Kapitel 11

Bevor wir in dieses Kapitel einsteigen, mag es hilfreich sein, dem Leser die Gesamtstruktur dieses Buches deutlich zu machen. Bis Nehemia 7,5 finden wir Nehemias persönliche Erzählung von dem Moment an, als er zum ersten Mal von der Bedrängnis und der Schmach des Überrestes in Juda sowie dem beklagenswerten Zustand Jerusalems gehört hatte, bis zur Vollendung des Mauerbaus. Der Rest von Kapitel 7 beinhaltet „das Geschlechtsverzeichnis derer, die zuerst heraufgezogen waren“ (7,5). Der Teil, der in Nehemia 8–10 berichtet wird, gibt die Lesung des Gesetzes durch Esra und dessen Wirkung wieder, die in dem Bekenntnis der Sünden und dem Schließen eines Bundes sowie im Halten des Gesetzes und aller Vorschriften des Hauses Gottes gesehen werden kann. Dieser Teil des Buches, wenn er denn von Nehemia selbst geschrieben wurde, ist nicht wie der vorherige Teil in der ersten Person Singular sondern wird in der Wir-Form geschrieben (siehe 10,31.33.35).

Wenn wir nun zu Nehemia 11 kommen, finden wir eine Beschreibung dessen, wie das Volk sowohl in Jerusalem als auch in den Städten Judas verteilt wurde, als auch ihre Geschlechtsregister. Dem folgt in Nehemia 12,1–26 eine Liste der Priester, die mit Serubbabel und Jeschua hinaufzogen, sowie der Leviten, die in bestimmten Zeiten als Häupter der Väter aufgezeichnet wurden. In Nehemia 12,27‒43 finden wir die Einweihung der Mauer. Das Kapitel schließt mit der Berufung einiger Männer „über die Vorratskammern“ (12,44) sowie mit einer Beschreibung der Abgaben zur Erhaltung der Sänger und Torhüter. Das letzte Kapitel (Neh 13) beginnt mit einer Beschreibung der Missstände, die Nehemia bei seiner Rückkehr nach Jerusalem von einem Besuch beim König von Babylon fand. Zudem wird von den eifrigen Anstrengungen berichtet, die er zu ihrer Korrektur unternahm, sowie von der Zeremonie der Einweihung der Mauer. Dieses Kapitel ist von Nehemia selbst geschrieben, denn es ist ein Bericht dessen, was er selbst sah und tat.

Wenn wir nun zu Kapitel 11 zurückkehren, beobachten wir, dass die ersten beiden Verse für sich stehen – sie sind in sich vollständig.

„Und die Obersten des Volkes wohnten in Jerusalem. Und das übrige Volk warf Lose, um je einen von zehn kommen zu lassen, damit er in Jerusalem, der heiligen Stadt, wohne, die neun anderen Teile aber in den Städten blieben. Und das Volk segnete alle Männer, die sich freiwillig erboten, in Jerusalem zu wohnen“ (11,1–2).

„Die Stadt“, wie wir bereits gelesen haben, „war geräumig und groß, und das Volk darin spärlich, und keine Häuser waren gebaut“ (7,4). In Wirklichkeit war es zu diesem Zeitpunkt kaum etwas anderes als ein trostloser Trümmerhaufen, und daher gab es für den größten Teil des Volkes dort keine Existenzgrundlage. Doch da es immer der Sitz der Autorität gewesen und noch immer „die heilige Stadt“ war, würden die Regierenden, die auch wohlhabende Männer sein würden, ihren Wohnsitz selbstverständlich innerhalb seiner heiligen Mauern bestimmen müssen. Denn wären sie Männer des Glaubens gewesen, so hätten sie die Stadt nicht so gesehen, wie sie augenblicklich vor ihren Augen stand, sondern so, wie sie in Zukunft sein würde – als „die Stadt des großen Königs“ – und als solche „der Schönheit Vollendung, eine Freude der ganzen Erde“ (Klgl 2,15). Dennoch brauchte es sowohl Menschen als auch Herrscher, und so warf das übrige Volk „Lose, um je einen von zehn kommen zu lassen, damit er in Jerusalem, der heiligen Stadt, wohne, die neun anderen Teile aber in den Städten blieben“.

