Elisa, der Prophet
„Ist es Zeit … zu nehmen“?
„Ist es Zeit ... zu nehmen?“
„Da sprach Gehasi, der Knabe Elisas, des Mannes Gottes: Siehe, mein Herr hat Naaman, diesen Syrer, verschont, dass er nicht aus seiner Hand genommen hat, was er gebracht hat; so wahr der HERR lebt, wenn ich ihm nicht nachlaufe und etwas von ihm nehme! Und Gehasi eilte Naaman nach. Und als Naaman sah, dass er ihm nachlief, sprang er vom Wagen herab, ihm entgegen, und sprach: Steht es gut? Und er sprach: Es steht gut. Mein Herr sendet mich und lässt dir sagen: Siehe, eben jetzt sind vom Gebirge Ephraim zwei Knaben von den Söhnen der Propheten zu mir gekommen; gib ihnen doch ein Talent Silber und zwei Wechselkleider. Und Naaman sprach: Lass es dir gefallen, nimm zwei Talente. Und er drang in ihn und band zwei Talente Silber in zwei Beutel, und zwei Wechselkleider, und gab es zweien seiner Knaben; und sie trugen es vor ihm her. Als er aber an den Hügel kam, nahm er es aus ihrer Hand und brachte es im Haus unter; dann entließ er die Männer, und sie gingen weg. Er aber ging hinein und trat vor seinen Herrn. Da sprach Elisa zu ihm: Woher, Gehasi? Und er sprach: Dein Knecht ist weder dahin noch dorthin gegangen. Und er sprach zu ihm: Ging mein Herz nicht mit, als der Mann sich von seinem Wagen herab dir entgegenwandte? Ist es Zeit, Silber zu nehmen und Kleider zu nehmen und Olivenbäume und Weinberge und Kleinvieh und Rinder und Knechte und Mägde? So wird der Aussatz Naamans an dir haften und an deinen Nachkommen auf ewig. Und er ging von ihm hinaus, aussätzig wie Schnee“ (2. Könige 5,20–27).
Wer von Gott gesegnet wurde, ist naturgemäß dankbar und schnell dabei, ein entsprechendes Bekenntnis abzulegen. So finden wir auch bei Naaman, dass er vom Jordan zum Haus Elisas zurückkehrt. In Gegenwart seines Gefolges sagt er: „Sieh doch, ich erkenne, dass es auf der ganzen Erde keinen Gott gibt als nur in Israel!“ (2. Kön 5,15). Das war ein großer Schritt für den berühmten Heerobersten, nach all seinen Siegen über das Volk so etwas zu sagen. Aber jetzt stand Gott vor seinem Herzen, nicht die Menschen, und Gott war sein Licht und seine Errettung geworden. Er konnte nicht anders, als Ihn öffentlich zu bekennen! Außerdem wollte er seiner Dankbarkeit noch durch eine materielle Gabe Ausdruck verleihen. Er hatte ja zehn Talente Silber, sechstausend Goldstücke und zehn Wechselkleider aus Syrien mitgebracht. Bei seiner Abreise steckte zweifellos der Gedanke des „Bezahlens“ dahinter, jetzt war es in seinem Herzen, ein Dankopfer zu bringen. Die Umstände erlaubten Elisa jedoch nicht, das Geschenk anzunehmen. „So wahr der HERR lebt, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn ich es nehmen werde!“ Selbst durch Naamans Drängen ließ er sich nicht dazu verleiten, die mitgebrachten Geschenke anzurühren. Die Heilung des Syrers sollte ein Bild der vollkommen kostenlosen Gnade für die Nationen sein (eine wunderbare Lektion für Israel und ein bemerkenswertes Zeugnis für die Nationen), und durfte nicht durch die Übergabe von Gold und Silber verdorben werden.
Dann bat Naaman darum, dass ihm die Last eines Maultiergespanns Erde gegeben werde, „denn dein Knecht wird nicht mehr anderen Göttern Brandopfer und Schlachtopfer opfern, sondern nur dem HERRN“. Er wollte dem Herrn bei seiner Rückkehr ein Zeugnis errichten und zwar nicht mit gehauenen Steinen (Ergebnis menschlicher Arbeit), sein Altar sollte nur aus Erde bestehen, gemäß dem göttlichen Gebot in 2. Mose 20,24. Was es ihn auch kosten würde, er würde den Herrn trotz des ganzen Götzendienstes in Syrien bekennen. Das ist eine Gesinnung, die dem Herrn zu allen Zeiten gefällt.
