Kapitel 12 und 13,1-3

Dieses Kapitel teilt sich in zwei Abschnitte: Der erste reicht bis Vers 26 und legt das Abstammungsregister dar. Der zweite Abschnitt geht bis zum dritten Vers von Kapitel 13 und beschreibt die Einweihung der Mauer sowie bestimmte Neuerungen, die entweder damit einhergegangen zu sein oder darauf gefolgt zu haben scheinen.

„Und dies sind die Priester und die Leviten, die mit Serubbabel, dem Sohn Schealtiels, und Jeschua hinaufzogen: Seraja, Jeremia, Esra, Amarja, Malluk, Hattusch, Schekanja, Rechum, Meremot, Iddo, Ginnetoi, Abija, Mijamin, Maadja, Bilga, Schemaja, und Jojarib, Jedaja, Sallu, Amok, Hilkija, Jedaja. Das waren die Häupter der Priester und ihrer Brüder in den Tagen Jeschuas.

Und die Leviten: Jeschua, Binnui, Kadmiel, Scherebja, Juda, Mattanja; er und seine Brüder leiteten den Lobgesang; und Bakbukja und Unni, ihre Brüder, standen ihnen gegenüber, den Abteilungen gemäß.

Und Jeschua zeugte Jojakim, und Jojakim zeugte Eljaschib, und Eljaschib zeugte Jojada, und Jojada zeugte Jonathan, und Jonathan zeugte Jaddua“ (12,1–11).

Das Kapitel beginnt mit den Namen der Priester und Leviten, die mit Serubbabel und Jeschua hinaufzogen, d. h. (wie sich der Leser erinnern wird) derer, die im ersten Jahr des Königs Kores von Persien hinaufzogen (siehe Esra 1 und 2). Es werden lediglich die Namen der „Häupter der Priester und ihrer Brüder in den Tagen Jeschuas“ angegeben. Als nächstes finden wir die Leviten mit Mattanja, der mit seinen Brüdern den Lobgesang leitete. Auch finden wir Bakbukja und Unni, ihre Brüder, die ihnen gegenüberstanden.

Es ist beim Durchgehen der Namen beachtenswert, was für einen hohen Stellenwert Lobpreis und Danksagung in der jüdischen Zeremonie einnahmen. Die Psalmen – von denen viele voller Ausdrücke der Bewunderung sind und einige mit Halleluja beginnen und enden – geben davon reichlich Zeugnis: „Preist den Herrn“ (siehe Psalm 148‒150). Dem Gläubigen wird aufgetragen, in allem dankzusagen. Und doch ist es fraglich, ob Lobpreis (der in seinem ganzen und segensreichen Charakter nur in der Erlösung gekannt werden kann) die Versammlungen der Heiligen so maßgeblich kennzeichnet, wie er es sollte. Nicht dass auch nur für einen Moment angenommen werden sollte, dass die Ausdrücke des Lobpreises irgendwie durch Pflichtbewusstsein hervorgerufen werden könnten: Sie können in der Tat nur aus Herzen entspringen, die „froh“ gemacht sind durch den Genuss erlösender Liebe in der Kraft des Heiligen Geistes.

„Und in den Tagen Jojakims waren Priester, Häupter der Väter: von Seraja: Meraja; von Jeremia: Hananja; von Esra: Meschullam; von Amarja: Jochanan; von Meluki: Jonathan; von Schebanja: Joseph; von Harim: Adna; von Merajot: Helkai; von Iddo: Sacharja; von Ginneton: Meschullam; von Abija: Sikri; von Minjamin, von Moadja: Piltai; von Bilga: Schammua; von Schemaja: Jonathan; und von Jojarib: Mattenai; von Jedaja: Ussi; von Sallai: Kallai; von Amok: Heber; von Hilkija: Haschabja; von Jedaja: Nethaneel.

Von den Leviten wurden in den Tagen Eljaschibs, Jojadas und Jochanans und Jadduas die Häupter der Väter eingeschrieben, und von den Priestern, unter der Regierung Darius’, des Persers. Die Söhne Levis, die Häupter der Väter, sind im Buch der Chroniken eingeschrieben, und zwar bis auf die Tage Jochanans, des Sohnes Eljaschibs.

