Die gute Hand Gottes
Eine Auslegung zum Buch Esra

Kapitel 2: Aufzählung der Heimkehrer

Die gute Hand Gottes

Dieses Kapitel enthält die Aufzählung aller derer, die von Babel nach Jerusalem zurückkehrten. Es ist eine ganz andere Zählung als in 2. Samuel 24 und 1. Chronika 21. Dort führte menschlicher Hochmut David dazu, wissen zu wollen, wie groß sein Volk war. Hier geht es jedoch um die Feststellung derer, die Gott treu sein wollten, ähnlich der Aufzählung in der „Grußliste“ in Römer 16. Gott nimmt auch heute Kenntnis von all den Seinen, die sein Wohlgefallen tun möchten.

Die Juden, die sich damals auf den langen und beschwerlichen Weg (ca. 1.500 km) machten, wussten, dass ihr Land heruntergekommen, die Stadt Jerusalem zerstört und der Tempel dem Erdboden gleichgemacht waren. Aber dort und nicht in Chaldäa war das Land der Verheißung und der Ort, den der HERR erwählt hatte, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Dort und nirgendwo sonst war ihr Platz, der einzige Ort für das ganze Volk Gottes. Dieser Gedanke trieb sie an, sich auf den Weg zu machen. Insofern ist diese auf den ersten Blick trocken und dürr erscheinende Liste eine große Ermunterung für jedes Kind Gottes, ob groß oder klein, stark oder schwach. Der Herr nimmt auch heute besondere Kenntnis von denen, die sich an dem Platz aufhalten möchten, wo Er seine Gegenwart verheißen hat in der Mitte der Zwei oder Drei, die in seinem Namen versammelt sind. – Die Vielen, die in Babel zurückblieben, bleiben uns unbekannt.

In Nehemia 7 wird nach der Vollendung des Baus der Mauer Jerusalem eine fast identische Liste mit dem „Geschlechtsregister derer, die zuerst hinaufgezogen waren“, wiedergegeben. Die Unterschiede zwischen beiden erklären sich wohl im Wesentlichen durch die Tatsache, dass die in Esra 2 wiedergegebene offensichtlich vor dem Rückzug, diejenige in Nehemia 7 jedoch nach der Ankunft in Jerusalem aufgestellt wurde.

Die Rückkehrer werden in sieben Gruppen eingeteilt. Außer den elf Anführern waren dies die „Männer des Volkes Israel“ (V. 3–35), die Priester (V. 36–39), die Leviten (V. 40), die Sänger (V. 41), die Söhne der Torhüter (V. 42), die Nethinim (V. 43–54), die Söhne der Knechte Salomos (V. 55–58).

Verse 1–2: „Und dies sind die Bewohner der Landschaft [Juda], die aus der Gefangenschaft der Weggeführten, die Nebukadnezar, der König von Babel, nach Babel weggeführt hatte, hinaufzogen und die nach Jerusalem und Juda zurückkehrten, jeder in seine Stadt, die kamen mit Serubbabel, Jeschua, Nehemia, Seraja, Reelaja, Mordokai, Bilschan, Mispar, Bigwai, Rechum, Baana. Die Zahl der Männer des Volkes Israel: „

Die Juden befanden sich in Babel in Gefangenschaft. Sie waren nicht frei. Der Gedanke, wieder nach Jerusalem zurückzukehren, ja „hinaufzuziehen“, konnte ihre Herzen beflügeln (s. Kap. 1,3.5.11). Dort hatte jede Familie ihren eigenen Platz in dem von Gott geschenkten Erbteil. Aber es zogen bei weitem nicht alle Weggeführten nach Jerusalem und Juda zurück. Das zeigt der Inhalt dieses Kapitels.

Hier werden nun elf Führer des Überrests der Juden genannt, von denen die meisten uns unbekannt sind. Serubbabel wird bereits als „Fürst Judas“ in Kapitel 1,8 erwähnt. Er war der Anführer. An zweiter Stelle steht Jeschua, der Sohn Jozadaks, der Hohepriester (s. Kap. 3,2). In den Büchern Haggai und Sacharja wird er Josua genannt (s. Hag 1,1; Sach 3,1). Serubbabel und Jeschua waren die beiden Hauptverantwortlichen, die Repräsentanten des königlichen und priesterlichen Charakters des Volkes Gottes, wie schon erwähnt. Die übrigen hier genannten Männer sind uns nicht bekannt. Der als dritter genannte Nehemia ist nicht der Verfasser des gleichnamigen Buchs. Wir befinden uns hier im Jahr 536 v. Chr.; Nehemia, der Sohn Hakaljas, kam jedoch erst 445 v. Chr. nach Jerusalem, also ungefähr 90 Jahre später. Auch Mordokai ist nicht mit dem Onkel Esthers identisch, denn dieser lebte zur Zeit des persischen Königs Ahasveros, der später regierte (485–464 v. Chr.).