Doch neben diesen gab es andere, „die sich freiwillig erboten, in Jerusalem zu wohnen“. Von diesen wird gesagt, dass das Volk sie segnete. Die, auf welche das Los fiel, gingen aus reiner Notwendigkeit. Doch die, die sich willig anboten, gingen aus einer freien Entscheidung und Zuneigung heraus. Dieses freiwillige Angebot konnte nur aus Liebe zu dem Ort hervorspringen, den Gott als seine Wohnung gewünscht und auserwählt hatte. Daher war es ein Beweis dessen, dass sie in gewisser Weise in die Gedanken und das Herz Gottes eingedrungen waren. „Es gehe wohl denen“, schreibt der Psalmist, „die dich lieben“ (Ps 122,6) – Jerusalem –, denn in der Tat zeigte dies ein Herz, das in Übereinstimmung mit dem Herzen Gottes war. So war es auch mit diesen Männern, die sich selbst anboten, denn für den HERRN war die Stadt in den Tagen ihrer Zerstörung genauso wertvoll wie in denen ihrer Blüte und Pracht, obgleich Er Nebukadnezar gesandt hatte, um sie niederzureißen. Es war zur Zeit Nehemias sowie in der Zeit Salomos genauso wahr: „Der HERR liebt die Tore Zions mehr als alle Wohnungen Jakobs“ (Ps 87,2).

Und deshalb muss es dem HERRN wohlgefällig gewesen sein, als diese Männer ihren Wunsch ausdrückten, in Jerusalem zu wohnen. Das Volk scheint dies verstanden zu haben, denn es segnete die, die sich auf diese Weise bereiterklärten. Wenn sie auch nicht selbst die Kraft hatten, es ihnen gleich zu tun, so konnten sie doch nicht anders, als die zu bewundern, die sie aufbrachten. Sie erkannten das Vorrecht, das sie genießen würden, und waren dadurch gezwungen, sie zu segnen. Sie mögen sich an die Worte ihrer eigenen Psalmen erinnert haben: „Glückselig der Mensch, dessen Stärke in dir ist, in deren Herzen gebahnte Wege sind! Wenn sie durchs Tränental gehen, machen sie es zu einem Quellenort, ja, mit Segnungen bedeckt es der Frühregen. Sie gehen von Kraft zu Kraft; sie erscheinen vor Gott in Zion“ (Ps 84,6–8). Wie oft wird es auch heute noch gesehen, dass es Gläubige gibt, die den Segen der Hingabe an Christus und seine Interessen bewundern können, ohne das Herz oder den Mut zu haben, selbst den gleichen Weg zu beschreiten!

„Und dies sind die Häupter der Landschaft, die in Jerusalem wohnten; in den Städten Judas aber wohnten, jeder in seinem Besitztum, in ihren Städten: Israel, die Priester und die Leviten und die Nethinim und die Söhne der Knechte Salomos. Und zwar wohnten in Jerusalem von den Söhnen Judas und von den Söhnen Benjamins: von den Söhnen Judas: Ataja, der Sohn Ussijas, des Sohnes Sekarjas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Schephatjas, des Sohnes Mahalalels, von den Söhnen des Perez; und Maaseja, der Sohn Baruchs, des Sohnes Kol-Hoses, des Sohnes Hasajas, des Sohnes Adajas, des Sohnes Jojaribs, des Sohnes Sekarjas, von den Schilonitern. Alle Söhne des Perez, die in Jerusalem wohnten, waren 468 tapfere Männer.

Und dies sind die Söhne Benjamins: Sallu, der Sohn Meschullams, des Sohnes Joeds, des Sohnes Pedajas, des Sohnes Kolajas, des Sohnes Maasejas, des Sohnes Ithiels, des Sohnes Jesajas; und nach ihm Gabbai-Sallai, 928. Und Joel, der Sohn Sikris, war Aufseher über sie; und Juda, der Sohn Hassenuas, war über die Stadt als Zweiter“ (11,3–9).