Und die Häupter der Leviten waren Haschabja, Scherebja und Jeschua, der Sohn Kadmiels, und ihre Brüder, die ihnen gegenüber standen, um zu loben und zu preisen, nach dem Gebot Davids, des Mannes Gottes, Abteilung gegenüber Abteilung. Mattanja und Bakbukja, Obadja, Meschullam, Talmon, Akkub hielten als Torhüter Wache bei den Vorratskammern der Tore“ (12,12–25).

In den Versen 12‒21 werden die Namen der Häupter der Väter (Priester) in den Tagen Jojakims aufgelistet. Jojakim war der Sohn Jeschuas (12,10). Dann haben wir in Vers 22 die Aussage, dass „von den Leviten ... in den Tagen Eljaschibs, Jojadas und Jochanans und Jadduas die Häupter der Väter eingeschrieben [wurden], und von den Priestern, unter der Regierung Dariusʼ, des Persers“. Wenn wir dies mit den Versen 10 und 11 vergleichen, finden wir, dass es von Jeschua aus fünf Generationen nach unten geht – oder anders gesagt, dass die oberen Namen die hohepriesterliche Linie heruntergehend bis zur fünften Generation von Jeschua aus waren. „Die Söhne Levis, die Häupter der Väter, sind im Buch der Chroniken eingeschrieben, und zwar bis auf die Tage Jochanans, des Sohnes Eljaschibs“, d. h. nicht weiter als bis zum Urenkel Jeschuas.

Dann werden die Aufgaben einiger Leviten beschrieben, nämlich zu loben und zu preisen nach dem Gebot Davids, des Mannes Gottes, Abteilung gegenüber Abteilung. Andere „hielten als Torhüter Wache bei den Vorratskammern der Tore“. Die Namen einiger von ihnen stimmen überein mit einigen in den Versen 8 und 9 genannten. Der Grund hierfür wird im nächsten Vers angegeben:

„Diese waren in den Tagen Jojakims, des Sohnes Jeschuas, des Sohnes Jozadaks, und in den Tagen Nehemias, des Statthalters, und Esras, des Priesters, des Schriftgelehrten“ (12,26).

Es scheint, als hatte Gott ein besonderes Wohlgefallen an denen, die in dieser Zeit der Leiden mit dem Dienst seines Hauses beschäftigt waren, da es mehr Glauben und mehr geistliche Energie erforderte, sich den Interessen seines Volkes hinzugeben. Er hat dafür gesorgt, dass diese Namen aufgezeichnet werden – zweifellos hauptsächlich für Israel –, und dennoch enthält dies Lektionen für uns, deren Los in ähnliche Zeiten gefallen ist. Sicherlich gab es Versagen, sehr trauriges Versagen, von dem einiges hier genannt wird. Doch in den Augen Gottes wurden sie, auch wenn Er niemals gleichgültig gegenüber dem Versagen seines Volkes ist, mit der Schönheit bekleidet, die Er selbst in seiner Gnade ihnen gegeben hatte. Durch das Festhalten ihrer Namen erinnert Er insbesondere an die Tatsache ihres Dienstes inmitten seines Volkes in dieser leidvollen Zeit ihres niedrigen Zustandes.

Wenn wir nun zum zweiten Teil des Kapitels kommen, finden wir die Einweihung der Mauer. Die Stelle, die diese Begebenheit einnimmt, zeigt sofort, dass die Themen der letzteren Teile des Buches eher in ihrer moralischen als in ihrer historischen Reihenfolge angegeben werden. Es ist bereits hervorgehoben worden, dass Nehemia von Kapitel 7 bis Kapitel 12,31, sofern er hier der Schreiber ist, nicht länger seine eigenen Handlungen beschreibt. In diesem Teil lesen wir „wir“ oder „sie“ anstelle von „ich“. Es scheint daher sinnvoll, dass die Einweihung der Mauer historisch zum ersten Teil des Buches gehört – zu Nehemia 6, wo wir den Bericht der Vollendung des Mauerbaus finden. Doch wenn die Reihenfolge der dazwischen stehenden Kapitel beachtet wird – die Wiederherstellung der Autorität des Gesetzes, das Bekenntnis der Sünden des Volkes und ihrer Väter, den Bund, nach dem Gesetz zu leben und Vorsorge für den Dienst am Tempel zu treffen, die Verteilung des Volkes in und um Jerusalem, die Aufteilung all der Angelegenheiten unter den Priestern und Leviten nach dem Gebot Davids, des Mannes Gottes – so wird man feststellen, dass es moralisch an seine einzig passende Stelle eingefügt wird. Wenn man all diese Dinge zusammennimmt, finden wir das Muster jeder göttlichen Erneuerung. Sie begann beim Volk selbst, das sie dann am Haus Gottes und schließlich an den Stadtmauern fortsetzte. Eine Arbeit von innen nach außen. Sie begannen bei sich selbst und arbeiteten sich nach außen bis zum vollen Umfang ihrer Verantwortung. Dies ist immer die wahre Vorgehensweise, wie auch Paulus schreibt: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“ (Röm 12,2). Wir werden diese Reihenfolge auch im Ablauf der Einweihung selbst illustriert finden.

