Kommentar zum 2. Petrusbrief
Kapitel 3
Dieses Kapitel zeigt, dass die Regierung Gottes alles zu einem angemessenen Abschluss bringen wird. Jeder böse Grundsatz wird schonungslos gerichtet werden, sowie jeder, der das Böse annimmt. Auf dieses Gericht wird der kostbare Zustand ewigen Segens folgen.
Aber beide Briefe von Petrus haben das Hauptanliegen, das reine Gewissen der Gläubigen durch Erinnerung aufzuwecken. Er behauptet nicht, eine neue Wahrheit vorzustellen, sondern wir werden an etwas erinnert, das wir bereits gehört haben. Das geht sogar bis auf die Propheten des Alten Testaments zurück, deren Dienst immer noch einen unschätzbaren Wert für uns hat. Zusätzlich haben wir „das Gebot des Herrn und Heilands durch eure Apostel“ (Vers 2). Es ist hier nicht die Rede von „Geboten“, sondern von „Gebot“ in der Einzahl. Das zeigt uns, dass die ganze Wahrheit des Christentums eine kostbare Einheit bildet: Es ist „ein Glaube“. Die Apostel haben dieses Glaubensgut kommuniziert, und uns liegt es schriftlich vor. Es ist außerordentlich wichtig für unser Wohlergehen, dass wir immer wieder neu daran erinnert werden.
Das Wort Gottes gibt uns Einsicht in die letzten Tage, sodass wir vorbereitet sind. Es überrascht uns also nicht, dass Spötter aufgetreten sind, die so leben, wie sie wollen und sich schamlos über die Verheißung seines Wiederkommens lustig machen. Ihr Charakter, ihr Verhalten und ihre Aussagen sind unverantwortlich und moralisch verwerflich. Solche Menschen beweisen uns, dass die letzten Tage gekommen sind. In Wirklichkeit sind sie selbst der Beweis für das, was sie so stark ablehnen. So ist es immer mit dem Unglauben: Er erweist sich selbst als Torheit.
Aufgrund ihrer eigenen Meinung behaupten diese Spötter, dass seit dem Anfang alles gleich geblieben ist und dass es nie übernatürliche Eingriffe in die Geschichte der Menschheit gegeben hat. Das ist ein plumpes Ignorieren kompetenter Zeugen und somit bewusste Ignoranz.
Denn das Wort Gottes sagt, dass es vor der Flut eine ähnliche Schöpfungsordnung wie heute gab. Die Himmel waren an ihrem Platz, die Erde war teilweise mit Wasser bedeckt, und viel Land ragte zum Nutzen der menschlichen Existenz aus dem Wasser heraus. Doch Wasser überflutete die damalige Welt. Nicht nur die Fenster des Himmels wurden geöffnet, sondern auch die „Quellen der großen Tiefe“ (1. Mose 7,11) brachen auf. Das könnte hindeuten auf vulkanische Aktivität in Verbindung mit einer gewaltigen Flutwelle, die sogar die höchsten Berge bedeckte. Die ganze Welt kam in der Flut um, außer Noah und seine Familie, die in der Arche bewahrt wurden. Das ist Geschichte, die nicht nur durch das Wort Gottes, sondern auch durch Aufzeichnungen mehrerer Nationen authentifiziert ist.
In der Zukunft werden nicht nur die Erde, sondern auch die Himmel eine noch viel größere Zerstörung erleben. Denn sowohl Himmel und Erde sind „aufbewahrt für das Feuer“ (Vers 7), das derzeit noch dem drohenden Gericht Gottes vorbehalten ist. Die Wissenschaft bestätigt, dass die Erde nicht nur für Feuer „aufbewahrt“ ist – vulkanisches Magma kann jederzeit ausbrechen, Gas, Öl, Kohle und Schwefel sind jederzeit entflammbar –, sondern auch die Himmel. Eine geringfügige Änderung der gasförmigen Komponenten der Atmosphäre würde ausreichen, um einen Großbrand auszulösen, der die ganze Welt vernichten könnte.
