Betrachtung über das Evangelium nach Matthäus
Kapitel 26–28: Die letzten Schritte des Königs auf Seinem vollkommenen Weg
Diese Kapitel teilen uns die letzten Szenen des Lebens unseres Herrn hier auf der Erde mit. Sein Tod und Seine Auferstehung stehen vor uns wie es in allen Evangelien der Fall ist, wobei deren Inhalt übereinstimmend ist. Es gibt jedoch selbst in diesen gemeinsamen Erzählungen, Kennzeichen die jeweils für ein Evangelium charakteristisch sind; wie ich es bereits in den Gedanken bzgl. Lukas und Johannes erwähnt habe.
Bei Matthäus finden wir diese charakteristischen Kennzeichen nicht losgelöst von der Erzählung: Es ist das ganze Evangelium, wie ich es bereits gesagt habe, das von dessen Absicht spricht und uns mitteilt, dass es um die Frage des Messias mit dem Israel Seiner Tage geht. Es nimmt dadurch einen wohlgeformten Charakter an wie wir es bis jetzt auch gesehen haben; dessen Struktur und Bestandteile geben uns keinerlei Zweifel bzgl. dessen Absichten und Ziel. Dennoch werden wir charakteristische Kennzeichen von genauerer Art finden wenn wir nach ihnen suchen; und viele derselben konnte ich bereits hervorheben im Zuge der Betrachtung des Lukasevangeliums. Ich möchte nun jedoch einige weitere Aspekte bemerken die für Matthäus besonders sind, charakteristisch für ihn in diesen letzten Kapiteln.
Ich denke wir können beobachten, dass der Herr in Matthäus und in Markus nicht so sehr in Aspekten Seiner Erhabenheit und Herrlichkeit dargestellt wird, wie es hingegen in Lukas oder Johannes der Fall ist. Er wird vielmehr als Derjenige gesehen, der sich willentlich in die Hände der Menschen gibt, sich Selbst der Feindschaft hingebend die von Beginn an in diesem Evangelium das Werk gegen Ihn gerichtet gewesen ist. Denn das Kreuz das nötig war um die Ratschlüsse Gottes zu erfüllen, in der Bewirkung der Erlösung, war in einem anderen Licht gesehen auch die Frucht der Feindschaft der Juden, die Frucht der Ruchlosigkeit des Menschen, des sich auflehnenden Herzens. In der Tötung des Herrn Jesus handelte der Mensch durch seine eigene Bosheit, gleichwohl Gott dies in dem Reichtum Seiner Gnade zuvor bestimmt hatte. (Apg 4,28) Matthäus und Markus stellen nun im Hinblick auf Sein Werk eher diesen Charakterzug – die Feindschaft von Seiten der Menschen – in den Vordergrund.
Konsequenterweise finden wir bei Matthäus und Markus eine sehr ähnliches Bild. Dennoch gibt es einige Dinge die Matthäus unterscheiden.
Zum Beispiel ist er der einzige Evangelist der das Wort des Propheten bezüglich des Ackers des Töpfers erwähnt (Mt 27,6–10). Dieses Feld wurde für den Preis des Blutes des Herrn gekauft und zu einer Begräbnisstätte für Fremde gemacht. Dies hatte für Israel eine Bedeutung – mit dem (Israel) Matthäus ja zu tun hat. Die Tat des Judas war die Tat Israels. Er führte diejenigen an die Jesus ergriffen an. (Apg 1,16: „...der denen, die Jesus griffen, ein Wegweiser geworden ist.“) Sie waren es, die Ihn kreuzigten und töteten, wie es der Apostel ihnen sagt – und ihr Land ist „Akeldama“, d.h. ein Blutacker (Apg 1,19) bis auf diesen Tag. (Joel 3,21) Es ist der Blutacker und das Grab von Fremden. Es ist ein verdorbenes Land und die Heiden haben es im Besitz.
