Der Brief an die Römer
3. Der Lebenswandel der Gläubigen in dieser Welt (Kapitel 13)
3. Der Lebenswandel der Gläubigen in dieser Welt (Kapitel 13)
Die Ermahnungen in Kapitel 12 behandeln den Lebenswandel, der für einen Gläubigen in Verbindung mit dem christlichen Bereich angemessen ist. Die Ermahnungen von Kapitel 13 belehren uns darüber, mit welcher Gesinnung und durch welchen Lebenswandel der Christ sich im Blick auf die Welt, in der er lebt, auszeichnen soll.
- Zunächst werden wir ermahnt, was unsere Gesinnung denen gegenüber betrifft, die in dieser Welt mit Autorität bekleidet worden sind (Verse 1–7).
- Dann spricht der Apostel von der Gesinnung, die wir im Blick auf alle Menschen zeigen sollen (Verse 8–10).
- Schließlich stellt uns der Apostel den praktischen Lebenswandel vor, der für Kinder des Lichts inmitten einer Welt der Finsternis angemessen ist (Verse 11–14).
Die Gesinnung des Christen im Blick auf Regierungen (Verse 1–7)
„Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit, außer von Gott, diejenigen aber, die bestehen, sind von Gott eingesetzt.“ (Vers 1)
Wir sind schon ermahnt worden, der Welt nicht gleichförmig zu sein, denn sie ist durch Begierden und Stolz geprägt. Stattdessen sollten wir durch die Erneuerung des Geistes einen Charakter offenbaren, der vollständig im Kontrast zu dem Menschen dieser Welt ist. Dennoch sollte der Christ anerkennen, dass die Regierung in der Welt von Gott eingesetzt worden ist. Diese Regierung wurde nach der Flut eingerichtet, als Noah ausdrücklich gesagt wurde: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden“ (
Es ist wichtig, dass wir die Tragweite dieser Schriftstelle erfassen. Sie zeigt, dass die Autorität zu regieren direkt von Gott gegeben worden ist. Das heißt nicht, dass jedes Individuum, das Autorität ausübt, von Gott ist, oder dass die Art und Weise, in der ein einzelner Regent Autorität verwirklicht, von Gott ist. Solche, die Autorität üben, können durch und durch böse Menschen sein. Oft ist es so. Sie können die Macht für ihre eigenen Ziele missbrauchen. Die Tatsache aber bleibt bestehen, dass die Autorität, die sie ausüben, von Gott eingesetzt worden ist.
Wenn wir anerkennen, dass die Autorität zu regieren eine Anordnung Gottes ist, kann es nur einen richtigen Weg des Gläubigen geben, damit umzugehen: Er unterwirft sich denen, die in Autorität sind.
Als Fremdlinge und Pilger gehen die Gläubigen durch diese Welt hindurch. Da sie diesen Charakter tragen, ist es vollkommen unpassend, sich in Regierungsgeschäfte einzumischen. Die Erlösten sind aus dieser Welt herausgerufen worden. Sie haben nicht den Auftrag, die Welt, die Christus hinausgeworfen hat, zu verbessern. Es ist auch kein Teil ihrer Aufgabe, sich der Regierung zu widersetzen. Sie haben auch nicht den Auftrag, an Wahlen teilzunehmen oder dabei zu helfen, das zu wählen, was eine bessere Form der Regierung wäre. Ihre einzige Angelegenheit in dieser Hinsicht ist es, sich der Regierung zu unterwerfen.
Die Regierung – Gottes Dienerin (Verse 2–4)
„Wer sich daher der Obrigkeit widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes; die aber widerstehen, werden ein Urteil über sich bringen. Denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk, sondern für das böse. Willst du dich aber vor der Obrigkeit nicht fürchten? So übe das Gute aus, und du wirst Lob von ihr haben; denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten. Wenn du aber Böses verübst, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der das Böse tut.“ (Verse 2–4)
Wer sich irgendeinem einzelnen Regenten widersetzt, widersteht der Autorität, die von Gott eingesetzt worden ist. Dem aber entgegenzutreten, was von Gott ist, führt dazu, dass man sich selbst verurteilt und unter das Urteil Gottes kommt.
