Kinder lieben, mit Kindern leben
Christliche Familie im Alltag
1. Zum Thema
Ihr sollt diese meine Worte auf euer Herz und auf eure Seele legen und sie zum Zeichen auf eure Hand binden, und sie sollen zu Stirnbändern zwischen euren Augen sein. Und lehrt sie eure Kinder, indem ihr davon redet, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst; und schreibe sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore, damit eure Tage und die Tage eurer Kinder sich mehren in dem Land, das der HERR euren Vätern geschworen hat, ihnen zu geben, wie die Tage des Himmels über der Erde. 5. Mose 11,18–21
Erziehe den Knaben seinem Weg entsprechend; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird. Sprüche 22,6
Dann wurden Kinder zu ihm gebracht, damit er ihnen die Hände auflege und bete; die Jünger aber verwiesen es ihnen. Jesus aber sprach: Lasst die Kinder und wehrt ihnen nicht, zu mir zu kommen, denn solcher ist das Reich der Himmel. Matthäus 19,13
Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht. „Ehre deinen Vater und deine Mutter“, welches das erste Gebot mit Verheißung ist, „damit es dir wohl ergehe und du lange lebest auf der Erde.“ Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn. Epheser 6,1–4
Vor wenigen Jahrzehnten war in den meisten Kulturen die klassische Familie die normale Form des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Generationen. Unter einer Familie verstand man im Regelfall ein verheiratetes Ehepaar (Vater und Mutter) mit eigenen Kindern (manchmal noch mit den Eltern oder sogar Großeltern). Heute wird zwar immer noch viel von „Familie“ gesprochen, das Verständnis darüber, was eine Familie ist, hat sich hingegen weitgehend geändert. Wir erleben gerade hautnah, wie das gesellschaftliche Familienbild umdefiniert bzw. völlig neu definiert wird. Wir werden aufgefordert, die neue Vielfalt von Lebensformen unvoreingenommen anzuerkennen und zu unterstützen. Dabei spielt das Thema der „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ eine nicht zu unterschätzende Rolle. Man glaubt, dass das traditionelle, christlich und damit biblisch geprägte Familienbild den Herausforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft nicht mehr standhalten kann. Die heute gängige Meinung über das, was Familie ist, steht damit in vielen Punkten im krassen Gegensatz zu dem, was die Bibel lehrt. Damit werden wir konfrontiert und damit müssen wir uns – ob wir es wollen oder nicht – auseinandersetzten.
Neben dem klassischen Vater-Mutter-Kind-Bild fasst man unter dem Familienbegriff gerne verschiedene Beziehungsgeflechte zusammen. Man spricht von Familienmodellen wie Alleinerziehenden, Patchwork-, Regenbogen- und Stieffamilien, Partnerschaften mit Kindern in verschiedenen Haushalten usw. Das traditionelle Familienbild scheint weitgehend überholt zu sein. Das biblische Familienbild ist in der Tat die klassische „Vater-Mutter-Kind-Beziehung“. Dabei ist klar, dass es Ausnahmen gibt, wenn z. B. einer der beiden Elternteile nicht mehr lebt oder wenn Ehepaare, die keine leiblichen Kinder haben, ein Kind adoptieren.
Auslaufmodell Familie?
Aktuelle Statistiken belegen deutlich, dass die klassische Familie in Deutschland tatsächlich immer mehr zum Auslaufmodell wird. Dazu einige Fakten:
- Nur noch knapp 40 % der Bundesbürger leben in einer „traditionellen“ Familie, d. h. in einer Ehe von Vater und Mutter mit gemeinsamen Kindern. Die Zahl der „traditionellen“ Familien in Deutschland sinkt drastisch. Ungefähr ein Viertel aller Kinder wird nicht von einem verheirateten Ehepaar erzogen.
- Knapp ein Drittel aller Frauen in Deutschland bleibt kinderlos. Vor gut 50 Jahren lag die Quote gerade einmal halb so hoch.
- Seit Jahren verzeichnet die deutsche Gesellschaft einen ständigen Geburtenrückgang. Wurden vor 40 Jahren noch ca. 1,35 Mio. Kinder jährlich geboren, sind es aktuell nur noch etwas mehr als die Hälfte. Man gewinnt den Eindruck, dass Kinder nicht mehr in unsere Gesellschaft passen.
- Der Trend zur Ein-Kind-Familie setzt sich seit Jahren fort. Über 50 % der Familien haben nur ein Kind und nur etwas über 10 % mehr als zwei Kinder.
