Botschafter des Heils in Christo 1886
David und Salomo - Teil 2/2
Wir haben also in David das Bild eines treuen, sich selbst vergessenden und nur die Ehre Gottes suchenden Dieners gesehen. In Salomo finden wir etwas ganz anderes. Das, was den Vater während seines ganzen Lebens gekennzeichnet hatte, tritt bei dem Sohn völlig in den Hintergrund. Salomo ist nicht der Diener, sondern derjenige, welcher alle die Güter und Ohren als Erbteil empfängt, die David durch seinen hingebenden Dienst erworben und durch seine Waffen erobert hatte. Gott erhob Salomo über die Maßen, angesichts des ganzen Volkes Israel, und bekleidete ihn mit einer königlichen Majestät, wie sie niemals einer seiner Vorfahren besessen hatte. Er übertraf selbst alle Könige der Erde an Reichtum und Weisheit; alle suchten seine Gunst, und Gott machte seinen Namen noch größer, als den Namen Davids, und erhob seinen Thron noch höher, als denjenigen seines Vaters. Gott nannte David seinen Knecht, aber Salomo seinen Sohn, indem Er sagte: „Er wird mir zum Sohn sein, und ich ihm zum Vater“ (1. Chr 22,10). Als Erbe der Mühen Davids erscheint uns Salomo voll Frieden und Glück, als die Freude und der Ruhm seines Volkes und als der Mittelpunkt der ganzen Welt.
Doch außerdem, dass sein Name größer war, als derjenige Davids, hatte ihm Gott auch die Ehre vorbehalten, sein Haus zu bauen; denn dieses Werk war mehr eine Ehre, als ein Dienst, eine Ehre, die für David, den Diener, zu groß war und für Salomo, den Sohn, aufbewahrt wurde, wie Gott zu David gesagt hatte: „Salomo, dein Sohn, der soll mein Haus und meine Höfe bauen, denn ich habe ihn mir zum Sohn erwählt, und ich will ihm zum Vater sein“ (1. Chr 28,6). So war auch vorher zu Nathan gesagt worden: „Gehe hin und sprich zu David, meinem Knecht: So spricht Jehova: Du sollst mir nicht ein Haus bauen zur Wohnung. Und es soll geschehen, wenn deine Tage voll sind, dass du zu deinen Vätern hingehst, so will ich deinen Samen nach dir aufrichten, der von deinen Söhnen sein soll, und will sein Königreich befestigen. Der wird mir ein Haus bauen, und ich werde seinen Thron befestigen auf ewig. Ich will ihm zum Vater sein, und er soll mir zum Sohn sein“ (1. Chr 17,4.11–13).
Es gab allerdings noch andere Gründe, welche Gott verhinderten, sein Haus durch David aufbauen zu lassen, und zwar sind einige derselben von lieblicher Schönheit. So waren z. B. zurzeit Davids die Kinder Israel noch nicht zur Ruhe gekommen, das Königreich war noch nicht befestigt, das Volk noch zum Krieg gerüstet, und der Herr weigerte sich, in sein Haus einzutreten, solange sein Volk nicht auch in sicherer Ruhe wohnte und, befreit von allen seinen Feinden ringsum, die Segnungen des Friedens genoss. In allen ihren Trübsalen litt Er mit ihnen, bei allen ihren Wanderungen wohnte Er in ihrer Mitte unter einem Zelt, und solange sie keinen festen und ruhigen Wohnsitz hatten, wollte auch Er nicht ein Zedernhaus bewohnen. „Ich habe in keinem Haus gewohnt“, ließ Er David sagen, „von dem Tag an, da ich Israel heraufgeführt habe, bis auf diesen Tag; und ich bin gezogen von Zelt zu Zelt, und von Wohnung zu Wohnung. Bei all meinem Umherwandeln unter ganz Israel – habe ich wohl ein Wort geredet zu einem der Richter Israels, dem ich gebot, mein Volk zu weiden, und gesagt: Warum baut ihr mir nicht ein Haus von Zedern?“ – Welch eine Güte, welch eine Herablassung und Liebe zu seinem oft so widerspenstigen und hartnäckigen Volk gibt sich in diesen Worten kund! Welch eine bewunderungswürdige Gnade strahlt aus ihnen hervor!
Doch wir dürfen noch einen anderen Grund nicht unerwähnt lassen, weshalb David nicht der passende Mann für den Bau des Tempels Jehovas war.
