Gekommen – um zu dienen
Kapitel 9
Die Verherrlichung des Herrn auf dem Berg
„Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Unter denen, die hier stehen, sind einige, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie das Reich Gottes, in Macht gekommen, gesehen haben.
Und nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus und den Jakobus und den Johannes mit und führt sie für sich allein auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt; und seine Kleider wurden glänzend, sehr weiß, wie kein Walker auf der Erde weiß machen kann. Und es erschien ihnen Elia mit Mose, und sie unterredeten sich mit Jesus. Und Petrus hebt an und spricht zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind; und wir wollen drei Hütten machen, dir eine und Mose eine und Elia eine. Denn er wusste nicht, was er sagen sollte, denn sie waren voll Furcht. Und es kam eine Wolke, die sie überschattete; und eine Stimme erging aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört. Und plötzlich, als sie sich umblickten, sahen sie niemand mehr, sondern Jesus allein bei sich“ (9,1–8).
„Und nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus und den Jakobus und den Johannes mit und führt sie für sich allein auf einen hohen Berg.“ Schon zweimal haben wir den Herrn auf einem Berg gesehen (Kap. 3,13; 6,46). Doch hier heißt es, dass sie auf einen hohen Berg stiegen. Der hohe Berg wird im Neuen Testament als ein Bild von Herrschaft über diese Erde benutzt (vgl. Mt 4,8). Und davon sollten die Jünger jetzt etwas sehen. Denn das Geschehen auf diesem hohen Berg ist ein Muster der Herrlichkeit und der Zustände im 1000-jährigen Reich.
Der Herr wird vor den Jüngern umgestaltet, und entsprechend dem Charakter dieses Evangeliums hebt Markus besonders die Veränderung der Kleider des Herrn hervor. So wird deutlich, dass der Herr Jesus in dem kommenden Reich der alleinige Mittelpunkt sein wird. Doch der Herr ist nicht allein. Seine drei Jünger sind bei Ihm und es erscheinen Elia und Mose. Sie zeigen uns die verschiedenen Gruppen von Gläubigen, die mit dem Herrn Jesus im Reich sein werden.
Elia und Mose stellen die himmlischen Gläubigen dar. Das sind alle Gläubigen aus der Zeit des Alten Testaments bis zum Ende der Gnadenzeit. Dabei gibt es solche, die durch den Tod gehen mussten wie Mose, und solche, die (wie Elia) ohne zu sterben in den Himmel aufgenommen wurden (1. Thes 4,16.17). Mose und Elia erscheinen auch in Herrlichkeit, wie aus Lukas 9,31 hervorgeht. Es zeigt, dass die himmlischen Heiligen die Herrlichkeit des Herrn in seinem Reich teilen werden. Davon lesen wir an verschiedenen Stellen im Neuen Testament (z. B. Kol 3,4; 1. Joh 3,2; Phil 3,21). Was für eine Gnade, dass wir, die wir einst Feinde Gottes und verlorene Sünder waren, in Herrlichkeit mit dem Herrn Jesus offenbar und in enger Gemeinschaft mit Ihm sein werden: „sie unterredeten sich mit Jesus!“
Die Jünger stellen die irdischen Gläubigen im Reich dar. Sie werden die Herrlichkeit des Herrn Jesus und der himmlischen Heiligen anschauen, aber nicht teilen.
Überwältigt von dem Geschehen, ergreift Petrus wieder einmal die Initiative. Er möchte die Herrlichkeit des Augenblicks festhalten. Doch er macht einen großen Fehler: Er stellte den Herrn auf dieselbe Stufe mit Mose und Elia. Dies kann nicht sein. Nichts und niemand kann mit Ihm auf eine Stufe gestellt werden. Daher kommt die Stimme Gottes aus dem Himmel: „Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört.“ Der Vater macht klar, dass Der, der auf der Erde der Verachtete war, sein geliebter Sohn ist. Und auf diese Worte hin verschwinden Mose und Elia.
Die Auferstehung aus den Toten
„Und als sie von dem Berg herabstiegen, gebot er ihnen, dass sie niemand erzählen sollten, was sie gesehen hatten, außer wenn der Sohn des Menschen aus den Toten auferstanden wäre. Und sie hielten das Wort fest, indem sie sich miteinander besprachen: Was ist das, aus den Toten auferstehen?“ (9,9.10).
Die Auferstehung des Sohnes des Menschen aus den Toten ist eine Voraussetzung dafür, dass die auf dem Berg angedeutete Herrlichkeit einmal in Erfüllung gehen wird. Daher gebietet der Herr den Jüngern von dem Erlebten bis nach seiner Auferstehung zu schweigen. Erst dann würden sie alles richtig verstehen. Wenn wir die Worte von Petrus in Apostelgeschichte 10,40.41 und im 2. Petrus 1,16–19 lesen, erkennen wir, dass er es dann verstanden hatte.