Die Gründe für das stark nachlassende Interesse an der traditionellen Familie sind vielschichtig. Viele empfinden das Leben ohne Kinder als stressfreier und angenehmer. Anderen ist die berufliche Karriere wichtiger als eine Familie. Wieder andere denken, dass das Klima in unseren modernen Gesellschaftsformen zunehmend kinderfeindlich geworden ist, so dass man besser ohne Kinder lebt. Auch die finanzielle „Belastung“ durch Kinder wird als Argument genannt. Statistiker haben ermittelt, dass ein Kind bis zum 18. Lebensjahr durchschnittlich deutlich mehr als 100.000 Euro „kostet“.
Selbst wenn einige der genannten Argumente aus menschlicher Sicht auf den ersten Blick nachvollziehbar erscheinen mögen, machen diese wenigen Fakten unmissverständlich klar, in welch einem Umfeld wir als christliche Familien mit Kindern leben. Es ist ein Umfeld, das das biblische – und damit von Gott gewollte – Familienbild weitgehend über Bord geworfen hat. Diese Trends bleiben im Volk Gottes nicht ohne Folgen. Wir werden davon beeinflusst. Wir – das sind die Eltern. Wir – das sind ebenfalls unsere Kinder. Vieles haben wir bereits übernommen oder empfinden es zumindest nicht mehr als ungewöhnlich. Bei anderem stehen wir in Gefahr, es nach und nach stillschweigend zu tolerieren oder gar zu übernehmen. Und das, obwohl uns die Bibel dazu auffordert, uns nicht so zu verhalten wie die „Nationen“ (Eph 4,17). Die gesunde biblisch orientierte Belehrung über Gottes Plan für unser Familienleben ist deshalb unerlässlich – für Eltern und für Kinder.
Einerseits scheint die traditionelle Familie also in der Tat als Auslaufmodell zu gelten. Andererseits gibt es durchaus einen gegenläufigen Trend. Viele Menschen wünschen sich die Familie mit ihrer Geborgenheit zurück. Begründet wird das durch sinkende Geburtenraten, durch Frauen mit dem Drang zur vollen und dauerhaften Berufstätigkeit und durch den Wunsch nach festen Positionen in einer mehr und mehr globalisierten Welt. Vor einiger Zeit hat eine Umfrage ergeben, dass bei fast 80 % der Befragten die Familie wichtiger ist als der Beruf – und das gilt sogar für die befragten Männer. Gerade junge Leute glauben zunehmend, dass man eine Familie braucht, um wirklich glücklich zu leben. Dabei bleibt allerdings die Frage offen, wie man Familie „definiert“, d. h., was man darunter versteht.
Also eine Renaissance des Auslaufmodells Familie? Scheinbar ja. Bei manchen scheint das Motto zu lauten: „Was dir mangelt, das erstrebst du.“ Vielen mangelt es an sozialer Sicherheit, an Stabilität, an Werten, an Halt und Orientierung. In gewisser Hinsicht gewinnt deshalb die Familie zunehmend an Attraktivität. Darin liegt gerade für uns als Christen eine Chance, „Salz der Erde“ zu sein. In einer zunehmend orientierungslosen und egoistischen Welt haben wir die Möglichkeit, unseren Mitmenschen zu zeigen, wie man als Christ in einer christlichen Familie leben und Kinder für Christus erziehen kann. In einer Familie, die nach den biblischen Werten fragt. In einer Familie, in der man die Kinder liebt und mit Kindern lebt.
Das biblische Familienbild
Wie die Ehe geht das biblische Familienbild auf die Schöpfungsordnung Gottes zurück. Gott hat Adam und Eva in der Ehe miteinander verbunden. Mann und Frau sind von Gott, dem Schöpfer, unterschiedlich geschaffen. Sie sind gleichwertig, aber nicht gleichartig. Aus den Wesensunterschieden zwischen Mann und Frau resultieren unterschiedliche Aufgaben in Ehe und Familie. Der gemeinsame Auftrag an beide Geschlechter lautet: „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde“ (1. Mo 1,28). In 1. Mose 9,1 wird dieser Auftrag wiederholt, als Noah nach der Flut eine gereinigte Erde betrat. Eine Familie nach Gottes Plan besteht deshalb im Regelfall aus einem verheirateten Ehepaar und gemeinsamen Kindern.