Ebenso ist die Antwort der Volksmenge an Pilatus – indem sie jeden Skrupel seines Gewissens wegnahmen damit er mit Jesus tun würde wie sie es begehrten – besonders bei Matthäus. Das Volk scheint das Zögern des Statthalters bemerkt zu haben und um ihre Beute zu sichern sagen sie zu ihm: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!“ (Mt 27,25) Und – so frage ich – kann etwas kennzeichnender sein als dies? Teilt uns dies nicht in ernster Weise mit, dass der Tod des Herrn wie er in Matthäus gesehen wird, der Tod eines Märtyrers in den Händen der Juden gewesen ist?
Dies ist sehr bedeutsam. Gewisslich wissen wir, dass es der Tod oder das Opfer des Lammes Gottes, unter der Hand Gottes gewesen ist; aber ebenso war es der Tod oder das Martyrium des Gerechten in den Händen gottloser Menschen.
Indem das Matthäus-Evangelium so seine Besonderheit bis ganz zum Schluss erhält ist dieses das einzige Evangelium das uns von der Jüdischen Feindschaft berichtet, die den Herrn auch nach dem Kreuz verfolgte. Es ist Matthäus – und nur Matthäus – der uns von dem Versiegeln des Grabes durch den Stein und das Einsetzen der Wache an dem Eingang des Grabes berichtet. Dies wurde von dem römischen Statthalter auf die Bitte und den Vorschlag der Ältesten und Priester Israels hin gewährt. Pilatus kümmerte dies nicht; es war der feste Beschluss und der bittere Hass dieser Jüdischen Herzenshaltung – den Herrn auch jenseits des Grabes zu verfolgen – dadurch beweisend, dass sie ohne Reue waren. Keine Kohlen des Feuers, obwohl sie immer und immer wieder auf ihr Haupt gehäuft wurden, konnten sie überzeugen – noch konnte der Tod es bewirken. Sein Grab musste es bezeugen so wie Sein Leben und Sein Tod es getan hatten. Der Schreiber des Evangeliums lässt diesen Aspekt nicht aus dem Auge. Es ist diese Feindschaft mit der das Evangelium in dem Versuch des Herodes gegen das Leben der jungen Kinder vorzugehen, beginnt, und es ist dieselbe Feindschaft die das Evangelium an dem Grab ihres Messias beendet. Ja sogar Seine Auferstehung sollte es bezeugen – denn wenn das Grab sie trotz des Siegels und der Soldaten enttäuschte und der Herr auferstanden war – sind die Hohenpriester und Ältesten wiederum in demselben Werk tätig: Sie hatten die Wachen der Römischen Soldaten angestellt um das Grab zu bewachen und jetzt bestechen sie die Römischen Soldaten mit großen Mengen Geldes damit sie eine Lüge bezüglich des Grabes erzählen. (Mt 27,66; Mt 28,12)
In auffallender Weise erhält der Geist den Schreiber des Evangeliums gegenüber seinem Thema treu. Christus war Israel wieder und wieder vorgestellt worden entsprechend ihrer eigenen Propheten sowie in Seinen wundersamen Heilungen und Seiner segnenden Gnade in Seinem Dienst. Doch Er hat nur wieder und wieder den Hass Israels hervorgebracht von Beginn an bis zum Ende.