Als nächstes finden wir eine Beschreibung der Verteilung des Volkes (siehe auch 1. Chr 9,2–16). In Jerusalem gab es neben den Priestern und Leviten auch Kinder von Juda und Benjamin (11,4.7), während in den Städten „Israel, die Priester und die Leviten und die Nethinim und die Söhne der Knechte Salomos“ wohnten 1. Hier sollten wir uns kurz die Einzelheiten ansehen. Von Juda gab es in der Stadt „468 tapfere Männer“ - alles „Söhne des Perez“, d. h. sie werden auf den Sohn Judas zurückverfolgt, als Beweis dafür, dass sie ihr Geschlechtsregister vorzeigen konnten. Von Benjamin gab es 928. Von diesen war „Joel, der Sohn Sikris ... Aufseher über sie; und Juda, der Sohn Hassenuas, war über die Stadt als Zweiter“. Wir finden hier eine ausreichende Bestätigung der Tatsache, dass abgesehen von den Priestern und Leviten nur diese beiden Stämme, Juda und Benjamin bzw. Stellvertreter von diesen, aus Babylon zurückgebracht worden waren. Die Tatsache, dass es einzelne Mitglieder anderer Stämme gegeben haben mag, wie z. B. Anna, die „aus dem Stamm Aser“ war (Lk 2,36), schmälert diese Feststellung in keiner Weise. Als ganze Stämme wurden nur Juda und Benjamin wiederhergestellt, und somit sind die verbleibenden 10 Stämme „verschollen“ bis auf diesen Tag, nach den Wegen Gottes verborgen unter den Völkern der Erde. Doch der Zeitpunkt kommt bald, dass sie aus ihrer Verborgenheit hervorgebracht werden und in Sicherheit und Segnung unter der friedevollen Herrschaft ihres wunderbaren Messias in ihr eigenes Land gebracht werden, auch wenn dies nicht vor der Erscheinung unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus sein wird, (siehe Jer 29,14; 31; Hes 20,33–44).

Die Sorgfalt, mit der das Geschlechtsregister des Volkes angegeben wird, verdient unsere Aufmerksamkeit. Dies ist in der Tat für die Heiligen Gottes von höchster Wichtigkeit, insbesondere für Gottes altes Volk. Es war 70 Jahre lang in Babylon gewesen, und sie selbst oder zumindest ihre Kinder waren dort geboren worden. Wir kennen den Einfluss eines solchen Umfeldes. So wäre es kein Wunder gewesen, wenn sie nach ihrer Niederlassung in dem Land ihres Exils in den Arbeiten und Beschäftigungen des Alltags ihr Geburtsland vergessen und aufgehört hätten, sich an Jerusalem als ihre höchste Freude zu erinnern, wenn sie ihre Nationalität verloren und sich mit den Heiden vermischt hätten. Die Aufzeichnung ihres Stammbaums zeigt jedoch, dass dies nicht der Fall war, sondern dass weiterhin ihre Abstammung von Abraham als ihr höchstes Erbe wertschätzten, weil dies sie zu einem Teil des Volkes machte, das der HERR auserwählt hatte und in dessen Mitte Er selbst wohnte. Sie waren daher nicht wie Esau, der sein Erstgeburtsrecht verachtete. Stattdessen hingen sie daran inmitten all ihrer Drangsal und Züchtigung als ihren von Gott gegebenen Anspruch auf all ihre nationalen Erwartungen und Hoffnungen. Es ist zu jeder Zeit eine wunderbare Sache, wenn Heilige ihre Abstammung belegen können. Die Juden taten dies, indem sie das geschriebene Zeugnis ihrer Herkunft bewahrten. Der Christ kann dies nur tun, indem er im Gehorsam wandelt, in der Kraft eines unbetrübten Geistes, der allein uns dazu befähigen kann, „Abba, Vater“ zu rufen, und der selbst mit unserem Geist zeugt, dass wir Kinder Gottes sind.

Darüber hinaus war der Nachweis ihres Anspruchs erforderlich, ihrer Forderung, in der heiligen Stadt zu wohnen, zustimmen zu können (siehe Esra 2,59.62). Wie bei Esra ist es auch hier so (und diese Tatsache möchten wir hervorheben), dass die Verantwortung, ihren Anspruch zu beweisen, diejenigen haben, die ihn geltend machen. Es ist gut, dies in Tagen des Bekenntnisses im Gedächtnis zu halten. Heutzutage stehen ebenfalls alle in gleicher Weise auf dem Boden des Bekenntnisses, machen ihre Rechte auf die segenreichsten Vorrechte des Christentums geltend und sehen es als Beweis für Engherzigkeit und fehlende Liebe an, wenn ihre Forderungen nicht umgehend anerkannt werden. Viele von diesen mögen wahre Kinder Gottes sein. Doch es sollte daran erinnert werden, dass sie die Pflicht haben, dies zu beweisen und dass der Beweis eine unumgängliche Bedingung für ihre Anerkennung ist.