Die Führer trugen eine große Verantwortung (vgl. Ri 5,2; Heb 13,7.17). Sie waren daher auch ein besonderes Ziel der Angriffe des Teufels, wie wir am Beispiel des Hohenpriesters Jeschua/Josua sehen. In Sacharja 3 lesen wir, wie Satan ihm angesichts des Engels des HERRN widerstand, weil er schmutzige Kleider trug; aber ihm wurden reine Kleider angezogen, und Gott würde sich zu ihm bekennen, wenn er in seinen Wegen wandeln würde.

Die nun folgende Aufzählung der Rückkehrer lässt sich in sieben Abschnitte einteilen. In jedem wird eine andere Gruppe von Juden verzeichnet.

Die Aufzählung beginnt mit den Worten Die Zahl der Männer des Volkes Israel“. Obwohl von den Hunderttausenden von Angehörigen dieser zwei Stämme nur ein relativ kleiner Überrest zurückkehrte, heißt es hier doch nicht: „Die Zahl der Männer, die zurückkehrten“, sondern: „Die Zahl der Männer des Volkes Israel“. Und obwohl es sich nur um Abkömmlinge der zwei Stämme Juda und Benjamin handelte, beschränkt sich der Blick des inspirierten Schreibers nicht auf diesen Teil des schon so lange gespaltenen Volkes Israel. Der Blick ist auf das ganze Volk Gottes gerichtet, obwohl sich dies noch nie vollständig im Land Kanaan befunden hatte. Beim Einzug in das Land Kanaan waren zweieinhalb Stämme jenseits (östlich) des Jordan zurückgeblieben. Trotzdem richtete Josua zwölf Steine am westlichen Ufer des Flusses, im Land Kanaan, auf, weil er das Volk als ein Ganzes vor Augen hatte.

So soll es auch heute sein. Wenn die Erlösten des Herrn Jesus an seinem Tisch das Brot brechen, dürfen sie in dem einen Brot die Einheit des Leibes Christi sehen, wozu alle Erretteten gehören, unabhängig davon, wo sie sich befinden. Wir sollen nicht nur diejenigen vor Augen haben, mit denen wir uns versammeln, sondern alle Glieder des Leibes Christi. „Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot“ (1. Kor 10,16f.). Dies festzuhalten ist eins der Kennzeichen der Gläubigen, die im Namen des Herrn versammelt sind. Er hat nicht viele ‚Leiber‘ auf der Erde, sondern nur den einen Leib, den Leib Christi.

Verse 3–19: Namen von Familien (15.509 Personen)

Die Stammväter der 17 Familien oder Sippen, die hier aufgezählt werden, sind uns größtenteils unbekannt. Zehn dieser Familiennamen erscheinen im letzten Kapitel bei der Aufzählung der Israeliten, die Mischehen mit Frauen aus anderen Völkern geschlossen hatten und sich davon reinigten (Kap. 10,25–43).

Verse 20–35: Bewohner von Ortschaften (8.635 Personen)

Hierbei handelt es sich um 22 Orte, die in der näheren oder weiteren Umgebung Jerusalems lagen. Die Gesamtzahl der aufgeführten Mitglieder von Familien und Bewohnern der Städte und Dörfer (V. 3–35) betrug 24.144 Personen. Dabei wurden wohl nur die männlichen Personen aufgezählt, wie aus den Bezeichnungen „Söhne“ und „Männer“ hervorgeht.

Verse 36–39: Namen von Priestern (4.289 Personen)

Mit 4.289 Personen war das Priestertum gut vertreten. Der Priesterdienst war für Israel äußerst wichtig, aber er ist auch ein besonderes Kennzeichen derer, die in der jetzigen Zeit an den Herrn Jesus glauben (vgl. Heb 13,15; 1. Pet 2,5; Off 1,5f.). Im Neuen Testament werden alle Kinder Gottes als Priester gesehen. Aufgrund des vollbrachten Sühnungswerkes Christi dürfen sie alle mit Freimütigkeit durch den zerrissenen Vorhang in das Heiligtum, die heilige Gegenwart Gottes, eintreten. Ihre vornehmste Aufgabe ist die Anbetung. Die große Anzahl der Priester muss eine Ermunterung für den zurückkehrenden Überrest gewesen sein.

Verse 40–42: Namen von Leviten (341 Personen)

Im Gegensatz zu den Priestern waren die Leviten, zu denen auch die Sänger und die Torhüter gehörten, mit insgesamt 341 Personen nur sehr schwach vertreten. Ihre Aufgaben im Tempel hatten sich gegenüber dem Dienst am Zelt der Zusammenkunft wesentlich geändert (vgl. 4. Mo 3–4 und 1. Chr 25–26). Die unterschiedlichen Tätigkeiten der Sänger, die Gott lobten, und der Torhüter, die über das Haus Gottes wachen mussten, gab es erst seit der Zeit, als David die Aufgaben der Leviten änderte.

