Die Psalmen
Eine Auslegung für die Praxis
Psalm 148
Durch den ewigen Sohn Gottes, den Sohn Seiner Liebe, sind alle Dinge geschaffen worden. Sie sind für Ihn geschaffen. Er, das Bild des unsichtbaren Gottes, ist als Gottes Sohn von Ewigkeit vor allen Dingen, und sie bestehen durch Ihn (Kol 1,15–17). Sie sind durch Sein Wort bereitet worden, und Er trägt sie durch das Wort Seiner Macht, der Macht Gottes (Heb 1,2.3; 11,3). „Seine Majestät ist über Erde und Himmel“ (Vers 13; Ps 8,2). Daher ist alles Geschaffene gehalten, den erhabenen Namen des HERRN anzuerkennen und durch Gehorsam zu ehren. „Denn er gebot, und sie waren geschaffen“ (Vers 5; Ps 33,9). Alle lebenden Wesen, voran die himmlischen, dann auch die irdischen, werden in diesem Psalm aufgefordert, den Schöpfer zu loben, und dies nicht nur zeitweilig oder begrenzt, sondern ohne Unterlass, und es soll mit Einsicht und aus eigenem Antrieb geschehen. Auch das übrige Geschaffene wird dann in makelloser Schönheit als Offenbarung Seiner Weisheit und Güte (Verse 3 bis 6) zu Seinem Ruhm sein und zu Seinem Lob dienen (Ps 69,35; 119,91; Röm 8,19–22). Denn alle Dinge dienen und gehorchen Ihm, sie weichen von den ihnen vorgegebenen Ordnungen nicht ab; sie werden von Ihm überwacht und durch Seine Macht gelenkt. Die jedem einzelnen Teil des Ganzen verliehene Vollkommenheit leistet einen Beitrag zum Ruhm des Schöpfers. In der Erfüllung ihrer Aufgaben, die Seine Weisheit und Güte ihnen zugeordnet hat, bleiben sie an Ihn gebunden und dienen Ihm. In unzähligen Einzelheiten offenbart sich darin die Herrlichkeit des über allem stehenden Gebieters. Die vielen unterschiedlichen Beiträge zu Seinem Lob vereinigen sich in gleicher Sinnesart miteinander; es gibt keinen einzigen Missklang. Das Ganze verfolgt das höchste Ziel, die Herrlichkeit Seines Namens zu offenbaren und zu rühmen. Alles ist Ihm untergeordnet; das Ganze liegt zu Seinen Füßen und steht in vollkommen geordneter Beziehung zu Ihm. Jedem einzelnen Geschöpf sind eine spezielle Sinnerfüllung und ein bestimmter Charakter gegeben. Eine völlig ungestörte Ordnung des Universums ist erreicht, wenn alles Böse und die Verächter Gottes und Seines Wortes dereinst daraus entfernt sind. Dann gibt es keine Beeinträchtigung mehr, und Seine Herrlichkeit wird sich in jeder Hinsicht offenbaren.