Gott hat Menschen Autorität gegeben, damit sie das Böse zurückhalten und das Gute unterstützen. Daher sind diejenigen, die Autorität besitzen, nicht ein Schrecken für das „Gutes tun“, sondern für das Böse. Daher sollten wir Autoritäten fürchten und vom Bösen abstehen. Unabhängig davon, ob sich die Person, die mit Autorität bekleidet ist, dessen bewusst ist oder nicht: Sie ist Gottes Dienerin, um denjenigen zu verurteilen, der Böses tut. Leider ist es wahr, dass Menschen oft die Regierungsgewalt für ihre eigenen Ziele missbrauchen. Dennoch wird man feststellen, dass durch die Barmherzigkeit Gottes im Allgemeinen selbst die schlimmsten Regierungen versuchen, das Böse zurückzuhalten.
Sich der Regierung unterordnen (Verse 5–7)
„Darum ist es notwendig, untertan zu sein, nicht allein der Strafe wegen, sondern auch des Gewissens wegen. Denn deswegen entrichtet ihr auch Steuern; denn es sind Gottes Beamte, die eben hierzu unablässig tätig sind. Gebt allen, was ihnen gebührt: die Steuer, dem die Steuer, den Zoll, dem der Zoll, die Furcht, dem die Furcht, die Ehre, dem die Ehre gebührt“ (Verse 5–7)
Wir kennen Gottes Gedanken, wie sich der Christ im Blick auf die Welt verhalten soll. Daher ist es notwendig, sich der Regierung unterzuordnen. Das aber sollen wir nicht nur tun, um der Strafe für Böses tun zu entgehen, sondern um ein gutes Gewissen Gott gegenüber zu bewahren. Wer Gottes Wort gehorcht und in Unterordnung sein Leben führt, wird auch anerkennen, dass derjenige, der Autorität besitzt, Gottes Beamter ist zum Guten des Gläubigen. Zugleich ist er Gottes Beamter, um das Böse zu rächen und so mit diesem zu handeln.
Diejenigen, die in Autorität stehen, sind Gottes Beamte und sollen seine Regierung ausführen. Daher haben wir den Auftrag, ihnen Steuern zu bezahlen, wenn diese von uns verlangt werden. Ebenso sollen wir den Zoll dem geben, dem er zusteht. Auch sollen wir Furcht und Ehre denen gegenüber haben, denen es zusteht.
Wir haben nicht den Auftrag, Fragen zu stellen, ob die Höhe der Steuer angemessen ist. Auch das Verwenden der Steuer und des Zolls ist nicht Teil unserer Verantwortung. Andere Schriftstellen zeigen, dass nur dann, wenn die Regierung vom Gläubigen verlangt, in klarem Gegensatz zu dem Wort Gottes zu handeln, der Gläubige Gott mehr gehorchen muss als Menschen. Aber selbst wenn dieser Fall eintritt, wird der Gläubige das mit Leiden tun und nicht in einer Haltung des Widerstands.
Der Lebenswandel des Gläubigen in Beziehung zu allen Menschen (Verse 8–10)
„Seid niemand irgendetwas schuldig, als nur einander zu lieben; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn das: ‚Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren', und wenn es irgendein anderes Gebot gibt, ist in diesem Wort zusammengefasst: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.' Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe die Summe des Gesetzes.“ (Verse 8–10)
In diesen Versen werden wir als Gläubige ermahnt im Blick auf das richtige Verhalten gegenüber allen Menschen, seien sie gläubig oder ungläubig. Wenn es um unser Betragen allen gegenüber geht, führt der Apostel das Gesetz an und nicht den höheren Standard wahren Christentums.
