Das Buch der Offenbarung
Kapitel 2
In diesem Kapitel und in dem nachfolgenden finden wir eine bestimmte Botschaft an jede einzelne der genannten Versammlungen, aber an die Heiligen Gottes, die ein Ohr haben zu hören, ergeht eine Stimme, auf welche zu hören für alle Zeiten von Nutzen ist. Es ist wichtig zu beachten, dass wir hier das haben, was der Geist „den Versammlungen“ sagt, und nicht nur einer bestimmten Versammlung, obwohl Einzelheiten genannt sind, die ihre besondere Anwendung auf bestimmte Versammlungen in jener Zeit haben; aber auch in diesen Botschaften ist ein zutreffendes Wort für die Heiligen aller Zeiten. Es handelt sich in erster Linie um das, was jede einzelne Versammlung betraf, aber wie wir später sehen werden, waren diese Versammlungen von Gott ausgewählt, und verschiedene Charakterzüge sind in einer Weise gezeichnet, dass darin die Geschichte der Kirche auf Erden ungefähr vom Jahre 96 nach Christo, in welchem Johannes schrieb, bis zum Ende ihrer Geschichte auf der Erde ihre Darstellung findet. Wir haben etwas ähnliches in bezug auf die Worte der Propheten im Alten Testament. Wir finden oft eine direkte Botschaft Gottes in bezug auf den Zustand des Volkes zu jener Zeit und eine nahe Erfüllung der Worte der Propheten, aber diese wurden, oft unter Hinzufügung von Einzelheiten, in einer Weise ausgesprochen, dass ihre Erfüllung nur in späteren Tagen möglich ist, und zwar nach der Geschichte der Kirche auf Erden. So finden wir es auch in der Offenbarung. Manche Dinge kennzeichneten die einzelnen Versammlungen, aber sie sind in einer Weise aufgezeichnet, dass sie ihre Anwendung auf die ganze Kirche im allgemeinen haben, und zwar in den verschiedenen auf einander folgenden Zeitabschnitten. Wir werden dies sehen, wenn wir die verschiedenen Botschaften in diesen beiden Kapiteln betrachten. In Ephesus sehen wir den allgemeinen Zustand der Versammlungen ungefähr um das Jahr 96 n. Chr., dem Jahre, in welchem Johannes schrieb. Smyrna ist die Periode der großen römischheidnischen Verfolgung, die ungefähr bis 315 n. Chr. währte. Pergamus zeigt die Kirche, die in der Welt wohnte, wo der Thron Satans war, nach der äußeren Bekehrung des großen Kaisers Konstantin, ungefähr von 316 bis 500 n. Chr. Thyatira stellt das Papsttum dar, das sich aus dem Zustand von Pergamus entwickelte, in welchem wir die Lehre Balaams (Weltlichkeit) und der Nikolaiten (priesterliche Anmaßung) finden. Ebenso, wie Isebel den Götzendienst in Israel einführte, hat Rom die christlichen Lehren mit heidnischen Zeremonien vermählt. Der Zeitraum der päpstlichen Gewalt währte von 500 bis 1500 n. Chr.