Für den Augenblick stellten die Worte des Herrn über seine Auferstehung aus den Toten die Jünger jedoch vor ein neues Problem. Nicht nur, dass der Herr leiden und sterben sollte, war für sie schwer zu verstehen; jetzt kam noch hinzu, dass Er auch aus den Toten auferstehen würde, während andere in den Gräbern bleiben würden.
Die Lehre einer allgemeinen Auferstehung war im Volk Israel eine bekannte Wahrheit (z. B. Joh 11,24; Apg 23,6–8) und daran glaubten auch die Jünger, aber eine „Aus-Auferstehung“ (s. Anm. zu Phil 3,11), von der der Herr jetzt zu ihnen redete, war ihnen völlig unbekannt. Sie sahen auch in dieser Beziehung noch unklar, sahen Menschen wie Bäume wandeln (Kap. 8,24).
In 1. Korinther 15,20–23 wird uns gezeigt, dass Christus „der Erstling der Entschlafenen“ ist, dass Ihm aber die Gläubigen in dieser Auferstehung aus den Toten folgen werden. In Verbindung mit 1. Thessalonicher 4,16.17 und Offenbarung 20,4.5 können wir erkennen, dass diese „erste Auferstehung“ in drei großen Phasen stattfindet:
- Christus
- Alle gestorbenen Gläubigen bei dem Kommen des Herrn zur Entrückung
- Die in den Gerichten vor der Errichtung des 1000-jährigen Reiches gestorbenen Märtyrer
Es fällt noch auf, dass der Herr hier davon spricht, dass Er als der „Sohn des Menschen“ auferstehen wird. Das steht in Verbindung mit dem Geschehen auf dem Berg. Denn im 1000-jährigen Reich wird Er als der verherrlichte und auferstandene Mensch herrschen und regieren.
Sicher glaubten die Jünger den Worten des Herrn, aber sie verstanden diese nicht und unterredeten sich untereinander. Wie einsam war der Herr daher auch in dieser Situation.
Das Kommen des Elia
„Und sie fragten ihn und sprachen: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, dass Elia zuerst kommen müsse? Er aber sprach zu ihnen: Elia zwar kommt zuerst und stellt alle Dinge wieder her; doch wie steht über den Sohn des Menschen geschrieben, dass er vieles leiden und für nichts geachtet werden soll? Aber ich sage euch, dass Elia auch gekommen ist, und sie haben ihm getan, was irgend sie wollten, so wie über ihn geschrieben steht“ (9,11–13).
Durch die vorangegangenen Ereignisse ergab sich ein weiteres Problem für die Jünger. Damit kommen sie diesmal direkt zum Herrn. Die Schriftgelehrten sagten, dass Elia vor dem Kommen des Messias erscheinen müsse, aber das war anscheinend nicht geschehen. Der Herr benutzt diese Frage, um die Jünger in Vers 12 wieder auf seine Leiden hinzuweisen.
Er bestätigt die Worte der Schriftgelehrten, denn in Maleachi 3,23 ist das Kommen Elias vorhergesagt worden. Aber dann erinnert Er sie, dass nicht nur das Kommen Elias vorhergesagt ist, sondern auch seine Leiden. Und so, wie die Prophezeiung über Elia in Erfüllung gehen würde, würde auch die Prophezeiung über seine eigenen Leiden in Erfüllung gehen.
In Vers 13 zeigt der Herr dann, dass das Kommen von Johannes dem Täufer bereits eine moralische Erfüllung der Weissagung aus Maleachi 3,23 war (Mt 11,14). Johannes kam „im Geist und der Kraft von Elia“ (Lk 1,17), um als Vorläufer des Herrn das Volk zur Buße zu rufen. Aber sie hatten ihn behandelt, wie sie auch den Herrn behandeln würden.
Buchstäblich wird die Weissagung aus Maleachi noch in der Zukunft vor dem Kommen des Herrn auf die Erde in Erfüllung gehen. In dem Tun der beiden „Ölbäume“ in Offenbarung 11,6 findet sich noch ein weiterer Hinweis auf Mose und Elia. Sonst berichtet die Schrift keine Einzelheiten dazu.