„Und bei der Einweihung der Mauer Jerusalems suchte man die Leviten aus allen ihren Orten, um sie nach Jerusalem zu bringen, die Einweihung mit Freuden und mit Lobliedern und mit Gesang, mit Zimbeln, Harfen und mit Lauten zu feiern. Da versammelten sich die Söhne der Sänger, sowohl aus dem Kreis in der Umgebung von Jerusalem als auch aus den Dörfern der Netophatiter und aus Beth-Gilgal und aus den Gebieten von Geba und Asmawet; denn die Sänger hatten sich in der Umgebung von Jerusalem Dörfer gebaut“ (12,27–29).

Zunächst „suchte man die Leviten aus allen ihren Orten, um sie nach Jerusalem zu bringen, die Einweihung mit Freuden und mit Lobliedern und mit Gesang, mit Zimbeln, Harfen und Lauten zu feiern“. Die „Söhne der Sänger“ wurden ebenfalls von ihren verschiedenen Wohnorten gesammelt (denn sie „hatten sich in der Umgebung von Jerusalem Dörfer gebaut“), um bei der Feier dieses ereignisreichen Tages zu helfen. Als nächstes lesen wir:

„Und die Priester und die Leviten reinigten sich; und sie reinigten das Volk und die Tore und die Mauer“ (12,30).

Auch hier finden wir wieder die Reihenfolge (und dies ist höchst lehrreich), auf die bereits hingewiesen wurde. Wir sollten ebenfalls lernen, dass es ohne unsere eigene Reinigung vergeblich für uns ist, andere „reinigen“ zu wollen. Diese Wahrheit findet sich überall in der Schrift bestätigt. Zum Beispiel wäre es jemandem, dessen eigene Füße nicht gewaschen sind (Joh 13), unmöglich, die Füße seines Mitgläubigen zu waschen. Und der Herr selbst lehrte, dass wir zunächst den Balken aus unserem eigenen Auge entfernen müssen, bevor wir den Splitter aus dem Auge unseres Bruders ziehen können. Es ist daher außerordentlich interessant zu beobachten, dass die Priester und die Leviten sich selbst reinigten als eine notwendige Vorbereitung auf die Reinigung des Volkes, der Tore und der Mauer (siehe auch 2. Chr 29,5; 2. Chr 35,6).

Die Mittel zur Reinigung müssen aus anderen Bibelstellen zusammengetragen werden. In der Wüste mussten die Priester ihre Hände und Füße jedes Mal mit Wasser waschen, wenn sie in das Zelt der Zusammenkunft hineingingen, um ihren Dienst zu verrichten (2. Mo 30,17‒21). Auch wurde in der Asche der roten jungen Kuh Vorsorge für alle Arten der Verunreinigung getroffen, die in ihrem täglichen Leben und Wandel des Volkes entstanden sein könnten (4. Mo 19). Für uns heute ist, wie bereits beschrieben, eine andere, noch wirkungsvollere Art der Vorsorge getroffen worden: „Und wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten“ (1. Joh 2,1). Wenn wir also durch Unachtsamkeit oder durch Nachgeben des Fleisches in Sünde fallen und verunreinigt werden, tritt Er in seiner Liebe und Barmherzigkeit beim Vater für uns ein auf der Grundlage seiner Person als der Gerechte und seiner völligen Sühnung. Als Antwort auf seinen Sachwalterdienst wirkt der Geist Gottes durch das Wort an dem Gewissen des verunreinigten Gläubigen, erzeugt Selbstgericht und Reue und führt zum Bekenntnis, worauf Gott treu und gerecht ist, die Sünde zu vergeben und uns von aller Ungerechtigkeit zu reinigen. Dann ist der Gläubige „gereinigt“ und wiederhergestellt zur Gemeinschaft sowie gottgemäß in der Lage, in den Dienst für andere ausgesandt zu werden. Es kann nicht ernstlich genug hervorgehoben werden, dass wir uns selbst von Verunreinigungen reinigen müssen, um in irgendeiner Weise gebraucht werden zu können.

