Die Psalmen
Eine Auslegung für die Praxis
Psalm 150
Ein hohes Ziel der Offenbarungen Gottes in der Heiligen Schrift und in der Schöpfung ist es, ein vollkommenes Lob des HERRN hervorzurufen, das Gott in Ewigkeit ehrt (1. Tim 1,17). In Ewigkeit werden die Weisheit, die Macht und die Liebe Gottes gerühmt werden. Das herrliche Wesen Gottes ist in der Offenbarung Jesu Christi, dem Sohn des Menschen, bereits in vollkommener Weise in Erscheinung getreten. Zum anderen haben sich Gottes Weisheit und Güte in dem wunderbaren Plan entfaltet, der allem Geschaffenen zugrunde liegt. Ebenso sehr sind die herrlichen Eigenschaften Gottes im Verlauf der Durchführung Seiner Absichten zu bewundern (Vers 2; Ps 145,4–6). Der Unterschiedlichkeit der göttlichen Offenbarungen und Taten entspricht die unterschiedliche Art der Lobeserhebungen. In diesem Psalm erscheinen die Anbeter als solche, die für ihre Aufgabe in einer göttlich vollkommenen Weise vorbereitet worden sind. Jeder von ihnen ist durch das Wesen Gottes geprägt, denn jeder Einzelne hat Seine Liebe und Barmherzigkeit, Seine Weisheit und Gerechtigkeit kennengelernt. Die reinen, heiligen Beweggründe der sehr großen Schar von Anbetenden gleichen einander; sie haben das einheitliche Ziel, Gott zu verherrlichen, und dies geschieht in voller Harmonie und in ungestörtem Wohlklang, wenn auch mit unterschiedlichen Mitteln. Obwohl die Anbeter aus unterschiedlichen Völkern und Zeiten kommen, reden sie eine einheitliche Sprache. In demselben Geist tragen sie singend und anbetend übereinstimmende Gedanken vor. Sie loben und preisen gleichsam mit derselben Stimme und mit demselben Mund (vgl. 2. Chr 5,13; Röm 15,6 für uns heute). Dies gelingt in harmonisch wohlklingender Weise. Vers 1 ruft dazu auf, „Gott in seinem Heiligtum“ zu loben. Von einem bestimmten Standort, einem Heiligtum oder Tempel wird hier nicht gesprochen, sondern von einem Wohnplatz Gottes als „der Feste seiner Stärke“. Seine heilige Wohnung ist über allem anderen erhaben und wird deutlich von allem unterschieden. Der Prophet Jesaja sah Seine Herrlichkeit im Tempel und redete von Ihm (Jes 6,1–4; Joh 12,41). Die Heilige Schrift vermittelt dem Anbetenden ein Empfinden dafür, dass Gott höher ist als alles, was Menschen von Ihm zu denken und zu sagen in der Lage sind. Sein Name ist wahren Anbetern überaus kostbar. Darüber nachzusinnen, erfreut zu allen Zeiten das Herz der Glaubenden. Sie können sich in Ihm rühmen und freuen sich Seiner Herrlichkeit (Ps 34,3). Ihr Lob dringt zu Ihm hin, in Sein Heiligtum, ihr Gebet erreicht Seinen Thron.
In Vers 2 ist von den Machttaten Gottes und „der Fülle Seiner Größe“ die Rede. Sein Wesen und Seine Taten geben Anlass zum Lob Seiner herrlichen Person, die über allem Geschehen steht (Ps 19,2; 48,2; 96,3.4; 145,3–12; Jes 40,12ff). Es ist ein ewiges Lob, das die Zeit mit ihrer Begrenztheit, auch unser Zeitalter und das des tausendjährigen Reiches, für immer hinter sich zurücklässt. Das Lob setzt sich in Ewigkeit fort, und mit Wohlgefallen wird es im Heiligtum droben, in der Wohnstätte Gottes, entgegengenommen. Die Anbetenden werden Ihn durch geeignete Mittel, die Sein Wohlgefallen finden, auf einsichtsvolle, Ihn ehrende Weise loben. Die in den Versen 3 bis 5 genannten verschiedenartigen Musikinstrumente vermitteln eine Vorstellung von der Unterschiedlichkeit der Beiträge, die die Einzelnen nach bestem Vermögen und mit viel Freude leisten (Ps 68,4.5; 98,6; 149,3; Jes 38,20; Off 5,8; 14,2; 15,2.3). Da der Heilige Geist die Bemühungen lenkt, gibt es im Zusammenklang des Ganzen keine Dissonanz. Wahre Anbetung führt in die Nähe Gottes. Der Anbetende empfindet, dass er in die heilige Gegenwart Gottes eintritt und dass in Seiner Nähe nichts Unheiliges geduldet werden kann.
Der letzte Vers des Psalms enthält einen Aufruf an „alles, was Odem hat“, Jah, den HERRN, zu loben. Alle Lebenden der Erde werden Ihn einst preisen und die gesamte Kreatur wird darin einstimmen. Dies wird im Himmel und von der Erde her geschehen, zum ewigen und vollkommenen Ruhm Seines Namens. „Und jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an“ (Off 5,13.14).