David hatte zu viel Blut vergossen; er war ein Mann des Krieges gewesen, während Salomo ein Mann des Friedens sein und über seine Feinde herrschen sollte, indem Gott selbst ihm Ruhe gab ringsumher; auch sollte sich das Volk während seiner Regierung einer ungestörten Ruhe und einer Wohlfahrt erfreuen, wie es dieselbe nie vorher gekannt hatte (1. Kön 5,3; 1. Chr 22,8–10).
Doch vor allen Dingen war, wie bereits bemerkt, die Ehre, den Tempel zu bauen, besonders deshalb für Salomo aufbewahrt, weil er Sohn war. Der Tempel war das Zeichen der Dauer, wie geschrieben steht: „Der Knecht bleibt nicht für immer in dem Haus; der Sohn bleibt für immer“ (Joh 8,35).
Die Regierung Salomos war also eine Zeit der Ruhe; alle Feinde waren besiegt, alle Vorbereitungen getroffen; er brauchte sich nur auf den Thron seines Vaters David zu setzen und Frieden und Ehre zu genießen. Zugleich war seine Regierung eine Zeit der Freude, und damals ertönten zum ersten Mal Lob– und Dankgesänge in der Mitte der Gemeinde Israels. Mose hatte Opfer angeordnet, aber kein Gesang wurde in der Stiftshütte gehört. David hatte Sänger eingesetzt und ihnen Gesänge gegeben; aber diese ganze Freude war für Salomo vorbereitet. In dem Tempel, den er erbaute, besangen die Priester und die Sänger, Asaf, Heman, Jedutun und ihre Brüder, zum ersten Mal in Israel das Lob Jehovas. Das war ein Tag der Freude, wie keiner vorher gewesen war, „als die Trompeter und Sänger waren wie einer, um eine Stimme ertönen zu lassen, Jehova zu preisen und zu lobsingen, und als sie die Stimme erhoben mir Trompeten, und Zimbeln und mit Musikinstrumenten und mit Preisen Jehovas, dass Er gütig ist, und dass seine Güte währt ewiglich.“ Und herrlich über alles war die Wolke, die dann den Tempel erfüllte, „dass die Priester nicht zu stehen vermochten, um den Dienst zu verrichten, vor der Wolke; denn die Herrlichkeit Jehovas hatte das Haus Gottes erfüllt“ (2. Chr 5,13–14). An jenem herrlichen Tage hörte man nur Danksagungen, Gesänge der Freude und der Fröhlichkeit und den Schall der Instrumente; und daran fand Gott sein Wohlgefallen, darin seine Ruhe. Er, der inmitten der Lobgesänge Israels wohnt, erfüllte den Tempel mit seiner Gegenwart und seiner Herrlichkeit.
Doch alle diese gesegneten Dinge, wovon wir in David und Salomo Spuren gesehen haben, sind nur Schatten besserer Dinge, denn „der Körper ist Christi“ (Kol 2,17). Christus ist der Hauptgedanke Gottes. Die dem Abraham gegebenen Verheißungen wurden in Wirklichkeit seinem Samen, d. h. Christus, gegeben, und die Darstellung der Gnade in David und der Herrlichkeit in Salomo bezieht sich in Wirklichkeit auf Christus (Heb 1,5). Von einem Ende des Alten Testaments bis zum anderen sind jene besonders hervortretenden Männer Gottes und ihre Geschichte nur Vorbilder von Jesu und von den Dingen, die sich in Ihm erfüllen sollten; und es war die Freude dieser gläubigen Männer, Ihn zu erwarten.