Diese Feindschaft des Menschen gegenüber Gott sehen wir in der ganzen Menschheitsgeschichte, aber wir haben hier wahrlich deren Höhepunkt. „Die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott“ (Röm 8,7). Keine Anziehungskraft erweicht es, keine Warnungen unterwerfen es. Am Anfang sündigte Kain trotz der persönlichen Warnungen des Herrn an ihn; Nimrod forderte Gottes Gerichte heraus; der Pharao war der Beweis für die ernsten Heimsuchungen des Herrn gegen sein Land; Amalek beleidigte das Banner des Herrn und Bileam verhärtete sich gegen die Züchtigungen des Geistes Gottes. Absalom, Haman und Herodes stehen da als weitere Zeugen des menschlichen Herzens; ebenso die wütende Menge die gegen Stephanus anstürmte obwohl sein Angesicht für den Augenblick wie das eines Engels strahlte. Schließlich haben wir die Abtrünnigen der Endzeit, am Ende der Geschichte werden sie trotzig wider den weißen Reiter und Seine Armee aufstehen wenn Er in Herrlichkeit und Macht aus dem Himmel herabkommt. Ist dies alles nicht der Beweis von etwas unverbesserlichem, unheilbaren, das keine Anziehungskraft zu heilen noch Warnungen und Drohungen zu erweichen vermag? Ein weiteres Beispiel gleich all diesen haben wir in den Priestern Israels und in den Soldaten Roms. Soeben war der Vorhang in der Gegenwart der einen zerrissen und das Grab in der Gegenwart der anderen geöffnet worden – aber sie kommen überein um eine Lüge zu erfinden und alles zu verfälschen.
Der Mensch ist in seiner Hartnäckigkeit und Feindschaft verloren. Wer könnte solch einem Herzen, das so entblößt worden ist, vertrauen?
Hinsichtlich der Feindschaft Israels ging es noch weiter. Wir lesen hier im 28. Kapitel, dass diese Lüge der Priester und Soldaten (dass die Jünger gekommen seien und den Leib Jesu gestohlen hätten während die Soldaten schliefen) bis auf den heutigen Tag berichtet wird; es ist ein treues Merkmal jener alten Feindschaft und davon, dass sie weitergeht durch alle Generationen hindurch bis auf den heutigen Tag.
Es würde jedoch nichts nützen sich aufzulehnen. Es ist nichts als Selbstzerstörung. Jesus steht am dritten Tag, dem vorherbestimmten Tag, aus dem Grab auf; und Seine Auferstehung bedeutet Gericht über Seine Widersacher. Wir erkennen hierin, dass Gott, dem die Angelegenheiten des Lebens und des Todes zu Gebote stehen, Sich selbst auf die Seite des Opfers gestellt hatte, auf die Seite Dessen den die Welt hinausgetan und abgelehnt hatte. Wir erkennen darin, dass es eine Sache zu klären gibt zwischen Gott und der Welt hinsichtlich Jesus – und das Ende dieser Sache muss Gericht sein, das Gericht über das, was sich gegen Gott aufgelehnt hat. Daher steht geschrieben, „Er hat einen Tag festgesetzt, an dem Er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den Er dazu bestimmt hat, und Er hat allen den Beweis davon gegeben, indem Er Ihn aus den Toten auferweckt hat.“ (Apg 17,31)
Das ist die Macht und das Ergebnis der Auferstehung des Herrn Jesus die wir in unserem Evangelium finden. Ein Vorgeschmack davon haben wir zu Beginn von Matthäus 28. Der Engel rollt den versiegelnden Stein beiseite. Dieser war das offizielle Zeichen ihrer Absichten die nicht geändert werden sollten; und wer hätte gewagt den Stein anzurühren – es hätte den sicheren Tod für einen Menschen bedeutet. Doch Der, der im Himmel sitzt spottet in Verachtung darüber. Der Engel sitzt im Triumph auf dem Stein und bringt damit das Todesurteil über die, die den Stein eingesetzt hatten. Israel hatte Gottes Stein, Seinen auserwählten, erprobten Stein verworfen und sich selbst einen erwählt der ein anderes Siegel trugt; doch der auf den sie vertrauten ist nun durch Gott beiseitegesetzt; denn dieser ist der Fels des Volkes Gottes. Die volle Frucht dieses Vorgeschmacks wird an dem Tag hervorgebracht werden, wenn die Feinde Jesu zu Seinem Fußschemel gemacht werden und durch das Fallen des verworfenen Steins auf sie, zermalmt werden. (Mt 21,42–44; Mt 22,44)
Dies ist die Stimme der Auferstehung wie wir es in Matthäus finden. Natürlich brauche ich nicht zu erwähnen, dass noch andere Seiten für den Glauben hierin liegen – wie die Auferstehung auch von der Vergebung der Sünden spricht und wie es ein Vorgeschmack, eine Erstlingsfrucht, der Ernte ist, von dem Tag der Auferstehung und Himmelfahrt der himmlischen Familie. Hier jedoch, bei Matthäus, spricht die Auferstehung von Gericht. Es ist wie der sprossende Stab in 4. Mose 17, der hervorgerbacht wurde als eine lebendige Sache, aus der Gegenwart Gottes heraus, um das Murren und das sich auflehnende Volk Israel zu beschwichtigen, um sie zu überführen.