Der Levit Asaph, einer der Väter aller Sänger, war ein Nachkomme Gersons (oder: Gersoms), des Sohnes Levis (1. Chr 6,24). Die Gersoniter hatten während der Wüstenreise die Aufgabe gehabt, die Zeltplanen und Vorhänge des Zeltes der Zusammenkunft zu tragen (4. Mo 3,21–26). Aber bei der Planung des Tempelbaus durch David wurden ihre Aufgaben geändert (1. Chr 23,26). Schon vorher hatte er in Übereinstimmung mit den Leviten den Dienst des Gesangs mit Begleitung im Gottesdienst eingeführt (1. Chr 6,16ff.; 16,17). Aber Asaph war auch ein inspirierter Psalmendichter, der insgesamt zwölf Psalmen in Gottes Wort hinterlassen hat (Ps 50 und 73–83).

Auch die Torhüter waren Leviten, denen David für den Dienst im Tempel neue Aufgaben zugewiesen hatte (1. Chr 23,5). Der hier als erster genannte Schallum war ihr Vorsteher (1. Chr 9,17ff.). Sie sollten über die Heiligkeit des Hauses Gottes wachen. Unter ihnen nahmen die Söhne Korahs einen wichtigen Platz ein. Auch sie waren inspirierte Psalmendichter (Ps 42; 44–49; 84.85.87.88).

Die Leviten entsprechen in der heutigen Zeit den Dienern mit ihren verschiedenen Gaben, die der verherrlichte Herr seiner Versammlung gegeben hat (Röm 12,4–8; 1. Kor 12; Eph 4,11–16). Wenn auch heute grundsätzlich alle Erlösten zum Dienst für den Herrn Jesus und die Seinen berufen sind, haben doch nicht alle die gleichen Aufgaben, ähnlich wie damals die Leviten. Diese uns übertragenen Aufgaben sollen wir innerhalb der Versammlung zur Ehre des Herrn und zum Segen für unsere Geschwister in Treue ausüben. Dazu gehört heute auch der Dienst des Evangeliums, den Israel nicht kannte. Darüber hinaus ist es das wesentliche Ziel des Dienstes in der Versammlung Gottes, „jeden Menschen in Christus vollkommen darzustellen“, wie Paulus es in Kolosser 1,28 als seine Aufgabe nennt. Das kommt schon in den Worten Gottes bei der ursprünglichen Berufung der Leviten zum Ausdruck: „Und die Leviten sollst du Aaron und seinen Söhnen geben; ganz zu eigen sind sie ihm gegeben vonseiten der Kinder Israel“ (4. Mo 3,9). In Aaron, dem Hohenpriester, sehen wir ein Bild unseres Herrn, und in seinen Söhnen, den Priestern, die anbetenden Gläubigen. Daraus folgt: Die wichtigen Themen wahren christlichen Dienstes sind die Verherrlichung unseres Herrn und die Förderung der Anbetung durch seine Erlösten.

Doch leider waren die Leviten bei weitem nicht so zahlreich wie die Priester. Enthält diese Tatsache nicht eine Mahnung für uns heute, uns nicht vor dem Dienst für unseren geliebten Herrn und die Seinen zu drücken, sondern freudig und ausdauernd unseren Nacken unter den Dienst unseres Herrn zu beugen (s. Neh 3,5)?

Verse 43–54: Namen von Nethinim

Der Name Nethinim bedeutet „Gegebene“. Diese Menschen waren Gott zum Dienst gegeben. Sie gehörten ursprünglich wohl nicht zu Israel, blieben aber vom Gericht Gottes über die Feinde Israels verschont. Manche sehen in ihnen die Gibeoniter (Jos 9,21.27), andere die „Fremden, die im Land Israel waren“, die David zum Behauen der Steine für den Tempelbau anstellte (1. Chr 22,2). In Esra 8,20 heißt es, dass David und die Fürsten die Nethinim zur Bedienung der Leviten gegeben hatten. Die Nethinim sind also als Helfer der Leviten, als Diener der Diener zu betrachten. Die Leviten waren von Gott zum Dienst eingesetzt (4. Mo 18,6), doch in Bezug auf die Nethinim lesen wir nichts dergleichen. Auch für einfachste, vielleicht manchmal gering geachtete Aufgaben in der Versammlung braucht der Herr in der heutigen Zeit solche Nethinim. Dazu sollte wirklich jeder bereit sein. Denken wir nur an oft übersehene Dienste wie die Gastfreundschaft gegenüber Besuchern, die Sorge für den Versammlungsraum und alles, was damit zusammenhängt.

Verse 55–58: Die Söhne der Knechte Salomos

Da die „Söhne der Knechte Salomos“ in Vers 58 mit den Nethinim zusammengezählt werden, waren auch sie wohl Diener für einfachere Tätigkeiten. Bemerkenswert sind bei diesen die weiblichen Namen Sopheret und Pokeret-Hazzebaim. Der erste bedeutet „Schreiberin“ und der zweite „Gazellen-Jägerin“. Bei den Söhnen der Knechte Salomos kann es sich um Nachkommen von Kanaanitern handeln, die Salomo zu Fronarbeitern aushob (1. Kön 9,20f.).