Die Heilung des besessenen Sohnes
„Und als sie zu den Jüngern kamen, sahen sie eine große Volksmenge um sie her und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Und sogleich, als die ganze Volksmenge ihn sah, erstaunten sie sehr; und sie liefen herzu und begrüßten ihn. Und er fragte sie: Worüber streitet ihr euch mit ihnen? Und einer aus der Volksmenge antwortete ihm: Lehrer, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht, der einen stummen Geist hat; und wo immer er ihn ergreift, reißt er ihn, und er schäumt und knirscht mit den Zähnen, und er magert ab. Und ich sprach zu deinen Jüngern, dass sie ihn austreiben möchten, und sie vermochten es nicht. Er aber antwortet ihnen und spricht: O ungläubiges Geschlecht! Bis wann soll ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen? Bringt ihn zu mir! Und sie brachten ihn zu ihm. Und als der Geist ihn sah, zerrte er ihn sogleich hin und her; und er fiel auf die Erde und wälzte sich schäumend. Und er fragte seinen Vater: Wie lange Zeit ist es schon, dass ihm dies geschehen ist? Er aber sprach: Von Kindheit an; und oft hat er ihn sogar ins Feuer geworfen und ins Wasser, um ihn umzubringen; aber wenn du etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! Jesus aber sprach zu ihm: Was das „wenn du kannst“ betrifft – dem Glaubenden ist alles möglich. Und sogleich rief der Vater des Kindes und sagte: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Als aber Jesus sah, dass eine Volksmenge zusammenlief, gebot er dem unreinen Geist ernstlich, indem er zu ihm sprach: Du stummer und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn. Und schreiend und ihn sehr hin und her zerrend, fuhr er aus; und er wurde wie tot, so dass die meisten sagten: Er ist gestorben. Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf; und er stand auf.
Und als er in ein Haus getreten war, fragten ihn seine Jünger für sich allein: Warum haben wir ihn nicht austreiben können? Und er sprach zu ihnen: Diese Art kann durch nichts ausfahren als nur durch Gebet und Fasten“ (9,14–29).
Die Szene, die der Herr vorfindet, als Er vom Berg herabkommt, steht in großem Gegensatz zu dem Geschehen auf dem Berg:
Auf dem Berg war der Herr in Herrlichkeit zu sehen. Jetzt im Tal offenbart Er sich wieder als der vollkommene Mensch und Diener, der sich der Armen und Elenden seines Volkes annimmt.
Auf dem Berg wurde eine Zeit angedeutet, in der Satan gebunden ist. Im Tal wird deutlich, dass Satan noch da ist und seine Macht ausübt, um die Menschen in Todesfurcht und Knechtschaft zu halten.
Auf dem Berg wurde etwas von der zukünftigen Herrlichkeit gesehen, während im Tal immer noch Elend (der kranke Junge), Widerstand (die streitenden Schriftgelehrten) und wenig Glauben (die Jünger) vorhanden sind.
Während der Abwesenheit des Herrn waren die Jünger in einen Streit mit den Schriftgelehrten geraten. So wie die Pharisäer mit dem Herrn selbst gestritten hatten (Kap. 8,11), so stritten sie jetzt mit den Jüngern, die durch ihren Unglauben in einen hilflosen Zustand und in eine beschämende Situation geraten waren.
Als der Herr kommt, wendet sich alle Aufmerksamkeit Ihm zu. Er rückt in den Mittelpunkt und alle Blicke werden auf Ihn gerichtet. So ist es immer, wenn wir Ihn in unsere Umstände bringen. Doch wie oft versäumen wir das wie die Jünger und müssen dann erfahren, wie hilflos wir ohne Ihn sind. Er ist die Antwort auf alle Fragen und will so gerne helfen. Doch dazu ist es erforderlich, dass unsererseits Glauben da ist. Und daran fehlte es hier, wie aus dem Folgenden deutlich wird.
Die Jünger waren nicht in der Lage, den stummen Geist aus dem Jungen auszutreiben. Aus Kapitel 6,13 wissen wir, dass sie so etwas in der Kraft des Herrn schon getan hatten. Doch in dieser Situation waren sie hilflos. Wie kam das?
Die Antwort darauf finden wir in den ernsten Worten, die der Herr in Vers 19 an die Volksmenge allgemein, aber ganz besonders auch an die Jünger richtete. Ihr Unglaube war der Grund für ihre Hilflosigkeit. In der Person des Herrn war die Kraft über die Macht Satans gegenwärtig, aber den Jüngern fehlte es an Glauben, diese Macht zu gebrauchen. Das ist zu allen Zeiten ein ernster und trauriger Zustand, wenn die Nachfolger des Herrn auf der Erde keine Kraft und keinen Glauben haben, um die ihnen in dem Herrn zur Verfügung stehenden Hilfsquellen zu erschließen.
Doch trotz allem begegnet der Herr in seiner großen Gnade der Not dieses Vaters, der sich mit seinem Bedürfnis an die richtige Stelle wandte. In Vers 17 heißt es, dass er seinen Sohn zu Ihm gebracht hatte. Er wollte zum Herrn kommen, traf dann aber nur die Jünger an, da der Herr auf dem Berg war. Jetzt, am Ende von Vers 19 sagt der Herr jedoch, dass man den kranken Sohn zu Ihm bringen soll.
Die Krankheitsbeschreibung, die der Vater in den Versen 18.21.22 schildert, liefert ein deutliches Bild von der Macht Satans, die er auch heute noch ausübt, wenn auch nicht unbedingt äußerlich so sichtbar. In dem kranken Sohn erkennen wir ein Bild des Menschen von Natur aus, aber ganz besonders auch von dem traurigen Zustand, in den das Volk Israel gekommen war.