Nur in Matthäus finden wir die Szene bei dem Stein; dies ist wohl deshalb der Fall, da wir ja nur bei Matthäus von dem siegelnden Stein lesen – wie wir es bereits zuvor gesehen haben.
Doch wie vollkommen passt dies in die Gesamtheit dieses Evangeliums! Es ist das Evangelium der Feindschaft Israels gegen den Messias und ihre Ablehnung Seiner Person, und hier erhält die Feindschaft ein Unterpfand des für sie kommenden Gerichts an dem Tag der Macht Dessen, den sie verworfen hatten.
Weiter noch – auf das Gericht Seiner Feinde folgt das Sich-Setzen Seiner selbst in die Stellung der Macht und der Herrschaft. Das Gericht muss der Herrlichkeit weichen. Dem entsprechend schließt die Auferstehung des Herrn in diesem Evangelium indem Er uns in dieser Stellung gezeigt wird; und dies ist das einzige Evangelium wo wir dies finden. Nur hier hören wir den auferstandenen Herrn wie Er zu Seinen Aposteln spricht: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28,18.19)
Das ist die Erhöhung und Herrschaft des auferstandenen Jesus. Das Heil der Nationen und die Sammlung der ganzen Erde, der ganzen heidnischen Welt im Gehorsam Ihm gegenüber wie es hier angenommen wird; und dies ist auch die Frucht jenes Apostelamtes das der Herr bereits bestimmt hatte; ein Apostelamt, das dem Charakter nach Jüdisch ist; denn Er übergibt Seinen Zwölfen diesen Dienst.
Dies ist daher ein Sammeln der Nationen zu dem auferstandenen Jesus als dem Herrn Israels. Und somit knüpft der Herr – in diesem letzten Kapitel – in der Auferstehung wieder an Seine jüdischen Beziehungen an – und durch diese Beziehungen mit der ganzen Erde.
Er bezeugt universale Herrschaft als in Seiner Hand seiend, Macht sowohl im Himmel als auch auf der Erde und daraufhin macht Er Seinen Anspruch geltend an die Jünger und den Gehorsam der Nationen. Wir finden hier nichts von den Auswirkungen der Auferstehung in den himmlischen Örtern, nichts von dem Geheimnis der verherrlichten Familie. Allein Jesus ist erhöht und zwar als Messias und auf dieses gründet sich die Zurechtbringung der ganzen Erde, auf das Zeugnis und die Belehrung durch das Jüdische Apostelamt. Es ist der Herr der auf die Erde zurückgekehrt ist mit der Absicht hier ein Volk für Seinen Namen zu formen und hier Sein Königreich aufzurichten. Die Himmelfahrt sehen wir hier nicht. Es ist nur der auferstandene, nicht der hinaufgefahrene Christus, wie wir Ihn hier sehen; und daher dürfen die Frauen Ihn berühren und Ihn anbeten obwohl doch in dem Evangelium nach Johannes Maria Ihn nicht anfassen durfte (Joh 20,17) denn dort befand Er Sich auf dem Weg zu dem Vater. Dort führte Seine Auferstehung unmittelbar zu Seiner Himmelfahrt und Erhöhung; die Erde war nur eine Etappe auf dem Weg zum Himmel. Hier jedoch – in Matthäus – ist die Auferstehung das herrliche Ende Seines siegreichen Weges.