„Und ich ließ die Obersten von Juda oben auf die Mauer steigen; und ich stellte zwei große Dankchöre und Züge auf. Der eine zog nach rechts, oben auf der Mauer, zum Misttor hin. Und hinter ihnen her gingen Hoschaja und die Hälfte der Obersten von Juda, und zwar Asarja, Esra und Meschullam, Juda und Benjamin und Schemaja und Jeremia; und von den Söhnen der Priester mit Trompeten; Sekarja, der Sohn Jonathans, des Sohnes Schemajas, des Sohnes Mattanjas, des Sohnes Mikajas, des Sohnes Sakkurs, des Sohnes Asaphs; und seine Brüder: Schemaja und Asarel, Milalai, Gilalai, Maai, Nethaneel und Juda, Hanani, mit den Musikinstrumenten Davids, des Mannes Gottes; und Esra, der Schriftgelehrte, vor ihnen her. Und sie zogen zum Quellentor; und sie stiegen gerade vor sich hin auf den Stufen der Stadt Davids den Aufgang der Mauer hinauf, am Haus Davids vorüber und bis an das Wassertor im Osten“ (12,31–37).

Dies war das erste, dem man sich an diesem Tag der Einweihung der Mauer widmete. Als nächstes stellt Nehemia (der Leser wird bemerken, dass er nun wieder berichtet) zwei Dankchöre auf, um, wie es scheint, die Mauern zu umrunden. Der erste bestand aus Hoschaja und der Hälfte der Obersten von Juda, zusammen mit einigen, deren Namen angegeben werden (12,32‒34) sowie einigen von den Söhnen der Priester mit Trompeten. Letztere wurden von Sekarja (dessen Abstammung bis auf Asaph zurückverfolgt wird) angeführt, denn ihm und seinen Brüdern waren die „Musikinstrumente Davids, des Mannes Gottes“ anvertraut (siehe auch 1. Chr 15,16; 25,6). Esra, der Schriftgelehrte, war der Anführer dieses Zuges, er zog „vor ihnen her“. Die Zusammenstellung des anderen Zuges wird nicht so detailliert angegeben. Nehemia schreibt:

„Und der zweite Dankchor zog zur entgegengesetzten Seite, und ich und die Hälfte des Volkes gingen hinter ihm her, oben auf der Mauer, an dem Ofenturm vorüber und bis an die breite Mauer; und an dem Tor Ephraim und an dem Tor der alten Mauer und an dem Fischtor und dem Turm Hananel und dem Turm Mea vorüber und bis an das Schaftor; und sie blieben beim Gefängnistor stehen“ (12,38–39).

Nachdem er den Weg der Prozession beschrieben hat, sagt er: „Und sie bleiben beim Gefängnistor stehen.“ 1 Es scheint, als ob die beiden Dankeschöre, die an unterschiedlichen Orten starteten, fortschritten, um die Mauern zu umrunden, bis sie sich trafen, denn Nehemia sagt, nachdem er den Weg jeder der Züge beschreibt:

„Und beide Dankchöre stellten sich am Haus Gottes auf; und ich und die Hälfte der Vorsteher mit mir, und die Priester Eljakim, Maaseja, Minjamin, Mikaja, Eljoenai, Sekarja, Hananja, mit Trompeten; und Maaseja und Schemaja und Eleasar und Ussi und Jochanan und Malkija und Elam und Eser. Und die Sänger ließen ihre Stimme erschallen, und Jisrachja war ihr Vorsteher“ (12,40–42a).

Wenn dies so war, dann fand der Opferdienst statt, nachdem der Umzug beendet war, denn es folgt die Aussage:

„Und Maaseja und Schemaja und Eleasar und Ussi und Jochanan und Malkija und Elam und Eser. Und die Sänger ließen ihre Stimme erschallen, und Jisrachja war ihr Vorsteher. Und sie opferten an jenem Tag große Schlachtopfer und freuten sich, denn Gott hatte ihnen große Freude gegeben; und auch die Frauen und die Kinder freuten sich. Und die Freude Jerusalems wurde bis in die Ferne gehört“ (12,42b-43).