Der Herr kümmert sich nicht sofort um den kranken Jungen. Er sieht den schwachen Glauben in dem Herzen des Vaters und beschäftigt sich daher zuerst mit ihm. Der Kleinglaube hinderte den Vater, die Macht des Herrn über das Böse zu erkennen. Daher räumt der Herr zuerst die Zweifel an seiner Macht aus, um ihm dann zu zeigen, wie mächtig Er ist.
Der Aussätzige in Kapitel 1,40 war auch von Zweifeln geplagt. Aber er zweifelte nicht so sehr an der Macht des Herrn, sondern mehr an seiner Bereitwilligkeit, diese Macht in seinem Fall anzuwenden. Sind nicht auch wir in Schwierigkeiten oft durch Kleinglauben gekennzeichnet und von Zweifeln in der einen oder anderen Weise geplagt? Wenn es so ist, haben wir die Aufforderung aus Jakobus 1,6 nötig: „Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln.“
Es ist schön zu sehen, was die Worte des Herrn bei dem Vater bewirken. Er erkennt sich in der Gegenwart des Herrn, bekennt seinen schwachen Zustand und spricht eine Bitte aus, die auch wir haben sollten.
Unser Glaube wächst nur in der täglichen Anwendung. Wir müssen ihn in den kleinen Dingen des Lebens lernen, um ihn dann auch in Schwierigkeiten zu haben. Das Beispiel der Thessalonicher illustriert in schöner Weise, dass Glaube wachsen kann: Während der Apostel Paulus in 1. Thessalonicher 3,10 davon spricht, dass er gerne vollenden wollte, was an ihrem Glauben mangelte, konnte er in 2. Thessalonicher 1,3 dann bezeugen, dass ihr Glaube überaus wuchs.
Bevor das Aufsehen noch größer wird, gebietet der Herr dem unreinen Geist, von dem Jungen auszufahren und auch nicht mehr in ihn zu fahren. Das ist die Weise des Herrn, wenn Er befreit: Er befreit nicht nur sofort, sondern auch bleibend.
Zunächst sieht es jedoch so aus, als würde Satan den Sieg davontragen. Wie in Kapitel 1,26 sehen wir, wie er noch einmal alle Macht aufbietet, bevor er sein Opfer loslassen muss. Diese Macht hat er heute noch, aber wir wissen, dass der Herr stärker ist.
Wir können sicher sein, dass Satan ganz besonders dann, wenn das Evangelium verkündigt wird, alles aufbietet, um die Menschen abzuhalten, der Botschaft Folge zu leisten. Daher sollte uns das Wissen um seine Macht gerade bei solchen Gelegenheiten dazu bringen, ganz besonders für den Prediger und die Zuhörer zu beten.
Auch hier muss Satan sich den Worten des Herrn beugen, der sich dann in liebevoller Weise um den Jungen kümmert, ihn bei der Hand nimmt und aufrichtet.
Wie groß steht der Herr auch in dieser Begebenheit in seiner ganzen Vollkommenheit, seinem göttlichen Erbarmen und seinem Mitgefühl vor uns. Wir sehen Ihn als den abhängigen Diener, aber zugleich auch als Sohn Gottes in Macht handeln.
Direkt nach der Heilung begibt sich der Herr mit seinen Jüngern in die Abgeschiedenheit eines Hauses. Dort in der Stille fragen Ihn die Jünger „für sich allein“, warum sie den Kranken nicht hatten heilen können. Zuerst zeigt uns dies das Vorrecht der Gemeinschaft, die auch heute jeder Glaubende haben darf. Es ist eine Ermunterung auf dem Weg durch diese Welt.
In seiner Antwort zeigt der Herr ihnen dann, dass für einen nutzbringenden Dienst nicht nur Glaube erforderlich ist, sondern auch Gebet und Fasten. Neben dem Glauben ist es die Abhängigkeit des Dieners und die Hinwendung zu Gott – ausgedrückt im Gebet –, sowie die Absonderung von den Dingen dieser Welt – ausgedrückt im Fasten –, die einem Dienst Kraft verleihen.
Der Herr spricht erneut von seinen Leiden
„Und sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa; und er wollte nicht, dass es jemand erfahre. Denn er lehrte seine Jünger und sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen wird in die Hände der Menschen überliefert, und sie werden ihn töten; und nachdem er getötet worden ist, wird er nach drei Tagen auferstehen. Sie aber verstanden das Wort nicht und fürchteten sich, ihn zu fragen“ (9,30–32).
Der Herr nimmt seine Jünger wieder mit auf die Reise und nutzt die Zeit, um ihnen in der Stille erneut das vorzustellen, was Ihm begegnen würde. Er wusste, wie schwer die Jünger den Gedanken, dass Er leiden würde, fassen konnten. Daher sprach Er immer wieder davon zu ihnen. Auch uns möchte der Herr dahin bringen, dass wir etwas von seinen Empfindungen verstehen. Aber dafür braucht es wie hier die Stille der Gemeinschaft mit Ihm.