Wie konsequent ist doch unser Evangelist in all diesem mit den Absichten des Geistes Gottes! Jüdische Feindschaft und Unglaube wirken immer noch und verhindern diesen Zustand der Dinge, diese Herrschaft der Nationen durch Jesus ihrem Messias. Doch die Verheißungen all der Propheten die in Gottes Namen gesprochen haben werden erfüllt werden; der Berg des Herrn wird errichtet werden und alle Nationen sollen dahin ziehen; und die Rechte des Jesus-Messias sollen in souveräner Macht geltend gemacht werden. Die Gnaden Davids sind zuverlässig gemacht worden durch die Auferstehung die wir betrachten (Apg 13,34); und Er wird wieder erscheinen und sie geltend machen und sich ihrer erfreuen und sie ausüben durch immerwährende, tausendjährige Zeiten.
Dem Samen Davids, treu und gerecht wie Er ist, sollen Seine Ansprüche erfüllt werden und Sein Volk, erbärmlich und ungläubig wie sie gewesen waren und immer noch sind, sollen willig gemacht werden. Auch wenn es geschrieben war dass sie „nicht wollten“, so würden sie doch – wie es geschrieben steht – schließlich willig gemacht werden. (Mt 23,37; Ps 110,3) Und dann sollen alle Verheißungen erfüllt werden.
Doch wir haben noch ein weiteres und wunderbares Vorauszeichen dieses Segens der das Teil Israels und Jerusalems in den kommenden Tagen des Messias der Herrlichkeit und Macht sein wird. Matthäus – in völliger Übereinstimmung mit seinem ganzen Evangelium – ist der einzige Evangelist der es uns berichtet.
Er bemerkt folgende erhabene Tatsache in diesen schließenden Kapiteln, dass nachdem der Herr Sein Leben auf dem Kreuz aufgegeben hatte, die Grüfte sich auftaten und viele Leiber der entschlafenen Heiligen auferweckt wurden und nach Seiner Auferweckung aus den Grüften hervorkamen, in die heilige Stadt gingen und vielen erschienen. (Mt 27,52.53)
Dies war ein bemerkenswertes als auch bedeutungsvolles Ereignis.
Grüfte wurden aufgetan als Folge des Sieges des Todes des Herrn und dann gaben diese geöffneten Gräber die Leiber der Heiligen nach Seiner Auferweckung wieder. Die Himmel frohlockten diesen Triumph zu haben und die Hölle war gezwungen ihn anzuerkennen!
Doch wenn dies Herrlichkeit für den Herrn Jesus war – was war es auch für eine Gnade für Jerusalem!
Eine besondere Botschaft wurde durch den Engel desselben, auferstandenen Herrn an Petrus gesandt: „Aber geht hin, sagt Seinen Jüngern und Petrus, dass Er euch vorausgeht nach Galiläa; dort werdet ihr Ihn sehen.“ (Mk 16,7) Wie zärtlich und bedächtig war dies, denn Petrus bedurfte einer besonderen Zusage seitens Seines verleugneten Meisters. Und so wird hier auf dieselbe Weise eine besondere und wunderbare Zusage – in derselben Gnade – Jerusalem gegeben, wenn doch diese Erstlingsfrüchte der Auferstehung des Herrn (die Toten aus den Grüften), die Früchte Seines Sieges über Sünde und Tod Jerusalem hier wiedergegeben werden.
Sie wird „die heilige Stadt“ genannt werden – welch ein erhabenes Wunder der Gnade! Jerusalem empfängt durch den Schreiber unseres Evangeliums einen Titel der Ehre. Dies ist die Stadt über die der Herr einen oder zwei Tage zuvor gewehklagt hatte, die Stadt aus der (Er hatte es zuletzt bezeugt) ein Prophet nicht weichen würde. Er hatte Sich selbst von ihr zurückgezogen, sie zurücklassend in schuldiger Hoffnungslosigkeit. Er war wenige Stunden zuvor dort gekreuzigt worden und durch ihre eigene Werke hatte sie für sich selbst die Bezeichnung Sodoms und Ägyptens erlangt.
