Briefes keine Grüße an Gläubige übermittelt, wie es in den anderen Briefen seine Gewohnheit ist. Der Grund dafür wird darin liegen, dass er sich an die Heiligen richtet, die in diesem Briefe als der „eine Leib“ gesehen werden. Zugleich drückt der Heilige Geist dadurch aus, dass dieser Brief nicht nur in Ephesus, sondern auch an anderen Orten gelesen werden sollte.

„Friede den Brüdern“; dieser Friede ist das Vorrecht aller Gläubigen, die sich selbst und alle Umstände ihres Lebens in die Hände des himmlischen Vaters übergeben haben. Wie kostbar auch die Liebe zu allen Heiligen, welchen der Glaube von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus geschenkt wurde. Das ist es, was auch wir allezeit für alle Gläubigen wünschen sollten.

Vers 24: „Die Gnade sei mit allen denen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben in Unverderblichkeit!“

Der Apostel Paulus beschließt nun diesen Brief, der so reich an fundamentalen göttlichen Wahrheiten ist, mit diesem lieblichen Gruß: „Die Gnade sei mit allen denen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben“. Wunderbare Gnade, die uns errettete und uns das Lieben lehrte in dieser bösen Welt der Sünde!

Oh, wunderbare Gnade, „in welcher wir stehen“, von welcher keine Macht uns trennen kann, und durch welche unser Herr Jesus Christus kommen wird, um uns heimzuholen! Er fügt diesem Segensgruß „die Gnade sei mit allen denen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben“ die erforschenden Worte hinzu: „In Unverderblichkeit“. Dieses gesegnete Teil, sich dieser Gnade in Verbindung mit all den geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus erfreuen zu können, ist nur den Gläubigen gegeben, die ihre Liebe zum Herrn Jesus dadurch beweisen, dass sie ihr Leben in praktischer Heiligkeit und Reinheit und Gottseligkeit leben.

Zum Schluss bleibt nun dem Schreiber dieser Zeilen nichts anderes übrig, als sein Herz in Preis und Anbetung vor dem Herrn auszuschütten, Der ihm geholfen hat, diese einfachen Betrachtungen, die er nun den Händen des Allmächtigen überlässt, niederzuschreiben, und Ihn zu bitten, dass Er sie zur Verherrlichung Seines gesegneten und anbetungswürdigen Namens und zum Segen sowohl als zur Auferbauung des Schreibers wie auch all seiner teuren Leser benutzen möge.

« Vorheriges Kapitel