Die Psalmen
Eine Auslegung für die Praxis
Psalm 53
Dieser Psalm gleicht weitgehend dem vierzehnten Psalm. Indessen unterscheiden sie sich auffällig bei der Namensnennung Gottes. An den Stellen, wo in Psalm 53 von Gott (Elohim) die Rede ist, wird in Psalm 14 dafür der Ausdruck HERR (oder: Jahwe; Jehova) verwendet.,HERR' ist der Name des Bundesgottes Israels. Dieser Sachverhalt beruht auf der Tatsache, dass im 1. Buch der Psalmen der gläubige Überrest noch innerhalb des Landes gesehen wird, aber im 2. Buch außerhalb, und dass deswegen „Gott“ – nicht „HERR“ – nun der entsprechende Name ist, denn es besteht nicht mehr die enge Beziehung zu „Israel“ wie vorher im Land. Beide Psalmen erwähnen im letzten Vers sowohl Zion als auch Israel und Jakob. Dabei ist zu beachten, dass die Aussage über die Stadt und das Volk Israel zugleich für alle Völker der Erde sehr bedeutungsvoll ist, denn von Zion und Israel geht die Rettung für Glaubende aus allen Nationen aus. Wenn der Herr Jesus in der Zukunft zum zweiten Mal auf diese Erde herabkommt, wird Er wieder als Retter kommen, sowohl für die Gläubigen Israels als auch für Menschen aus anderen Völkern, die sich Ihm unterwerfen. Im Übrigen passt die Wiederholung des vierzehnten Psalms gut zu den benachbarten Psalm 52 und 54, weil der 53. Psalm gleich seinen Nachbarpsalmen vom Überhandnehmen des Bösen, von der Ausbreitung der Gottlosigkeit und von Frevel und Feindseligkeit gegenüber dem Volk Gottes redet. Abschließend werden die von Gott abgefallenen Verderbten vor dem Gericht Gottes gewarnt, das sie mit Sicherheit treffen wird, während Sein Volk gerettet werden wird. Die früheren Ausführungen über den 14. Psalm gelten auch für den vorliegenden 53. Psalm.
Der Psalm stellt fest, dass sich das ganze Menschengeschlecht hoffnungslos verderbt hat. Dieses weltweite Überhandnehmen des Bösen und die Tatsache, dass niemand mehr Gutes tut (Vers 2 und 4), wird der Anlass zu einer veränderten Vorgehensweise der Regierung Gottes über diese Welt werden. Bis dahin hat Er Sich zurechtweisend mit einzelnen Menschen und mit bestimmten Völkern befasst. Dabei hat Er den Betroffenen Gelegenheit zur Umkehr gegeben. Üble Zustände unterwarf Er Seinem Strafgericht. Im Unterschied dazu werden in der kommenden Endzeit weitreichende, überaus folgenschwere Gerichtsschläge hereinbrechen, die in dem Buch der Offenbarung beschrieben sind. Sie werden die ganze Erde erfassen. Daraufhin wird Er Seinen Sohn, Jesus Christus, vom Himmel senden, damit Er dann als Israels Messias die Regentschaft über die ganze Erde übernimmt und hier Sein Reich gründet. Doch schon jetzt leugnen sehr Viele das Dasein Gottes. Sie erkennen Ihn nicht als Schöpfer an und streiten ab, Ihm in irgendeiner Weise verantwortlich zu sein. Sein heiliges Wort wird als Menschenwerk bezeichnet. Seiner Gnade und Güte bedarf man weithin nicht mehr. Man will nicht eingestehen, von Seiner Güte und von Ihm als Schöpfer abhängig zu sein; man hat Gott mehr oder weniger aus dem Auge verloren (Vers 5).
Die Unkenntnis über Gott und Seine Absichten betreffs dieser Schöpfung, und als Folge davon auch die Unwissenheit über den Sinn des menschlichen Lebens, breiten sich heutzutage zusehends weiter aus. Dies hat dazu geführt, dass die meisten Menschen der Gottesfurcht verständnislos oder mit Verachtung gegenüberstehen. Bestimmte Ideologien und ihre heillosen Lehren wenden sich vom Grunde her gegen eine Anerkennung Gottes. Infolgedessen nimmt die Ausbreitung der Sünde und der Gewalttaten immerfort zu. Diese Entwicklung wird die Menschen in der Zukunft vermehrt in Schrecken versetzen (Vers 6). Am Ende wird es keine ausreichenden Mittel mehr geben, die den Fortbestand der Ordnungen sicherstellen können. Moralische Gleichgültigkeit und bodenlose Verworfenheit werden die Folge sein. Vor langer Zeit wurde bereits treffend bemerkt: „Sie haben ein Herz in sich, das Gott töten könnte, wenn es die Gelegenheit dazu bekommen würde“ (R. M. MacCheyne 1843). In allen Weltteilen besteht dann der Großteil der Bevölkerung aus Gottesleugnern, die in eine hoffnungslose Verderbnis versunken sind. Die Zeit des Christentums hat dann bereits ihr Ende gefunden.
Eine Ausnahme von der Verderbtheit werden die im Volk Israel bilden, die an Gott glauben und den Messias erwarten. Zu ihrer Rettung wird Jesus Christus als ihr Messias erneut auf diese Erde herabkommen und sie aus ihrer schlimmen Lage in die Freiheit führen (Vers 7; Jes 41,8–17; 46,8–13; Jer 29,12–14; 30,3; 31,23–25; Amos 9,14). Sein Erscheinen wird unendliche Freude unter ihnen auslösen. Die wachsende Angst der Gottesfürchtigen angesichts des unaufhaltsamen Vordringens der Macht des Bösen ist verständlich. Aber je rascher die Verderbtheit ihrem Gipfelpunkt zustrebt, desto eher wird sie das alles umfassende richterliche Handeln der Weltregierung Gottes auslösen. Mit Bestimmtheit und unaufhaltsam naht der Zeitpunkt Seines Eingreifens. Die gläubigen Juden in kommender schwerer Zeit werden den ihnen geltenden Verheißungen der Heiligen Schrift völlig vertrauen. Sie wissen, dass ihr Messias die Wende zu ihren Gunsten und zum Wohl aller anderen Überlebenden herbeiführen wird (Mt 24,29–31). Dann sind „aus Zion die Rettungen Israels da“ (Vers 7).