Botschafter des Heils in Christo 1886
Was ist Glück?
Glücklich möchten alle Menschen werden; danach streben sie mit allen Kräften des Leibes und der Seele. Wenn man nur so recht wüsste, was denn eigentlich Glück zu nennen ist! Nun, Geld und Gut! denken wohl die meisten, das ist doch klar; wer reich ist, ist auch glücklich, da er mit seinem Reichtum sich alles verschaffen kann, was das Herz nur wünscht. – Alles? – Und wenn der Reiche von schwerer Krankheit befallen wird, die sein Leben bedroht, wenn ein teures Weib, wenn liebe Kinder ihm sterben, wirst du ihn dann noch immer glücklich nennen? Kann Ar mit seinem Geld sich und andere von dem „Könige der Schrecken“, dem Tod, loskaufen? Kann er die innere Stimme zum Schweigen bringen, die immer und immer wieder in der Stille der schlaflosen Nächte ihm zuruft: „Mit dem Tod ist nicht alles vorbei; dann harrt deiner die Ewigkeit, eine Ewigkeit vielleicht voll Jammer und Entsetzen?“
Und wie mit dem Reichtum, so ist es mit allen den so genannten Gütern dieses Lebens. Gesundheit? – wie gebrechlich ist unser Körper! Das Springen des kleinsten Äderchens ist imstande, sie für immer zu vernichten. Und mit dem Alter wird auch der Gesündeste schwächer und gebrechlicher mit jedem Tag.
Bildung und Wissen? – sind gewiss schätzenswert, aber je mehr wahre Bildung, je mehr Wissen der Mensch sich erwirbt, desto mehr sieht er ein, dass das Menschenherz damit nicht ausgefüllt wird, dass unserem Verstand überall Schranken gezogen sind, dass Wissenschaft nicht wahres Glück zu schaffen vermag.
Familienfreuden? – So wohltuend für das menschliche Herz sie auch sein mögen, auch sie sind unbeständig, auch sie stehen nicht in unserer Hand, und wie leicht wendet sich dieses Glück in Leid! Und Ruhm und Ehre? – Ach, Ruhm und Ohre bei den Menschen, welche Seifenblasen, die kaum für den Augenblick sind und nie das Herz befriedigen können, obwohl gerade sie oft die größten Anstrengungen und schwere Opfer fordern!
Gewiss ein jeder, der nur ein wenig über diese Dinge nachdenkt, wird zugeben müssen, dass in Reichtum, Gesundheit, Wissen, Familienglück, Ruhm und Ehre nicht das wahre Glück bestehen könne, nach welchem das Menschenherz sich doch ohne Aufhören sehnt. Alles das sind Güter, die an ihrem Platz ihren Wert besitzen, – wer mochte das leugnen! – die gewiss zu schätzen sind; aber das wahre, echte Glück können sie dem Menschen nicht bieten. Denken wir uns doch einen Mann, der sie alle in seinem Leben vereinigt, wird der wohl glücklich zu nennen sein? Du sagst: es gibt keinen solchen Mann. O doch, wir kennen ihn ja beide, den berühmten König, der unermesslichen Reichtum, große Weisheit, Familienglück, Gesundheit bis in sein spätes Alter und Ruhm und Ehre – alles in reichster Fülle besaß; und wie lautet sein Urteil in unserer Sache? Wie spricht er? „Eitelkeit der Eitelkeiten! Alles ist Eitelkeit! ... Zum Lachen sprach ich: Unsinn! und zur Freude: was macht sie? ich gedachte in meinem Herzen, mein Fleisch durch Nein zu pflegen, mein Herz in Weisheit zu üben. ... Ich machte große Werke, baute mir Häuser, pflanzte mir Weinberge, machte mir Gärten und Lustgärten ... ich kaufte Knechte und Mägde; auch hatte ich großes Besitztum von Großvieh und Kleinvieh, mehr denn alle. ... Ich sammelte mir Silber und Gold und Schätze, schaffte mir Sänger und Sängerinnen und Wollust der Menschenkinder, Weib und Weiber. ... Auch meine Weisheit blieb mir, und alles, was meine Augen begehrten, entzog ich ihnen nicht, und hielt mein Herz von keiner Freude ab ... und siehe, das alles war Eitelkeit und Plage des Geistes, und darin war kein Gewinn unter der Sonne“ (Pred 1 und 2).
