Das Buch des Propheten Jeremia

Kapitel 31

Ich habe dich mit ewiger Liebe geliebt, ich will ihre Trauer in Freude verwandeln

Dieses Kapitel, oft im Neuen Testament zitiert 1, ist eins der Schlüsselkapitel dieses Buches. Es offenbart uns in sehr bewegender Weise, die Liebe Gottes, die am Ende triumphieren wird. Es spricht zu uns, zum ersten Mal in der Bibel, von dem neuen Bund, den Gott mit Israel schließen wird (V. 31). Dieser Bund der Gnade gründet sich auf den Sühnetod des Herrn Jesus, wie er ihn seinen Jüngern einige Stunden vor dem Kreuz bekannt gemacht hat (Lk 22,20).

Ich werde Israel zur Ruhe bringen

„In jener Zeit, spricht der HERR, werde ich der Gott aller Geschlechter Israels sein, und sie werden mein Volk sein. So spricht der HERR: Das Volk der dem Schwert Entronnenen hat Gnade gefunden in der Wüste. Ich will gehen, um Israel zur Ruhe zu bringen.

Der HERR ist mir von fern erschienen: Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir fortdauern lassen meine Güte. Ich will dich wieder bauen, und du wirst gebaut werden, Jungfrau Israel! Du wirst dich wieder mit deinen Tamburinen schmücken und ausziehen im Reigen der Tanzenden. Du wirst wieder Weinberge pflanzen auf den Bergen Samarias; die Pflanzer werden pflanzen und genießen. Denn es wird einen Tag geben, an dem die Wächter auf dem Gebirge Ephraim rufen werden: Macht euch auf und lasst uns nach Zion hinaufziehen zu dem HERRN, unserem Gott!

Denn so spricht der HERR: Jubelt über Jakob mit Freuden und jauchzt an der Spitze der Nationen! Lobsingt laut und sprecht: Rette dein Volk, HERR, den Überrest Israels! Siehe, ich bringe sie aus dem Land des Nordens und sammle sie vom äußersten Ende der Erde, unter ihnen Blinde und Lahme, Schwangere und Gebärende miteinander; in großer Versammlung kehren sie hierher zurück. Mit Weinen kommen sie, und unter Flehen leite ich sie; ich führe sie zu Wasserbächen auf einem ebenen Weg, auf dem sie nicht straucheln werden. Denn ich bin Israel zum Vater geworden, und Ephraim ist mein Erstgeborener“ (31,1–9).

Die ersten Verse offenbaren uns die ewige und unveränderliche Liebe des HERRN für ganz Israel: „alle Familien Israels“ 2.

Die Ratschlüsse Gottes sind ewig, sie sind „von fern her“ (Jes 25,1). Gegenüber Israel, das als Verlobte gesehen wird (Hos 2,21.25), erklärt der Herr: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir fortdauern lassen meine Güte“ (V. 3).

„Das Volk der dem Schwert Entronnenen“ (diejenigen, die schwer bestraft worden sind) „hat Gnade gefunden“ (V. 2). Mit klar ausgerichteten Herzen werden sie auf ihren Grund und Boden zurückkehren, um ihn nie wieder zu verlassen: „Lasst uns nach Zion hinaufziehen zu dem HERRN, unserem Gott“ (V. 6).

Was für ein schönes Bild zeigen uns die Verse 8 und 9: „Ich sammle sie vom äußersten Ende der Erde… ich führe sie zu Wasserbächen auf einem ebenen Weg“. Hatte er ihnen nicht gesagt: „… von jetzt an rufst du mir zu: Mein Vater…“ (Jer 3,4)? So wird er es verwirklichen, wie wir es hier sehen: „Ich bin Israel zum Vater geworden“ (V. 9).

Die Güte und Liebe Gottes beschränkt sich nicht auf Israel. „Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, errettete er uns“ (Tit 3,4.5). Auch uns ist Gott „von fern erschienen“ (V. 3), indem er seinen einzigartigen Sohn vom Himmel her sandte. Die Güte Gottes zieht uns und leitet uns auch zur Buße (Röm 2,4). Sie vermittelt Gnade und Wahrheit. Wir sind aufgefordert zu „schmecken, dass der Herr gütig ist“ (1. Pet 2,3; Ps 34,9): das ist ein Aufruf an unser Herz. Und dann sollen wir in 1. Pet 3,13 dem nacheifern, der gütig ist: das ist ein Aufruf an unser Gewissen. Nur nachdem wir sie selbst erfahren haben, sind wir in der Lage etwas von dieser Güte anderen zu zeigen.