Wir haben also David verfolgt vom Feld des Hirten bis zu der Wahlstatt im Terebinthental (1. Sam 17), vom Hof Sauls bis zu den Höhlen der Wüste, und von dort wieder bis auf den Thron Israels, und wir haben in seiner Geschichte überall die Darstellung des Charakters eines Dieners bemerkt. Denselben Charakter, und zwar in vollkommener Weise, finden wir in Jesu, dem wahren David. Vor Grundlegung der Welt schon weihte Er sich dem Dienst, und in der Rolle des Buches steht von Ihm geschrieben: „Ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun“ (Ps 40,7–8). Er kam nicht, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld zu geben für viele (Mk 10,45). Er stieg vom Himmel herab, nicht um seinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der Ihn gesandt hatte (Joh 6,38); Er suchte nicht seine eigene Ehre (Joh 8,50); Er unterwarf sich allem, und die Stellung, die Er einnahm, war stets diejenige eines Dieners. Er verbarg sich immer, es sei denn, dass das Zeugnis, für welches Er auf die Erde gekommen war, Ihn veranlasste, seine himmlische Herrlichkeit zu enthüllen. Von seiner Mutter auf der Hochzeit zu Kana gebeten, seine Macht zu entfalten, antwortet Er: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Weib? meine Stunde ist noch nicht gekommen“ (Joh 2,4). Von seinen Brüdern aufgefordert, sich der Welt zu zeigen, antwortet Er auch ihnen: „Meine Zeit ist noch nicht da“ (Joh 7,6). Als Er durch seine Wunder die Menge angezogen hatte und seine Jünger, in dem leicht erklärlichen Wunsch, Ihn vor den Augen des Volkes verherrlicht zu sehen, zu Ihm sagten: „Alle suchen dich“, ist seine Antwort wiederum nur die eines Dieners: „Lasst uns anderswohin in die nächsten Flecken gehen, auf dass ich auch daselbst predige; denn dazu bin ich ausgegangen.“ Markus (1,38) Ein Leib war Ihm zubereitet worden, und wie David, so hatte auch Er nichts anderes zu tun, als das Werk zu vollbringen, das Ihm der Vater gegeben hatte.
Er war vollkommen in allen Einzelheiten dieses Werkes. Als Kind war Er seinen Eltern unterworfen, und nachdem Er, wie David, von Gott gesalbt war, fuhr Er nichtsdestoweniger fort, zu dienen, sei es zur Ehre seines Vaters, sei es zur Befriedigung unserer Bedürfnisse und zur Heilung unserer Gebrechen; stets konnte sein Vater von Ihm sagen: „Siehe, mein Knecht, den ich erwählt habe“ (Mt 12,18). Er vollendete sein Tagewerk, indem Er stets an dem Werk dessen arbeitete, der Ihn gesandt hatte; Er ruhte nicht eher, bis Er ausrufen konnte: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30) „Er war gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod des Kreuzes“ (Phil 2,8). Und was unsere Gebrechen betrifft, so „ging Er umher, wohltuend und heilend alle, die von dem Teufel überwältigt waren“ (Apg 10,38). Jede Stadt, jedes Dorf des Landes lernte Ihn so kennen, jedes Elend fand bei Ihm Erleichterung; niemand ging je vergebens zu Ihm.
Hier möchte ich einen Augenblick verweilen, um die Notwendigkeit dieser Erniedrigung des Sohnes Gottes einer kurzen Betrachtung zu unterziehen. Gott war durch den Menschen in dieser Welt in jeder Beziehung völlig verunehrt worden. Christus kam, um Gott in allem, und zwar gerade da, wo diese Verunehrung stattgefunden hatte, vollkommen zu verherrlichen. Adam, das Geschöpf, hatte seine eigene Herrlichkeit gesucht; der Sohn Gottes legte die seinige ab; Er entäußerte sich selbst, machte sich zu nichts und nahm freiwillig Knechtsgestalt an. Zu sein wie Gott, obgleich er ein Geschöpf war, war das Ziel des hochmütigen Ehrgeizes des ersten Menschen; sich bis zur Gestalt eines Knechtes zu erniedrigen, obgleich Er „in Gestalt Gottes war“ (Phil 2,6), war die freiwillige Erniedrigung des letzten Adam. Und so wurde die Unehre, die der erste Adam der Ehre Gottes zuzufügen suchte, überreichlich durch den letzten Adam wiedergutgemacht.