An dieser Stelle steht in besonderer Weise das schreckliche Tun der Menschen an Ihm, dem Sohn des Menschen, vor dem Auge des Herrn. Diejenigen, für die Er in das Reich des Starken eingedrungen war, um sie zu erlösen, würden Ihn töten. Das war ein Gedanke, unter dem Er besonders litt. Doch es ist schön, dass trotz aller Leiden auch schon sein Sieg in der Auferstehung angekündigt wird, den die Jünger später in Apostelgeschichte 4,33 kraftvoll verkündigten.
Obwohl die Worte des Herrn klar verständlich waren und auch die Schriften bereits von seinen Leiden gesprochen hatten, verstanden die Jünger hier seine Worte nicht. Sie fürchteten sich, Ihn zu fragen. Der folgende Abschnitt wirft etwas Licht darauf, warum die Jünger den Herrn nicht verstanden.
Was habt ihr auf dem Weg besprochen?
„Und er kam nach Kapernaum. Und als er in dem Haus war, fragte er sie: Was habt ihr auf dem Weg besprochen? Sie aber schwiegen; denn sie hatten auf dem Weg miteinander beredet, wer der Größte sei. Und nachdem er sich gesetzt hatte, rief er die Zwölf; und er spricht zu ihnen: Wenn jemand der Erste sein will, so soll er der Letzte von allen und der Diener aller sein“ (9,33–35).
Der Herr, der die Gedanken und Überlegungen der Herzen kannte, stellt ihnen eine Frage, die sie in ihrem Gewissen traf und auf die sie nur mit Schweigen antworteten. Was könnten wir antworten, wenn Er uns diese Frage stellt: „Was habt ihr auf dem Weg besprochen?“? Was sind unsere Gesprächsthemen, wenn wir zusammen sind? Muss nicht auch bei uns oft betretenes Schweigen auf diese Frage herrschen? Doch wir wollen uns ermuntern lassen in dem Gedanken, dass Er solche Fragen nie ohne Absicht stellt.
Insgesamt ist es ein trauriges Bild, das hier von den Jüngern gezeichnet wird. Zunächst haben wir sie hilflos gesehen (V. 18), dann furchtsam (V. 32), und jetzt sind sie schweigsam (V. 34), als der Herr ihnen eine Frage stellt. Der Grund für diesen traurigen Zustand war, dass sie nicht mehr mit dem Herrn „allein“ (V. 8) beschäftigt waren und die beiden Stücke aus Vers 29 nicht beachteten. Sie waren mit sich selbst und den Menschen dieser Welt beschäftigt und nicht in Gemeinschaft mit Ihm. Es ging ihnen um ihre eigene Größe und um ihre Stellung im 1000-jährigen Reich, wie aus Matthäus 18,1 deutlich wird.
Ihre Gedanken bezüglich ihrer Stellung im Reich wurden sicherlich auch durch eine gewisse Erwartungshaltung geprägt. Sie rechneten mit einer Belohnung dafür, dass sie um ihres Meisters willen alles aufgegeben hatten, um Ihm nachzufolgen. Bei solchen Gedanken passten die Worte des Herrn über seine Leiden nicht in ihr Konzept.
Der Herr stellt ein Kind in die Mitte der Jünger
„Und er nahm ein Kind und stellte es in ihre Mitte; und als er es in die Arme genommen hatte, sprach er zu ihnen: Wer irgend eins von solchen Kindern aufnimmt in meinem Namen, nimmt mich auf; und wer irgend mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat“ (9,36.37).
Doch der Herr lässt seine Jünger nicht in diesem traurigen Zustand, sondern ergreift die Initiative, um die Gemeinschaft wiederherzustellen und sie wieder zu sich zu ziehen. Selbst als sie kurz vor seinem Leiden und Sterben am Kreuz noch mit ihrer eigenen Größe beschäftigt waren und darüber in Streit gerieten (Lk 22,24), ließ Er sie nicht laufen oder strafte sie, sondern wies sie in Liebe zurecht. Wir können darin von Ihm, dem wahren Seelsorger, im Hinblick auf den Umgang miteinander lernen.
Er setzt sich und ruft die Jünger zu sich, um sie in Ruhe zu unterweisen. Dabei sind sie, ohne dass sie etwas gesagt haben, völlig offenbar vor Ihm. Der Herr verurteilt ihre Überlegungen bezüglich einer Belohnung im Reich nicht direkt, denn im 1000-jährigen Reich hat der Gedanke an Belohnung durchaus seinen Platz. Aber Er macht ihnen deutlich, dass man, um im Reich eine große Belohnung zu bekommen, hier auf der Erde den Platz des Dieners einnehmen muss.
So belehrt Er sie hier über die Demut in seiner Nachfolge und im Dienst für Ihn. Im Folgenden gibt Er ihnen dann direkt ein Beispiel für die Verwirklichung dieser Demut und knüpft eine weitere Belehrung an.