„Von den Priestern: Jedaja, der Sohn des Jojarib, Jakin, Seraja, der Sohn Hilkijas, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajots, des Sohnes Ahitubs, Oberaufseher des Hauses Gottes, und ihre Brüder, die die Arbeit im Haus verrichteten: 822; und Adaja, der Sohn Jerochams, des Sohnes Pelaljas, des Sohnes Amzis, des Sohnes Sekarjas, des Sohnes Paschchurs, des Sohnes Malkijas, und seine Brüder, Häupter von Vaterhäusern: 242; und Amaschsai, der Sohn Asarels, des Sohnes Achsais, des Sohnes Meschillemots, des Sohnes Immers, und ihre Brüder, tüchtige Männer: 128. Und Aufseher über sie war Sabdiel, der Sohn Haggedolims“ (11,10–14).

In den Versen 10‒14 finden wir eine Aufzeichnung der Priester. Der Stammbaum des Oberhauptes der Priester wird ebenfalls sorgfältig dargelegt. Insgesamt waren es 1152. Von diesen war Seraja „Oberaufseher des Hauses Gottes“, während nicht weniger als 822 für die Arbeit am Haus bestellt waren. Dies war ein gesegnetes Vorrecht, sowohl für ersteren als auch für letztere, egal was die Aufgaben waren, die mit den jeweiligen Diensten verbunden waren, die ihnen nach der Gnade Gottes zugeteilt worden waren. Es gibt noch immer „Aufseher“ des Hauses Gottes. Doch niemand kann mit Recht diesen Platz einnehmen, wenn er nicht die erforderlichen Bedingungen erfüllt (siehe z. B. 1. Tim 3,1–7). Alle mögen darin mithelfen, das Werk des Hauses zu verrichten, wenn sie gemäß ihrer priesterlichen Stellung im Heiligtum leben. Denn die Arbeit war in diesem Fall für sie als Priester bestimmt, und nur die, die ihre priesterliche Stellung einnehmen, können in rechter Weise in den priesterlichen Dienst einbezogen werden.2

„Und von den Leviten: Schemaja, der Sohn Haschubs, des Sohnes Asrikams, des Sohnes Haschabjas, des Sohnes Bunnis; und Schabbetai und Josabad, von den Häuptern der Leviten, die über die äußere Arbeit des Hauses Gottes gesetzt waren; und Mattanja, der Sohn Michas, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Asaphs, das Haupt; er stimmte den Lobgesang an beim Gebet; und Bakbukja, der Zweite, von seinen Brüdern; und Abda, der Sohn Schammuas, des Sohnes Galals, des Sohnes Jeduthuns. Alle Leviten in der heiligen Stadt waren 284“ (11,15–18).

Auf die Priester folgen die Leviten, doch insgesamt zählten sie nur 284. Unter ihnen waren solche, die „über die äußere Arbeit des Hauses Gottes gesetzt waren“. Nur die Priester durften den Altar bedienen oder ins Heiligtum eingehen. Dennoch hatten die Leviten einen gesegneten Platz des Dienstes. Sie waren ursprünglich Aaron (Christus) für den Dienst am Heiligtum gegeben worden (4. Mose 3), für alle Arbeiten am Haus Gottes, die außerhalb der priesterlichen Aufgaben ausgeführt wurden. In der heutigen Zeit sind Gläubige sowohl Priester als auch Leviten, denn wenn sie Gott im Allerheiligsten durch Christus das Opfer des Lobes darbringen, oder wenn sie „wohltun“ und „mitteilen“, immer handeln sie als Priester (Heb 13,15.16). Wenn sie hingegen in anderen Diensten für den Herrn beschäftigt sind, verkörpern sie eher den levitischen Charakter. In der Versammlung Gottes gibt es tatsächlich die gleiche Unterscheidung: Älteste – d. h. solche, die denen entsprechen, die in den Briefen beschrieben werden (1. Tim 3; Tit 1) – sind entsprechend Seraja (11,11) Aufseher im Haus Gottes, während Diakone (siehe Apg 6) wie die Leviten sind, die über „die äußere Arbeit“ der Versammlung bestellt sind.