Wir sollten keinem Menschen etwas schuldig sein als nur, ihn zu lieben. Indem wir Liebe zeigen, erfüllen wir das Gesetz, denn das gesamte Gesetz ist in dem Wort einbegriffen: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Sie wird nicht töten, stehlen und verleumden. Es ist wahr, dass unabhängig davon, ob Liebe in einem Menschen vorhanden ist, er vom Morden und Stehlen zurückschreckt, weil er die Konsequenzen seines Handelns fürchtet. Man kann jedoch ganz schnell dazu kommen, falsches Zeugnis gegenüber dem Bruder abzulegen.1 Nur Liebe wird uns davor bewahren, falsches Zeugnis gegen unseren Bruder abzulegen.
Wenn wir keine Liebe haben, können wir gegen unseren Bruder etwas wieder hervorholen, von dem wir wissen, dass er das längst bekannt und gerichtet hat. So können wir durch ein schnelles, böses Wort sein Ansehen zerstören. Im christlichen Bereich sollte niemand gelästert oder beleidigt werden. „Liebe tut dem Nächsten nichts Böses“, was dagegen das Kennzeichen von Bosheit ist. Wer seinem Herzen erlaubt, diese Bosheit zu entwickeln, wird nicht einmal die Mindestanforderung Gottes an das Volk Israel erfüllen, wie sie im Gesetz verankert worden ist. Ganz zu schweigen von dem höheren Standard des Christentums, den man dann erst recht nicht erfüllt.
Der Lebenswandel der Kinder des Lichts in einer Welt der Finsternis (Verse 11–14)
„Und dieses noch, da wir die Zeit erkennen, dass die Stunde schon da ist, dass wir aus dem Schlaf aufwachen sollen; denn jetzt ist unsere Errettung näher als damals, als wir gläubig wurden.“ (Vers 11)
Gläubige sollen sich daran erinnern, dass sie sich Autoritäten unterordnen sollen. Denn sie wissen, dass die existierenden Autoritäten von Gott sind (Vers 1). Wir sollen auch gegenüber allen Menschen in gerechter Weise handeln (Verse 8–10). Das heißt aber nicht, dass wir eine falsche Vorstellung von dieser Welt haben. Sie ist in der Finsternis und unwissend über Gott. Als Gläubige sind wir aus der Finsternis erlöst und in das Licht der Erkenntnis Gottes gebracht worden. Daher sollen wir auch in Übereinstimmung mit dem Licht leben.
Der Apostel spricht den Gläubigen an als jemand, der „die Zeit erkennt“. Die Welt mag voll von Befürchtungen sein. Die Herzen der Menschen versagen durch Furcht und weil sie auf die Dinge sehen, die auf dieser Erde über sie kommen. Das alles beweist nur, dass die Welt die Zeit nicht erkennen kann. Wir dagegen wissen, dass all dieses Durcheinander und die Unruhe in der Welt nur umso deutlicher zeigt, dass der Tag der Herrlichkeit nicht weit entfernt sein kann. Wir sind zur Herrlichkeit berufen worden. „Wir rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“ „In Hoffnung sind wir gerettet worden“ (
Nacht – Tag und Werke der Finsternis – Waffen des Lichts (Vers 12)
„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. Lasst uns nun die Werke der Finsternis ablegen, die Waffen des Lichts aber anziehen.“ (Vers 12)
„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.“ Als Christus in dieser Welt lebte, konnte Er sagen: „Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt“ (
Dennoch liebten die Menschen die Finsternis mehr als das Licht. Sie liebten die Sünden, die in der Gegenwart des Lichtes ihre Gewissen quälten. Da sie in der Gegenwart des Lichts nicht in der Lage waren, ihre Sünden weiter zu betreiben und die Begierden zu befriedigen, haben sie das Licht aus der Welt hinausgeworfen. Nun ist Christus nicht mehr in der Welt, und seine Abwesenheit lässt die Welt in der Finsternis zurück. Da sie das Licht seiner Gegenwart nicht aushalten konnten, müssen sie nun Kriege, Mangel, Leiden und Not aushalten, die das Ergebnis von Sünde sind. Das alles prägt die heutige Nacht seiner Abwesenheit.