Und hoffst du, lieber Leser, es weiter zu bringen, als König Salomo und endlich zu einem anderen Urteil zu gelangen? Ach, sagst du, das Glück des Menschen liegt nicht in dem allen allein, man muss eben zufrieden sein! Zufrieden? Und bist du zufrieden? Kennst du unter allen deinen Nebenmenschen einen solchen zufriedenen? Gewiss nicht! Du hättest nicht sagen sollen: Glücklich ist, wer zufrieden ist, – wenn das ist kein lebender Mensch – sondern: Glücklich ist, wer Frieden hat. Weißt du, was es heißt: Frieden haben? Nicht bloß Frieden mit den Seinen, mit sich selbst, mit seinem Nächsten – das genügt noch alles nicht; nein, sondern auch Frieden mit Gott, mit Ihm, dem Gott des Friedens (Phil 4,9)! Solange du nicht diesen Frieden besitzest, ist all dein Laufen und Rennen, Arbeiten und Sparen, Studieren und Wissen, Wünschen und Sehnen umsonst. Du bist noch weit, unendlich weit vom wahren Glücke fern. Frieden mit Gott! Ach, welch köstliche Worte, die im Leben und Sterben gleichen Wert besitzen, im Leben wie im Tod den Menschen wahrhaft und allein glücklich machen!
Und wie finde ich diesen kostbaren Frieden, dieses wahre Glück? Den kann nur Er dir schenken, der reiche und gnädige Gott Himmels und der Erde. Bitte Ihn, und Er wird dir ihn schenken, Er wird dir den Weg dazu zeigen. Es gibt nur einen solchen Weg! Er, der gesagt hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, – unser Herr und Heiland, Jesus Christus – Er ist der einzige Weg zum Frieden, zum wahren Glücke, zu Gott! Er ist es, der Frieden gemacht hat (Kol 1,20). Dir bleibt nichts zu tun übrig, als wie einst Thomas, der auch lange zweifelte, Ihm zu Füßen zu sinken und gläubig zu sagen: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28) Wer an Ihn glaubt, der ist gerecht (Apg 13,38), hat Frieden mit Gott und damit alles, was er zum Glück braucht hienieden und dort oben. Er ist gereinigt von aller Schuld und Sünde durch das kostbare Blut, das Christus am Kreuz vergossen hat für alle, die an Ihn glauben.
Mein Leser, gehe nicht gleichgültig an einer so wichtigen Sache vorüber! Auch du willst ja glücklich werden und bleiben, und jetzt bist du es nicht, wenn du offen und ehrlich es gestehen willst. Und was wird es dort sein, nach dem Tod, in der Ewigkeit? Wird dort das Sehnen und der Schmerz deiner Seele gestillt sein? Hier hast du keinen Frieden, bist nicht glücklich, weil du getrennt bist von Gott; wirst du dort glücklich sein? Nein, gewiss nicht! Du musst jetzt in dieser Gnadenzeit, so wie du bist, zu Gott dich wenden; sonst verwandelt sich der Schmerz und das Sehnen dieser Zeit in die Qual der Ewigkeit. Nur bei Gott ist Heil, Frieden und Ruhe, wahres Glück in Zeit und Ewigkeit zu finden. „Gott war in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihr ihre Übertretungen nicht zurechnend. ... So bitten wir denn an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2. Kor 5,19–20) „Nur in Ihm ist wahre Ruh', drum zu Jesu eil auch du!“ – Ja, komme zu Jesu!
Du hast vielleicht schon manches versucht, um wahrhaft glücklich zu werden; siehe einmal ab vom eignen Tun, von eigener Kraft! Blicke nicht geringschätzig oder verächtlich auf diesen Rat! Der ihn dir gibt, hat auch lange nach dem Glück gejagt, viel Wissen mühsam erworben, er hatte, was er zu einem bequemen Leben bedurfte, und Gesundheit des Körpers noch obendrein – aber glücklich war er doch nie. Ununterbrochen sagte ihm eine innere Stimme: Das alles ist eitel! Und als sich sein Heiland seiner erbarmte und in unverdienter Liebe ihm die Hände entgegenstreckte, da erst erfuhr er, wo das wahre Glück zu finden ist, ein Glück, das ohne Ende sein wird hier auf dieser armen Erde und noch größer dort oben, wo der Glaube sich in seliges Schauen verwandeln wird. Möchte doch auch dir, mein Leser, dieses Glück recht bald zuteilwerden!