Obwohl weder die Nethinim noch die Söhne der Knechte Salomos zum Volk Gottes gehörten, waren sie doch mit in die Gefangenschaft gegangen, und einige von ihnen kehrten jetzt mit dem Überrest zurück. Sie fühlten sich wie Ruth, die Moabiterin, dem Volk Gottes zugehörig (s. Rt 1,16f.). Auch sie hatte ja einmal die Gnade Gottes erfahren und wollte nicht mehr davon lassen. Und Gott bestätigt seine Gnade, indem Er sie voll und ganz anerkennt, ja sogar in den Stammbaum Davids und Christi aufnimmt (Rt 4,21f.; Mt 1,5)!

Die Gesamtzahl der Nethinim und der Söhne der Knechte Salomos betrug 392.

Verse 59–63: Juden ohne Geschlechtsregister

Nun folgen die Namen einiger Familien aus dem Volk und von den Priesterfamilien, deren Abstammung nicht völlig geklärt war.

Verse 59 und 60: „Und diese sind es, die aus Tel-Melach, Tel-Harscha, Kerub, Addan, Immer hinaufzogen; aber sie konnten ihr Vaterhaus und ihre Abkunft nicht angeben, ob sie aus Israel wären: die Söhne Delajas, die Söhne Tobijas, die Söhne Nekodas: 652.“

In dieser Gruppe werden zunächst die Nachkommen der Männer Delaja, Tobija und Nekoda genannt, die aus verschiedenen heute unbekannten babylonischen Orten oder Gegenden kamen. Diese konnten „ihr Vaterhaus und ihre Abkunft nicht angeben“ und wussten daher nicht, ob sie aus Israel waren. Es handelte sich um insgesamt 652 Personen.

Verse 61 und 62: „Und von den Söhnen der Priester: die Söhne Habajas, die Söhne des Hakkoz, die Söhne Barsillais, der eine Frau von den Töchtern Barsillais, des Gileaditers, genommen hatte und nach ihrem Namen genannt wurde. Diese suchten ihr Geschlechtsregister-Verzeichnis, aber es wurde nicht gefunden; und sie wurden vom Priestertum als unrein ausgeschlossen.“

Unter denen, die ihre Abkunft nicht angeben konnten, waren sogar Söhne der Priester. Ihre Anzahl kennen wir jedoch nicht. In einem Fall wird auch der Grund für die Unsicherheit genannt: Es hatte eine Vermischung stattgefunden. Barsillai war ein wohlhabender, treuer Mann aus Rogelim in Gilead (östlich des Jordan), der David auf seiner Flucht vor Absalom aufgenommen hatte. Seine Tochter hatte einen Priester geheiratet, der sich dann nach deren Vater nannte.

Nach der Rückkehr nach Jerusalem und zum Haus Gottes konnte die bisherige Unklarheit und Vermischung nicht mehr geduldet werden. Wie viel geistliche Unordnung herrscht heute in der Christenheit! Wie viele Menschen sind getauft und nehmen am Mahl des Herrn teil, ohne von neuem geboren zu sein und ohne das Bewusstsein der Vergebung der Sünden zu kennen! Viele Kinder Gottes befinden sich in solchen christlichen Kreisen, wo Vermischung und Unordnung hingenommen wird.

Das „Geschlechtsregister“ war das eindeutige Zeugnis der Zugehörigkeit zum Volk Gottes. Es ist ein Bild der vollen Gewissheit des Glaubens an den Herrn Jesus und sein Werk. Es ist von ausschlaggebender Bedeutung, zu wissen, dass man von neuem, aus Gott geboren ist (V. 62; vgl. Joh 1,12; 3,3.5)! Das gilt insbesondere im Blick auf den Priesterdienst. Diejenigen, die behaupteten, zur Priesterfamilie zu gehören, aber ihr Geschlechtsregister-Verzeichnis nicht vorweisen konnten, mussten „vom Priestertum als unrein“ ausgeschlossen bleiben. Um den Dienst in der Praxis ausüben zu können, mussten sie natürlich auch rein sein (s. 3. Mo 21,1–22,9). Das wird hier jedoch nicht behandelt. Hier geht es nur um die Feststellung der Zugehörigkeit zur priesterlichen Familie.