In Sardes haben wir die protestantische Reformation, oder vielmehr den Zustand, in welchen sie nach dem ersten großen Werk des Geistes Gottes abgeglitten ist. Dies betrifft ungefähr die Zeit von 1500 bis 1800. In Philadelphia haben wir das, was, mehr oder weniger, ein klares Zeugnis für das Wort des Herrn und für den Namen Christi in sich trägt: das hat sich hauptsächlich während des neunzehnten Jahrhunderts gezeigt. Als letzte von allen haben wir Laodicäa, das den Geist der Lauheit zeigt. Und diesen Zug offenbaren so viele in diesem zwanzigsten Jahrhundert. Es ist bemerkenswert, wie eng diese Rückschau mit der von Matthäus 13 verbunden ist, wo wir die verschiedenen Phasen des Reiches in den sieben Gleichnissen in so anschaulicher und vollständiger Weise dargestellt sehen. So haben wir im Buche der Offenbarung sieben Versammlungen als ein Bild geistlicher Vollkommenheit. Das sind die Dinge, welche sind, sie enden mit der Geschichte der sieben Versammlungen. Ephesus gibt uns ein treues Bild von dem allgemeinen Zustand der Kirche im Ganzen zu der Zeit, als Johannes dieses Buch schrieb. Es ist die einzige Versammlung, von welcher wir einige Einzelheiten ihres Entstehens kennen. Hier war es, wo Paulus und Apollos arbeiteten, und diese Versammlung war der Empfänger der höchsten Wahrheiten, welche jemals ausgesprochen wurden. Als Paulus ihnen seine Epistel schrieb, konnte er von ihnen sprechen als von Treuen in Christo Jesu. Ephesus bedeutet „wünschenswert“ oder „angenehm“, und dies drückt wahrlich die Liebe des Herrn zu dieser Versammlung aus, aber ihre Stellung der Erhöhung machte ihren Fall nur um so größer, als von ihr gesagt werden musste, dass sie ihre erste Liebe verlassen hatte. Johannes wendet sich jetzt an den Engel der Versammlung in Ephesus. Das Wort Engel darf hier nicht vermengt werden mit den geistlichen Wesen, die wir als Engel kennen. Wie schon bemerkt wurde, bezeichnet es einen Boten oder Vertreter der Versammlung, einen Bruder in einer verantwortlichen Stellung, der die Aufgabe hatte, die Versammlung in geistlichen Dingen zu leiten. Indem die Botschaft durch einen Engel ausgerichtet wurde, richtete sie sich nicht an Einzelpersonen wie die Briefe des Paulus an Timotheus oder Titus, sondern war die Botschaft des Geistes an die Versammlung. Das sehen wir am Ende einer jeden Botschaft festgehalten: Kap. 2 in den Versen 7, 11, 17 und 29, in Kap. 3 in Vers 6, 13 und 22. Die Sendung der Botschaft durch einen Engel drückt einen gewissen Abstand aus und nicht die enge Vertraulichkeit, die in den Tagen Pauli bestand. Bei der Versammlung mangelte es an Kraft, aber nicht bei dem Herrn. Er hält die sieben Sterne in Seiner Rechten und wandelt inmitten der sieben goldenen Leuchter. Hier haben wir einen ganz anderen Gedanken als in Matth. 18, 20, wo der Herr Jesus in der Mitte derer gefunden wird, die zu Seinem Namen hin versammelt sind. Hier in der Offenbarung sehen wir Ihn wachend und bereit, das Böse zu richten, das vielleicht in der Versammlung geduldet worden ist. Für das, was vor Augen ist, mag manches lobenswert erscheinen, wie es auch hier war. „Ich kenne deine Werke.“ Dieses Wort ist in jeder Botschaft wiederholt, aber mit treffenden Unterscheidungen. Hier finden wir Arbeit und Ausharren und keine Duldung des Bösen. Sie hatten sich nicht täuschen lassen durch die Absichten solcher, die sich Apostel nannten und es nicht waren. Sie hatten sie geprüft und als Lügner erfunden. Sie hatten ausgeharrt und getragen; sie hatten um des Herrn willen gearbeitet und waren nicht müde geworden. Nur der Herr vermochte diese Dinge nach ihrem wahren Werte zu beurteilen; aber trotz allem musste Er sagen: „Ich habe wider dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast“. Wenn die Gefühle des Herzens dem Herrn gegenüber wahrhaftig gewesen wären, würden alle Dinge an ihrem rechten Platze gewesen sein, aber wo dies mangelte, kamen alle Dinge zu kurz. Schon im Alten Testament finden wir denselben Grundsatz: »Gib mir, mein Sohn, dein Herz“. Wenn Gott die Zuneigungen des Herzens besaß, würde alles andere in der rechten Ordnung folgen. Wir mögen wohl fragen, was diese Liebe in der Seele bewirkt. Es ist das wahrhaftige Empfinden der Liebe des Herrn zu uns in allem, was Er für uns getan hat und was Er für uns ist. Wir lieben Ihn, weil Er uns zuerst geliebt hat. Hier werden sie getadelt wegen ihres Verlassens der ersten Liebe. Es besteht die Gefahr, das Wort dem Buchstaben nach zu halten, aber in bezug auf den Geist desselben zu fehlen. Die, welche die Wahrheit bezüglich der Person Christi mit den Gefühlen eines wahrhaftigen Herzens bewahren, werden Durch Den aufrecht erhalten werden, Der die Wahrheit ist. Von Ephesus, dem die höchsten Wahrheiten geoffenbart worden waren, muss der Herr sagen: „Gedenke nun, wovon du gefallen bist, und tue Busse und tue die ersten Werke, wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter aus seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Busse tust“.