Aber diese Erniedrigung des Sohnes Gottes erstreckte sich nicht nur auf sein Leben und seinen Dienst, sondern auch auf die Gestalt, die Er angenommen hatte, indem Er in den Augen der Menschen nur „der Zimmermann, der Sohn der Maria“ (Mk 6,3), war; sie erstreckte sich vor allen Dingen auf seinen Tod mit den verschiedenen Umständen, die denselben begleiteten. Die Herausforderungen, welche, voll des bittersten Spottes, an Ihn gerichtet wurden, hatten nur zum Zweck, Ihn zu bewegen, das zu tun, was Adam getan hatte, und was das gefallene Geschöpf in seinem Stolz getan haben würde: nämlich, das Vertrauen auf Gott wegzuwerfen, in Unabhängigkeit von Ihm zu handeln und seinen eignen Willen zu tun. „Die Vorübergehenden aber lästerten Ihn, schüttelten ihre Köpfe und sagten: der du den Tempel abbrichst und in drei Tagen aufbaust, rette dich selbst. Wenn du Gottes Sohn bist, so steige herab vom Kreuz. Gleicherweise aber verspotteten Ihn auch die Hohepriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten, und sprachen: Andere hat Er gerettet, sich selbst kann Er nicht retten. Wenn Er Israels König ist, so steige Er jetzt herab vom Kreuz, und wir wollen Ihm glauben“ (Mt 27,39–42). Aber Jesus widerstand in der Vollkommenheit seiner Unterwerfung und seines Dienstes allen diesen schmachvollen und kränkenden Herausforderungen. Er war vorher denselben Versuchungen von Seiten Satans ausgesetzt gewesen. Satan hatte gewollt, dass Er sich selbst verherrlichte (Mt 4,6), und die Menschen, getrieben von ihrem Stolz, der die Ursache ihres Falles im Paradies gewesen war, wollten jetzt dasselbe. Aber Jesus triumphierte über diese Versuchungen; sowohl Satan, wie die Menschen hatten „nichts in Ihm.“ Er nahm das Kreuz und die Schande auf sich, setzte sich der ganzen Feindschaft und Verachtung des aufrührerischen Menschen aus, und konnte zu Gott sagen: „Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen“ (Ps 69,9). So wurde Er in Schwachheit gekreuzigt, aber jetzt „lebt Er durch die Kraft Gottes“ (2. Kor 13,4). Weil Er den Platz der Erniedrigung eingenommen hat, wird Er die Ehre der Herrschaft empfangen, und Er wird sie ausüben in Gerechtigkeit; ja, bald werden alle Reiche der Welt Ihm angehören. Sollte uns das nicht ermuntern, hier denselben Platz einzunehmen und mit der Verachtung der Welt zufrieden zu sein, um bald auch in Herrlichkeit mit Ihm zu regieren, der für uns verachtet war, und es heute noch ist?
Jedoch war Er nicht nur auf der Erde der vollkommene Diener Gottes, sondern auch im Himmel fährt Er fort, für uns Sorge zu tragen; denn als Er von den Seinen Abschied nahm, sagte Er zu ihnen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis zur Vollendung des Zeitalters“ (Mt 28,20). Er ist beständig der Diener der seinigen, indem Er ihnen die Füße wäscht, bis Er sie ohne Flecken und jubelnd in seine Herrlichkeit einführen kann. Und selbst dann, wenn Er aus seinem himmlischen Heiligtum herausgehen wird, um über alle seine Feinde Gericht zu halten, wird Er dies tun als der Diener der Herrlichkeit Gottes, und Er wird nicht eher aufhören, bis Er das Recht auf Erden bestellt haben wird (Jes 42,1–4). Und, was noch wunderbarer ist, Er wird, wenn Er so den Sieg über alle seine Feinde davongetragen hat, sich dennoch denjenigen seiner Heiligen, die Er wachend und Ihn erwartend gefunden hat, widmen: „Er wird sich umgürten und sie sich zu Tische legen lassen und hinzutreten und sie bedienen“ (Lk 12,37); ja, Er wird „sie weiden und sie leiten zu Brunnen der Wasser des Lebens, und Gott wird jede Träne abwischen von ihren Augen“ (Off 7,17).
