Was Paulus den Kolossern noch sagen wollte …
Eine Auslegung zu Kolosser 4
Ein besonderer Hinweis an Archippus (Kol 4,17)
Bevor Paulus den finalen Gruß ausspricht, hat er noch einen besonderen Hinweis an einen Bruder in Kolossä. Nach den vielen persönlichen Grüßen ist dies ein persönlicher Appell an einen Diener der örtlichen Versammlung.
„Und sagt Archippus: Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst“ (Kol 4,17).
Archippus und sein Dienst
Wir wissen nicht genau, wer Archippus war. Sein Name wird nur hier und im Brief an Philemon genannt (Phm 1,2). Dieser Vers könnte andeuten, dass es sich um einen Sohn von Philemon handelt. Sicher ist das jedoch nicht. Wichtiger ist, dass Paulus ihn dort einen „Mitkämpfer“ nennt. Er war jemand, der sich – gemeinsam mit anderen – im Dienst für seinen Herrn engagierte. Einige Ausleger vermuten, dass er ein besonderes Amt oder eine Verwaltung in der örtlichen Versammlung innehatte.
Das Wort „Dienst“ ist tatsächlich ein Wort, aus dem das bekannte Wort „Diakon“ abgeleitet ist. Dennoch dürfen wir „Dienst“ hier nicht auf einen diakonischen Dienst (im heute verstandenen Sinn) begrenzen und auch nicht unbedingt mit einem „Amt“ in Verbindung bringen. Der Ausdruck hat im Neuen Testament eine deutlich weitere Anwendung. In Apostelgeschichte 6,4 geht es um den „Dienst des Wortes“ der Apostel, in Apostelgeschichte 12,25 um den Dienst von Barnabas und Saulus und in Apostelgesichte 20,24 fasst Paulus damit seine ganze Tätigkeit zusammen, die er von dem Herrn Jesus empfangen hatte (vgl. weiter Röm 11,13; 1. Kor 12,5; 2. Kor 3,8; Eph 4,12; 1. Tim 1,12; Hebr 1,14). Diese Beispiele genügen, um zu zeigen, dass „Dienst“ sehr umfassend zu verstehen ist. Welchen Dienst genau Archippus tat, wissen wir nicht.
Seinen Dienst hatte er „im Herrn“ empfangen. Es heißt hier nicht, dass er ihn „vom Herrn“ empfangen hatte, was ohne Frage stimmte. Der Herr ist es, der seinen Knechten Aufgaben und Anweisungen gibt. Die Erinnerung an die Tatsache, dass er zugleich „im Herrn“ empfangen wird, lässt uns an unsere Verantwortung denken. Jeder Dienst soll in der Anerkennung seiner Autorität als Herr getan werden. Man kann diesen Appell als Ermunterung oder als Ermahnung auffassen. Jedenfalls war es für Archippus eine Motivation im Dienst. Jeder von uns sollte daran denken, dass wir unserem Herrn für das verantwortlich sind, was Er uns gegeben hat und womit wir Ihm dienen sollen. Wenn der Herr „Talente“ gibt, sind wir nicht befugt, diese zu „vergraben“. Wir sollen damit arbeiten.
Es ist interessant, dass die Kolosser aufgefordert werden, diese Botschaft an Archippus zu übermitteln. Es ist wenig wahrscheinlich, dass Archippus beim Lesen des Briefes nicht anwesend war. Der Gedanke scheint zu sein, dass Paulus seinen Mitgeschwistern am Ort eine gewisse Mitverantwortung auflegt. Der Hinweis ist darüber hinaus ein gutes Beispiel dafür, wie Worte der Gnade mit Salz gewürzt sind.
Das Wort „sehen“ meint nicht einfach, dass etwas visuell erfasst wird. Es geht darum, dass etwas aufmerksam beobachtet wird oder dass man sein Augenmerk auf etwas richtet und sich vorsieht. Das Wort wird an anderen Stellen mit „achtgeben“ übersetzt (z.B. Mk 13,5; 1. Kor 8,9; Eph 5,15).
Es ist nicht ganz klar, wo genau das Problem lag. Man kann den Vers unterschiedlich verstehen. Es könnte erstens sein, dass Archippus mit anderen Dingen beschäftigt war und darüber seinen Dienst für den Herrn vernachlässigte. Die Betonung liegt dann auf dem Wort „Dienst“. Es könnte zweitens sein, dass er so sehr mit dem Dienst anderer beschäftigt war, dass seine eigene Aufgabe aus seinem Blickfeld rückte. Die Betonung liegt dann auf dem Wort „du“. Drittens ist es denkbar, dass er zwar seinen Dienst tat, ihn jedoch nicht bis zum Ende durchführte. Die Betonung liegt dann auf dem Wort „erfüllen“. Diese drei Möglichkeiten gibt es auch heute noch und sie stellen eine echte Gefahr für uns dar. Wir könnten vermuten, dass Paulus vielleicht die dritte Gefahr hier behandelt.
Paulus war in einem Sinn ein Perfektionist. Er wollte nicht nur, dass die Kolosser in Christus vollkommen dastanden, sondern er legte zugleich Wert darauf, dass der Diener seinen Dienst vollständig ausführte. „Erfüllen“ bedeutet „vollmachen“ oder „vollenden“. Das Wort steht im Präsens und deutet die Dauer der Handlung an. Unser Dienst ist erst dann zu einem Abschluss gebracht, wenn wir diese Erde verlassen. Sollte Archippus dieser Aufforderung nicht nachkommen, würde das Werk des Herrn Schaden nehmen und den Gläubigen in Kolossä ging etwas verloren. Das sollte jeder Diener bedenken, der in Gefahr steht, seinen Dienst nicht zu erfüllen.