Wenn wir die angegebenen Einzelheiten untersuchen, finden wir, dass es solche gab, die danksagten, solche, die Trompeten hatten, und solche, die sangen. Darüber hinaus wurden Opfer dargebracht und alle freuten sich. Danksagungen schienen vorherrschend zu sein, und dies ist leicht verständlich, wenn wir uns ins Gedächtnis rufen, was die Fertigstellung des Mauerbaus für diesen ärmlichen Überrest bedeutete. Sicherlich war in „Drangsal der Zeiten“ (Dan 9,25) gebaut worden, und wie wir gesehen haben, inmitten von Widerständen und Schwierigkeiten jeglicher Art, da die Feinde von der Bosheit Satans getrieben waren. Doch ermutigt durch die unerschütterliche Kraft ihres Anführers hatten sie ausgeharrt, und nun war ihr Werk vollendet. Die Stadtmauern waren wieder aufgebaut zum Schutz derer, die darin wohnten, und zum Ausschluss des Bösen, das sich in ihren Feinden ringsherum zeigte. Danksagung war daher nichts anderes als die natürliche und angebrachte Empfindung an diesem Einweihungstag.

Man beobachte auch, dass es Trompeten gab (12,35.41). Diese wurden von den Priestern getragen, denn nur sie hatten Zugang zur unmittelbaren Nähe Gottes und mögen daher in Übereinstimmung mit seinen Gedanken gewesen sein. Daher hatten sie das Vorrecht, den Schall des Zeugnisses durch die geheiligten Trompeten ertönen zu lassen (4. Mo 10). Dieser Einweihungstag war für Gott ‒ doch wann immer die Forderungen Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes erwidert werden, geht auch von seinem Volk ein Zeugnis aus. Wenn sich zum Beispiel die Heiligen am ersten Tag der Woche versammeln, um das Brot zu brechen (Apg 20), ist dies eine Antwort auf seinen Wunsch, der sagte: „Dies tut zu meinem Gedächtnis.“ Für Ihn versammeln sie sich, für Ihn – ohne den Gedanken an andere. Und doch verkünden sie, so oft sie von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken, den Tod des Herrn, „bis er kommt“. Das heißt, auch wenn sie zum Gedächtnis des Herrn versammelt sind und ihre Herzen dabei zu Danksagung und Anbetung geleitet werden, verkünden sie durch ebendiese Handlung allen den Tod des Herrn. So waren auch die Trompeten mit ihrem Schall des Lobpreises verbunden. Es gab überdies Musikinstrumente und Gesang. Die Sänger sagen in der Tat laut, denn sie „ließen ihre Stimme erschallen“.

So drückten sie durch die Musikinstrumente und ihren Gesang ihre Freude vor dem Herrn aus. Der Charakter dessen wird im nächsten Vers in Verbindung mit den Opfern beschrieben; denn sie erinnerten sich bei diesem Fest wieder daran, dass die einzige Grundlage, auf der sie vor Gott stehen konnten, auch wenn es zum Dank und Preis seines heiligen Namens war, die Wirksamkeit des Opfers war. Daher konnte Freude hervorfließen ‒ und es war keine gewöhnliche Freude, denn „Gott hatte ihnen große Freude gegeben“. Nichts könnte mit mehr Segen verbunden sein. Unsere armen Herzen sehen sich nach Freude und sind immer versucht, es in menschlichen Quellen zu suchen, nur um dann zu finden, dass sie sowohl unbefriedigend als auch vergänglich ist. Daher schreibt der Apostel: „Und berauscht euch nicht mit Wein“ (Bild von den irdischen Freuden), „in dem Ausschweifung ist, sondern werdet mit dem Geist erfüllt, redend zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, singend und spielend dem Herrn in eurem Herzen“ (Eph 5,18.19). Dies war die Freude, die an diesem Tag die Kinder Israel erfüllte, denn sie hatte ihre Quelle in Gott, und Er war es, der ihre Herzen mit Danksagung und ihre Lippen mit Lobpreis gefüllt hatte. Sie hatten, so könnten wir sagen, mit Tränen gesät, und nun ernteten sie mit Freuden.