Aber Naaman hatte ein Problem, und das schildert er dem Prophet ganz offen. Seine offiziellen Pflichten erforderten es, dass er seinen Herrscher begleitete, wenn dieser zum Haus Rimmons ging, um dort anzubeten. Das würde für ihn in Zukunft natürlich unangenehm sein, und so bat er: „Wenn ich mich niederbeuge im Haus Rimmons, so möge doch der HERR deinem Knecht in dieser Sache vergeben!“ Elisa antwortet: „Geh hin in Frieden“. Jeder, der von neuem geboren wurde, hat nach der Rückkehr in die alte Umgebung mit Anfechtungen zu kämpfen. Ein Lehrer Gottes, wie Elisa einer war, würde nie seine Zustimmung zu zweifelhaften Dingen geben, aber genauso wenig würde er das Gewissen mit einem Gelöbnis belasten wollen. Auf sich selbst gestellt mit Gott, wird die Seele, die den Wunsch hat, Ihm zu gefallen, schnell lernen, was wohlgefällig ist und zweifellose die nötige Gnade zur Umsetzung erhalten. „Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe“ (Spr 4,18).
Der Syrer machte sich also auf den Rückweg. Doch leider gab es jemanden (der mit dem Zeugnis Gottes in Verbindung stand), der einen begehrlichen Blick auf die reich beladenen Wagen geworfen hatte. Das war Gehasi, „der Knabe Elisas, des Mannes Gottes“. Dass ein williger Geber wie Naaman so nach Syrien zurückgehen durfte, wie er gekommen war, war zu viel für ihn. „So wahr der HERR lebt, wenn ich ihm nicht nachlaufe und etwas von ihm nehme!“ Sünde wird immer noch um ein vielfaches schlimmer, wenn der Name Gottes mit hineingezogen wird. Der Gier folgte die Lüge, denn eine Sünde zieht meist weitere nach sich. Die Kleider für die beiden jungen Männer aus Ephraim bescherte Gehasi reiche Beute. Nach dieser Verfehlung folgte eine weitere Lüge. Als Elisa ihn fragte, wo er gewesen sei, streitet er ab, weggewesen zu sein. Dann wird seine schreckliche Lüge aufgedeckt.: „Ging mein Herz nicht mit, als der Mann sich von seinem Wagen herab dir entgegenwandte? Ist es Zeit, Silber zu nehmen und Kleider zu nehmen und Olivenbäume und Weinberge und Kleinvieh und Rinder und Knechte und Mägde? So wird der Aussatz Naamans an dir haften und an deinen Nachkommen auf ewig“. „Und er ging von ihm hinaus, aussätzig wie Schnee“.
Gehasi ist hier ein Bild seines Volkes, das nach außen hin einst so nahe beim Herrn war, durch sein Verhalten aber bewies, dass ihre Herzen weit von Ihm entfernt waren. Als verantwortlicher Zeuge Gottes hier auf der Erde, hatte Israel den Nationen ein völlig falsches Bild von Ihm vermittelt (Jes 42,18–20; 43,8–10; Röm 2,24). Als Folge davon musste seine Hand im Gericht auf sein Volk herabkommen und Er hat sie für die jetzige Zeit an einen Platz außerhalb des Zeugnisses gestellt. Gehasis Fall erinnert uns ein wenig an Miriam in 4. Mose 12. Sie wurde mit Aussatz gestraft, als sie sich wegen der kuschitischen Frau, die Mose zur Frau genommen hatte, gegen ihn auflehnte. Sowohl Miriam als auch Gehasi stimmten mit den Gedanken Gottes über die Nationen gar nicht überein. Sie waren dagegen, dass die Nationen freien Anteil an der Gnade Gottes zu seinem Volk hatten. Gott sei Dank wird sich die Gesinnung Israels noch ändern und sie werden weitreichend Segen verbreiten. Bevor das geschehen kann, muss Gott sie auf dem Boden der Gnade wiederherstellen (Röm 11,26–32).
Lasst uns das als Warnung an uns betrachten. Wir stehen an dem Platz des mit Krankheit geschlagenen Zeugen, und es ist unsere Aufgabe, den Gott der Gnade, der sich so wunderbar in seinem Sohn Jesus Christus offenbart hat, vorzustellen. Unser Handeln muss mit unseren Worten übereinstimmen. Wenn unsere Worte bei den Menschen Gewicht haben sollen, muss unser Leben Gott wohlgefällig sein. Eine kritiksüchtige oder gierige Haltung straft den Gott aller Gnade Lügen! Der scheidende Apostel konnte in Apostelgeschichte 20 sein Leben als beispielhaft darstellen; ach, wäre das doch auch bei uns der Fall! Der ihm anvertraute Dienst formte den Diener. Möge das doch auch bei uns so sein. Der Dienst des aufgedeckten Christus (2. Kor 3) brachte einen aufgedeckten Menschen hervor (2. Kor 4), d. h. sein Lebenswandel war vor Gott und Menschen durch und durch offenkundig. Gott wurde in seinem Leben wahrhaft sichtbar. Aus ihm strahlte der Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Hören wir seine Aufforderung an uns: „Seid zusammen meine Nachahmer, Brüder, und seht hin auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt“ (Phil 3,17). „Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi“ (1. Kor 11,1).