Dafür stellt Er in beeindruckender Weise ein Kind in ihre Mitte, nimmt es in seine Arme und spricht von der Aufnahme eines solchen Kindes in seinem Namen.
Wir können uns fragen, wieso der Herr hier plötzlich von Aufnehmen spricht.
Vielleicht will Er mit diesem Beispiel einen Kontrast zu den Gedanken der Jünger bilden. Die Jünger waren mit einer Stellung beschäftigt, in der sie Ehre erlangen konnten bzw. wollten. Daher lenkt Er ihre Gedanken von ihnen selbst weg und spricht von der Aufnahme eines Kindes in seinem Namen. Dabei erlangt man nicht etwas, sondern gibt und verwendet sich selbst im Dienst für andere – auch etwas, was der Herr in vollkommener Weise verwirklichte (Kap.10,45). Bei der Aufnahme eines Kindes oder eines Geringen – wie es in Vers 42 heißt – fällt auch keine Ehre auf einen selbst, wie es z. B. bei der Aufnahme eines bekannten Dieners sein könnte.
Alles in diesen Versen wird in Verbindung mit seinem Namen gebracht. Das macht deutlich, dass es nicht so sehr darauf ankommt, wer es ist, der einen Dienst tut, sondern wer dahinter steht, in wessen Auftrag ein solcher handelt. Zur Verdeutlichung dieser Sache können wir an einen Botschafter denken. Er wird vor allem wegen der Regierung, die hinter ihm steht und die er repräsentiert, geachtet.
Wenn wir das verstehen, fällt es uns nicht länger schwer, Kinder oder geringe Gläubige in seinem Namen aufzunehmen. Wer das tut, nimmt den Herrn selbst auf. Aber in seiner vollkommen demütigen Gesinnung fügt der Herr sofort hinzu, dass wer irgend Ihn aufnimmt, nicht Ihn aufnimmt, sondern Den, der Ihn gesandt hat. Das ist unser Herr, der nicht seine Ehre sucht und den Jüngern an sich selbst die Worte aus Vers 35 illustriert.
Mit dem Aufnehmen eines Kindes steht sicherlich noch ein zweiter Gedanke in Verbindung. Wir können dabei auch an die Annahme der Art eines Kindes denken. Ein Kind ist durch Vertrauen, Abhängigkeit und eigenes Unvermögen gekennzeichnet. So eine Gesinnung müssen wir lernen, um Gemeinschaft mit dem Herrn und dem Vater haben zu können.
Jemand, der „uns“ nicht nachfolgt
„Johannes sprach zu ihm: Lehrer, wir sahen jemand, der uns nicht nachfolgt, Dämonen austreiben in deinem Namen; und wir wehrten ihm, weil er uns nicht nachfolgte. Jesus aber sprach: Wehrt ihm nicht, denn niemand wird ein Wunderwerk in meinem Namen tun und bald darauf übel von mir reden können; denn wer nicht gegen uns ist, ist für uns.
Denn wer irgend euch einen Becher Wasser zu trinken gibt in meinem Namen, weil ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch: Er wird seinen Lohn nicht verlieren.
Und wer irgend einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Anstoß gibt, für den wäre es besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde“ (9,38–42).
In diesen Versen zeigt sich, dass die vorangegangenen Belehrungen bei den Jüngern noch nicht auf fruchtbaren Boden gefallen waren. Waren sie in den Versen 33 und 34 von persönlicher Selbstsucht gekennzeichnet, sind sie es jetzt durch gemeinsame Selbstsucht in Bezug auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Davor ist selbst der Jünger Johannes nicht gefeit. Er kommt zu dem Herrn und beschwert sich über jemand, der das getan hatte, worin sie selbst gerade versagt hatten, obwohl er ihnen nicht nachfolgte.
Anstatt über ihr eigenes Versagen und ihren mangelnden Glauben betrübt zu sein, führte der Geist der Eifersucht die Jünger dazu, den Herrn zu bitten, diesem Mann zu wehren.
In seiner Antwort gibt der Herr den Jüngern eine weitere Belehrung. Er zeigt ihnen, dass sie zu viel aus sich selbst machten und zu wenig aus Ihm. Darüber hinaus macht Er ihnen deutlich, dass das Wandeln auf dem Weg des Herrn in sich selbst noch keine Garantie für geistliche Kraft ist.
Dieser Mann folgte dem Herrn zwar nicht so nah nach wie die Jünger, aber es war offensichtlich, dass er Glauben an den Namen des Herrn hatte und in diesem Glauben das tun konnte, was die Jünger nicht tun konnten. Die Jünger hätten dies anerkennen und Gott dafür danken sollen. Denn dadurch war der Name des Herrn verherrlicht worden. Wenn dieser Mann in einer Zeit, in der die Welt völlig gegen Christus war, in seinem Namen handelte und an Ihn glaubte, war es offensichtlich, dass er für den Herrn war und nicht gegen Ihn.