Wie ein Knecht des Herrn richtig bemerkt hat, bedeutet das Wegrücken des Leuchters nicht, dass die Versammlung nicht mehr, wie vorher, sichtbar in die Erscheinung tritt, sondern dass sie ihren Platz als ein zuverlässiger Zeuge für den Herrn verloren hat. Es bestehen keine Anzeichen dafür, dass diese Versammlung oder die Kirche im Ganzen Busse getan hat und zu ihren ersten Werken zurückgekehrt ist. Daher ergeht der Ruf an den einzelnen: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt“. Wie werden uns hier die letzten Worte Pauli an die Ältesten dieser Versammlung ins Gedächtnis gerufen, als sie ihn zum letzten Mal sahen: „Ich befehle euch Gott und dem Worte seiner Gnade“. So sehen wir es hier: der einzelne, welcher ein Ohr hat zu hören, wird ermahnt, auf die Botschaft des Geistes an die Versammlungen zu hören. Wie schon bemerkt worden ist, soll der Heilige Gottes nicht nur auf eine Botschaft hören, sondern auf die gesamten Botschaften und, wie uns an anderen Stellen gezeigt wird, auf das ganze Wort Gottes. Es geht hier nicht um die Frage, auf die Lehre der Kirche zu achten, sondern sich zu dem Worte Gottes zu wenden, auch wenn die Kirche Gottes, als Ganzes, gefehlt hat. Doch kehren wir zurück zum 6. Verse. Hier werden wir daran erinnert, dass sie mit dem Herrn eins waren in dem Hass gegen die Werke der Nikolaiten. Man hat angenommen, dass das Wesen dieses Bösen in dem Missbrauch der Gnade bestand, bis zur Nichtachtung des sittlichen Verhaltens, indem die Gnade Gottes in Ausschweifung verkehrt wurde. Das Böse dulden nach dem Grundsatz, dass kein Mensch frei von Sünde ist, heißt in der Sünde verharren, auf dass die Gnade überströme, und das wird im Worte der Wahrheit klar verurteilt. Das, wovon in Vers 6 als von Werken die Rede ist, hat sich in der Versammlung in Pergamus zu einer Lehre entwickelt (s. Vers 15).
In Vers 7 finden wir eine Verheißung für den Überwinder trotz des Fehlens, das Eingang gefunden hat. Im Garten Eden ist der Mensch auf die Probe gestellt worden und gefallen, aber jetzt handelt es sich nicht mehr um den Garten Eden, sondern um das Paradies Gottes. In dieses gelangen wir durch die Erlösung, und dort ist kein Baum der Verantwortlichkeit, der Leiden und Tod bringen könnte. Der Baum des Lebens ist dort, von welchem die verherrlichten Heiligen in Frieden genießen werden. Kein Böses kann dort weilen, noch wird irgendeine Versuchung zu befürchten sein.