Auf uns angewandt besteht heute kein Unterschied zwischen solchen, die „aus Israel“ sind, und den „Priestern“ (V. 59–61). Alle, die an den Herrn Jesus glauben, werden errettet und zu Priestern gemacht: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (Off 1,5f.). Die hohen Anforderungen an die Priester gelten heute für alle Gläubigen. Wer keine Heilsgewissheit hat, kann auch keine Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum haben (Heb 10,19)! Denn dieser Zutritt beruht auf der Kenntnis des Werkes Christi. Er hat diejenigen, die an Ihn glauben, durch das ein für alle Mal vollbrachte Opfer seines Leibes dazu befähigt, aber Er hat auch den Weg ins Allerheiligste durch sein Blut gebahnt (Heb 10,10–22). Das ist die einzige Grundlage für den Priesterdienst, durch den wir Gott unsere „Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“ (Heb 13,15). Wer diese Voraussetzungen nicht erfüllt, kann auch heute nicht als Priester vor Gott dienen. Das betrifft insbesondere die Teilnahme am Brechen des Brotes. Hier darf es keine Unklarheit oder Unsicherheit geben.

Vers 63: „Und der Tirsatha sagte zu ihnen, dass sie vom Hochheiligen nicht essen dürften, bis ein Priester für die Urim und die Tummim aufstände.“

Nicht der Hohepriester Jeschua, sondern Serubbabel/Sesbazar, hier mit dem persischen Titel des Statthalters „Tirsatha“ benannt (vgl. Neh 8,9), sprach das Verbot aus. Er hatte die höchste Verwaltungsautorität. Diejenigen, die ihre priesterliche Abstammung nicht nachweisen konnten, durften nicht von den hochheiligen Dingen essen. Dabei handelte es sich um die Teile der Opfer, die den Priestern zufielen (3. Mo 6,7–23).

Die Juden gaben hinsichtlich ihrer Anzahl und der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel ein Bild der Schwachheit ab. Doch sie ließen sich dadurch nicht entmutigen. Sie waren auch nicht der Meinung, sie bräuchten es unter diesen Umständen mit den Vorschriften des HERRN nicht gar zu genau zu nehmen. Im Gegenteil, wir sehen bei ihnen keine Nachlässigkeit, sondern große Sorgfalt. Das enthält auch für uns eine wichtige Belehrung. Wir sind umgeben von vielen Gläubigen, die mangelhaft oder falsch belehrt sind. Gerade deshalb ist es wichtig, an den Belehrungen des Wortes Gottes festzuhalten und keine Einschränkungen ihrer Gültigkeit zu erlauben. In einer Zeit der Schwachheit beweist sich wahre geistliche Kraft in der genauen Beachtung des Wortes Gottes. Das mag manchem Christen heute als zu streng vorkommen. Aber Gehorsam gegenüber dem heiligen Wort Gottes darf nicht mit menschlicher Härte verwechselt werden.

Für die Juden zur Zeit Serubbabels gab es Hoffnung, wenn „ein Priester für die Urim und die Tummim aufstände“. Diese geheimnisvollen Orakel („Lichter und Vollkommenheiten“) dienten zum Gericht und zur Urteilsfindung (2. Mo 28,30; 4. Mo 27,21; 5. Mo 33,8; 1. Sam 28,6). Sie waren seit der babylonischen Gefangenschaft wohl nicht mehr vorhanden. Aber wenn ein Priester für sie aufstehen würde, könnte es ein endgültiges Urteil geben. Das wird für uns mit Gewissheit erst beim Kommen Christi der Fall sein, der als König und Priester alle Schwachheit, alle Verwirrung beenden und alles Fehlende ausfüllen wird.

So mag es auch heute manchem hart erscheinen, wenn nicht alle, die sich Kinder Gottes nennen, ohne Weiteres zum Brotbrechen zugelassen werden. Aber wenn das Herz eines Menschen wirklich aufrichtig vor Gott ist – und vor Ihm ist nichts verborgen! –, wird Er auch heute über kurz oder lang sein Urteil offenbar machen, wie damals durch den Priester, der für die Urim und Tummim aufstehen konnte. Damals wie heute gelten die Voraussetzungen, das eigene Geschlechtsregister vorweisen zu können, und den Vorschriften des Wortes Gottes über die persönliche Reinheit zu entsprechen.

Zusammenfassung (V. 64–67)

Verse 64–67: Die ganze Versammlung insgesamt war 42.360, außer ihren Knechten und ihren Mägden; diese waren 7.337. Und sie hatten noch 200 Sänger und Sängerinnen. Ihre Pferde waren 736, ihre Maultiere 245, ihre Kamele 435, die Esel 6.720.“

Zum Schluss wird die Gesamtzahl derer genannt, die sich aufmachten, um nach Judäa und Jerusalem zu ziehen. Das hier benutzte Wort „Versammlung“ (hebr. qahal) ist nicht einfach ein Ausdruck für eine bestimmte Anzahl von Menschen, sondern der Name für die Gesamtheit des Volkes Gottes. Zum ersten Mal kommt er in dieser Bedeutung für „die ganze Versammlung der Gemeinde Israel“ beim Passah in Ägypten, dem Fest der Erlösung, vor (2. Mo 12,6). Ein weiterer bedeutungsvoller Anlass war der Große Versöhnungstag, an dem der Hohepriester „Sühnung für sich und für sein Haus und für die ganze Versammlung Israels“ tat (3. Mo 16,17). Diese kleine Zahl sahen Gott und die Juden gleichermaßen als die „Versammlung Israels“. Sie war es nicht buchstäblich, doch sollten die in Babel Verbliebenen nicht dazugehören? Aber diese kleine Gruppe treuer, gehorsamer und hingebungsvoller Juden repräsentierte das ganze Volk. Jeder war von Gott durch den König Kores dazu aufgerufen, doch die meisten blieben zurück. Sie werden hier nicht einmal genannt, obwohl sie absolut in der Mehrheit waren. Die 42.360 Rückkehrer bildeten die „Versammlung Israels“, was im letzten Vers dieses Kapitels nochmals in auffälliger, zu Herzen gehender Weise bestätigt werden wird.