Wie passend ist diese Belehrung auch für uns. Denn sind wir nicht oft geneigt, nur an uns und an solche zu denken, die mit „uns“ einen gemeinsamen Weg gehen? Doch auch wenn Gläubige aus Mangel an Verständnis dem Herrn nicht so nachfolgen, wie Er es in seinem Wort zeigt – wenn sie in seinem Namen und aus Liebe zu Ihm handeln, sollten wir das dankbar anerkennen. Eldad und Medad geben uns ein Beispiel dafür (4. Mo 11,26–29).
Der Herr macht in Vers 41 deutlich, dass der kleinste und geringste Dienst (einen Becher Wasser reichen), der in seinem Namen und für Ihn getan wird, belohnt werden wird. Gott sieht die Beweggründe der Herzen. Er nimmt Notiz von allem, was für Ihn und für die Seinen getan wird. Er freut sich über die Treue im Kleinen und dafür gibt Er Lohn. Dieser Lohn wird am Richterstuhl des Christus ausgeteilt werden.
Wenn es hier heißt: „Er wird seinen Lohn nicht verlieren“, dann geht daraus hervor, dass für jeden Gläubigen Lohn bereit liegt. Diesen Lohn möchte Gott uns vollständig geben, doch wenn wir untreu sind und uns falsch verhalten, geht etwas von dem Lohn verloren.
Der Herr zeigt anschließend einen Gegensatz auf (V. 42). Wer einem der Geringsten von denen, die an Ihn glauben, Anstoß geben wird, wird ernstes Gericht empfangen.
Einem schwachen oder jungen Gläubigen Anstoß zu geben bedeutet, ihn durch falsches Verhalten zum Sündigen zu verleiten, ihn zu Fall zu bringen und ihn an der Nachfolge Christi zu hindern.
Wie ernst das ist, zeigen die Worte des Herrn hier. Angesichts dieses Ernstes sollten wir uns fragen, ob unser Verhalten in der Familie Gottes so ist, dass wir unseren Geschwistern keinen Anstoß geben (Röm 14,13.15; 1. Kor 8,9.12.13).
Die Worte des Herrn hier machen aber auch deutlich, welchen Wert jeder einzelne Gläubige für Ihn hat. Als der gute Hirte ist Er für die Kleinen und Geringen der Herde besorgt.
Warnungen vor Dingen, die Anstoß geben
„Und wenn deine Hand dir Anstoß gibt, so hau sie ab. Es ist besser, dass du verkrüppelt in das Leben eingehst, als dass du mit zwei Händen in die Hölle kommst, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Und wenn dein Fuß dir Anstoß gibt, so hau ihn ab. Es ist besser, dass du lahm in das Leben eingehst, als dass du mit zwei Füßen in die Hölle geworfen wirst, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Und wenn dein Auge dir Anstoß gibt, so wirf es weg. Es ist besser, dass du einäugig in das Reich Gottes eingehst, als dass du mit zwei Augen in die Hölle des Feuers geworfen wirst, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt“ (9,43–48).
In diesen Versen sehen wir den Herrn in seiner beurteilenden Herrlichkeit, der einmal der Richter aller sein wird. Die Worte, die Er hier spricht, gehören mit zu den ernstesten Worten, die uns von Ihm berichtet werden. Sie gelten allen Menschen, ob gläubig oder ungläubig, und reden von der Verantwortung des Menschen.
In diesen ernsten Versen lässt der Herr das Licht der Ewigkeit auf die Umstände des Lebens der Menschen fallen. Er macht deutlich, dass alles, was ein Mensch hier auf der Erde an Wertvollem verlieren kann, geringfügig ist im Vergleich zu allem, was die Ewigkeit bringen wird.
Auch dem Gläubigen haben diese Verse viel zu sagen. Ein verbindender Gedanke zu Vers 42 ist das „Anstoß-Geben“. Dort geht es darum, dass wir anderen keinen Anstoß geben, hier darum, dass wir uns selbst Anstoß geben können.
Die Aufforderungen, die der Herr hier gibt, sind nicht buchstäblich zu verstehen. Das macht schon die Tatsache deutlich, dass der Mensch von den genannten Gliedern jeweils zwei hat. Der Herr betont hier, dass der Jünger für seinen Weg selbst verantwortlich ist. Da wir Menschen sind und auch die alte Natur noch in uns haben, sind wir für vieles anfällig, was uns vom geraden Weg abbringen will. Doch wenn wir treue Jünger sein wollen, müssen wir aufmerksam sein und uns vom Herrn zeigen lassen, für welche Gefahren wir persönlich (dir Anstoß gibt) anfällig sind, und von Ihm die Kraft erbitten, das entschieden zu meiden oder wegzutun, auch wenn es einmal schmerzlich ist. Das „Abhauen“ bedeutet, die Regungen der alten Natur radikal zu verurteilen und ihnen – wo immer möglich – die Gelegenheiten zu nehmen (vgl. Kol 3,5; Röm 8,13). Das erfordert täglich neu Entschiedenheit und einen echten Herzensentschluss. Doch wie gut, dass uns dazu auf dem Weg der Nachfolge auch die Gnade des Herrn zur Verfügung steht, die uns helfen will und kann, da sie allmächtig ist.