Welch einen Gegensatz sehen wir hier, wenn wir den Gesamtzustand der Versammlung betrachten. Wie wir es in Ephesus dargestellt finden, hat die Kirche als Ganzes ihren ersten Zustand verlassen. Ein Mangel an Liebe war es, der dies zuerst in die Erscheinung treten ließ, aber wen der Herr liebt, den züchtigt Er. Daher sehen wir in Smyrna, dass der feurigen Probe der Verfolgungen erlaubt wurde, über sie zu kommen, zweifellos zu dem Zweck, die Heiligen von dem Zustand zu reinigen, in welchen sie abgeglitten waren.
Smyrna soll die Bedeutung von Myrrhe (oder Bitterkeit) haben. Myrrhe ist ein Gewürz, das seinen Wohlgeruch nur voll ausströmt, wenn es zerquetscht wird. So war es mit der Kirche in den Tagen, als sie die schreckliche Verfolgung des heidnischen römischen Kaiserreiches traf. Wir müssen in erster Linie darauf achten, in welcher Weise der Herr sich dieser Versammlung offenbart. Er ist der Erste und der Letzte, wodurch Seine Göttlichkeit hervorgehoben wird, aber Er ist auch der Eine, welcher starb und wieder lebendig wurde. Wir bringen oft in unseren Liedern zum Ausdruck, dass die Vereinigung von beidem die Grundlage unserer Erlösung bildet. Der, welcher göttlich ist, „weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens habend“ ist der Eine, welcher Mensch wurde und starb, Der aber aus den Toten auferweckt worden ist und nun auf ewig Gott lebt. Welchen Trost vermochten diese Worte den leidenden Heiligen Gottes zu geben! Ihm mangelte es nicht an Kraft, ja als ein Mensch war Er selbst den Pfad der Leiden geschritten.
Schien es so, als wenn der Herr die Seinigen in der großen Trübsal, durch welche sie hindurchgingen, vergessen hatte? Nimmermehr, Er sagt: „Ich kenne deine Drangsal und deine Armut“, aber Er fügt hinzu: „du bist aber reich“. Können wir arm sein, während Christus reich ist? Christus, Der für uns starb? Ihre tiefe Armut in dieser Welt sollte sie erinnern an ihre Reichtümer in Herrlichkeit, die in Christo Jesu ihr Teil waren. Zweifellos werden sie erinnert worden sein an die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass Er, da Er reich war, um ihretwillen arm wurde, auf dass sie durch Seine Armut reich würden. Der Herr kannte auch die Lästerung von solchen, die angestammte Rechte in bezug auf die jüdische Nation geltend machten, aber durch ihre Werke bewiesen, dass sie eine Synagoge des Satans waren. Die Drangsal, welche über die Christen jener Tage kam, ist nicht die große Drangsal, welche über den ganzen Erdkreis kommen wird. Hier kam die Drangsal über die Christen; es waren die Heiligen Gottes, die verfolgt wurden. Mit der Verfolgung war die Armut verbunden, welche die Verfolgten kennzeichnete. Wir müssen uns ins Gedächtnis rufen, dass der Herr die Armen dieser Welt auserwählt hat, reich zu sein im Glauben; auch mögen sie dieselben Züge gezeigt haben wie die Heiligen in Hebr. 10, von welchen wir lesen, dass sie den Raub ihrer Güter mit Freuden aufgenommen haben, da sie wussten, dass sie für sich selbst eine bessere und bleibende Habe besaßen. Doch der Herr sagt: „Du bist aber reich“. In den Augen der Welt mochten sie arm und verachtet sein, aber Gott hatte sie auserwählt, reich zu sein im Glauben, und zu Erben des Reiches, welches Er denen verheißen hat, die Ihn lieben. Einen treffenden Gegensatz hierzu haben wir in Lukas 12. Wir sehen dort einen Mann, welcher reich war in bezug auf Gott, auch haben wir dort sein Ende. Hier lautet des Herrn Wort an die Seinen: „Fürchte nichts von dem, was du leiden wirst. Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, auf dass ihr geprüft werdet, und ihr werdet Drangsal haben zehn Tage“ (Vers 10). „Alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu werden verfolgt werden“, lauteten die Worte Pauli an Timotheus. Hienieden ist der Tag der Leiden. Es ist dem Christen nicht verheißen, dass er davon verschont bleiben soll.