Die in Vers 65 genannten „Sänger“ sind nicht mit den in Vers 41 Erwähnten zu verwechseln, die zu den Leviten gehörten. Ihr Ursprung ist dunkel. Sie gehörten wie die im gleichen Vers genannten „Knechte und Mägde“ mit Sicherheit nicht zum jüdischen Volk, denn sonst wären sie ja ein Teil der „ganzen Versammlung“ in Vers 64 gewesen. Vielleicht stellten sie einen weltlichen Rest dar, von dem die Juden sich nicht trennen konnten? Wir wissen es nicht.

Von allen Gruppen, die hier aufgezählt werden, können wir etwas lernen. Die verschiedenen Dienst- oder Arbeitsbereiche des Hauses Gottes sollen jedem Gläubigen heute Hinweise geben, zu was für einem Dienst er (oder sie) berufen ist. Nicht jeder ist für jeden Dienst gleichermaßen befähigt und berufen. Dieser Tatsache sollten wir uns immer bewusst sein und nicht danach trachten, eine Tätigkeit in der Versammlung auszuüben, zu der wir nicht berufen sind. Paulus stellt uns dies vor, wenn er in 1. Korinther 12,14–31 die verschiedenen Teile unseres Körpers mit den Gliedern am Leib Christi und ihren Diensten vergleicht. Weder sollten weniger befähigte Geschwister sich zurückgesetzt fühlen noch dürfen befähigtere Geschwister die weniger Begabten verachten. Gott hat ja jedem Einzelnen seinen Platz in der Versammlung zugewiesen. Doch wir dürfen nach „größeren Gaben“ trachten – auf dem Weg der Liebe, die uns in Kapitel 13 des ersten Korintherbriefs vorgestellt wird!

Die wichtigste Lektion aus diesem Abschnitt ist: Gott nimmt genaue Kenntnis von jedem Treuen. Es muss unsere Herzen berühren, zu sehen, mit welcher Sorgfalt alle Rückkehrer aufgeschrieben wurden. Auch die Umstände, in denen sie sich befanden, das heißt ihre Besitztümer wie ihr Vieh, blieben nicht unberücksichtigt. Gott entgeht nichts von dem, was uns betrifft. Er hat ja sogar die Haare auf unserem Kopf gezählt (Mt 10,30).

Die Zahlenangaben in Esra 2 und Nehemia 7

Die von Esra und Nehemia angegebene Gesamtzahl der Rückkehrer von 42.360 Personen ist die gleiche (Esra 2,64; Neh 7,66). Die Summen einzelner Gruppen von Rückkehrern stimmen jedoch weder miteinander noch mit der Gesamtzahl überein: Bei Esra ergeben sich 29.818 Personen, bei Nehemia 31.089.

Die widersprüchlichen Zahlenangaben werden oft leichthin als Abschreibfehler der im Großen und Ganzen identischen Listen bei Esra und Nehemia bezeichnet. Doch das ist allein schon wegen der Genauigkeit, mit der die beiden Männer ihre Aufgaben erfüllten, abzulehnen. Vor allem aber sind auch diese Zahlenreihen Teil des inspirierten Wortes Gottes. Ein möglicher Grund für die Unterschiede könnte die Tatsache sein, dass Esra eine Liste derjenigen Juden hatte, die sich vor der Rückkehr als „Ausreisewillige“ hatten einschreiben lassen, während Nehemia diejenigen verzeichnet, die auch wirklich in Judäa angekommen waren. Gründe für die geringeren Zahlen bei Nehemia (in den Familien von Arach, Sattu, bei den Männern von Bethel und Ai, von Magbisch, von Lod, Hadid und Ono, bei den Torhütern, bei den Söhnen Delajas, Tobijas und Nekodas) können auf der Reise eingetretene Todesfälle sein, aber auch Krankheiten, die die Auswanderer befielen, oder die Entscheidung, doch nicht mitzuziehen. Andererseits können die höheren Anzahlen bei anderen Familien dadurch begründet sein, dass sich einige in letzter Minute entschieden, doch noch mitzuziehen, oder auf der mindestens viermonatigen Reise (ca. 1.500 km) dazu stießen bzw. erst geboren wurden. Auch ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dass die wichtige Frage des Geschlechtsregisters (s. Esra 2,59.62) bei einigen ungeklärt war. Darüber hinaus mag es noch weitere Ursachen für die Unterschiede bei den Zahlen geben, die uns heute nicht mehr bekannt sind.