Von ersten Vers an ruft der ganze Psalm fortwährend zum Lob des HERRN auf, denn das ist die vornehmste Aufgabe alles Geschaffenen. Alle, die sich in der rechten Weise daran beteiligen, erfreuen den HERRN, und dies nicht nur im Himmel oder in der Vollkommenheit der Zukunft (Ps 145,10–13; Off 4 und 5), sondern schon während der vielfach schwachen, mangelhaften Verhältnisse unserer Zeit. „Denn wer verachtet den Tag kleiner Dinge?“ (Sach 4,10). Obenan steht, dass dem HERRN in den Höhen des Himmels und von den Himmeln her Lob gebracht werden soll (Verse 1 und 2). Dem entsprechen die himmlischen Wesen und die Engel bereits seit jeher. Ihr Lob ist nicht beeinträchtigt durch das, was in der Schöpfung zur Verunehrung Gottes geschieht (Ps 29,1ff, 103,20f; Jes 6,3; Lk 2,13f; 19,38; Heb 1,6). Darüber hinausgehend sagt dieser Psalm voraus, dass in der Zukunft alle Ihm verantwortlichen lebenden Wesen Gott wohlgefällige Anbeter sein werden und „dass auch die Schöpfung selbst freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbens zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21). Alle Lebenden sind dann willig und geeignet, Ihn anzubeten. „Denn die Erde wird voll der Erkenntnis der Herrlichkeit des HERRN sein, so wie die Wasser den Meeresgrund bedecken“ (Hab 2,14; Jes 11,9). Die Teile der Schöpfung, die jetzt noch von Satan und seiner Gefolgschaft verunreinigt werden, sind dann gereinigt oder ganz beseitigt, so dass auch die sichtbaren Himmel und die Himmelskörper, wie überhaupt alles Materielle, in Gott gemäßer Weise Seiner Ehre dienen (Verse 3 bis 5; Ps 19,2–7; 5. Mo 10,14; Jes 43,20, 44,23). Es wird niemals mehr ein Zweifel aufkommen, dass das Universum durch den einen, wahren Gott geschaffen ist, dass das Ganze Ihm allein gehört und niemandem unterworfen ist als nur Seiner Macht. Niemand mehr wird bestreiten, dass Er, der Höchste und der Ewige, vor allem war und über allem ist. Seine unermessliche Machtfülle ist die Grundlage für alles Bestehende. Die Verfügungsgewalt über das Ganze liegt bei Ihm allein. Wie Er den Himmelskörpern ihren Rang, ihre Beziehungen und Kräfte verliehen hat, so teilt Er auch jedem Lebewesen und allen Dingen das ihnen Angemessene an Eigenschaften und Aufgaben zu und erhält sie in dieser Ordnung, so dass ihr Dasein ausschließlich zu Seinem Ruhm dient. „Er stellte sie hin für immer und ewig; er gab ihnen eine Satzung, und sie werden sie nicht überschreiten“ (Vers 6; Ps 93,1b; 96,9–11; 104,8f; 1. Mo 8,22; Hiob 28,26; 38,10.33; Jer 31,35f; 33,25).
Der vorliegende Psalm unterscheidet verschiedene Einflussbereiche und unterschiedliche Rangstufen in der Vielfalt des Geschaffenen. Im Einzelnen unterliegt die Schöpfung den vorgegebenen Begrenzungen. Jedes Geschöpf fügt sich den göttlichen Ordnungsprinzipien, es ist Gott unterworfen und huldigt Ihm (Off 5,13). Die Verse 7 bis 12 bieten einen kurzgefassten Überblick über das Geschaffene auf unserem Planeten. Zusammen mit Vers 13 fordern sie das Ganze der Schöpfung zum Lob des HERRN auf. Die Vielgestaltigkeit des Geschaffenen eröffnet dazu die unterschiedlichsten Möglichkeiten (vgl. Hiob 38 bis 41; Ps 95,3–5). Jedes Einzelne ist für das Ganze geschaffen und vervollständigt es. Jedes leitet seine Herkunft von dem HERRN ab und trägt auf seine spezielle Art diesen Stempel. Und dennoch unterscheidet es sich von den anderen: Das eine ist in der Tiefe des Meeres oder der Erde verborgen (Vers 7), das andere wird in der Atmosphäre sichtbar (Vers 8). Wieder anderes verschönt die Erdoberfläche als Gebirge, als Wälder und Fruchtgärten (Verse 7 bis 9). In ihrem Zusammenspiel ergeben sie das so beeindruckend harmonische Bild der Natur (Ps 98,8; 104,16–18.25; Jes 44,23; 55,12). Belebt wird das Ganze durch die Tierwelt mit ihrem Artenreichtum (Vers 10; Jes 43,20), im Besonderen aber durch die Erdbevölkerung, zu deren Wohl die Herrscher und Richter als Ordnende eingesetzt sind (Vers 11). Den Abschluss und Höhepunkt der Aufzählung bilden die Menschen als Familien mit den Jungen und den Alten (Vers 12; Jer 31,13). Sie alle erfüllen den Zweck, für den sie geschaffen sind, indem sie ihrem Schöpfer willig gehorchen und Ihn verehren. Die Jüngeren sind wie die Älteren von Seiner erhaltenden Macht abhängig. Gemeinsam gehören sie zu dem Besitz des HERRN und dienen Ihm als Sein Volk (Ps 89,12–17).