So ist also Jesus der wahre David; denn keine Veränderung der Stellung oder der Umstände verändert seinen Charakter als Diener Gottes, zu seiner Ehre und zur Freude seines Volkes. Er verherrlichte sich selbst niemals; seine Sprache war stets: „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!“ (Lk 22,42) Und „darum hat Ihn Gott auch hoch erhoben und Ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2,9–11). Zu Ihm, als zu dem wahren Salomo, sagt Gott: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ (Ps 2,7), und von Ihm sagt Er in Wahrheit: „Ich will Ihm zum Vater, und Er soll mir zum Sohn sein“ (2. Sam 7,14). Ihn hat Er jetzt mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt und Ihn über die Werke seiner Hände gesetzt, und Ihm wird Er bald alle Dinge unterwerfen (Ps 8,5–6). „Er hat auf seinem Gewände und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren“ (Off 19,16). Alle Nationen, die Könige und Fürsten, werden sich vor dem beugen, den die Menschen verachtet und verworfen haben. „Sein Thron wird sein wie die Sonne“ (Ps 89,36); Er wird „gesalbt sein mit Freudenöl“ (Ps 45,7) und wird genannt werden: „der Gott der ganzen Erde.“ Dann wird der König in seiner ganzen Schönheit gesehen werden; Er wird, wie Salomo, das Volk segnen und in allem für sie ins Mittel treten (2. Chr 6), indem Er die Namen all der Seinen fortwährend auf seiner Brust und seinen Schultern trägt. Und wie Salomo Städte baute und sie befestigte, damit „Juda und Israel in Sicherheit wohnten, ein jeglicher unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum von Dan bis Beerscheba, alle die Tage Salomos“ (2. Chr 8,4–6; 1. Kön 4,25), so sagt auch der wahre Salomo durch den Mund seines Propheten: „Mein Volk wird wohnen in einer Wohnstätte des Friedens und in ganz sicheren Wohnungen und in stillen Ruhestätten“ (Jes 32,18). Salomo hatte Kenntnis, Weisheit und Verstand, um Gerechtigkeit zu üben und sein Volk zu regieren, und ebenso heißt es von dem, der größer ist als Salomo: „Auf Ihm wird ruhen der Geist Jehovas, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht Jehovas. Und Er wird die Armen richten mit Gerechtigkeit, und den Gebeugten des Landes Recht sprechen in Geradheit“ (Jes 11,2.4).
Dann wird auch Zion in seiner ganzen Schönheit erglänzen. „Der König Salomo machte das Silber in Jerusalem gleich den Steinen, und die Zedern machte er gleich den Sykomoren“ (1. Kön 10,27). Aber wenn die Herrlichkeit des Herrn auf Zion zurückstrahlen wird, so wird es leuchten in seinem ganzen Glänze. „Die Sohn der Fremde werden deine Mauern bauen, und ihre Könige werden dir dienen. Und sich bückend werden zu dir kommen die Kinder deiner Unterdrücker, und alle, die dich gelästert haben, werden niederfallen zu den Sohlen deiner Füße und werden dich nennen: Stadt Jehovas, Zion des Heiligen Israels. Statt des Erzes will ich Gold bringen, und statt des Eisens Silber bringen, und statt des Holzes Erz, und statt der Steine Eisen“ (Jes 60,10.14.17). Und im Blick auf die Bewohner lesen wir: „sie allesamt werden Gerechte sein, sie werden das Land erben auf ewig“ (Jes 60,21); dann wird man in Wahrheit sagen können: „Glückselig das Volk, dessen Gott Jehova ist!“ (Ps 144,15) – So geben uns die Zeiten Davids und Salomos einigermaßen eine Vorstellung von dem Dienst unseres viel geliebten Herrn, solange Er hienieden in der Mitte der Seinen war, und auch während Er jetzt droben weilt, sowie von dem Glanz und der Herrlichkeit seines Reiches am Ende der Tage.
Doch bevor wir unsere Betrachtungen schließen, möchte ich noch einige Bemerkungen über diese Zeit der Regierung, des Herrn auf der Erde hinzufügen.
Zunächst muss dieses Reich das Reich des Sohnes sein. Der Sohn, und nicht der Diener, wird es erben und aufrichten, so wie wir gesehen haben, dass der Tempel durch Salomo, und nicht durch David, erbaut wurde. Infolge dessen wird es den Wert und die Wichtigkeit des Sohnes haben, und das wird ihm seine Beständigkeit und seine Freude verleihen. Seine Beständigkeit, weil es nicht auf die Schwäche und Unbeständigkeit eines Knechtes gegründet ist – wie geschrieben steht: „Der Knecht bleibt nicht für immer in dem Haus“ – sondern auf die Kraft und die Treue des Sohnes; denn „der Sohn bleibt für immer“ (Joh 8,35). „Himmel und Erde werden erbeben“ (Joel 3,16), aber dieses Reich ist „unerschütterlich“ (Heb 12,28). Seine Freude, weil das unaussprechliche Wohlgefallen des Vaters auf dem Sohn und auf seinem Reich ruhen wird. Zum Zeugnis dieser Freude sagt Gott von dem Tempel, den Salomo erbaut hatte: „Meine Augen und mein Herz sollen daselbst sein alle Tage“ (2. Chr 7,16). Und wie groß und herrlich wird erst die Ruhe und das Glück der Schöpfung sein, wenn sie sich dereinst der Gunst des Vaters erfreuen, wenn das ganze Wohlgefallen, das Er an dem Sohn seiner Liebe hat, sich auf alle Dinge ausdehnen wird!