Ankunft und weitere freiwillige Gaben (V. 68 und 69)

Verse 68 und 69: Und als sie zum Haus des HERRN in Jerusalem kamen, gaben einige von den Häuptern der Väter freiwillig für das Haus Gottes, um es an seiner Stätte aufzurichten. Nach ihrem Vermögen gaben sie für den Schatz des Werkes: an Gold 61.000 Dariken und an Silber 5.000 Minen und 100 Priester-Leibröcke.“

In Vers 1 haben wir gelesen, dass die Juden „nach Jerusalem und Juda zurückkehrten, jeder in seine Stadt“. Nun waren sie angekommen, aber als Erstes suchten sie nicht ihre einstigen Wohnorte auf, sondern das „Haus des HERRN in Jerusalem“. Welch eine Hingabe, welch ein Verlangen nach Gott und seiner Wohnung muss ihre Herzen erfüllt und getrieben haben, dass sie sich zuerst an diesen Ort begaben! Es war das gleiche Verlangen, das die Söhne Korahs beseelte, als sie Psalm 42 dichteten: „Wie ein Hirsch lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott! Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott: Wann werde ich kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht?“ Diese Empfindungen kommen auch am Anfang der Psalm 63 und 84 zum Ausdruck.

Vom „Haus des HERRN in Jerusalem“ war nichts mehr vorhanden! Wir reden heute leicht vom ersten, zweiten Tempel usw., aber in Gottes Wort ist es immer nur „das Haus“ oder „der Tempel“. Es gab und gibt nur diesen einen Ort auf der Erde, an dem Salomo den Tempel baute, der im Tausendjährigen Reich wieder an gleicher Stelle errichtet werden wird. Ebenso gibt es auch in der heutigen Zeit nur die eine Versammlung, den einen Leib Christi und den einen Ort des Zusammenkommens im Namen des Herrn. Es kam den Juden nicht in den Sinn, den Tempel oder den Altar an anderer, geeigneter scheinender Stelle zu errichten. Wie anders ist es dagegen heute in der Christenheit mit ihren vielen unterschiedlichen Gruppierungen!

Die typologische Belehrung bezieht sich hier selbstverständlich nicht auf den Ratschluss Gottes, sondern auf die Verantwortung der Menschen und deren Verhalten. Die Versammlung nach dem Ratschluss kann nicht zerstört werden, denn „die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Aber unter der Verantwortung der Menschen kann dieses geistliche Gebäude, das ja auch „Tempel Gottes“ genannt wird, durchaus verdorben werden, wie es hier der Fall gewesen war (1. Kor 3,17). Es ist jedoch derselbe Tempel, nur unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet.

Die Hingabe an Gott und sein Haus auf der Erde, das Verlangen, dies wieder aufzubauen und darin dem HERRN zu dienen, wie Er es wollte, trieb „einige von den Häuptern der Väter“ dazu, „freiwillig für das Haus Gottes“ zu spenden. Sie gaben große Summen, nämlich 61.000 Dariken in Gold und 5.000 Minen Silber, sowie hundert Leibröcke für die Priester. Das waren ca. 513,6 Kilogramm Gold und 2.800 Kilogramm Silber, ein gewaltiger Wert!

Es ist die dritte Mitteilung über die Freiwilligkeit, die mit dieser Erweckung einherging und sie in gewisser Weise kennzeichnete. In Kapitel 1,4 und 6 haben wir die Gaben der Mitbewohner der Orte gesehen, aus denen der Überrest fortzog. In Kapitel 1,7 ließ Kores Teile der geraubten Tempelgegenstände hervorbringen. Hier sind es die Führer des Überrests, die offenbar erst angesichts des trostlosen Zustandes, in dem sie die „Stadt Gottes“ und sein Haus vorfanden, so tief bewegt wurden, dass sie freiwillig große Werte spendeten, damit der Bau des Hauses Gottes und der Dienst darin in würdiger Weise erfolgen konnte. Wenn auch ein Teil der Priester aufgrund von Mängeln und Schwächen vom Dienst ausgeschlossen werden musste (s. V. 61–63), so hielt das die Führer doch nicht davon ab, diesen Dienst gering zu schätzen oder verächtlich zu machen. Nein, sie gaben für den Priesterdienst erforderliche Leibröcke, die „zur Herrlichkeit und zum Schmuck“ waren (s. 2. Mo 28,2.40). – Mag der Priesterdienst aller Gläubigen heute auch schwach und unvollkommen sein, so sollten wir ihn doch niemals verachten, sondern alles in unseren Kräften Stehende tun, damit er in einer Weise ausgeführt wird, die zur Ehre Gottes ist.

