Die Psalmen
Eine Auslegung für die Praxis
Psalm 125
Wahrer Glaube und wirkliche Frömmigkeit werden immer den Sieg behalten. Auf diese Überzeugung gründet sich die Hoffnung der Gottesfürchtigen, und der HERR wird sie nicht enttäuschen. Ihr fester Glaube an den HERRN macht sie in schwierigen Umständen ruhig und unerschütterlich. Wer glaubt, hat Bestand. Wer nicht glaubt, hat keinen Bestand (Jes 7,9; Kol 2,7). Doch nicht aufgrund eigener Kraft bleibt die Überzeugung des Glaubenden unerschütterlich, sondern Gott bewirkt durch Seinen Geist und Sein Wort eine unüberwindliche Glaubenshaltung. „Von dem HERRN werden die Schritte des Mannes befestigt“ (Ps 37,23; 1. Kor 1,8; 2. Kor 1,21f; 1. Pet 1,5). „Du befestigtest ihr Herz“ (Ps 10,17; Jes 26,3; Röm 16,25). Durch Gnade wird das Herz befestigt (Heb 13,9). „Die auf den HERRN vertrauen“ (Vers 1), sind so gut gegründet wie der Berg Zion. Wie dieser felsenfeste Berg unverändert bleibt und sich nicht von der Stelle bewegt, genauso wenig werden die wirklich Glaubenden niedergeworfen. Unbeirrt rechnen sie mit der Treue des Herrn. Sie beharren auf der Lehre Seines Wortes, wenn falsche Lehren oder auch Unglücksfälle, übermächtige Feinde oder Verrat und Verleumdung auf sie einstürmen. In Gott sind sie geborgen. Sie fühlen sich unter Seinem Schutz sicher. Sie leben wie in einer Festung, die ringsum von dem Allmächtigen aufs Beste bewahrt ist (Vers 2). Er bewahrt sie, damit sie keinen Schaden nehmen. Jeden Einzelnen von ihnen umgibt Er mit Seiner nicht endenden Liebe. Keiner von ihnen wird jemals vermisst werden, sie bleiben für immer Seine Anbeter (Ps 46,2–4.8; Röm 8,31–39). Die im Glauben fest Gegründeten bilden das wahre Volk Israel. Sie sind in Wahrheit und Wirklichkeit Sein Eigentumsvolk und Sein bleibendes Besitztum auf Erden. Unter dem gleichen göttlichen Schutz und mit derselben Sicherheit wird Sein himmlisches Eigentumsvolk die Wohnungen droben erreichen. Es besteht aus den wahren Christen, die an Jesus Christus als ihren Retter glauben. Sie sind durch Ihn erlöst und gereinigt, um Ihm als Eigentumsvolk anzugehören (Tit 2,14).
In der jetzigen Zeit ist Satan noch der Fürst dieser Welt. Er verschafft seinen skrupellosen Gefolgsleuten die Machtmittel, um Gottesfürchtige unter Druck zu setzen, sie mutlos zu machen oder zu unbedachten Gegenmaßnahmen zu verleiten (Vers 3). Die Gläubigen sind ja nicht von sichtbaren Schutzmauern umgeben, sie halten auch keine Verteidigungswaffen in den Händen. Sich mit falschem Rüstzeug zu wehren, wäre das Gegenteil eines Glaubensbeweises. Noch viel weniger werden sie Feuer vom Himmel zur Vernichtung ihrer Gegner erbitten. Es bleibt ihnen nur ihr Glaube, ihr festes Vertrauen auf ihren Gott, um der Macht der Gottlosen zu widerstehen (Esra 8,21–23). Deren bösem Treiben sind sie, was die äußeren Umstände betrifft, zunächst scheinbar ausgeliefert. Doch Gott hat den Übeln dieser Welt eine Frist gesetzt, die niemand überschreiten kann. Er kennt die Belastbarkeit jedes einzelnen Gläubigen. Er weiß, wie schwer es ist, unter einer gottlosen Führung oder Regierung standhaft auf dem Guten und Gerechten zu bestehen. „Ordnet euch den Herren (oder: Gebietern) in aller Furcht unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten. Denn dies ist wohlgefällig, wenn jemand um des Gewissens vor Gott willen Beschwerden erträgt“ (1. Pet 2,18.19). Gott wird zum rechten Zeitpunkt der Ungerechtigkeit des Machtmissbrauchs und der „Rute (oder: dem Zepter) der Gottlosigkeit auf dem Los der Gerechten“ ein Ende bereiten (Vers 3). Es kommt der Tag, an dem es heißt: „Zerbrochen hat der HERR den Stab der Gottlosen, den Herrscherstab, der Völker schlug im Grimm mit Schlägen ohne Unterlass“. (Jes 14,5–7). Für die ganze Welt ist dieser Zeitpunkt dann gekommen, wenn Christus als Richter auf dieser Erde erscheinen wird. Bedrängte Glaubende aus Israel werden in der Zukunft diesen Tag des HERRN in ihren Drangsalen herbeisehnen (Jes 63,19–64,3).
Selbst unter schlimmsten Verhältnissen vermag der HERR den Gläubigen Gutes zukommen zu lassen, so dass sie nicht den Mut verlieren, sondern als Rechtschaffene standhaft bleiben (Vers 4). „Der Edle entwirft Edles, und auf Edlem besteht er“ (Jes 32,8). Er bleibt auch bei starker Gegenströmung und schwerer Anfechtung auf der geraden Linie der göttlichen Gebote. Der gerechte Gott wird die Rechtschaffenheit, die richtige, Ihm wohlgefällige innere und äußere Haltung, mit bleibendem Segen belohnen. Dies geschieht nicht immer auf sichtbare Weise im jetzigen Leben, auf jeden Fall aber „am Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, der jedem vergelten wird nach seinen Werken: denen, die mit Ausharren in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, ewiges Leben; denen aber, die streitsüchtig und der Wahrheit ungehorsam sind, der Ungerechtigkeit aber gehorsam, Zorn und Grimm“ (Röm 2,5–8; Mt 16,27).
In deutlichem Gegensatz dazu stehen solche, „die auf ihre krummen Wege abbiegen“ (Vers 5). Sie haben die falsche Richtung eingeschlagen, die nicht zum Heil, sondern mit den Frevlern ins Verderben führen wird. Sie hatten einst den geraden Weg der Wahrheit gekannt. Aber nach Ablauf einer Zeit haben sie ihn bewusst verlassen. Derjenige hingegen, der innerlich, dem Herzen und dem Geist nach, unbeirrt auf dem Weg des göttlichen Wortes bleibt, erweist sich als zu dem wahren Volk Gottes gehörend. Er findet Anerkennung von Gott und wird mit ewigem Frieden belohnt (Röm 2,10.11; 1. Kor 4,5).