Man bemerke auch alle Personengruppen, die daran teilhatten. Es wird ausdrücklich gesagt, dass „auch die Frauen und die Kinder“ sich freuten. Dies war für das Herz Gottes sehr wertvoll, denn die Frauen und Kinder zählten auch zum Volk (vgl. Eph 5 und 6), und warum sollten sie von der Freude dieses Tages ausgeschlossen werden? Sie waren auch bei der Lesung des Gesetzes mit der Gemeinde versammelt gewesen (Neh 8); und tatsächlich ist es charakteristisch sowohl für dieses Buch als auch für Esra (Esra 10), dass die Frauen und Kinder bei allen großen Versammlungen des Volkes anwesend waren. Die Wirkung ihrer Freude war groß, denn wir lesen, dass ihre Freude „bis in die Ferne gehört“ wurde. Sie drang als ein mächtiges Zeugnis für Ihn bis in die Mitte ihrer Feinde, durch dessen Gnade sie aus Babylon befreit worden waren und durch dessen Schutz und Beistand ihnen jetzt erlaubt worden war, die Mauern der heiligen Stadt wiederaufzurichten. Sie bewiesen von neuem, dass die Freude am Herrn ihre Stärke war, sowohl zum Lobpreis als auch zum Zeugnis. Und es wird hinzugefügt, dass Juda „Freude [hatte] an den Priestern und an den Leviten, die im Dienst standen“ im Tempel. Es war für Juda eine Freude, den wiederhergestellten Dienst am Haus Gottes und die Priester und Leviten bei der Verrichtung ihres Dienstes zu betrachten.

In Verbindung mit den Einweihungszeremonien wurden im Haus Gottes einige notwendige Dinge beachtet:

„Und an jenem Tag wurden Männer bestellt über die Vorratskammern für die Hebopfer, für die Erstlinge und für die Zehnten, um von den Feldern der Städte die gesetzlichen Teile für die Priester und für die Leviten darin zu sammeln; denn Juda hatte Freude an den Priestern und an den Leviten, die im Dienst standen. Und sie versahen den Dienst ihres Gottes und den Dienst der Reinigung; und so auch die Sänger und die Torhüter, nach dem Gebot Davids und seines Sohnes Salomo. Denn vor alters, in den Tagen Davids und Asaphs, gab es Häupter der Sänger und Preis- und Lobgesänge für Gott“ (12,44–46).

Es war offensichtlich zur Gewohnheit geworden, die Belange des Hauses Gottes zu vernachlässigen, und damit einhergehend wurden die Priester und die Leviten übersehen. So war es bei der ersten Rückkehr der Gefangenen gewesen (Hag 1), und so war es in jeder Zeit des Niedergangs sowie auch in jeder Zeitepoche der Kirche. Man hörte auf, für das Haus des HERRN zu sorgen und der gesetzlich vorgeschriebene Unterhalt der Priester und Leviten wurde nicht geleistet; denn alle waren besorgt um ihre eigenen Angelegenheiten und nicht um die Angelegenheiten des Herrn. Doch als ihre Herzen berührt wurden von der Güte Gottes, die ihnen erlaubte, die Mauer zu vollenden, erinnerten sie sich sofort an die Diener ihres Gottes und sorgten wieder für sie (siehe Neh 10,37‒39). So wirkt Gott in dem niedrigen Zustand seines Volkes. Er schenkte ihm durch die Kraft einer bestimmten Wahrheit eine Wiederbelebung und das Volk handelte entsprechend des neuen Impulses und fuhr fort, durch die Anwendung des Wortes die Missbräuche zu korrigieren, die überall aufgekommen waren. So war es in diesem Fall ‒ und somit finden wir, dass die Sänger und Torhüter ebenso eingesetzt wurden, die „den Dienst ihres Gottes und den Dienst der Reinigung“ versahen, „nach dem Gebot Davids und seines Sohnes Salomo. Denn vor alters, in den Tagen Davids und Asaphs, gab es Häupter der Sänger und Preis- und Lobgesänge für Gott“. Sie rufen sich ins Gedächtnis, wie es zu Beginn der Tempeldienste war, und ihr Wunsch war es nun, dem ursprünglichen Vorbild zu entsprechen. Dies ist ein immerwährendes Prinzip, denn nur indem wir alles anhand dessen überprüfen, was zu Beginn war, können wir das Ausmaß unserer Abweichung ermessen – und nur, indem wir dorthin zurückkehren, können wir in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes sein.

