Botschafter des Heils in Christo 1886
Lukas 23,31
„Denn wenn man dies tut an dem grünen Holz, was wird an dem Dürren geschehen?“ – Welch ernste Worte aus dem Mund unseres gepriesenen Herrn! Er, der aus dem Himmel herabkam als der Heiland der Welt, der freiwillig Mensch wurde, um zu suchen und zu erretten, was verloren ist, wurde verworfen und befand sich, als Er jene Worte aussprach, auf dem Weg nach Golgatha, um gekreuzigt zu werden. Umgeben von dem grausamen Hass des Menschen, nur von einigen Weibern bemitleidet, und im Begriff stehend, sein Leben für uns zu lassen, öffnet Er seine Lippen zu jener ernsten Warnung und weist hin auf das kommende Gericht: „Wenn man dies tut an dem grünen Holz, was wird an dem dürren geschehen?“
Er selbst war offenbar das „grüne Holz“, das herabgekommen war in diese fruchtleere, öde und dürre Welt, erfüllt mit der Frische und dem Lebenssaft der göttlichen Liebe, und Frucht tragend zur Verherrlichung Gottes. Sein ganzer Weg von der Krippe bis zum Kreuz war ein lieblicher Wohlgeruch und eine Ursache steter Wonne für das Herz des Vaters. Aber der Mensch sah in diesem „grünen Holz“ keine Schönheit; er fand nichts Begehrenswertes in Ihm. Seine Güte rief nur den Hass des Menschen wach, und geschlagen, verspeit und mit Dornen gekrönt, ward Er jetzt zur Kreuzigung geführt. So handelte der Mensch mit dem geliebten Sohn Gottes; und „wenn man dies am grünen Holz tut, was wird an dem Dürren geschehen?“
Doch es möchte gefragt werden: Was ist denn das dürre Holz, von welchem der Herr redet? Ohne Zweifel dachte Er zunächst an das von Gott entfremdete Judentum, dessen Vertreter Ihn umgaben. Aber, mein Leser, wir dürfen diesen Vers auch auf uns anwenden. Wir alle gehören von Natur jener Welt an, die den Herrn der Herrlichkeit kreuzigte; wir alle sind schuldig vor Gott und besitzen keine Gerechtigkeit; ja, wir sind gerade das, was der Ausdruck „dürres Holz“ besagen will. Das Urteil Gottes über uns lautet: Verderbt, ohne Leben, ohne Frucht, tot in Sünden und Übertretungen! Wie ernst ist deshalb für uns alle die Frage: „Was wird an dem Dürren geschehen?“ – Trockne, erstorbene Bäume sind zu nichts anderem mehr tauglich, als abgehauen und ins Feuer geworfen zu werden.
Denke hierüber einen Augenblick nach, mein Leser. Wenn du noch ohne Christus bist, so bist du auch noch ohne Leben, und wenn du auf deinem Weg vorangehst, so wirst du sein wie das Brennholz für den Ofen, wenn dereinst Gottes Gericht wider die Sünde über diese Welt hereinbrechen wird. Sage mir, möchtest du nicht lieber jetzt mit Christus in das „Bündel des Lebens“ eingebunden werden, als am Tag des Gerichts deinen Platz in den „Unkrautbündeln“ zu finden und ins höllische Feuer geworfen zu werden? Was anders als Gericht und Zorn kann diejenigen treffen, welche Christus verwerfen? Und doch kannst du heute noch durch den Tod dieses Christus ein Besitzer des ewigen Lebens werden. Das Weizenkorn ist in die Erde gefallen und gestorben und bringt jetzt viele Frucht. Obgleich der Hass und die Feindschaft des Menschen Ihn ans Kreuz brachten, so ist doch gerade sein Tod und sein Blutvergießen jetzt der gesegnete Weg, Gottes, auf welchem Er solche annehmen und erretten kann, wie du und ich von Natur sind. Da wo sich der Hass des Menschen in überströmender Weise offenbarte, legte die Gnade Gottes den Grund zur Errettung des Sünders.
Darum noch einmal, mein Leser, erwäge diese ernsten Worte: „Was wird an dem Dürren geschehen?“ und frage dich in der Gegenwart Gottes, was dein Teil für die Ewigkeit sein wird. Willst du jetzt, in dieser Zeit, zu Jesu eilen? Willst du zu Ihm kommen, um Ruhe, Leben und Vergebung bei Ihm zu finden? Wenn nicht, so erinnere dich daran, dass du zu dem „dürren Holz“ gehörst, dessen Los das Verbrennen ist. Entweder du musst jetzt Christus angehören und an und mit Ihm teilhaben, oder du stehst noch fern von Ihm, auf dem „breiten“ Wege, dessen Ende der Feuersee ist – der zweite Tod! Entweder du Haft in dem Blut Jesu Frieden und Vergebung gefunden, oder du bist noch in deinen Sünden, fern von Gott und jeden Augenblick in Gefahr, ins ewige Verderben zu stürzen. O, mein Freund, lass dich bitten, zu Jesu zu eilen, ehe es zu spät ist! Mache dich auf zu Ihm, ehe noch der heutige Tag zu Ende geht. Wer kann dir die Gewissheit geben, ob du morgen noch Gelegenheit dazu haben wirst? Heute bietet der Herr dir seine Gnade an; heute will Er dich die reinigende Kraft seines kostbaren Blutes erfahren lassen. Darum komm! Wenn nicht – „was wird an dem Dürren geschehen?“