Manche sollten durch Gefängnis geprüft werden, so wie es Paulus widerfuhr, als er sagte, „dass Bande und Trübsal seiner warteten“. „Aber ich nehme keine Rücksicht auf mein Leben.“ Bande und Trübsal konnten ihn nicht abziehen von dem Pfade, den er als den Pfad des Gehorsams erkannt hatte. In noch größerer Vollkommenheit sehen wir dies bei dem Herrn selbst auf Seiner letzten Reise nach Jerusalem. Die Drangsal von zehn Tagen bezieht sich zweifellos auf die großen römischen Verfolgungen unter den zehn Herrschern, welche die Christen verfolgt haben. Ungefähr waren dies die folgenden: Nero, ungefähr im Jahre 54; Domitian im Jahre 81; Trojan im Jahre 98; Antonius im Jahre 117; Severus im Jahre 195; Maximus im Jahre 235; Decius im Jahre 249; Valerian im Jahre 254; Aurel im Jahre 270; Diodetian im Jahre 284. Es ist bemerkenswert, dass nahezu alle diese Herrscher eines gewaltsamen Todes starben und damit ihre Kronen einbüßten. Des Herrn Wort an die Seinigen aber ist: „Sei getreu bis zum Tode, und ich werde dir die Krone des Lebens geben“. Dass viele dieses Los traf und dass sie damit die Märtyrerkrone gewannen, geht daraus hervor, dass in den Katakomben von Rom oft die Inschrift zu finden ist: „Getreu bis zum Tode“. Die kostbare Verheißung wird dem Überwinder gegeben, dass er nicht beschädigt werden wird von dem zweiten Tode. Der erste Tod mag manches Band auf Erden zerreißen, aber in Wirklichkeit ist er ein Diener des Gläubigen, der ihn dahin bringt, wo der Herr ist, dorthin, wo er nie von Gott getrennt sein wird wie der Ungläubige. Für den Ungläubigen ist der Tod ein Feind, weil er ihn dem Gericht ausliefert. Satans Anstrengungen, der als ein brüllender Löwe suchte, wen er verschlinge, hatten das Zeugnis nicht aufhalten können.
Daher sehen wir ihn in Pergamus als einen Engel des Lichts, indem er das zu verderben sucht, was er nicht zu verschlingen vermochte. Das Wort Pergamus hat die Bedeutung von ehelicher Verbindung oder auch von Ergebenheit, aber in der Versammlung jener Tage fand sich keine wahre Ergebenheit an Christus und keine wahre Bindung an Ihn. Mit der Bekehrung des Kaisers Konstantin, dem Bekenntnis nach, erlangte die Kirche kaiserliche Gunst. Die Kirche verband sich mit der Welt und wurde auf den Thron erhöht. Tausende von römischen Soldaten wurden sogar getauft, aber es ist zu befürchten, dass sie mehr die Gunst des Kaisers suchten als Christum. Im Urtext bezeichnet dasselbe Wort sowohl Sitz als Thron, aber hier in Vers 13 hat es offensichtlich die Bedeutung von Thron. Es ist der Platz, wo Satan seine Macht ausübt, denn die ganze Welt liegt in dem Bösen. Was der Herr anerkennen konnte und auch lobt, war, dass sie festhielten an Seinem Namen und Seinen Glauben nicht verleugneten, aber das war alles. In dem treuen Zeugen Antipas treten diese Züge in die Erscheinung. Dieser Mann war getreu bis zum Tode, streitend gegen das Böse. Es ist uns nichts weiter über Antipas bekannt, als was wir hier lesen, aber es ist etwas Großes, dass es Gott gefallen hat, seinen Namen hierher zu setzen als einen von Ihm anerkannten augenscheinlichen Beweis von Treue.