„Ganz Israel in seinen Städten“ (V. 70)

Vers 70: Und die Priester und die Leviten und die aus dem Volk und die Sänger und die Torhüter und die Nethinim wohnten in ihren Städten; und ganz Israel wohnte in seinen Städten.“

Der Schlusssatz fasst alles bisher Beschriebene in unübertrefflicher Weise zusammen. Der Heilige Geist hat dem Schreiber die Worte zu diesem Resümee der Erweckung eingegeben. Nicht der Statthalter wird als Erster genannt, der die Juden nach Jerusalem hinaufgeführt hatte, sondern die „Priester“, die doch nur einen kleinen Teil der Zurückgekehrten ausmachten. Doch sie und die nach ihnen erwähnten „Leviten“ gaben dem Ganzen ihren Charakter. Mit Letzteren sind wohl die eigentlichen Leviten gemeint, die beim Gottesdienst halfen.

Die Juden „aus dem Volk“ - dem Volk Gottes – waren nur aus dem einzigen Grund gekommen, den Tempel wieder an seiner alten Stelle aufzubauen und dort ihrem Gott zu dienen. Wie wir wissen, konnte der Dienst nur durch die Priester und ihre Helfer, die Leviten ausgeübt werden. Erst nach dem Volk werden die „Sänger und die Torhüter und die Nethinim“ genannt. Auch sie hatten ihren Platz und ihre Aufgaben.

Zwischen dem Anfang von Vers 68 und Vers 70 muss eine gewisse Zeit vergangen sein. Nachdem die Rückkehrer zuallererst „das Haus des HERRN“ aufgesucht hatten, sehen wir hier, dass sie inzwischen ihre ursprünglichen Heimatorte aufgesucht und sich dort niedergelassen hatten. Sie „wohnten in ihren Städten“. Nur etliche Jahre später musste der von Gott in dieser Zeit berufene Prophet Haggai klagen: „Ist es für euch selbst Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus wüst liegt?“ (Hag 1,4). Jetzt war es offenbar noch anders. Das Haus Gottes hatte noch den Vorrang vor den eigenen Häusern. – Wie steht es damit bei uns? Was könnte oder müsste ein Prophet wie Haggai von unserer Einstellung sagen? Welch ein Vorbild haben wir dagegen in unserem Erlöser und Herrn, der von sich sagte: „Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt“ (Ps 69,10; Joh 2,17)!

Die letzten Worte des Verses enthalten eine bemerkenswerte Aussage: „Und ganz Israel wohnte in seinen Städten.“ Obwohl es nur eine kleine Anzahl Juden aus den zwei Stämmen war, die sich jetzt im Land befanden, werden diese doch von Gott als „ganz Israel“ bezeichnet! Und was war mit der großen Masse des Volkes, die in Babel geblieben war? Für sie galt Hosea 1,9: „Lo-Ammi“ – „Nicht-Mein-Volk“. Sie waren der Abstammung nach das Volk Gottes (und sind es noch heute), nicht aber dem Glauben nach. Erst wenn Israel vor Beginn des Tausendjährigen Reiches den Herrn Jesus in Buße und Glauben als seinen Messias anerkennen und Ihn „Mein Gott“ nennt, wird „Lo-Ammi“ wieder zu „Ammi“ – „Mein-Volk“ (Hos 2,20–25; vgl. Sach 13,9). Den an den Herrn Jesus gläubig gewordenen Juden in der Zerstreuung konnte Petrus jedoch schon damals schreiben: „... die ihr einst ‚nicht ein Volk‘ wart, jetzt aber ein Volk Gottes geworden seid“ (1. Pet 2,10). Für den aus Babel zurückgekehrten Überrest galt das göttliche Urteil „Lo-Ammi“ tatsächlich nicht, obwohl sich aus diesem Überrest das Judentum zur Zeit Jesu entwickelt hat, das bis heute den Herrn Jesus als Heiland generell ablehnt.

Wenn wir heute als Versammlung zusammenkommen, wissen wir, dass wir nur ein kleiner Teil der Versammlung Gottes auf der Erde sind. Aber genauso wie Gott den Überrest, der das ganze Volk vor Augen hatte, als „ganz Israel“ anerkannte, dürfen auch wir heute von der „Versammlung“ sprechen, auch wenn wir wissen, dass dies nur ein Teil des Ganzen ist, welches Gott immer vor Augen hat. Der kleine Überrest von 42.360 Personen wird vom Heiligen Geist als „ganz Israel“ bezeichnet. Sie allein befanden sich am rechten Platz, nämlich da, wo der HERR sie einst aus Ägypten hingeführt hatte, im Land Kanaan, und wo Er seinen Namen wohnen lassen wollte und wo Er angebetet werden wollte, im Tempel zu Jerusalem. Sie waren sich der Tatsache durchaus bewusst, dass sie die Repräsentanten des ganzen Volkes waren, wie ihre Opfer in Kapitel 6,17 (Sündopfer) und Kapitel 8,35 (Brandopfer) für „ganz Israel“ zeigen!

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