Die Freude der Befreiung

„Hört das Wort des HERRN, ihr Nationen, und meldet es auf den fernen Inseln und sprecht: Der Israel zerstreut hat, wird es wieder sammeln und es hüten wie ein Hirte seine Herde. Denn der HERR hat Jakob losgekauft und hat ihn erlöst aus der Hand dessen, der stärker war als er. Und sie werden kommen und jubeln auf der Höhe Zions und herbeiströmen zu den Gütern des HERRN: zum Korn und zum Most und zum Öl und zu den jungen Schafen und Rindern; und ihre Seele wird sein wie ein bewässerter Garten, und sie werden fortan nicht mehr verschmachten. Dann wird die Jungfrau sich freuen beim Reigen, und Jünglinge und Greise miteinander; und ich will ihre Trauer in Freude verwandeln und sie trösten und will sie erfreuen, indem ich sie von ihrem Kummer befreie. Und ich will die Seele der Priester laben mit Fett, und mein Volk wird sich an meinen Gütern sättigen, spricht der HERR“ (31,10–14).

Der HERR richtet eine Botschaft an die Nationen: „Der Israel zerstreut hat, wird es wieder sammeln und es hüten wie eine Hirte seine Herde“ (V. 10). Die Israel gemachten Verheißungen sind unabänderlich. Es wird das Haupt der Nationen sein. An diesem Tag, von dem der Prophet spricht, wird ein Triumphgesang erschallen. Ihre Trauer wird in Freude verwandelt werden (V. 13; Ps 30,12). Der Herr Jesus bestätigt diese Verheißung, als er anlässlich der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelt (Joh 2,7–10). Welche Freude nach ihrer Traurigkeit, welche Fülle werden sie besitzen!

Es wird Segnung und Nahrung für alle da sein und zu allererst für die Priester 3. In Israel werden unter der zukünftigen Herrschaft Christi, des Messias, die Priester wie damals eine Familie bilden, die für den Gottesdienst und zum Segen des Volkes abgesondert ist (Hes 44,15). In der Kirche, der christlichen Versammlung, ist jeder Gläubige Priester. Mögen wir es auf dem Herzen haben, deren Kennzeichen zu tragen und diesen Dienst auszuüben (Heb 13,15).

Frühere Zucht, Traurigkeit und Reue

„So spricht der HERR: Eine Stimme wird in Rama gehört, Wehklage, bitteres Weinen. Rahel beweint ihre Kinder; sie will sich nicht trösten lassen über ihre Kinder, weil sie nicht mehr sind. So spricht der HERR: Halte deine Stimme zurück vom Weinen und deine Augen von Tränen; denn es gibt Lohn für deine Arbeit, spricht der HERR, und sie werden aus dem Land des Feindes zurückkehren; und es gibt Hoffnung für dein Ende, spricht der HERR, und deine Kinder werden in ihr Gebiet zurückkehren.

Wohl habe ich Ephraim klagen hören: Du hast mich gezüchtigt, und ich bin gezüchtigt worden wie ein nicht ans Joch gewöhntes Kalb; bekehre mich, damit ich mich bekehre, denn du bist der HERR, mein Gott. Denn nach meiner Umkehr empfinde ich Reue, und nachdem ich zur Erkenntnis gebracht worden bin, schlage ich mich auf die Hüften. Ich schäme mich und bin auch zuschanden geworden, denn ich trage die Schmach meiner Jugend. – Ist mir Ephraim ein teurer Sohn oder ein Kind der Wonne? Denn sooft ich auch gegen ihn geredet habe, gedenke ich seiner doch immer wieder. Darum ist mein Innerstes um ihn erregt; ich will mich seiner gewiss erbarmen, spricht der HERR“ (31,15–20).