In Vers 14 haben wir dann das, was der Herr wider sie hat. Es waren solche unter ihnen, die die Lehre Balaams festhielten, der den Balak lehrte, ein Ärgernis vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben. Gott hatte ihnen gezeigt, dass sie ein abgesondertes Volk waren und nicht unter die Nationen gerechnet wurden. Balaam hatte durch seinen Rat, die Kinder der Israeliten mit denen der Moabiter zu verbinden, das Volk verdorben, das er nicht verfluchen konnte. So stand es auch um die Versammlung, mit der wir uns jetzt beschäftigen. Dadurch, dass sie sich mit der Welt verbanden, hatten sie sich des geistlichen Ehebruchs schuldig gemacht (s.Jak. 4, 4). Es waren auch solche unter ihnen, die die Lehre der Nikolaiten festhielten, die der Herr hasste. In Ephesus lesen wir, dass sie die Werke der Nikolaiten hassten, aber was wir hier finden, geht weiter und tiefer, denn es ist von einem Festhalten als Lehre die Rede. Es war ein Verderbnis der Gnade, ein Verkehren der Gnade in Ausschweifung, ein Dulden des Bösen in dem Leben des Volkes Gottes. Aber der Herr war nicht gleichgültig gegenüber dem Bösen.
„Tue nun Busse; wenn aber nicht, so komme ich dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwerte meines Mundes.“ Zweifellos waren viele da, die von diesem Bösen frei waren, daher richtet sich zwar die Aufforderung zur Busse an die ganze Versammlung, aber Er will nicht mit der Versammlung Krieg führen, sondern mit denen, die diese Lehre haben. Das Schwert Seines Mundes ist deutlich das Wort Gottes. Anderswo ist von dem Schwert des Geistes die Rede, welches Gottes Wort ist (s. Eph. 6, 17; Hebr. 4, 12). Wenn die Versammlung nicht mit denen handeln würde, die das Böse ausübten, so würde der Herr selbst mit ihnen handeln, 1. Kor 11,32 sagt uns: „Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, auf dass wir nicht mit der Welt verurteilt werden“. Gott sei Dank finden wir immer einzelne, die ein Ohr haben zu hören, wenn auch die Versammlung als Ganzes so schmerzlich gefehlt hat. „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt.“ Dem, der überwindet, will Er von dem verborgenen Manna geben, und will ihm einen weißen Stein geben, und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, als wer ihn empfängt (Vers 17), Hier ging es um die Frage der Überwindung des Bösen, welches durch die Verbindung mit der Welt eingedrungen war. Solche Überwinder mögen verachtet sein und sich in der Welt gedemütigt fühlen, aber ihre Gedanken sind auf Christum selbst gerichtet als den Einen, der als ein vollkommener Mensch über diesen Schauplatz gegangen ist in treuer Unterwerfung unter Gott. Um, wenn auch nur in schwachem Maße, in die Tiefen Seiner Vollkommenheit einzudringen, muss man bewusst in der Gegenwart Gottes weilen. Es war das verborgene Manna, welches genommen und in die Bundeslade gelegt wurde zu einem ewigen Gedächtnis vor Gott. Droben werden wir das Schauen der Herrlichkeit Christi finden, aber auch Gemeinschaft im Blick auf Sein Leben, das Er hier als Mensch unter Menschen gelebt hat. In Pergamus bestand die Versuchung, von Götzenopfern zu essen, aber es gab dort nichts, was das Verlangen der göttlichen Seele stillen konnte. Jedoch in dem verborgenen Manna sehen wir das, was genügend ist, um die Bedürfnisse aller zu befriedigen, denn es spricht von Christus als dem lebendigen Brot, welches aus dem Himmel herniedergekommen ist. Schwarze und weiße Steine wurden oft gebraucht, um über Schuld oder Unschuld zu entscheiden. Der weiße Stein bezeichnet daher hier das Zeichen der Gunst Gottes und der Erprobung der Treue zu Christus. Der geschriebene Name ist ein Geheimnis zwischen dem Geber und dem Empfänger und drückt die persönliche Freude und Gemeinschaft aus, die der Seele durch Christus selbst gewährt wird, Die Freude, Seine Anerkennung zu haben und von Ihm erprobt zu sein, wird eine reiche Entschädigung sein für alles, was sie um Seinetwillen erduldet hat.