Aber der Tag ist nahe. Das ist der Tag, wenn der Herr zurückkehren wird in Herrlichkeit, um über diese Erde zu regieren. Dann wird alles Böse unter seine Füße gestellt und die Macht Satans bezwungen werden. An diesem Tag „werden die Befreiten des Herrn zurückkehren und nach Zion kommen mit Jubel, und ewige Freude wird über ihrem Haupt sein; sie werden Wonne und Freude erlangen, und Kummer und Seufzen werden entfliehen“ (
Im Blick auf diesen Tag, diesen herrlichen Tag, gibt uns der Apostel vier Ermahnungen:
1. „Lasst uns nun die Werke der Finsternis ablegen!“ Alle Werke, die den Menschen kennzeichnen, der in der Unwissenheit Gottes lebt, sollen zur Seite gelegt werden. In einem anderen Brief beschreibt der Apostel diejenigen, die in der Finsternis leben, als solche, die „mancherlei Begierden und Vergnügungen dienten, unser Leben in Bosheit und Neid führten, verhasst und einander hassend“ (
2. Der Apostel fügt hinzu: „Lasst uns aber die Waffen des Lichts anziehen!“ Alles, was den kommenden Tag prägen wird, wenn Christus regiert, soll der Gläubige als beschützende Rüstung gegen die Finsternis anziehen:
- Unterwerfung und Gehorsam gegenüber dem Herrn (Verse 1–7)
- Gerechtigkeit, die keinem Menschen etwas schuldig bleibt (Vers 8)
- Liebe, die dem Nachbarn nichts Böses tut (Vers 10)
Den Herrn Jesus Christus anziehen (Verse 13.14)
„Lasst uns anständig wandeln wie am Tag; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzuchthandlungen und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid; sondern zieht den Herrn Jesus Christus an, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden.“ (Verse 13.14)
3. „Lasst uns anständig wandeln wie am Tag!“ Geistlicherweise ist der heutige Tag „Nacht“. Die Welt, die sich in der Finsternis befindet, mag sich Schwelgereien und Trinkgelagen hingegeben. Sie liegt in Streit und Neid. Aber der Christ soll an diesen Dingen keinen Anteil haben. Das sollte bei uns zu tiefen inneren Übungen führen, denn wir können uns leicht von schlimmerem Bösen fernhalten, wie das durch Trunkenheit und Ausschweifungen ausgedrückt wird, und doch Streit und Neid in unserem Leben zulassen. Haben wir nicht oft erlaubt, in Streitigkeiten hineingezogen zu werden? Wie oft haben wir dem Neid erlaubt, in unserem Leben Fuß zu fassen? Jakobus warnt uns ausdrücklich vor „bitterem Neid und Streitsucht in euren Herzen“. Wenn das in unseren Herzen aufkommt, ist es die Wurzel für jede Art von Unordnung und Streit inmitten des Volkes Gottes (vgl.
4. Schließlich werden wir ermahnt: „Zieht den Herrn Jesus Christus an und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden“. Wir sollten nicht nur mit den Dingen der Finsternis abgeschlossen haben, auch den Charakter Christi angezogen haben. So sollten wir uns mit der Schönheit des Einen beschäftigen, der kommt, um zu regieren. Es soll deutlich werden, dass wir in Unterordnung unter unseren Herrn unser Leben führen und durch die Gnade Jesu Christi geprägt sind. So werden wir während der Nacht seiner Abwesenheit Zeugen von dem Einen, der den Tag einführen wird. Anstatt dem Fleisch Raum zu geben und unsere Begierden zu befriedigen, sollten wir an den Herrn Jesus denken und in seiner Schönheit leuchten.
„Herr Jesus! Deine Herrlichkeit und Schönheit haben unsere Herzen schon hier gefangen genommen. Lass daher die Kleider, die zu Dir passen, die einzigen Kleider sein, die wir tragen!“
Fußnoten
- 1 In einigen Manuskripten steht dieser Teilsatz: „Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen“ vor: „Du sollst nichts begehren“.