Dann wird eine Person – wenn auch in Verbindung mit anderen – besonders erwähnt: sie „stimmte den Lobgesang an beim Gebet“. Es gibt nichts Vergleichbares im Dienst der Leviten in der Wüste, denn die Wüste war in der Tat kein Ort des Lobpreises. Doch dieser Dienst geht zurück auf die Zeit Davids, der „vor die Lade des HERRN einige von den Leviten als Diener [bestellte], dass sie des HERRN, des Gottes Israels, gedächten und ihn priesen und rühmten“. Weiter lesen wir: „Damals, an jenem Tag, trug David zum ersten Mal Asaph und seinen Brüdern auf, den HERRN zu preisen“ (1. Chr 16,4–7; siehe auch 1. Chr 25,1–7). Dies erklärt, warum Mattanjas Stammbaum auf Asaph zurückgeht (11,17). Gleichzeitig ist es ein Beweis für die Sorgfalt, mit der der Dienst des Lobgesangs „nach der Anweisung Davids, des Königs von Israel“ wiederhergestellt wurde (Esra 3,10 sowie Neh 12,24). All dies war in Übereinstimmung mit der damaligen Haushaltung. Doch jetzt, wo die Stunde da ist, in der die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten (Joh 4,23), können nur solche „den Lobgesang an[stimmen] beim Gebet“, die vom Heiligen Geist geleitet sind (Eph 5,18.19).

„Und die Torhüter: Akkub, Talmon und ihre Brüder, die in den Toren Wache hielten, 172.

Und das übrige Israel, die Priester, die Leviten, waren in allen Städten Judas, jeder in seinem Erbteil. Und die Nethinim wohnten auf dem Ophel; und Zicha und Gischpa waren über die Nethinim.

Und Aufseher der Leviten in Jerusalem war Ussi, der Sohn Banis, des Sohnes Haschabjas, des Sohnes Mattanjas, des Sohnes Michas, von den Söhnen Asaphs, den Sängern, bei der Arbeit im Haus Gottes“ (11,19–22).

Neben den Leviten werden die „Torhüter ... und ihre Brüder, die in den Toren Wache hielten“ erwähnt, die insgesamt 172 Personen zählten. Ebenso finden wir die Sänger der Söhne Asaphs „bei der Arbeit im Haus Gottes“. Nebenbei wird bemerkt, dass „das übrige Israel, die Priester, die Leviten, ... in allen Städten Judas [waren], jeder in seinem Erbteil. Und die Nethinim wohnten auf dem Ophel; und Zicha und Gischpa waren über die Nethinim“. Ohne hier ins Detail zu gehen, sollte doch herausgestellt werden, dass alle diese Einzelheiten angegeben werden, um zu zeigen, wie vollständig in diesem Moment die Wiederherstellung der göttlichen Ordnung in den heiligen Dingen des Hauses des HERRN unter diesen Kindern der Gefangenschaft war. Der Wille des Menschen hatte lange genug regiert. Jetzt, einmal zurück in dem Land ihrer Väter, dem Land der Verheißung und Hoffnung, ist es ihr einziger Wunsch, dass der HERR allein herrschen sollte – dass alles in Übereinstimmung mit seinem Wort sein möge. Doch inmitten dieser schönen Belebung gibt Hinweise auf ihre traurigen Umstände, die den Unterschied zu früher zeigen. Denn sogar im Zusammenhang mit dem Haus Gottes wird die heidnische Macht erwähnt. So wird nach der Vorstellung der Sänger der Söhne Asaphs, die über die Dinge des Hauses Gottes gesetzt waren, hinzugefügt:

„Denn es gab ein Gebot des Königs über sie und eine Verpflichtung über die Sänger bezüglich der täglichen Gebühr. Und Petachja, der Sohn Meschesabeels, von den Söhnen Serachs, des Sohnes Judas, war zur Hand des Königs für alle Angelegenheiten des Volkes“ (11,23–24).

