Die Psalmen
Eine Auslegung für die Praxis
Psalm 98
In Vers 1 finden die Wunder des HERRN Erwähnung, weil nur durch die Offenbarung der wunderbaren Macht Gottes der verderbte Zustand dieser Welt beseitigt und durch uneingeschränkt Gutes ersetzt werden kann; und gerade dieses ist nach dem Ratschluss Gottes für die Zukunft der Welt vorgesehen. Die Errichtung Seines Reiches auf der Erde wird notwendigerweise durch vielfältige Wunder gekennzeichnet sein. Nicht nur die äußeren Umstände, sondern auch die innere Einstellung von Menschen werden auf wunderbare Weise neugeschaffen werden. Davon sprechen bereits die Prophezeiungen der vorhergehenden Psalmen. Gottes Macht und Güte werden der ganzen Erde eine Rettung verschaffen, die viele einsichtige Menschen dazu bringen wird, Ihn zu ehren und Ihm Lob zu singen. Die in moralischer und materieller Hinsicht erneuerten Lebensumstände und die in vollkommener Weise hergestellte Beziehung von Menschen zu Ihm schaffen eine bisher nicht gekannte Fülle von Anlässen, dem HERRN ein neues Lied zu singen. Nun wissen die Menschen aus eigener Anschauung, was das Heil Gottes zum Wohl der Menschen bedeutet, und preisen Ihn dafür. Es ist dann offenkundig, dass das Heil aus den Juden ist und dass der Urheber des Heils Jesus Christus ist, der ewige Sohn Gottes. Für Sein mächtiges Wirken gebührt Ihm der Dank aller, die sich fortan des Heils erfreuen (Vers 1; Ps 33,2.3; 96,1; 149,1; Jes 40,3–5; 42,10–14; Lk 2,30; 3,6).
Jesus Christus ist es, der die göttlichen Beschlüsse ausführt. Darum wird Er in Vers 1b Gottes „Rechte und sein heiliger Arm“ genannt. Durch Sein Wirken werden die Verheißungen der Heiligen Schrift zur Wirklichkeit (2. Kor 1,20). Darum wird Er in verschiedenen Kapiteln des Propheten Jesaja wiederholt als der Arm Gottes bezeichnet. In Seinen Taten offenbart sich, dass Er Gott Selbst, der Herr, HERR (oder Jahwe) ist. In Seiner Person tritt Gott Selbst wirkend hervor. Dieser ‚Arm' kommt in göttlicher Kraft und Majestät und übt die Herrschaft über alles Geschaffene aus (Jes 40,10; vgl. 2. Mo 15,6.11–13; Ps 44,4; 89,14; Jes 52,9f; 59,16ff; 63,5.12; Apg 13,17). Er hat die Weisheit und die Macht, die Sache Gottes zum Sieg zu führen. Indem Er die Absichten Gottes zum Ziel bringt, sind die Hand und der Arm Gottes für jedermann sichtlich in Tätigkeit. Wie Er bei Seinem ersten Kommen auf diese Erde in Übereinstimmung mit Gott, dem Vater, geredet und gewirkt hat, genauso wird Er, nachdem Er in der Zukunft auf diese Erde zurückgekehrt ist, mit göttlicher Majestät den Willen Gottes in allen Einzelheiten zur Durchführung bringen und auf diese Weise die Herrlichkeit Gottes offenbaren.
Nur durch Jesus Christus können Menschen errettet werden. Das erfährt und bekennt jeder wahre Christ schon jetzt. Was aber bisher noch eine Sache des Glaubens ist, wird nach dem zweiten Kommen Christi allen Menschen sichtbar vor Augen stehen. Dann ist Er der Erretter nicht mehr nur von wenigen Einzelnen, sondern der großen Menge der Menschen, die bereit sind, sich Ihm zu unterwerfen (Verse 2 und 3; Jes 52,10; 56,1). „Und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen“ (Lk 3,6). Die umfassende Errettung wird die göttliche Heiligkeit keineswegs außer Acht lassen, denn Sünden können nicht übergangen werden. Den Gläubigen der Christenheit ist Christus jetzt schon zur Gerechtigkeit geworden. Durch Glauben an den Herrn Jesus ist der Christ gerechtfertigt. In dem zukünftigen Reich Gottes auf der Erde liegt das Gericht Gottes über die Sünde in der Hand Christi, des Sohnes Gottes. Von Ihm allein hängt auch die Rettung vor dem göttlichen Strafgericht ab. Er spricht das Urteil in jeder Sache des Gerichts und der Gerechtigkeit, und Er wird das Recht zum Sieg führen. Mit der Ausweitung des Heils auf die ganze Erde ist die weltweite Aufrichtung des Rechts und die Durchsetzung göttlicher Gerechtigkeit untrennbar verbunden (Vers 9; Ps 9,9; 45,5–8; 89,15; 96,13; Jes 61,2f.8–11; 63,1ff; Heb 1,8f).