Nach den Gerichtsschlägen der Endzeit, die im Buch der Offenbarung angekündigt sind, wird der HERR diese Erde umfassend erneuern, so dass das Ganze wieder „sehr gut“ genannt werden kann, wie es zu Anfang der Schöpfung ausdrücklich betont wurde (1. Mo 1,31). Die kommende Erneuerung der Schöpfung ist erforderlich um der zukünftig vollkommenen Verherrlichung des Namens des HERRN willen (Jes 43,19). Im Unterschied zur jetzigen Zeit wird dann Sein Name von aller Kreatur geehrt werden, und dies ohne irgendeine Ausnahme. Vor den Blicken der Erdbevölkerung ist Er dann als der über allem hoch Erhabene offenbar geworden (Jes 12,3–6). „Seine Majestät ist über Erde und Himmel“, sie ist überall gegenwärtig (Vers 13; Ps 8,2.10; 47,6–10; 83,19). Der Herr Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes und Sohn des Menschen, wird diese Beschlüsse zur Vollendung bringen (2. Kor 1,20). Er ist der HERR, der Schöpfer, und trägt den Namen, „der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2,9–11; Jes 45,21–25; Eph 1,21; Heb 1,4; Off 19,11–16). Ihm kommt alle Ehre und aller Ruhm zu (Ps 72,18.19; Jes 2,11.17). Dann erfüllt sich das vor langer Zeit Angekündigte: „Die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit“ (Jes 6,3). Dies geschieht, „damit sie sehen und erkennen und zu Herzen nehmen und verstehen allesamt, dass die Hand des HERRN dies getan und der Heilige Israels es geschaffen hat“ (Jes 41,20).
Durch den HERRN, den Messias, erlangt Israel in jener zukünftigen Zeit eine überragende Bedeutung: „Und er hat erhöht das Horn seines Volkes“ (Vers 14); das will sagen, dass Er Israel die Kraft und das Gelingen für ein erstaunliches Vorankommen geben wird. In der Folge erhält Israel großen Einfluss auf die Völker der Erde und erwirbt ein entsprechendes Ansehen (Ps 89,17–19.25; 92,11). Das ganze Volk besitzt dann gute Einsicht und Gotteserkenntnis. Sie alle lieben den HERRN mit ganzem Herzen, sie fürchten Ihn und ehren Ihn mit ihrem Lob. Unter den Völkern der Erde wird Ihm niemand so nahestehen wie Israel (5. Mo 4,6.7). Jeder Einzelne von ihnen ist vertraut mit Ihm und kennt Ihn besser als die übrigen Bewohner der Erde. Sie haben Ihn, ihren Retter und König, als den ewigen Gott erkannt. Sie wissen, wer Er ist und was Sein Name bedeutet. Er aber bezeichnet sie als solche, mit denen Er Sich verlobt hat, mit denen Er für immer verbunden ist, die Er liebt und die Seine Treue erfahren haben (Hos 2,21–25; Zeph 3,13; Hag 2,7–9; Sach 8,6). Die überallhin ausstrahlende Herrlichkeit des Wesens Christi, ihres Messias, tritt dann so offenkundig in Erscheinung, dass niemand mehr durch Belehrungen davon überzeugt werden müsste oder noch zum Glauben aufzufordern wäre. Seine göttlich großen Taten, die bevorzugt Israel, Seinem Eigentumsvolk, zugutekommen, aber auch allen Völkern der Erde, offenbaren vor aller Augen Seine Herrlichkeit. Sie alle haben immerfort Anlass, den HERRN dafür zu loben (Vers 14b).