Es war unaussprechlich traurig, dass die Sänger im Tempel des Herrn von der Unterstützung eines heidnischen Herrschers abhängig waren. Sie waren Leviten, und es war vorgesehen, dass sie durch die bereitwilligen Abgaben des Volkes unterhalten werden sollten (siehe 5. Mo 12,11.12 und 5. Mo 26,12.13), denn sie hatten kein Anteil oder Erbe mit ihren Brüdern der Kinder Israel. Doch die aus Babylon Zurückgekehrten waren wenige; sie waren mit ihrem Vieh selbst Gegenstand des Wohlwollens fremder Herrscher. Sie waren Knechte in dem Land, das Gott ihren Vätern gegeben hatte und waren insgesamt in großer Bedrängnis (9,36.37). Es war ihnen daher nicht möglich, ihre Sänger zu versorgen 3. Während Gott ihnen in seiner Barmherzigkeit eine Belebung inmitten der Gefangenschaft geschenkt hatte, wollte Er in ihnen doch die Erinnerung erhalten, dass ihr gegenwärtiger Zustand die Frucht ihrer früheren Wege war. Auch sollten sie nicht vergessen, dass die Tatsache ihrer Unterwerfung unter heidnische Herrschaft die Züchtigung seiner Hand war und es daher Teil ihres Gehorsams gegenüber seinem Willen war, dies anzuerkennen. Ach! Das Urteil Lo-Ammi war über sie ausgesprochen (Hos 1,9), obwohl Gott in seinem Wesen nicht anders handeln konnte, als dem Bund treu zu bleiben, den Er mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hatte. Daher liebte und behütete Er das Volk noch immer, denn seine Gnadengaben und Berufung sind unbereubar (Röm 11,29). Doch, nachdem Er wegen ihrer vielfachen Übertretungen seine irdische Regierungsmacht den Nationen übertragen hat, muss das Volk dem Kaiser geben, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist (Lk 20,25).

Das war die Stellung des Volkes: Es war durch Gottes Barmherzigkeit mit der Gunst der heidnischen Macht belebt worden, wobei sie ihr immer noch untertan waren, was die Einbeziehung des Königs in alle sie betreffenden Angelegenheiten nötig machte. Petachja war zu seiner Hand, um die geforderten Informationen weiterzugeben – er war sozusagen der Repräsentant des Volkes. Es ist ein Schatten, so schwach er auch sein mag, auf Ihn, der zur Rechten Gottes ist, in den Himmel aufgestiegen, um in der Gegenwart Gottes für uns zu erscheinen. Welcher Segen ist für uns die Erinnerung, dass es in allen das von Ihm erlöste Volk betreffenden Angelegenheiten jemanden zur Rechten Gottes gibt! Jemanden, der alles für uns vollbracht hat und der in der Lage ist, uns durch all die Schwierigkeiten und Gefahren der Wüste zu bewahren. Und wie gut ist es dabei zu sehen, dass Er allezeit lebt, um sich für uns zu verwenden (Heb 7,25).

Der Rest des Kapitels umfasst Angaben über die Ansiedlung der Kinder Judas sowie der Kinder Benjamins in den verschiedenen Städten und Dörfern. Erstere ließen sich nieder von Beerseba bis zum Tal Hinnom (11,30); letztere in den anderen angegebenen Orten. Von den Leviten gab es Abteilungen sowohl in Juda als auch in Benjamin. Diese Bemerkungen, die für uns von geringer Bedeutung sind, werden zweifelsohne mit größtem Interesse von den Juden der späteren Tage zu Rate gezogen werden.

Fußnoten

  • 1 Für eine Erklärung der letzten beiden Gruppen siehe unsere Anmerkungen zu Esra 2.
  • 2 Der Leser möge in diesem Zusammenhang Römer 12,1; Römer 15,16 („um ein Diener Christi zu sein für die Nationen, priesterlich dienend an dem Evangelium Gottes“); Hebräer 13,15.16 sowie 1. Petrus 2,5-9 studieren.
  • 3 Siehe jedoch auch Nehemia 10,37 und Nehemia 12,44-47. Dennoch müssen die obigen Bemerkungen stehen bleiben, denn es wird sich ausdrücklich auf den Befehl des Königs bezogen. Möglicherweise versagte das Volk hier, wie auch in allen anderen Dingen.
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