Das bedrängte Volk wird als „Rahel, die ihre Kinder beweint“ gesehen. Aber die darauffolgende Verheißung kündigt die Rückkehr aus der Gefangenschaft an: „Deine Kinder werden aus dem Land des Feindes … in ihr Gebiet zurückkehren“. Die Kinder Rahels weisen auf ganz Israel hin. Ephraim, der Sohn Josephs, repräsentiert die zehn Stämme und Benjamin die Juden (Juda und Benjamin). Die einen wie die anderen würden vorher schreckliche Verwüstungen durch ihre Feinde erleben. Der Kindermord zu Bethlehem, angeordnet durch Herodes kurze Zeit nach der Geburt Christi, ist dafür ein ergreifendes Beispiel. Deshalb wird V. 15 in Mt 2,18 zitiert. Die folgenden Verse sprechen von der Klage und Reue Ephraims. Der Geist Gottes hat die letztendliche Wiederaufrichtung der zehn Stämme in ihrem Land im Blick. Deren konkrete Art und Weise wird nicht beschrieben 4, sondern ihre moralische Entwicklung. „Nach meiner Umkehr empfinde ich Reue… ich schäme mich und bin auch zuschanden geworden“ (V. 19). Die Zucht war zu Umkehr nötig, welche ein vollständiger Gesinnungswechsel ist: derjenige, der vor Gott floh, wendet sich nun zu ihm. Darauf folgt die Reue: er erkennt seine Sünde an. Die göttliche Antwort ist dann voller Gnade: „Ist mir Ephraim ein teurer Sohn oder ein Kind der Wonne? … Ich will mich seiner gewiss erbarmen, spricht der HERR“ (V. 20).

Im Neuen Testament illustriert das Gleichnis vom verlorenen Sohn im Besonderen (Lk 15,11–25):

  • Den Weg der Rückkehr desjenigen, der unter der Last seines Elends kehrtmacht, zu seinem Vater zurückkommt und seine Sünde bekennt;
  • Die Liebe des Vaters, der seinen Sohn auf dem Weg der Rückkehr schon von weitem sieht, zu ihm läuft und mit Küssen bedeckt.

Wie könnte Gott besser seine Liebe zu jedem einzelnen derjenigen, die sich von ihm abgewandt haben, offenbaren und ihnen den Weg der Rückkehr zeigen?

Ich werde einen neuen Bund schließen

Die Ankündigung der Rückkehr

„Richte dir Wegweiser auf, setze dir Wegzeichen, richte dein Herz auf die Straße, auf den Weg, den du gegangen bist! Kehre um, Jungfrau Israel, kehre um zu diesen deinen Städten! Wie lange willst du dich hin und her wenden, du abtrünnige Tochter? Denn der HERR hat ein Neues geschaffen auf der Erde: Die Frau wird den Mann umgeben.

So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Dieses Wort wird man noch sprechen im Land Juda und in seinen Städten, wenn ich ihre Gefangenschaft wenden werde: Der HERR segne dich, du Wohnung der Gerechtigkeit, du heiliger Berg! Und Juda und alle seine Städte werden allesamt darin wohnen, Ackerbauern und die, die mit der Herde umherziehen. Denn ich habe die dürstende Seele reichlich getränkt und jede schmachtende Seele gesättigt.

Darüber erwachte ich und sah, und mein Schlaf war mir süß“ (31,21–26).

Während sein Volk noch verirrt ist, ruft Gott ihm mit drängender Liebe zu: „Kehre um, Jungfrau Israel, kehre um zu diesen deinen Städten!“ (V.21). Dieselbe zu Herzen gehende Geduld ruft im Hohelied (Hld 5,2) die Worte der Braut ihrem Geliebten gegenüber hervor. Seine Liebe ist durch den Undank und die Gleichgültigkeit der Braut nicht erkaltet. Er wendet sich zu ihr in Ausdrücken, die liebevoller sind als je zuvor: „Mache mir auf, meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine Vollkommene!“ Bisher hatte er sie niemals „meine Vollkommene“ genannt. Dieser Ausdruck herrlicher Gnade war für den Tag ihrer Entfremdung aufbewahrt worden.

Bevor Israel noch auf diesen Appell reagiert, wird ihm versichert: Der HERR wird eine neue Sache schaffen: „Die Frau wird den Mann umgeben“. Diese Verheißung betrifft Israel. Israel, schwach und im Stich gelassen, erhebt sich über jede menschliche Macht, die es unterjocht hatte. Ihm wird Kraft gegeben, um zu herrschen.

Die Ankündigung der Wiederherstellung der Gefangenen in den Städten Judas, die Jeremia als Vision während seines Schlafs bekam, ist für ihn ein großer Trost (V. 26).

Der neue Bund

„Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da ich das Haus Israel und das Haus Juda besäen werde mit Samen von Menschen und Samen von Vieh. Und es wird geschehen, wie ich über sie gewacht habe, um auszureißen und abzubrechen und niederzureißen und zu zerstören und zu verderben, so werde ich über sie wachen, um zu bauen und zu pflanzen, spricht der HERR. In jenen Tagen wird man nicht mehr sagen: Die Väter haben unreife Früchte gegessen, und die Zähne der Söhne sind stumpf geworden; sondern jeder wird für seine Ungerechtigkeit sterben: Jeder Mensch, der unreife Früchte isst, dessen Zähne sollen stumpf werden.

Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde; nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand fasste, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen, diesen meinen Bund, den sie gebrochen haben; und doch hatte ich mich mit ihnen vermählt, spricht der HERR. Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel schließen werde nach jenen Tagen, spricht der HERR: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein. Und sie werden nicht mehr jeder seinen Nächsten und jeder seinen Bruder lehren und sprechen: „Erkennt den HERRN!“, denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht der HERR. Denn ich werde ihre Schuld vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken“ (31,27–34).

Als der HERR Jeremia zu seinem Dienst berief, gab er ihm nicht allein den Auftrag „um auszureißen und abzubrechen und niederzureißen und zu zerstören und zu verderben“, sondern auch „um zu bauen und zu pflanzen“ (Jer 1,10). Beides muss sich gleichermaßen erfüllen. Die Söhne Israels verwendeten diesen Spruch: „Die Väter haben unreife Früchte gegessen und die Zähne der Söhne sind stumpf geworden“ (V. 29), um zu sagen, dass sie die Konsequenzen der Treulosigkeiten ihrer Väter tragen würden. Das war nur ein Teil der Wahrheit, denn sie hatten selbst gesündigt (Esra 9,7). Der HERR versichert, dass er nicht mehr mit ihren Sünden beschäftigt sein wird, denn zur Zeit der Wiederherstellung Israels wird er sich nicht mehr an sie erinnern. Aber unter der Herrschaft des Messias in Gerechtigkeit und Frieden wird das Gericht über die Aufständigen unmittelbar ausgeführt (Hes 18,1–4.20; Ps 101,8).

In Vers 26 hatten wir gelesen, dass Jeremia erwacht war; die ganze Botschaft war ihm in der Nacht gekommen und hatte ihm den Schlaf versüßt. Es war eine herrliche Botschaft, die ihn getröstet hatte: ein neuer Bund wird dem Haus Israel und dem Judas gewährt! Im Brief an die Hebräer wird dies voll und ganz bestätigt. Hier (V. 33) wird der neue Bund „mit“ Israel aufgerichtet. Im neuen Testament ist er „für“ oder „in Bezug auf“ Israel (Heb 8,10; 10,16). So lässt Gott wissen, dass er sich alleine einsetzt, ohne etwas von Menschen zu erwarten. So ist die vollständige Verwirklichung garantiert.

Der alte Bund ist der Bund des Gesetzes; der neue ist der der Gnade. Er ruht auf dem Sühnetod unseres Herrn Jesus Christus, wie wir es aus seinen eigenen Worten während des Abendmahls, das seiner Kreuzigung vorausging, lernen (Lk 22,20).

Ein weiterer bedeutender Unterschied ist: der vergangene Bund war auf Steintafeln geschrieben, der zukünftige Bund wird „auf ihr Herz“ geschrieben (2. Kor 3,3).

Dieser neue Bund besitzt drei Merkmale:

  • Gott wird ihnen ein neues Herz geben (Hes 36,26).
  • Er wird ihr Gott sein und sie werden sein Volk sein.
  • Er wird sich nicht mehr an ihre Sünde erinnern (V. 34).

In der Zwischenzeit werden die Nationen, die durch Geburt von den Verheißungen des Bundes ausgeschlossen waren, an allen Segnungen dieses neuen Bundes durch den Glauben an Christus teilhaben. Das Blut des neuen Bundes ist auch für uns vergossen worden (Mt 26,28). Der neue Bund wird mit Israel geschlossen werden und nicht mit der Kirche oder mit den Nationen. Nur der Wert des Blutes Christi, der dafür die Grundlage bildet, weitet sich jetzt auf alle, die glauben, aus und schließt so alle Nationen ein. Jedes seiner Merkmale besitzt eine aktuelle Segnung für uns:

  • Die neue Geburt (Joh3,3; Tit 3,5). Allein für Christus war das Gesetz „in sein Inneres“ geschrieben (V. 33; Ps 40,9), aber jetzt ist das Leben Christi in mir (2. Kor 4,10).
  • Ihr seid jetzt das Volk Gottes (1. Pet 2,10).
  • „Das bezeugt uns aber auch der Heilige Geist…: ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken“ (Heb 10,15.17).