„Und ganz Israel gab in den Tagen Serubbabels und in den Tagen Nehemias die Teile der Sänger und der Torhüter, den täglichen Bedarf; das Geheiligte aber gaben sie den Leviten, und die Leviten gaben das Geheiligte den Söhnen Aarons“ (12,47).

Dies kann kaum mehr als eine allgemeine Aussage sein (siehe Neh 10,37‒39; Neh 13,10), welche besagt, dass es während der genannten Zeitspannen Zeiten gab, in denen ganz Israel seine Verpflichtung gegenüber diesen Dienern des Hauses Gottes anerkannte und einhielt. Ihr Versagen wird hier nicht berichtet – dies muss aus den anderen Teilen des Buches zusammengetragen werden. Hier wird nur daran erinnert, dass ganz Israel für Gottes Diener an seinem Heiligtum Sorge trug.

„An jenem Tag wurde im Buch Moses vor den Ohren des Volkes gelesen; und man fand darin geschrieben, dass kein Ammoniter und Moabiter in die Versammlung Gottes kommen sollte in Ewigkeit“ (13,1).

Schließlich wird uns gesagt, dass „an jenem Tag ... im Buch Moses vor den Ohren des Volkes gelesen“ wurde. Und als sie darin fanden, dass „kein Ammoniter und kein Moabiter in die Versammlung Gottes kommen sollte in Ewigkeit“ (vgl. 5. Mo 23,3.4), „da sonderten sie alles Mischvolk von Israel ab“. Immer und immer wieder hatten sie sich gereinigt (Esra 10; Neh 9,2, usw.) aber immer und immer wieder hatte sich „der heilige Same mit den Völkern der Länder vermischt“ (Es 9,2). Tatsächlich war damals wie heute die Verbindung mit der Welt die erfolgreichste List Satans, und so brauchte es schon immer Wachsamkeit und die Durchsetzung der Wahrheit der Absonderung zu Gott hin.

Doch es gibt einen besonderen Grund für die Einführung dieses Themas in diesem Zusammenhang. Die Bedeutung der Mauer ist, wie bereits mehr als einmal hervorgehoben, der Ausschluss des Bösen, die Absonderung des Volkes Gottes von anderen Völkern (für uns von der Welt bzw. vom Bösen, ob in der Welt oder in der Versammlung), und somit die Heiligung für Gott. Wenn wir daher davon lesen, dass Israel sich vom Mischvolk reinigte, sehen wir, dass sie schlicht die Wahrheit der Mauer aufrechterhielten ‒ dass sie sich bei dieser Einweihung daran gebunden fühlten, all das in die Praxis umzusetzen, was ihre Vollendung versinnbildlichte. Der Leser wird die Kraft des Begriffes „Mischvolk“ bemerken. Es war das Mischvolk, das in der Wüste „lüstern“ wurde (4. Mo 11,4) und somit ein Hindernis und ein Fluch für Israel wurde. Und seit diesem Tag, ob in Israel oder in der Versammlung, ist es der Ursprung fast alles Bösen gewesen, das die Heiligen befallen hat. Unter dem Mischvolk findet Satan immer brauchbare Werkzeuge, mit denen er Gottes Volk stören, bedrängen und verführen kann. Somit ist der einzige sichere Weg für uns, dem Beispiel Israels vor uns zu folgen, indem wir uns davon absondern.

Fußnoten

  • 1 Es ist unmöglich, all diese topografischen Bemerkungen zu erläutern. Viel Zeit ist für Vermutungen zu diesem Thema aufgewandt worden, doch nach einiger Untersuchung ist die einzige erreichte Schlussfolgerung die, dass nichts Definitives festgestellt werden kann. Ohne Zweifel wurde durch unlängst angestellte Untersuchungen viel neue Erkenntnis gebracht, und der Tag mag kommen, an dem die Linie der alten Mauern Jerusalems mit zuverlässiger Genauigkeit nachgezeichnet werden kann; doch momentan muss der Leser sich damit abfinden, zu warten – ungeachtet dessen, ob solch eine Erforschung zu irgendeiner wirklichen Erbauung führen würde.
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