Wenn wir zu der Versammlung von Thyatira kommen, so haben wir, wie ein anderer hervorgehoben hat, einen bedeutenden Wechsel in der Anordnung. In den ersten drei Versammlungen geht der Ruf, zu hören, den Verheißungen vorauf und wird an die Versammlungen im Ganzen gerichtet, aber in den letzten vier ergeht dieser Ruf nur an die Überwinder, denn nur von solchen wird angenommen, dass sie ein Ohr haben, zu hören. An sie ergeht der Ruf, sich von den übrigen zu trennen, und ein Überrest scheint mehr und mehr deutlich in die Erscheinung zu treten. Der Name Thyatira soll aus zwei Wörtern gebildet sein, welche „Schlachtopfer“ und „eine beständige Darbringung desselben“ bedeuten. Wenn dies richtig ist, so sehen wir darin in bemerkenswerter Weise das beständige Opfer angedeutet, wie es in dem Messopfer der Römischen Kirche ausgedrückt ist, in welchem Christus vorgestellt ist als nicht nur für die Sünden der Lebenden geopfert, sondern auch für die Toten. Die beherrschende Macht dieser Kirche begann etwa um das Jahr 500 und währte bis zu den Tagen der Reformation, etwa um 1500, obgleich sie als ein System gleichzeitig mit den drei nachfolgenden Versammlungen als bis zum Ende fortbestehend gesehen wird. Das Kommen des Herrn ist, in der einen oder anderen Form, sowohl in dieser als auch in jeder der nachfolgenden Versammlungen vorgestellt. Sehr wichtig ist die Weise, in welcher der Herr Sich diesen Versammlungen vorstellt, Wir sehen Ihn hier als „den Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich glänzendem Kupfer“. Als Sohn Gottes ist Er allein der, welcher das Leben gibt, und nur wer den Sohn hat, hat das Leben. Die Kirche von Rom behauptet dagegen, dass das Heil nur innerhalb der Römischen Kirche zu finden ist, und dass es außer ihr kein Heil gibt. Wer also von dieser Kirche ausgeschlossen wird, ist damit des Heiles und jeder geistlichen Segnung beraubt. Die Kirche Roms beansprucht Gewalt über Leib und Seele, aber Hebr. 3, 6 spricht von Christus als „Sohn über sein Haus“. Die Versammlung ist verantwortlich, mit dem Bösen zu handeln, weil der Herr in ihrer Mitte ist, aber nur in Übereinstimmung mit Seinem Wort und Seiner eigenen Gewalt kann sie dies in irgendeiner Weise tun. Die Versammlung, wie wir sie in Thyatira sehen, mag Böses in ihrer Mitte dulden, aber der Herr wird es nicht dulden, Seine Augen dringen durch wie eine Feuerflamme, um das Böse zu beurteilen, und Er hat Gewalt, um damit zu handeln, denn Seinem Hause geziemt Heiligkeit auf immerdar (Ps 93,5).