Offenbarung 11,8. Nun ist sie die „heilige Stadt“. In den Ratschlüssen der Gnade und in den Worten des Geistes ist Jerusalem die heilige Stadt.
Welche eine Vorgeschmack dieser reinigenden Quelle die jetzt aufgetan worden ist wie die Propheten es vorhersagten – selbst für Jerusalem! (Sach 13,1) Welch ein vorausdeutendes Zeichen war dies von jenen Tagen, wenn die Gefangenschaft Zions gewendet sein würde und diese Worte im Lande Juda gesprochen werden: „Der HERR segne dich, du Wohnung der Gerechtigkeit, du heiliger Berg!“ (Jer 32,23)
Die Gnade dieser Worte, „Anfangend von Jerusalem“ (Lk 24,47), wurden allgemein bewundert – und zurecht; dass wenn der auferstandene Herr die gute Botschaft der Vergebung von Sünden in die ganze Welt aussandte und Er es zuerst in der schuldigen Stadt, dem blutschuldigen Jerusalem, ausrufen lassen würde. Doch wir brauchen uns darüber nicht zu verwundern denn wir haben vor uns diesen wunderbaren und herrlichen Vorgeschmack der Gnade – die Erstlingsfrüchte (die Apostel) unseres siegreichen Herrn in der Auferstehung – sie wurden nach Jerusalem gesandt als zu einer „heiligen Stadt“!
All die Propheten sprechen zu uns von dieser überfließenden Gnade und von Israels schlussendlichem Segen dadurch.
Die Herrlichkeit muss in Hesekiel zu Beginn die Stadt aufgrund der Abscheulichkeiten die dort verübt wurden verlassen, jedoch kehrt sie zuletzt zurück. Und nun sehen wir wie im Evangelium nach Matthäus die Herrlichkeit genau dasselbe tut. Der Herr Jesus ist die Herrlichkeit. Er verlässt die Stadt, doch Er gibt unfehlbare, gewisse Zusicherungen Seiner Rückkehr zu Seiner Zeit. Somit stimmen Hesekiel und Matthäus überein; ebenso sind Jesaja und Matthäus hier auf einer Linie. Die geschiedene Frau in Jesaja wurde zur rechten Zeit, die fröhliche Mutter von Kindern. Hier in Matthäus hören wir dasselbe. Jerusalem wird von dem Herrn verlassen als eine die hinweggetan wird und verlassen sein würd – in Matthäus 23; zuletzt jedoch, in Matthäus 28, wird ihr Apostelamt der Zwölfe, alle Nationen belehren. Siehe Jesaja 50 und 54. Welche Übereinstimmungen! In den Wegen des Herrn ist Beständigkeit – und Israel wird errettet werden. (Jes 54,5)
Das Licht der Propheten geht nach solch einer langen Zeit in den Evangelisten wieder auf und strahlt. Die Herrlichkeit in Hesekiel und Jesus in Matthäus, nehmen dieselben Wege; das Jerusalem Jesajas ist das Jerusalem unseres Evangelium-Schreibers. Vielleicht haben wir dies nicht erwartet aber so finden wir es hier. Und wenn wir so auf die Stimmen der Propheten und Evangelisten in Übereinstimmung hören mögen wir uns an jene zwei glückseligen Verse erinnern:
„In vetere Testamento novum latet,
In novo Testamento vetus patet.“
(„Das Alte Testament wird im Neuen aufgedeckt/offenbar,
das Neue Testament liegt im Alten verborgen.“)
Die Lichter Gottes die zart erglänzen,
In den frühesten göttlichen Büchern,
Wie Morgenstunden zum Mittag führen,
Scheinen sie durch das Ganze hindurch.
Es ist die aufgehende Sonne,
Die stets klarer und wärmer erstrahlt;
Die Wolken die den Strahl einst umnebelten,
Fliegen hinweg ehe der Abend schließt.