Und in dieser Gnade weist der Herr uns auch frühzeitig auf Gefahren in unserem Leben hin. So ist es auch hier, denn der Herr redet hier von einem Stadium, in dem wir noch „abhauen“ können. Es ist eine Warnung vor den Anfängen – die wir oft so schlecht bei uns selbst erkennen –, damit wir nicht in einen Zustand kommen, in dem wir nicht mehr handlungsfähig sind.
Diese Verse widerlegen auch deutlich die Gedanken vieler Menschen unserer Tage, die nicht an die Existenz einer Hölle und an ein ewiges Verderben und Gericht glauben. Dreimal wiederholt der Herr die ernsten Worte, dass du „in die Hölle geworfen wirst, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt“.
Es ist sehr selten, dass der Herr etwas so oft wiederholt, und es zeigt mit allem Ernst, dass es eben doch eine Hölle und ein ewig andauerndes Gericht für alle geben wird, die nicht an Ihn geglaubt haben. Ein Gedanke, der auch an verschiedenen anderen Stellen in der Schrift erwähnt wird (z. B. Mt 25,41.46; Joh 3,36; 2. Thes 1,9).
Sollte uns der Ernst dieser Verse nicht dazu anspornen, die Menschen zu überreden, „da wir den Schrecken des Herrn kennen“ (2. Kor 5,11)?
Mit Feuer und Salz gesalzen
„Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden, und jedes Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden. Das Salz ist gut; wenn aber das Salz salzlos geworden ist, womit wollt ihr es würzen? Habt Salz in euch selbst, und seid in Frieden untereinander“ (9,49.50).
Zunächst werden uns zwei ernste Wahrheiten und zwei verschiedene Personengruppen vorgestellt.
Im ersten Teil des Verses heißt es: „Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden.“ Darin werden wir belehrt, dass den Menschen generell ein Gericht erwartet (Heb 9,27).
Das Feuer spricht von der prüfenden Gerechtigkeit eines heiligen Gottes (vgl. Jes 10,17; Heb 12,29). Dieser Beurteilung ist jeder Mensch unterworfen. Dies gilt sowohl dem Gläubigen als auch dem Ungläubigen. Allerdings hat die Beurteilung durch einen heiligen Gott für beide Personengruppen eine unterschiedliche Konsequenz:
Für den Ungläubigen bedeutet sie das Gericht, die ewige Verdammnis.
Auf den Gläubigen hingegen trifft das nicht mehr zu, da Christus an seiner Stelle auf Golgatha das göttlich gerechte Gericht getragen hat. Wer an Ihn glaubt, „kommt nicht ins Gericht“ (Joh 5,24). Das „Salzen mit Feuer“ trifft auf den Gläubigen nur insoweit zu, als dass er in seinem Leben durch Übungen und Prüfungen gehen muss, die eine reinigende und läuternde Wirkung auf ihn haben (z. B. 1. Pet 1,7; 4,12.13).
Im zweiten Teil des Verses heißt es, dass „jedes Schlachtopfer mit Salz gesalzen“ werden wird. Diese Worte gelten nur Gläubigen. Solchen sagt der Apostel Paulus in Römer 12,1: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer.“ Dazu ist das Salz notwendig, wie aus 3. Mose 2,13 hervorgeht, worauf sich unser Vers 49b bezieht.
Salz wurde damals weniger zum Würzen als vielmehr zum Konservieren gebraucht. Salz spricht so von einer Kraft, die das Verderben hindert und vor Fäulnis bewahrt. J. N. Darby hat dazu wohl einmal gesagt: „Salz ist die Kraft heiliger Gnade, die die Seele an Gott bindet und innerlich vor dem Bösen bewahrt.“ Ohne dieses „Salz“, diese Gnade Gottes, können wir unsere Leiber nicht als ein solches Schlachtopfer, wie in Römer 12,1 beschrieben, darstellen. Deshalb müssen wir uns dieser Gnade Gottes aussetzen, damit sie in unserem Leben nicht die Wirkung verliert. Denn dann hätten wir nichts mehr, was uns bewahren könnte.
Die Gnade Gottes bewirkt in uns einen Wandel, der durch praktische Heiligkeit und Reinheit gekennzeichnet ist. Und das führt eigentlich zwangsläufig zu Frieden im Umgang miteinander. Aber die Reihenfolge ist wichtig. Erst muss den Ansprüchen der Heiligkeit entsprochen werden, ehe Frieden vorhanden sein kann. So drückt es auch Jakobus 3,17 aus, wenn er sagt: „Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, dann friedsam.“ Diese Ordnung dürfen wir nicht verdrehen. Aber wenn wir sie und die Belehrungen der vorangegangenen Verse berücksichtigen, werden wir ein sehr glückliches Leben führen.