Nicht zuletzt offenbart sich Seine Gerechtigkeit dadurch, dass Er als Bundesgott und Messias den Gläubigen aus Israel die Treue hält: „Er hat seiner Güte und seiner Treue dem Haus Israel gedacht“ (Vers 3; Jes 54,7–10; Jer 14,21; Lk 1,54.68–75). Durch Sein noch zukünftiges Eintreten für die Gläubigen aus Israel werden die Prophezeiungen der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes bestätigt (Röm 15,8). Die ganze Welt wird durch Seine Fürsorge und durch die Segnungen des Volkes der Juden davon überzeugt werden, dass Israels Heil die Folge Seiner Liebe zu ihnen ist. Deshalb hat Israel mehr Anlass, die Wundertaten Gottes und Seine Güte und Treue zu rühmen als alle anderen Völker der Erde. Bemerkenswert ist, dass Jesus Christus die großen Aufgaben der Erneuerung und Umwandlung persönlich durchführt. Sein Arm, Seine Macht und Weisheit sind die alles übertreffenden Mittel dazu, denn Er ist Gott von Ewigkeit, und Ihm steht alles zu Gebote (Mt 28,18). Dies wurde schon offenbar, als Er vor langer Zeit Israel durch das Rote Meer führte und die sie verfolgenden Feinde vernichtete. Der Arm des HERRN erweist sich immer als allmächtig.
Die erneuerte Erde der Zukunft hat alle Ursache, dem HERRN Israels, dem Messias, dankbar zu sein. Sie jauchzen Ihm zu, singen Ihm Psalmen und unterstützen dies mit Instrumenten. Er ist dann König und HERR der ganzen Erdbevölkerung, und mit Dank unterwerfen sie sich Ihm (Verse 4 bis 6; Ps 66,1; 89,16f; 150,2–6). Sie nutzen alle Möglichkeiten, um Ihm ihre Verehrung zu beweisen. Herz und Geist sind gestimmt, Ihm Lob darzubringen; dies werden sie nachhaltig und mit allem Eifer tun (Jes 66,23). Gott geht es nicht um allerlei Beiwerk, weihevolle Formen und Reden, sondern um freudige, willige Anbetung in Aufrichtigkeit und Wahrheit. Die Verse 7 und 8 lassen erkennen, dass im Reich Gottes auf der Erde neben den Menschen auch die übrige Schöpfung auf ihre eigene Weise in Sein Lob einstimmt. Ihre Stimmen sind äußerst vielgestaltig, ihr Wesen sehr unterschiedlich. Doch sie ergänzen sich harmonisch im gemeinsamen Lob des Namens Gottes. Sie alle beteiligen sich dann an Seiner Verehrung (Ps 65,13f). Das Seufzen der Schöpfung infolge des Wirkens Satans und der Sünde ist für immer zu Ende gekommen, und die Voraussage der Heiligen Schrift ist erfüllt, „dass auch die Schöpfung selbst freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbens zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21; Jes 35,1.2; 44,23; 55,12.13). Feindseligkeit und Kriege erschüttern die Welt dann nicht mehr. Die Herrschaft des Bösen, die mittels Gewalt und Unmoral regiert, sowie das Unwesen gottloser, dem Bösen dienender Systeme haben für immer ihr Ende gefunden. Das Reich Christi auf der Erde wird ein heiliges Reich sein, in dem alle Ihm huldigen und gehorchen und alle Dinge zur Ehre Gottes beitragen. Durch Seine Gerechtigkeit und Macht ist fortdauernder Frieden gesichert.