Es besteht kein Zweifel darüber, dass in dieser Versammlung trotz des allgemeinen Verderbens, welches sie kennzeichnete, gottesfürchtige Seelen waren. Der Herr konnte alles anerkennen, was in aufrichtiger Hingabe an Ihn getan worden war, und tat es auch. „Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und dein Ausharren, und ich weiß, dass deiner letzten Werke mehr sind als deiner ersten.“ Dies zeigt, dass Rom, als solches, nicht zu retten ist. Es weigert sich, Busse zu tun, wie es der Versammlung in Thyatira durch den Herrn selbst befohlen wird.
In den Versen 22 und 23 werden uns die großen Gerichte gezeigt, welche über sie und ihre Kinder kommen werden, wenn sie nicht Busse tut von ihren Werken. Hier finden wir nicht nur solche aus jenen finsteren Zeiten, als Rom mit unumschränkter Macht herrschte, sondern auch ihre Kinder werden genannt, die bis zum Ende fortbestehen werden. „Und alle Versammlungen werden erkennen.“ Hierin mögen wir einen Hinweis sehen, dass Gottes Hand sie bereits von dem Platz überragender Macht weggestoßen hat, aber die Worte reden auch von dem Gericht am Ende, wenn Gott einem jeden nach seinen Werken geben wird. Dann in Vers 24 sehen wir den Überrest dargestellt: „die Übrigen, die in Thyatira sind“. Diese hatten die Tiefen Satans, oder von Sünde, wie andere sagen, nicht erkannt. Dieser Überrest hatte zweifellos das innewohnende Verderben gemieden und gesucht, sich von dem Bösen abzusondern. Solche wurden von ihren Feinden angeklagt, dass sie sich unter der Macht Satans befänden. Man nannte sie Ketzer, die mit dem Teufel selbst in Verbindung ständen, aber sie hatten die Anerkennung des Herrn, Der alles wusste, was sie betraf. Jetzt werden sie ermahnt, festzuhalten, was sie hatten, und zwar bis zum Kommen des Herrn. Es bestand keine Hoffnung auf eine Heilung der äußeren Kirche als solcher, aber es wird ein Pfad bezeichnet für den, der treu ist. Es ist ein Pfad, der durch das Böse bedrängt wird, und sie bedurften des Wortes „Haltet fest“ und der Ermunterung, nicht aufzugeben. Wie lange wird dies währen?, werden manche gefragt haben, und der Herr sagt: „Bis ich komme“. Er sieht ihre Mühsal und kennt ihre Schwierigkeiten wie kein anderer sie kennt. Aber Er will in dem rechten Augenblick zu ihnen kommen. Viele dieser Heiligen wurden ernstlich verfolgt wie die Waldenser und andere, aber sie hatten Gottes Wort, um sie zu ermuntern und zu trösten. Wenn sie jetzt mit Christus litten, so sollten sie auch mit Ihm herrschen. Die Völker jener Zeiten strebten nach Macht und Herrschaft. Sie suchten alle zu unterdrücken, die sich ihren maßlosen Ansprüchen nicht beugen wollten. Die Verheißung des Herrn für diese verfolgten Heiligen, die Seine Werke bis zum Ende bewahren würden, lautet, dass Er ihnen Gewalt über die Nationen geben will. Vereint mit Christus sollen sie regieren mit eiserner Rute, und ihre Feinde sollen wie Töpfergefäße zerschmettert werden, wie auch der Herr von Seinem Vater empfangen hatte (siehe Psalm 2). „Und ich werde ihm den Morgenstern geben.“ Israel wurde gesagt, auszuschauen nach der Sonne der Gerechtigkeit, mit Heilung unter ihren Flügeln, aber der Morgenstern erscheint vor dem Anbruch des Tages. Es ist ein Trost für die Heiligen Gottes, zu wissen, dass in der dunkelsten Stunde der Herr kommen mag, um sie für allezeit zu Sich zu nehmen. Und wieder haben wir die Ermahnung: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt“. Wie sehr bedürfen wir, ein offenes Ohr für die Stimme Gottes in den Schriften zu haben, die allein durch den Heiligen Geist Gottes diktiert sind.