- Der Ehemann als Vater hat bestimmte Aufgaben, und die Ehefrau als Mutter hat bestimmte Aufgaben. Der Vater trägt die Hauptverantwortung für das Wohl seiner Familie und für die Erziehung der Kinder. Er gilt als „Ernährer“, d. h., derjenige, der materiell (finanziell) und geistlich für seine Familie – seine Ehefrau und seine Kinder – sorgt.
- Die Ehefrau und Mutter ist das „Herz“ der Familie. Sie unterstützt ihren Mann bei seinen Aufgaben. Der Schwerpunkt ihrer Aufgabe liegt im inneren (d. h. häuslichen) Bereich, während der Mann mehr nach außen hin tätig wird. In Titus 2,4.5 werden die jungen Frauen unter anderem unterwiesen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben und mit häuslichen Arbeiten beschäftigt zu sein. Wie sich das im Alltag äußern kann, finden wir sehr eindrücklich in Sprüche 31 beschrieben. Dort wird uns eine motivierte und engagierte Frau gezeigt, die ihrem Mann eine echte Hilfe ist. Gerade dieses Kapitel macht völlig klar, dass das Klischee vom „Heimchen am Herd“ mit dem biblischen Frauen-und Mutterbild nicht übereinstimmt. Es geht nicht um die sogenannten „drei K“ (Kinder, Küche, Kirche), mit denen gerne – häufig geringschätzig – die soziale Rolle der Frau nach konservativen Wertvorstellungen beschrieben wird. Eine Ehefrau und Mutter hat weitaus mehr Aufgaben, als sich um die Erziehung des Nachwuchses, die Hausarbeit und die Vermittlung und Einhaltung moralischer und religiöser Prinzipien zu kümmern.
Familie in Gefahr
Es ist wichtig, dass wir als Christen eine klare Vorstellung davon haben, was die Bibel unter „Familie nach Gottes Plan“ versteht. Aber nicht nur das: Wir brauchen ebenfalls eine klare Vorstellung davon, wie akut die Gefahr ist, in der die christliche Familie heute steht.
In einem Punkt müssen wir sehr nüchtern sein: Die Welt will unsere Kinder und jungen Leute für sich haben. Der Fürst der Welt (der Teufel) greift gerade nach unseren Kindern. Das ist übrigens keine neue Erkenntnis. Das war immer so. Der Pharao Ägyptens wollte das Volk Israel schließlich ziehen lassen, aber die Kinder wollte er für sich haben. Daraufhin gab Mose ihm die klare Antwort: „Mit unseren Jungen und mit unseren Alten wollen wir ziehen, mit unseren Söhnen und mit unseren Töchtern, mit unserem Kleinvieh und mit unseren Rindern wollen wir ziehen; denn wir haben ein Fest des HERRN“ (2. Mo 10,9). Bei Nebukadnezar, dem König von Babel, war das nicht anders. Er wollte die Elite aus Juda und Jerusalem für sich haben. Er wollte – wie wir in Daniel 1 lesen – das Beste für sich. Er wollte die Jugend. Nicht umsonst sind gerade Diktatoren bis in unsere Zeit hinein immer wieder nach genau diesem Prinzip verfahren, das wohl Napoleon Bonaparte als Erster so formuliert hat: „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft.“ Das müssen wir Eltern ganz nüchtern sehen. Der Teufel greift nach unseren Kindern. So früh wie möglich. So raffiniert wie möglich. So vollständig wie möglich. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Kindertagesstätte und Ganztagsbetreuung sind zwei Schlagworte, die wir gut kennen. Die Ganztagsbetreuung der Kinder außerhalb der Familien wird bewusst als unkritisch und sogar wünschenswert dargestellt. Die Absicht, die dahintersteckt, müssen wir klar erkennen. Gleiches gilt für das von vielen gesellschaftlichen Gruppen angestrebte Ziel, junge Mütter nach der Geburt so schnell wie möglich wieder in den Berufs- und Arbeitsprozess zu integrieren.
Die christliche Familie ist dem Teufel ein Dorn im Auge. Er hat ein großes Interesse daran, Familien – sei es durch das Gedankengut des modernen Zeitgeistes oder durch eigenes oder fremdes Fehlverhalten – zu schwächen und zu zerstören. Zeitgenössische Erziehungswissenschaftler sprechen offen davon, dass es gut sei, Kinder so früh wie möglich – am besten noch im Vorschulalter – aus dem Umfeld der traditionellen Familien zu „befreien“. Das Ziel ist klar: Es geht darum, dass die Kinder früh die Ideologie dieser Welt lernen und verinnerlichen. Um dieses Ziel zu erreichen, scheint (fast) jedes Mittel richtig zu sein. Für uns als Eltern ist da äußerste Vorsicht geboten. Wir sollten schon sehr sorgfältig prüfen, wem wir unsere Kinder – besonders wenn sie noch klein sind – anvertrauen. Es ist unvermeidlich, dass sie zur Schule gehen und für das Leben ausgebildet werden, aber darüber hinaus gibt es viele Kontakte, die nicht unbedingt sein müssen und deshalb vermieden werden können.