Ferner wird das Reich uns überall und immer an den „Mann der Schmerzen“ erinnern, so wie in dem Tempel alle Dinge von David redeten, der sie während der Zeit seiner Arbeit und seines Dienstes aufgehäuft hatte. Der 132. Psalm ist von Anfang bis zu Ende ein Gebet, welches sich im Blick auf die Arbeit und die Leiden Davids an Gott richtet. „Gedenke, Jehova“, so sagt der Psalmist, „an David, an alle seine Mühsale!“ und weiterhin ruft er aus: „Stehe auf, Jehova, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke! Lass deine Priester bekleidet sein mit Gerechtigkeit und deine Frommen jubeln! Um Davids, deines Knechtes, willen weise nicht ab das Angesicht deines Gesalbten!“ (Ps 132,1.8–10) Die Mühsale Davids fanden so inmitten der Herrlichkeit Salomos Erwähnung, und ebenso wird Christus als das geschlachtete Lamm inmitten des Thrones stehen. Ihm, dem geschlachteten Lamm, das durch sein Blut aus allen Völkern und Sprachen solche erkauft hat, die Ihn als Könige und Priester ewiglich umgeben werden, wird das neue Lied, das Lied der Erlösung, ertönen. Wie unsere verfluchte Erde überall die Spuren der Schlange trägt, so wird die neue Erde überall die Spuren des Blutes Jesu tragen. Die Engel, welche die vier lebendigen Wesen und die Ältesten umgeben, werden rufen: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung. Und alle Kreatur, die in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf den: Meere ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht in die Zeitalter der Zeitalter!“ (Off 5,12–13)
Schließlich wird das Reich auch den Mittelpunkt der Danksagung und des Lobes Gottes bilden, der diese Anbetung annehmen und für immer sein Wohlgefallen daran haben wird. Damals, als der Tempel vollendet, die Bundeslade unter die Flügel der Cherubim gestellt und jedes Ding an seinen Platz gebracht war, als die Priester, die Leviten und die Sänger sich versammelt hatten, da „geschah es, als die Trompeter und Sänger waren wie einer, um eine Stimme ertönen zu lassen, Jehova zu preisen und zu lobsingen ... da ward das Haus erfüllt mit einer Wolke; das Haus Jehovas; und die Priester vermochten nicht zu stehen, um den Dienst zu verrichten, vor der Wolke, denn die Herrlichkeit Jehovas hatte das Haus Gottes erfüllt“ (2. Chr 5,13–14). Ebenso wird in dem Reich alles der Ehre Gottes Platz machen, alles wird zum Schweigen gebracht werden; nur die ewigen Gesänge der Freude und des Lobes werden ertönen. Jetzt wird das Lob gar oft durch unsere eigenen törichten Gedanken, durch unsere Schwachheit und unseren Unglauben gestört. Dann aber wird nichts mehr das Lob hindern können; unsere eigenen Gedanken werden für immer zum Schweigen gebracht sein, und nichts anderes wird gehört werden als Lob und Dank. Der Glaube aber kann diese Dinge heute schon genießen; darum lasst uns den Glauben festhalten und jetzt schon Gott für alles danken und im Geist das Lob in der Freude des Reiches beginnen! Bald, ja bald wird das Lob der Himmel, das Lob der Erde, das Lob der Engel und ihrer Heere, das Lob der Könige der Erde, das Lob aller Völker, das Lob der ganzen Schöpfung sich erheben und das Herz dessen erfreuen, dessen Name allein des Lobes würdig ist; und seine Heiligen, die Ihn lieben, seine Völker, die Ihm dienen, werden für immer glücklich und voll von Freude sein.
Nicht mehr lange wird es währen,
Und die Nacht ist ganz vorbei;
Dann wird alles dich verehren,
Und die Schöpfung selbst wird frei.