Voller Beständigkeit, sowie voller Reichtum; so unveränderbar als auch vollkommen ist die Gnade Gottes in allen Seinen Ratschlüssen und die Geheimnisse Gottes die jene Ratschlüsse beinhalten. „Ja, du bist ein Gott, der sich verborgen hält, du Gott Israels, du Erretter!“ (Jes 45,15) sagt der Prophet; und der Jesus unseres Evangeliums-Schreibers ist der Gott Israels der so sich Selbst verborgen hält, sich für eine Zeit lang abwendend von Jerusalem und sagend: „Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen.“ (Mt 23,39)
Dies ist – daran zweifle ich nicht – der allgemeine Charakter unseres Evangeliums; und in dessen Schlussteil, den wir nun angesehen haben finden wir dies im Besonderen vor.
Ich möchte sagen, dass es eine sehr notwendige und wundervolle Lektion in den Wegen Gottes ist, die wir in diesem Evangelium finden. Wir haben die Jüdische Feindschaft gesehen und sie von Beginn an bis zum Ende hindurch beobachtet. Sie bewies sich als unermüdlich, ruhelos, sich selbst treu bleibend und ablehnend sich unter irgendein Eingeständnis zu beugen oder unter irgendwelchen Bedingungen sich zu unterwerfen. Sie verfolgte den Herrn bei Seiner Geburt, Sein ganzes Leben hindurch bis zu Seinem Tod, in Seinem Grab, nach Seinem Tod – und wie unsere Evangelist es weiter aufzeigt – „bis auf den heutigen Tag“ (Mt 28,15).
Diese Feindschaft lehnte Ihn in jeglicher Weise wie Er sich auch ihnen offenbaren mochte, ab. Er wurde wieder und wieder durch ihre eigenen Propheten Seinem Israel vorgestellt doch sie wollten Ihn nicht erkennen.
In dem Verlauf all dieser furchtbaren Darstellungen des Unglaubens Israels nutzt der Geist durch unseren Evangelisten die Gelegenheit, angesichts dieser Feindschaft, einen kurzen Blick auf Gottes Handeln mit den Heiden zu werfen (wie wir es in Matthäus 13 gesehen haben); und dann einen anderen Moment lang (wie wir es in Matthäus 17 gesehen haben), um das Königreich in seiner himmlischen Herrlichkeit zu sehen; denn diese Dinge sind die Ergebnisse – festgesetzt durch Göttliche Gnade und Souveränität – von jener Feindschaft.
Dann am Ende wird unser Schreiber durch jenen selben Geist dahin geleitet, Andeutungen des Gerichts das auf diese Ablehnung folgen würde zu geben und auch von dieser überfließenden Gnade zu sprechen, die Israel einst in den Tagen des herrlichen tausendjährigen Königreiches sammeln und segnen wird.
Können wir somit nicht wahrhaftig sagen, dass dies eine vollkommene und wunderbare Niederschrift ist? Wahrlich es ist wunderbar, dass solche Reichtümer der Weisheit und Erkenntnis in so einem kurzen Buch enthalten sind! Doch es ist Gottes Schrift – und wer lehrt wie Er? „Was hat das Stroh mit dem Korn gemeinsam?, spricht der HERR.“ (Jer 23,28) Ich bin sicher, „wenn wir geduldig auf den Herrn warten, werden alle Schwierigkeiten der Schrift zu Öffnungen des Lichts und des Segens.“ Dies wurde durch einen anderen gesagt und ich denke ich kann sagen, dass es so ist obwohl das Warten auf Ihn schwach und wenig gewesen ist. Das Herz beugt sich angesichts eines weiteren Wortes: „Geistliche Erkenntnisse strahlen und erleuchten und erfreuen den Geist bevor sie denselben leiten und zufrieden stellen – und wir werden niemals mit demselben Eifer Wahrheiten lehren die wir nur sehen und genießen, als wenn wir nicht auch durch sie geführt und völlig beherrscht werden.“