Gott hat die Zerstörung der Erde durch Feuer angeordnet. Nur die Torheit der Menschen veranlasst sie zu spöttischen Bemerkungen. Sie werden selbst das schreckliche Gericht Gottes spüren.
Wenn sie auch bewusst unwissend sind, so sollten Gottes Geliebte wenigstens nicht unwissend sein. Für den Herrn sind tausend Jahre nicht mehr als ein Tag und andersherum. Seine Sicht der Dinge ist nicht eng und begrenzt wie unsere. Durch die bereits vergangene Zeit könnten wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass alles unendlich ist, wenn wir uns nur auf unsere Beobachtungen stützen. Aber lasst uns nicht so unwissend sein.
Der Herr ist nicht nachlässig, müßig oder unzuverlässig, wie es von manchen Menschen behauptet wird, sondern ist unglaublich geduldig. Es ist Torheit, seine Geduld für Gleichgültigkeit zu halten. Wenn Er langmütig ist, dann darum, weil Er um die Seelen der Menschen besorgt ist. Sie sollen noch eine Möglichkeit zur Buße haben, um dem Gericht zu entfliehen, das notwendigerweise über die schuldige Welt kommen muss.
Es gibt nicht einmal den Schatten eines Zweifels, dass dieses zukünftige Gericht Realität werden wird. Viel deutet darauf hin, es gibt viele Warnungen. Doch die Welt achtet nur wenig darauf, so wie es der Fall war, als St. Helens vulkanische Aktivität zeigte und überall Warnungen ausgesprochen wurden. Und doch kam der große Ausbruch plötzlich, ohne erneute Warnung, und viele, die die vorherigen Warnungen ignoriert hatten, kamen um. (Anmerkung: „St. Helens“ ist ein aktiver Vulkan im US-Bundesstaat Washington, der am 18. Mai 1980 ausbrach, wobei 57 Menschen ums Leben kamen.)
So wird auch „der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb“ (Vers 10), sowohl unerwartet als auch unwillkommen. Natürlich werden die Erlösten der Gnadenzeit davor bereits in den Himmel zum Herrn geholt worden sein. Der „Tag des Herrn“ bezieht sich hier nicht nur auf die Zeit des Gerichts während der Drangsalszeit, sondern weiter bis zum Übergang des Tausendjährigen Reichs in den ewigen Zustand. Vers 10 ist eine Beschreibung dessen, was zur gleichen Zeit passieren wird, wenn der große Weiße Thron aufgerichtet wird, der dem Tausendjährigen Reich folgt (Off 20,11). Himmel und Erde in ihrer heutigen Form werden zerstört werden, wie viel Zeit auch immer bis dahin noch vergehen mag.
Vers 11 stellt eine herausfordernde Frage: Hat das Bewusstsein der Ehrfurcht gebietenden Realität des Gerichtes Gottes, das der Schöpfung droht, nicht jetzt, im Hier und Heute, eine heiligende Auswirkung auf die Herzen und Wege der Seinen? „...Indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes“ (Vers 12). Wir sollten die Ewigkeit immer im Blick behalten, diesen großartigen „Tag“ erwarten und von Herzen herbeiwünschen. Wir können zwar nicht dafür sorgen, dass dieser „Tag“ schneller kommt, als Gott es angeordnet hat, aber unsere Haltung sollte von wahrer, lebendiger Erwartung gekennzeichnet sein, sodass uns in der Praxis die Zeit nicht lang wird.