Wir wollen nicht verkennen, dass intakte und gesunde Familien bis heute ein mächtiges Bollwerk gegen anti-christliche Tendenzen in unserer Gesellschaft sind. Wir haben gerade als Familien die Möglichkeit, „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ zu sein (vgl. Mt 5,13–14). Intakte christliche Familien zeigen nach außen, wie Gott sich Familienleben vorstellt. Sie wirken wie eine Bremse, die verhindert, dass sich das Böse in der Welt noch schneller ausbreitet. Gleichzeitig sind sie ein lebendiges Zeugnis für den Herrn. Ohne die Hilfe unseres Herrn ist es unmöglich, Familie nach Gottes Plan zu praktizieren. Wir brauchen Wegweisung und Hilfe von oben. Andererseits erfordert es genauso Mut und Entschiedenheit auf unserer Seite, weil wir gegen den Strom gängiger Meinungen und Verhaltensweisen schwimmen müssen. Das Handeln Gottes für uns nimmt nie unsere Verantwortung weg. Kinder für den Herrn Jesus zu erziehen und eine Atmosphäre der Liebe und des Vertrauens in unseren Familien zu schaffen, ist eine echte Herausforderung, der wir uns jeden Tag neu stellen müssen.
Du und dein Haus
Gott hat der Familie von Anfang an besondere Zusagen gegeben. Eine der ersten Familien, die Gott in der Bibel erwähnt, ist die Familie Noahs. In diesem Zusammenhang spricht Gott zum ersten Mal von einem „Haus“. Er gibt diesem „Haus“ eine ganz besondere und großartige Zusage: „Und der HERR sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich als gerecht vor mir befunden in diesem Geschlecht“ (1. Mo 7,1).
- Wir lernen erstens, dass es der Wille Gottes ist, ganze Familien zu retten. Das wird im Neuen Testament bestätigt. Dem Gefängnisleiter in Philippi wird gesagt: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus“ (Apg 16,31). Der königliche Beamte in Kapernaum erlebte das gleiche Glück. Die Bibel sagt von ihm: „Und er glaubte, er und sein ganzes Haus“ (Joh 4,53). Diesen Grundgedanken, dass Gott ganze Häuser (Familien) retten möchte, können wir uns gar nicht genug einprägen. Wenn Gott uns Kinder gibt, will Er sie retten. Es freut Gott, wenn wir Ihn in unseren Gebeten beim Wort nehmen und Ihm das im Glauben vortragen, was Er zugesagt hat. Er will ganze Häuser retten.
- Gott möchte zweitens, dass wir uns gemeinsam mit unseren Familien an dem freuen, was Er uns gibt. In 5. Mose 14,26 spricht Gott ausdrücklich davon, dass der Israelit, wenn er in das Land Kanaan gekommen war, dort vor dem Herrn essen und sich freuen sollte mit seinem Haus. In 5. Mose 15,20 fordert Gott sein Volk auf: „Vor dem HERRN, deinem Gott, sollst du es essen, Jahr für Jahr, du und dein Haus, an dem Ort, den der HERR erwählen wird.“ Das deutet an, dass Gott großen Wert darauf legt, dass wir gemeinsam mit unseren Kindern an den Zusammenkünften der Gläubigen teilnehmen sollen.
- Drittens erinnert uns der Appell Josuas daran, dass wir gemeinsam mit unseren Familien dem Herrn folgen und Ihm dienen sollen. In Josua 24,15 formuliert Josua den Entschluss: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen!“ Egal wie die anderen entscheiden würden, für Josua war die Sache klar. Seine Entscheidung stand fest. Das ist Orientierung für uns. Sind wir bereit, uns gemeinsam mit unseren Familien in den Dienst des Herrn zu stellen? Sind wir bereit, gemeinsam mit unseren Familien gegen den Strom zu schwimmen? Sind wir bereit, anders zu sein als andere? Gott erwartet von uns, dass wir uns – wie Josua – mit unseren Familien klar positionieren und auf Seine Seite stellen.