Die Verheißung aus Vers 34 hat auch eine aktuelle Anwendung für uns: „Sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten“. Sie klingt wie ein Aufruf an unsere Familien.

Diese Nation wird vor meinem Angesicht sein alle Tage

„So spricht der HERR, der die Sonne gesetzt hat zum Licht bei Tag, die Ordnungen des Mondes und der Sterne zum Licht bei Nacht, der das Meer aufwühlt, und seine Wogen brausen, HERR der Heerscharen ist sein Name: Wenn diese Ordnungen vor meinem Angesicht weichen werden, spricht der HERR, so soll auch die Nachkommenschaft Israels aufhören, eine Nation zu sein vor meinem Angesicht alle Tage. So spricht der HERR: Wenn die Himmel oben gemessen und die Grundfesten der Erde unten erforscht werden können, so will ich auch alle Nachkommen Israels verwerfen wegen all dessen, was sie getan haben, spricht der HERR.

Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da diese Stadt dem HERRN gebaut werden wird vom Turm Hananel bis zum Ecktor. Und die Mess-Schnur wird weiter fortlaufen geradeaus über den Hügel Gareb und sich nach Goa wenden. Und das ganze Tal der Leichen und der Asche und alle Felder bis zum Bach Kidron, bis zur Ecke des Rosstores im Osten, wird dem HERRN heilig sein; es soll nicht ausgerottet und nicht zerstört werden in Ewigkeit“ (31,35–40).

Diese Verse bestätigen uns, dass Gott Israel als sein erwähltes Volk nicht endgültig verworfen hat. Das Gegenteil zu behaupten wäre widersinnig. Der Herr sagt: Wenn Menschen jemals die Himmel oben vermessen und die Grundfesten der Erde unten erforschen könnten, „so will ich auch alle Nachkommen Israels verwerfen wegen all dessen, was sie getan haben“ (V. 37). Die Verheißungen, die Gott gemacht hat, können nicht aufgehoben werden.

Die Verse 38 bis 40 werden sich bald in dem Land Israel selbst erfüllen (Jes 32,13–18; Joel 4,17; Sach 14,20.21). Aber zuvor muss Christus wiederkommen, um diejenigen, die an ihn geglaubt haben, in den Himmel zu entrücken, danach um die Nationen auf der Erde zu richten, und schließlich sein Volk mit Frieden zu segnen (Ps 29,11).

Fußnoten

  • 1 Die Zitate sind folgende: Vers 15 in Mt 2,18; Vers 31–34 in Heb 8,8-12; Vers 33 und 34 in Heb 10,16.17
  • 2 Alle Stämme Israels: die zehn Stämme, die schon seit langen weggeführt und zerstreut worden waren durch den König von Assyrien, sowie die Stämme Juda und Benjamin, die das Königtum Juda darstellen, deren Wegführung durch Nebukadnezar unmittelbar bevorsteht.
  • 3 „Ich will die Seele der Priester mit Fett laben“ (V. 14). Das Fett ist im Allgemeinen das Bild von reichhaltiger Nahrung (1. Mo 45,18; Jes 55,2). Außerdem machte es den besten Teil der Opfer, die unter dem Gesetz dargebracht wurden, aus, der vollständig für Gott war (3. Mo 3,3.16.17). Es stellt uns dort im Bild die inneren Vollkommenheiten Christi vor, an denen Gott seine Wonne findet.
  • 4 Andere prophetische Abschnitte lassen uns wissen, in welcher Weise sich diese Rückkehr vollziehen wird. Die Juden, hervorgegangen aus den Stämmen Juda und Benjamin, werden in ihr Land in einem Zustand des Unglaubens zurückkehren; sie werden den Antichristen als König annehmen und die große Drangsalszeit durchmachen. Eine große Menge wird umkommen; diejenigen, die es ablehnen sich dem Antichristen zu unterwerfen, werden verfolgt werden. Aber die letztendliche Befreiung wird ihnen verschafft werden durch die herrliche Erscheinung Jesu Christi (Jes 26,19-21; Sach 14,3-5; Mt 24,29.30). Die zehn Stämme, zerstreut seit ihrer Wegführung durch den König von Assyrien, deren Spuren verloren gegangen zu sein scheinen, werden im Land Israel zusammengeführt werden nach der herrlichen Wiederkunft Christi. Sie werden Betrübnis und eine große Herzensübung erfahren auf ihrer Rückkehr (Jes 27,12.13; Sach 10,7-12; Ps 73,24).
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