Der „Tag Gottes“ bezieht sich sodann auf den vollständigen Wechsel der Dinge, auf die Auflösung von Himmel und Erde in ihrer heutigen Form, sodass Raum für einen neuen Himmel und eine neue Erde wird. „Neu“ in dem Sinne, dass sie komplett verändert werden. Ihr Aussehen, ihre Art wird durch die gewaltige Kraft Gottes verändert werden. Das ist Gottes Versprechen, das wir sehnlich erwarten. In diesem ewigen Zustand wird Gerechtigkeit wohnen. Heute leidet die Gerechtigkeit Not, im Tausendjährigen Reich wird ein König in Gerechtigkeit regieren, aber in der Ewigkeit wird Gerechtigkeit in vollkommenem Frieden wohnen, ohne angegriffen zu werden, ohne Widerstand. Was für eine gesegnete Erwartung!
Ist das nicht ein Grund für Gläubige, eifrig darauf zu warten? Hier wird nicht der Fleiß im Werk Gottes betont, sondern die richtige Verfassung. In der Ewigkeit sind wir mit Sicherheit „ohne Flecken und untadelig vor Ihm befunden in Frieden“ (Vers 14). Lasst uns jetzt schon zeigen, wie sehr wir die Ewigkeit im Blick haben!
Vers 15 fügt dem hinzu, dass die Tatsache der Langmut Gottes uns nicht müde machen oder entmutigen sollte. In Wirklichkeit bedeutet diese Langmut Errettung. Weil Gott eine ewige, lebendige, vollkommene Errettung im Sinn hat, sollte die Zeit bis dahin von lebendiger Freude und Erwartung gekennzeichnet sein. Petrus bezieht sich hier auf die Briefe von Paulus mit der Belehrung über die Haushaltungen und auf die Weisheit, die Paulus von Gott gegeben wurde. Vers 15 bezieht sich wahrscheinlich direkt auf den Brief an die Hebräer.
In Vers 16 sehen wir, dass alle Briefe des Paulus der gleichen Linie der Wahrheit folgen, dass Gottes Ratschlüsse ruhig, wohl durchdacht und durch göttliche Weisheit geordnet sind. Alles wird so stattfinden, wie Gott es gesagt hat, während Er selbst wunderbare Langmut mit den Menschen zeigt. Wenn manche von diesen Dingen auch schwer zu verstehen sind, ist das für Petrus kein Grund, sie auszulassen. Er entschuldigt auch solche nicht, die unwissend und unbefestigt sind, für die Art und Weise, wie sie diese oder andere Schriftstellen verdrehen. Sie passen diese an ihre eigenen Meinungen an. Solche Menschen ziehen in tragischer Weise ihr eigenes Verderben auf sich. Man beachte, dass Petrus die Briefe von Paulus völlig als Wort Gottes anerkennt.
Zum fünften Mal in diesem Kapitel werden die Gläubigen als „Geliebte“ angesprochen. Da wir diese Dinge wissen, sind wir auch verantwortlich und werden freundlich dazu aufgefordert, auf der Hut zu sein, damit wir nicht durch subtilen Irrtum oder Bosheit beeinflusst und von unserem Weg abgezogen werden. Wenn wir stolz denken, wir wären fähig festzustehen, macht uns das umso anfälliger dafür, die Festigkeit der beständigen Hingabe an den Herrn zu verlieren.
Wie kostbar ist das in Vers 18 vorgestellte Schutzmittel dagegen: Wachstum in der Gnade, im Gegensatz zu einer gesetzlichen Haltung. Das beinhaltet das tiefe Verstehenlernen und Wertschätzen der Gnade Gottes in Christus Jesus – Gnade, die uns über das Niveau des uns umgebenden Bösen hebt. Das ist natürlich mit der Erkenntnis unseres Herrn und Erretters Jesus Christus verknüpft. Je besser wir Ihn kennen, umso fester werden unsere Füße auf dem Weg hingebungsvollen Gehorsams bleiben. Das ist in der Tat ein kostbarer Gegenstand für unsere Herzen, sowohl jetzt als auch in der Ewigkeit, ganz im Einklang mit seiner eigenen bleibenden Herrlichkeit.